Anfang dieses Jahrhunderts dort betrieben worden sind, genau so waren, wie zur Römerzeit. Doch geht aus den Beschreibungen der alten Schriftsteller, besonders der des Diodor 1), die Ähnlichkeit klar hervor, auch kann sie wohl kaum einfacher und unvollkommener gewesen sein. Wenn wir deshalb eine Beschreibung der corsica- nischen Rennwerksschmieden, wie sie zu Anfang dieses Jahr- hunderts bestanden, mitteilen, so wird dies, bei dem Mangel eingehen- der Beschreibungen aus älterer Zeit, nicht ungerechtfertigt erscheinen, weil die corsicanischen Rennwerksschmieden bezüglich der Entwicke- lung der Eisenindustrie nicht der neueren, sondern der allerältesten Zeit angehören und sicherlich schon im Mittelalter, abgesehen viel- leicht von der Benutzung der Wasserkraft, bereits in gleicher Weise betrieben worden sind 2).
Das Erz, welches auf Corsica verschmolzen wurde, war schon zur Zeit der Etrusker und Phokäer der Glanzeisenstein von Elba. Dieses Erz wurde erst schwach gebrannt, um es besser zerschlagen zu können, darauf einer starken Röstung unterworfen, die so weit getrieben wurde, dass das Erz eine teilweise Reduktion erlitt und zu schwamm- oder schlackenartigen Massen zusammensinterte. Dies scheint der Zustand gewesen zu sein, in welchem es von den Dikäarchi- schen Kaufleuten verschifft wurde, und es wäre nach Diodors Angabe zu seiner Zeit dieser Prozess noch auf Elba selbst ausgeführt worden, wie er wahrscheinlich jetzt noch in Corsica ausgeführt wird. Man wendete zu Anfang dieses Jahrhunderts Wassertrommelgebläse und Wasserhämmer bei den Corsicanschmieden an. In älterer Zeit wird das Blasen wohl mit Handbälgen, das Ausschmieden mit Handhämmern geschehen sein.
Der Prozess, wie er noch in neuerer Zeit betrieben wurde 3), zerfiel in zwei ganz getrennte Operationen, in die Röstung und Schmelzung. Beim Rösten wurde eine grosse Masse Erz auf einmal in Behandlung genommen, so dass man damit 4 bis 5 getrennte Schmelzungen aus- zuführen im stande war.
Der Herd ist in beifolgender Skizze dargestellt (Fig. 250 a. f. S.). Arbeitsseite (a) und Formseite (b) sind aus Mauerwerk aufgeführt. Die beiden anderen Wände des Herdes werden von Erzbrocken her- gerichtet; der Herd bekommt dadurch eine nahezu hufeisenförmige
1) Diodor Sicul. V. 15.
2) Siehe oben S. 575.
3) Vergl. Notice sur la sabric. du fer en Corse par M. Sagey, 1828, Annales des Mines 2. ser. 4, p. 121 bis 144. Auszug daraus in Percy, On Iron and Steel, p. 315; ferner Courdray, Memoire sur la maniere dont on extrait en Corse le fer. Paris 1775.
Beck, Geschichte des Eisens. 50
Corsicanschmiede.
Anfang dieses Jahrhunderts dort betrieben worden sind, genau so waren, wie zur Römerzeit. Doch geht aus den Beschreibungen der alten Schriftsteller, besonders der des Diodor 1), die Ähnlichkeit klar hervor, auch kann sie wohl kaum einfacher und unvollkommener gewesen sein. Wenn wir deshalb eine Beschreibung der corsica- nischen Rennwerksschmieden, wie sie zu Anfang dieses Jahr- hunderts bestanden, mitteilen, so wird dies, bei dem Mangel eingehen- der Beschreibungen aus älterer Zeit, nicht ungerechtfertigt erscheinen, weil die corsicanischen Rennwerksschmieden bezüglich der Entwicke- lung der Eisenindustrie nicht der neueren, sondern der allerältesten Zeit angehören und sicherlich schon im Mittelalter, abgesehen viel- leicht von der Benutzung der Wasserkraft, bereits in gleicher Weise betrieben worden sind 2).
Das Erz, welches auf Corsica verschmolzen wurde, war schon zur Zeit der Etrusker und Phokäer der Glanzeisenstein von Elba. Dieses Erz wurde erst schwach gebrannt, um es besser zerschlagen zu können, darauf einer starken Röstung unterworfen, die so weit getrieben wurde, daſs das Erz eine teilweise Reduktion erlitt und zu schwamm- oder schlackenartigen Massen zusammensinterte. Dies scheint der Zustand gewesen zu sein, in welchem es von den Dikäarchi- schen Kaufleuten verschifft wurde, und es wäre nach Diodors Angabe zu seiner Zeit dieser Prozeſs noch auf Elba selbst ausgeführt worden, wie er wahrscheinlich jetzt noch in Corsica ausgeführt wird. Man wendete zu Anfang dieses Jahrhunderts Wassertrommelgebläse und Wasserhämmer bei den Corsicanschmieden an. In älterer Zeit wird das Blasen wohl mit Handbälgen, das Ausschmieden mit Handhämmern geschehen sein.
Der Prozeſs, wie er noch in neuerer Zeit betrieben wurde 3), zerfiel in zwei ganz getrennte Operationen, in die Röstung und Schmelzung. Beim Rösten wurde eine groſse Masse Erz auf einmal in Behandlung genommen, so daſs man damit 4 bis 5 getrennte Schmelzungen aus- zuführen im stande war.
Der Herd ist in beifolgender Skizze dargestellt (Fig. 250 a. f. S.). Arbeitsseite (a) und Formseite (b) sind aus Mauerwerk aufgeführt. Die beiden anderen Wände des Herdes werden von Erzbrocken her- gerichtet; der Herd bekommt dadurch eine nahezu hufeisenförmige
1) Diodor Sicul. V. 15.
2) Siehe oben S. 575.
3) Vergl. Notice sur la ſabric. du fer en Corse par M. Sagey, 1828, Annales des Mines 2. ser. 4, p. 121 bis 144. Auszug daraus in Percy, On Iron and Steel, p. 315; ferner Courdray, Memoire sur la manière dont on extrait en Corse le fer. Paris 1775.
Beck, Geschichte des Eisens. 50
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0807"n="785"/><fwplace="top"type="header">Corsicanschmiede.</fw><lb/>
Anfang dieses Jahrhunderts dort betrieben worden sind, genau so<lb/>
waren, wie zur Römerzeit. Doch geht aus den Beschreibungen der<lb/>
alten Schriftsteller, besonders der des Diodor <noteplace="foot"n="1)">Diodor Sicul. V. 15.</note>, die Ähnlichkeit klar<lb/>
hervor, auch kann sie wohl kaum einfacher und unvollkommener<lb/>
gewesen sein. Wenn wir deshalb eine Beschreibung der <hirendition="#g">corsica-<lb/>
nischen Rennwerksschmieden</hi>, wie sie zu Anfang dieses Jahr-<lb/>
hunderts bestanden, mitteilen, so wird dies, bei dem Mangel eingehen-<lb/>
der Beschreibungen aus älterer Zeit, nicht ungerechtfertigt erscheinen,<lb/>
weil die corsicanischen Rennwerksschmieden bezüglich der Entwicke-<lb/>
lung der Eisenindustrie nicht der neueren, sondern der allerältesten<lb/>
Zeit angehören und sicherlich schon im Mittelalter, abgesehen viel-<lb/>
leicht von der Benutzung der Wasserkraft, bereits in gleicher Weise<lb/>
betrieben worden sind <noteplace="foot"n="2)">Siehe oben S. 575.</note>.</p><lb/><p>Das Erz, welches auf <hirendition="#g">Corsica</hi> verschmolzen wurde, war schon<lb/>
zur Zeit der Etrusker und Phokäer der Glanzeisenstein von Elba.<lb/>
Dieses Erz wurde erst schwach gebrannt, um es besser zerschlagen<lb/>
zu können, darauf einer starken Röstung unterworfen, die so weit<lb/>
getrieben wurde, daſs das Erz eine teilweise Reduktion erlitt und zu<lb/>
schwamm- oder schlackenartigen Massen zusammensinterte. Dies<lb/>
scheint der Zustand gewesen zu sein, in welchem es von den Dikäarchi-<lb/>
schen Kaufleuten verschifft wurde, und es wäre nach Diodors Angabe<lb/>
zu seiner Zeit dieser Prozeſs noch auf Elba selbst ausgeführt worden,<lb/>
wie er wahrscheinlich jetzt noch in Corsica ausgeführt wird. Man<lb/>
wendete zu Anfang dieses Jahrhunderts Wassertrommelgebläse und<lb/>
Wasserhämmer bei den Corsicanschmieden an. In älterer Zeit wird<lb/>
das Blasen wohl mit Handbälgen, das Ausschmieden mit Handhämmern<lb/>
geschehen sein.</p><lb/><p>Der Prozeſs, wie er noch in neuerer Zeit betrieben wurde <noteplace="foot"n="3)">Vergl. Notice sur la<lb/>ſabric. du fer en Corse par M. Sagey, 1828, Annales des Mines 2. ser. 4, p. 121<lb/>
bis 144. Auszug daraus in Percy, On Iron and Steel, p. 315; ferner Courdray,<lb/>
Memoire sur la manière dont on extrait en Corse le fer. Paris 1775.</note>, zerfiel<lb/>
in zwei ganz getrennte Operationen, in die Röstung und Schmelzung.<lb/>
Beim Rösten wurde eine groſse Masse Erz auf einmal in Behandlung<lb/>
genommen, so daſs man damit 4 bis 5 getrennte Schmelzungen aus-<lb/>
zuführen im stande war.</p><lb/><p>Der Herd ist in beifolgender Skizze dargestellt (Fig. 250 a. f. S.).<lb/>
Arbeitsseite (<hirendition="#i">a</hi>) und Formseite (<hirendition="#i">b</hi>) sind aus Mauerwerk aufgeführt.<lb/>
Die beiden anderen Wände des Herdes werden von Erzbrocken her-<lb/>
gerichtet; der Herd bekommt dadurch eine nahezu hufeisenförmige<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Beck</hi>, Geschichte des Eisens. 50</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[785/0807]
Corsicanschmiede.
Anfang dieses Jahrhunderts dort betrieben worden sind, genau so
waren, wie zur Römerzeit. Doch geht aus den Beschreibungen der
alten Schriftsteller, besonders der des Diodor 1), die Ähnlichkeit klar
hervor, auch kann sie wohl kaum einfacher und unvollkommener
gewesen sein. Wenn wir deshalb eine Beschreibung der corsica-
nischen Rennwerksschmieden, wie sie zu Anfang dieses Jahr-
hunderts bestanden, mitteilen, so wird dies, bei dem Mangel eingehen-
der Beschreibungen aus älterer Zeit, nicht ungerechtfertigt erscheinen,
weil die corsicanischen Rennwerksschmieden bezüglich der Entwicke-
lung der Eisenindustrie nicht der neueren, sondern der allerältesten
Zeit angehören und sicherlich schon im Mittelalter, abgesehen viel-
leicht von der Benutzung der Wasserkraft, bereits in gleicher Weise
betrieben worden sind 2).
Das Erz, welches auf Corsica verschmolzen wurde, war schon
zur Zeit der Etrusker und Phokäer der Glanzeisenstein von Elba.
Dieses Erz wurde erst schwach gebrannt, um es besser zerschlagen
zu können, darauf einer starken Röstung unterworfen, die so weit
getrieben wurde, daſs das Erz eine teilweise Reduktion erlitt und zu
schwamm- oder schlackenartigen Massen zusammensinterte. Dies
scheint der Zustand gewesen zu sein, in welchem es von den Dikäarchi-
schen Kaufleuten verschifft wurde, und es wäre nach Diodors Angabe
zu seiner Zeit dieser Prozeſs noch auf Elba selbst ausgeführt worden,
wie er wahrscheinlich jetzt noch in Corsica ausgeführt wird. Man
wendete zu Anfang dieses Jahrhunderts Wassertrommelgebläse und
Wasserhämmer bei den Corsicanschmieden an. In älterer Zeit wird
das Blasen wohl mit Handbälgen, das Ausschmieden mit Handhämmern
geschehen sein.
Der Prozeſs, wie er noch in neuerer Zeit betrieben wurde 3), zerfiel
in zwei ganz getrennte Operationen, in die Röstung und Schmelzung.
Beim Rösten wurde eine groſse Masse Erz auf einmal in Behandlung
genommen, so daſs man damit 4 bis 5 getrennte Schmelzungen aus-
zuführen im stande war.
Der Herd ist in beifolgender Skizze dargestellt (Fig. 250 a. f. S.).
Arbeitsseite (a) und Formseite (b) sind aus Mauerwerk aufgeführt.
Die beiden anderen Wände des Herdes werden von Erzbrocken her-
gerichtet; der Herd bekommt dadurch eine nahezu hufeisenförmige
1) Diodor Sicul. V. 15.
2) Siehe oben S. 575.
3) Vergl. Notice sur la
ſabric. du fer en Corse par M. Sagey, 1828, Annales des Mines 2. ser. 4, p. 121
bis 144. Auszug daraus in Percy, On Iron and Steel, p. 315; ferner Courdray,
Memoire sur la manière dont on extrait en Corse le fer. Paris 1775.
Beck, Geschichte des Eisens. 50
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 785. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/807>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.