Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

Eisengewinnung in Steiermark und Kärnten.
Brücke schlagen und in demselben Jahre bestätigte Rudolph von
Habsburg dem Stifte Admont das Recht, das frühere Fährgeld als
Mautgebühr an der Brücke von einem jeden zu erheben.

Wie Judenburg der Stapelplatz für den Eisenhandel nach dem
Süden war, so ist es die uralte Stadt Steyer an der Enns für den
Norden gewesen. Hier war der Vereinigungspunkt des ganzen Eisen-
und Holzhandels. Im Jahre 1287 liess sich die Stadt vom Herzog
Albrecht I. das Recht bestätigen, dass jeder, der Eisen oder Holz auf
der Enns brachte, drei Tage in Steyer verweilen und seine Waren
zum Kaufe anbieten musste, da die Stadtbürger ein Vorkaufsrecht
hatten. Erst nach Ablauf dieser Frist durfte der Händler weiter
ziehen.

Die Verarbeitung des "Rauheisens" von Erzberg fand in hervor-
ragendster Weise in Leoben statt. Schon in sehr alter Zeit werden
18 Hammerstätten bei Leoben genannt und die Bezeichnung "Leoben-
sches Eisen" dürfte wohl daher kommen, dass das verarbeitete Eisen
hauptsächlich von Leoben in den Handel gebracht wurde. Wahr-
scheinlich besass Leoben von Alters her Anteil an dem Erzberge.
Bezüglich einer Schenkung des Herzogs Leopold an das Kloster Seckau
in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts heisst es:

"Ex dono Leopoldi ducis -- silvam Mullwald et partem in fodine
ferri Leuben."

Und in einer anderen Urkunde des Stiftes zu Rein vom 7. Novem-
ber 1209 wird gesagt:

"Quod fratribus de Runa dedimus in fodina ferri nostra, quantum
ejus utilitate provenire potest ex quatuor follibus" und an einer an-
deren Stelle: "in officio de Liuba in perpetuum decem massas ferri."

Alles Eisen von Trofajach musste nach Leoben gebracht werden
und durfte nicht über den Berg gehen. Dies schärft Herzog Friedrich
der Schöne den Eisenschmelzern im Jahre 1313 ein: "Universis in foro
Trofajach in Minera ferri residentibus, quatenus ferrum sive mineram
ferri ultra montem Prebühel vel Rottmann traducere, et aliis locis
quibuscunque vendere -- non in oppido nostro Leuben nullatenus
debeatis." Leoben und Trofajach hatten die ältesten Kirchen, sie
sollen aus dem Jahre 890 stammen, die Kirche zu Judenburg wurde
922, die von Göss im Jahre 1000 erbaut.

Sehr alt waren die Eisenwerke am Johnsbache bei Admont, be-
sonders das Schmelzhaus am Plahberge. Letzteres wird urkundlich
1130 genannt, indem darin der Eisenzehnte zu Gunsten der Beleuch-
tung des Altars des St. Blasius auferlegt wird:


Beck, Geschichte des Eisens. 48

Eisengewinnung in Steiermark und Kärnten.
Brücke schlagen und in demselben Jahre bestätigte Rudolph von
Habsburg dem Stifte Admont das Recht, das frühere Fährgeld als
Mautgebühr an der Brücke von einem jeden zu erheben.

Wie Judenburg der Stapelplatz für den Eisenhandel nach dem
Süden war, so ist es die uralte Stadt Steyer an der Enns für den
Norden gewesen. Hier war der Vereinigungspunkt des ganzen Eisen-
und Holzhandels. Im Jahre 1287 lieſs sich die Stadt vom Herzog
Albrecht I. das Recht bestätigen, daſs jeder, der Eisen oder Holz auf
der Enns brachte, drei Tage in Steyer verweilen und seine Waren
zum Kaufe anbieten muſste, da die Stadtbürger ein Vorkaufsrecht
hatten. Erst nach Ablauf dieser Frist durfte der Händler weiter
ziehen.

Die Verarbeitung des „Rauheisens“ von Erzberg fand in hervor-
ragendster Weise in Leoben statt. Schon in sehr alter Zeit werden
18 Hammerstätten bei Leoben genannt und die Bezeichnung „Leoben-
sches Eisen“ dürfte wohl daher kommen, daſs das verarbeitete Eisen
hauptsächlich von Leoben in den Handel gebracht wurde. Wahr-
scheinlich besaſs Leoben von Alters her Anteil an dem Erzberge.
Bezüglich einer Schenkung des Herzogs Leopold an das Kloster Seckau
in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts heiſst es:

„Ex dono Leopoldi ducis — silvam Mullwald et partem in fodine
ferri Leuben.“

Und in einer anderen Urkunde des Stiftes zu Rein vom 7. Novem-
ber 1209 wird gesagt:

„Quod fratribus de Runa dedimus in fodina ferri nostra, quantum
ejus utilitate provenire potest ex quatuor follibus“ und an einer an-
deren Stelle: „in officio de Liuba in perpetuum decem massas ferri.“

Alles Eisen von Trofajach muſste nach Leoben gebracht werden
und durfte nicht über den Berg gehen. Dies schärft Herzog Friedrich
der Schöne den Eisenschmelzern im Jahre 1313 ein: „Universis in foro
Trofajach in Minera ferri residentibus, quatenus ferrum sive mineram
ferri ultra montem Prebühel vel Rottmann traducere, et aliis locis
quibuscunque vendere — non in oppido nostro Leuben nullatenus
debeatis.“ Leoben und Trofajach hatten die ältesten Kirchen, sie
sollen aus dem Jahre 890 stammen, die Kirche zu Judenburg wurde
922, die von Göss im Jahre 1000 erbaut.

Sehr alt waren die Eisenwerke am Johnsbache bei Admont, be-
sonders das Schmelzhaus am Plahberge. Letzteres wird urkundlich
1130 genannt, indem darin der Eisenzehnte zu Gunsten der Beleuch-
tung des Altars des St. Blasius auferlegt wird:


Beck, Geschichte des Eisens. 48
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0775" n="753"/><fw place="top" type="header">Eisengewinnung in Steiermark und Kärnten.</fw><lb/>
Brücke schlagen und in demselben Jahre bestätigte Rudolph von<lb/>
Habsburg dem Stifte Admont das Recht, das frühere Fährgeld als<lb/>
Mautgebühr an der Brücke von einem jeden zu erheben.</p><lb/>
            <p>Wie Judenburg der Stapelplatz für den Eisenhandel nach dem<lb/>
Süden war, so ist es die uralte Stadt Steyer an der Enns für den<lb/>
Norden gewesen. Hier war der Vereinigungspunkt des ganzen Eisen-<lb/>
und Holzhandels. Im Jahre 1287 lie&#x017F;s sich die Stadt vom Herzog<lb/>
Albrecht I. das Recht bestätigen, da&#x017F;s jeder, der Eisen oder Holz auf<lb/>
der Enns brachte, drei Tage in Steyer verweilen und seine Waren<lb/>
zum Kaufe anbieten mu&#x017F;ste, da die Stadtbürger ein Vorkaufsrecht<lb/>
hatten. Erst nach Ablauf dieser Frist durfte der Händler weiter<lb/>
ziehen.</p><lb/>
            <p>Die Verarbeitung des &#x201E;Rauheisens&#x201C; von Erzberg fand in hervor-<lb/>
ragendster Weise in Leoben statt. Schon in sehr alter Zeit werden<lb/>
18 Hammerstätten bei Leoben genannt und die Bezeichnung &#x201E;Leoben-<lb/>
sches Eisen&#x201C; dürfte wohl daher kommen, da&#x017F;s das verarbeitete Eisen<lb/>
hauptsächlich von Leoben in den Handel gebracht wurde. Wahr-<lb/>
scheinlich besa&#x017F;s Leoben von Alters her Anteil an dem Erzberge.<lb/>
Bezüglich einer Schenkung des Herzogs Leopold an das Kloster Seckau<lb/>
in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts hei&#x017F;st es:</p><lb/>
            <p>&#x201E;Ex dono Leopoldi ducis &#x2014; silvam Mullwald et partem in fodine<lb/>
ferri Leuben.&#x201C;</p><lb/>
            <p>Und in einer anderen Urkunde des Stiftes zu Rein vom 7. Novem-<lb/>
ber 1209 wird gesagt:</p><lb/>
            <p>&#x201E;Quod fratribus de Runa dedimus in fodina ferri nostra, quantum<lb/>
ejus utilitate provenire potest ex quatuor follibus&#x201C; und an einer an-<lb/>
deren Stelle: &#x201E;in officio de Liuba in perpetuum decem massas ferri.&#x201C;</p><lb/>
            <p>Alles Eisen von Trofajach mu&#x017F;ste nach Leoben gebracht werden<lb/>
und durfte nicht über den Berg gehen. Dies schärft Herzog Friedrich<lb/>
der Schöne den Eisenschmelzern im Jahre 1313 ein: &#x201E;Universis in foro<lb/>
Trofajach in Minera ferri residentibus, quatenus ferrum sive mineram<lb/>
ferri ultra montem Prebühel vel Rottmann traducere, et aliis locis<lb/>
quibuscunque vendere &#x2014; non in oppido nostro Leuben nullatenus<lb/>
debeatis.&#x201C; Leoben und Trofajach hatten die ältesten Kirchen, sie<lb/>
sollen aus dem Jahre 890 stammen, die Kirche zu Judenburg wurde<lb/>
922, die von Göss im Jahre 1000 erbaut.</p><lb/>
            <p>Sehr alt waren die Eisenwerke am Johnsbache bei Admont, be-<lb/>
sonders das Schmelzhaus am <hi rendition="#g">Plahberge</hi>. Letzteres wird urkundlich<lb/>
1130 genannt, indem darin der Eisenzehnte zu Gunsten der Beleuch-<lb/>
tung des Altars des St. Blasius auferlegt wird:</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Beck</hi>, Geschichte des Eisens. 48</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[753/0775] Eisengewinnung in Steiermark und Kärnten. Brücke schlagen und in demselben Jahre bestätigte Rudolph von Habsburg dem Stifte Admont das Recht, das frühere Fährgeld als Mautgebühr an der Brücke von einem jeden zu erheben. Wie Judenburg der Stapelplatz für den Eisenhandel nach dem Süden war, so ist es die uralte Stadt Steyer an der Enns für den Norden gewesen. Hier war der Vereinigungspunkt des ganzen Eisen- und Holzhandels. Im Jahre 1287 lieſs sich die Stadt vom Herzog Albrecht I. das Recht bestätigen, daſs jeder, der Eisen oder Holz auf der Enns brachte, drei Tage in Steyer verweilen und seine Waren zum Kaufe anbieten muſste, da die Stadtbürger ein Vorkaufsrecht hatten. Erst nach Ablauf dieser Frist durfte der Händler weiter ziehen. Die Verarbeitung des „Rauheisens“ von Erzberg fand in hervor- ragendster Weise in Leoben statt. Schon in sehr alter Zeit werden 18 Hammerstätten bei Leoben genannt und die Bezeichnung „Leoben- sches Eisen“ dürfte wohl daher kommen, daſs das verarbeitete Eisen hauptsächlich von Leoben in den Handel gebracht wurde. Wahr- scheinlich besaſs Leoben von Alters her Anteil an dem Erzberge. Bezüglich einer Schenkung des Herzogs Leopold an das Kloster Seckau in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts heiſst es: „Ex dono Leopoldi ducis — silvam Mullwald et partem in fodine ferri Leuben.“ Und in einer anderen Urkunde des Stiftes zu Rein vom 7. Novem- ber 1209 wird gesagt: „Quod fratribus de Runa dedimus in fodina ferri nostra, quantum ejus utilitate provenire potest ex quatuor follibus“ und an einer an- deren Stelle: „in officio de Liuba in perpetuum decem massas ferri.“ Alles Eisen von Trofajach muſste nach Leoben gebracht werden und durfte nicht über den Berg gehen. Dies schärft Herzog Friedrich der Schöne den Eisenschmelzern im Jahre 1313 ein: „Universis in foro Trofajach in Minera ferri residentibus, quatenus ferrum sive mineram ferri ultra montem Prebühel vel Rottmann traducere, et aliis locis quibuscunque vendere — non in oppido nostro Leuben nullatenus debeatis.“ Leoben und Trofajach hatten die ältesten Kirchen, sie sollen aus dem Jahre 890 stammen, die Kirche zu Judenburg wurde 922, die von Göss im Jahre 1000 erbaut. Sehr alt waren die Eisenwerke am Johnsbache bei Admont, be- sonders das Schmelzhaus am Plahberge. Letzteres wird urkundlich 1130 genannt, indem darin der Eisenzehnte zu Gunsten der Beleuch- tung des Altars des St. Blasius auferlegt wird: Beck, Geschichte des Eisens. 48

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/775
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 753. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/775>, abgerufen am 15.08.2024.