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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Arbeiterverhältnisse.
in den Städten geschickte Handwerker als "magistri" einsetzte, die den
anderen "Knechten" Unterricht erteilen sollten. Dafür erhielten sie
persönliche Freiheit, wenigstens war dies bei den Sachsen der Fall.
Ein grosses Verdienst der Sachsenkönige war endlich die Anlegung der
"Königswege", grosser Landstrassen, die aus dem Inneren Sachsens
nach den reichen Rheinstädten führten.

Rechtlich blieb die Hörigkeit der Handwerker in den ersten Jahr-
hunderten der Kaiserherrschaft bestehen. So kommt noch im Jahre
860 der Fall vor, dass ein halber Schmied vertauscht wird, d. h. dass
die Hälfte seiner Dienstleistungen von seinem Herrn leihweise abge-
geben wird. Dagegen konnten geschickte Arbeiter magistri werden,
die ausser gewissen nicht bedeutenden Abgaben und Dienstleistungen
für ihre Person frei waren. Auch das Kunststreben der Geistlichkeit
trug zur Hebung des Gewerbestandes bei. Bischof Bernward von Hil-
desheim liess zur Zeit Otto III. "Künstler" in Schmelz- und Giess-
arbeiten ausbilden. In den Städten entwickelten sich wieder in der
Stille die Verbindungen der Gewerbetreibenden. Des bedeutsamen
Anstosses hierzu durch die Kaufmannsgilden, welche infolge des Er-
blühens des Handels nach Besiegung der Slaven, Ungarn und Nor-
männern, in hohe Blüte kamen, ist bereits gedacht worden. Nament-
lich hatte Otto I. durch Bezwingung der slavischen Hauptfeste
Brandenburg, durch die Eroberung von Schleswig, durch die Einnahme
von Böhmen und die Gründung der Steiermark, die deutsche Kultur
einen grossen Schritt nach Osten vorgeschoben. Damals handelte
Bremen bereits mit Dänemark und Schweden. Dortmund wird schon
983 als eine wohlbefestigte Stadt erwähnt und auch Duisburg erwarb
schon im zehnten Jahrhundert Stadtgerechtigkeit. Der Handel nach
Osten mit den Slaven war nicht unbedeutend. Den Handel nach
dem Orient bis nach Indien hin vermittelten die betriebsamen Avaren.
Der Hauptstapelplatz dieses Handels war die alte Römerstadt Lauria-
cum Lorch an der Donau. Deutsche Waffen wurden dort ausgetauscht
gegen Seidenzeuge, Purpurstoffe etc., die von Süden und von Osten her
der Donau entlang nach Westen gingen. Der nordische Seehandel,
der bei den Slaven besonders in der Hafenstadt Vineta geblüht hatte,
fiel in die Hände der Deutschen, wie es ähnlich mit dem Handel der
norditalienischen Städte gewesen war. Sachsen, Friesen und Niederländer
vermittelten sehr früh den Handel mit Dänemark und Schweden nach
Deutschland und Frankreich bis nach England hin. Für den deutschen
Handel mit England war Köln der Hauptstapelplatz. Schon im Jahre
1000 hatte Köln in London seine eigene Gildhalle, an diese bauten

Arbeiterverhältnisse.
in den Städten geschickte Handwerker als „magistri“ einsetzte, die den
anderen „Knechten“ Unterricht erteilen sollten. Dafür erhielten sie
persönliche Freiheit, wenigstens war dies bei den Sachsen der Fall.
Ein groſses Verdienst der Sachsenkönige war endlich die Anlegung der
„Königswege“, groſser Landstraſsen, die aus dem Inneren Sachsens
nach den reichen Rheinstädten führten.

Rechtlich blieb die Hörigkeit der Handwerker in den ersten Jahr-
hunderten der Kaiserherrschaft bestehen. So kommt noch im Jahre
860 der Fall vor, daſs ein halber Schmied vertauscht wird, d. h. daſs
die Hälfte seiner Dienstleistungen von seinem Herrn leihweise abge-
geben wird. Dagegen konnten geschickte Arbeiter magistri werden,
die auſser gewissen nicht bedeutenden Abgaben und Dienstleistungen
für ihre Person frei waren. Auch das Kunststreben der Geistlichkeit
trug zur Hebung des Gewerbestandes bei. Bischof Bernward von Hil-
desheim lieſs zur Zeit Otto III. „Künstler“ in Schmelz- und Gieſs-
arbeiten ausbilden. In den Städten entwickelten sich wieder in der
Stille die Verbindungen der Gewerbetreibenden. Des bedeutsamen
Anstoſses hierzu durch die Kaufmannsgilden, welche infolge des Er-
blühens des Handels nach Besiegung der Slaven, Ungarn und Nor-
männern, in hohe Blüte kamen, ist bereits gedacht worden. Nament-
lich hatte Otto I. durch Bezwingung der slavischen Hauptfeste
Brandenburg, durch die Eroberung von Schleswig, durch die Einnahme
von Böhmen und die Gründung der Steiermark, die deutsche Kultur
einen groſsen Schritt nach Osten vorgeschoben. Damals handelte
Bremen bereits mit Dänemark und Schweden. Dortmund wird schon
983 als eine wohlbefestigte Stadt erwähnt und auch Duisburg erwarb
schon im zehnten Jahrhundert Stadtgerechtigkeit. Der Handel nach
Osten mit den Slaven war nicht unbedeutend. Den Handel nach
dem Orient bis nach Indien hin vermittelten die betriebsamen Avaren.
Der Hauptstapelplatz dieses Handels war die alte Römerstadt Lauria-
cum Lorch an der Donau. Deutsche Waffen wurden dort ausgetauscht
gegen Seidenzeuge, Purpurstoffe etc., die von Süden und von Osten her
der Donau entlang nach Westen gingen. Der nordische Seehandel,
der bei den Slaven besonders in der Hafenstadt Vineta geblüht hatte,
fiel in die Hände der Deutschen, wie es ähnlich mit dem Handel der
norditalienischen Städte gewesen war. Sachsen, Friesen und Niederländer
vermittelten sehr früh den Handel mit Dänemark und Schweden nach
Deutschland und Frankreich bis nach England hin. Für den deutschen
Handel mit England war Köln der Hauptstapelplatz. Schon im Jahre
1000 hatte Köln in London seine eigene Gildhalle, an diese bauten

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[745/0767] Arbeiterverhältnisse. in den Städten geschickte Handwerker als „magistri“ einsetzte, die den anderen „Knechten“ Unterricht erteilen sollten. Dafür erhielten sie persönliche Freiheit, wenigstens war dies bei den Sachsen der Fall. Ein groſses Verdienst der Sachsenkönige war endlich die Anlegung der „Königswege“, groſser Landstraſsen, die aus dem Inneren Sachsens nach den reichen Rheinstädten führten. Rechtlich blieb die Hörigkeit der Handwerker in den ersten Jahr- hunderten der Kaiserherrschaft bestehen. So kommt noch im Jahre 860 der Fall vor, daſs ein halber Schmied vertauscht wird, d. h. daſs die Hälfte seiner Dienstleistungen von seinem Herrn leihweise abge- geben wird. Dagegen konnten geschickte Arbeiter magistri werden, die auſser gewissen nicht bedeutenden Abgaben und Dienstleistungen für ihre Person frei waren. Auch das Kunststreben der Geistlichkeit trug zur Hebung des Gewerbestandes bei. Bischof Bernward von Hil- desheim lieſs zur Zeit Otto III. „Künstler“ in Schmelz- und Gieſs- arbeiten ausbilden. In den Städten entwickelten sich wieder in der Stille die Verbindungen der Gewerbetreibenden. Des bedeutsamen Anstoſses hierzu durch die Kaufmannsgilden, welche infolge des Er- blühens des Handels nach Besiegung der Slaven, Ungarn und Nor- männern, in hohe Blüte kamen, ist bereits gedacht worden. Nament- lich hatte Otto I. durch Bezwingung der slavischen Hauptfeste Brandenburg, durch die Eroberung von Schleswig, durch die Einnahme von Böhmen und die Gründung der Steiermark, die deutsche Kultur einen groſsen Schritt nach Osten vorgeschoben. Damals handelte Bremen bereits mit Dänemark und Schweden. Dortmund wird schon 983 als eine wohlbefestigte Stadt erwähnt und auch Duisburg erwarb schon im zehnten Jahrhundert Stadtgerechtigkeit. Der Handel nach Osten mit den Slaven war nicht unbedeutend. Den Handel nach dem Orient bis nach Indien hin vermittelten die betriebsamen Avaren. Der Hauptstapelplatz dieses Handels war die alte Römerstadt Lauria- cum Lorch an der Donau. Deutsche Waffen wurden dort ausgetauscht gegen Seidenzeuge, Purpurstoffe etc., die von Süden und von Osten her der Donau entlang nach Westen gingen. Der nordische Seehandel, der bei den Slaven besonders in der Hafenstadt Vineta geblüht hatte, fiel in die Hände der Deutschen, wie es ähnlich mit dem Handel der norditalienischen Städte gewesen war. Sachsen, Friesen und Niederländer vermittelten sehr früh den Handel mit Dänemark und Schweden nach Deutschland und Frankreich bis nach England hin. Für den deutschen Handel mit England war Köln der Hauptstapelplatz. Schon im Jahre 1000 hatte Köln in London seine eigene Gildhalle, an diese bauten

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 745. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/767>, abgerufen am 22.11.2024.