Ebenso erfahren wir vom Eisensteinbergbau am Main in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts durch Ottfried von Weissenburg aus der Vorrede zu seinem Evangelienbuch:
"Zu Nuzze grebit man auch thar (am Rhein) Er inti Kupfer, Io bi thia Meina Isine steina.
Auch thara zua fuagi Silabar grinuagi, Joch lasent thar im Lande Gold in ihre Sante.
Und wenn Graf Warin als Vogt des Maingaues in Biberau 330 Leibeigene verschenkt, so dürften dies vielleicht Berg- und Eisenarbeiter gewesen sein. Am Niederrhein sollen der Sage nach Eisenwerke die Veranlassung zur Erbauung der Stadt Stollberg bei Aachen im Jahre 530 gegeben haben.
Auch in grösserer Entfernung von dem römischen Gebiete sind uralte Eisenbetriebe bekannt. Der Stahlberg bei Schmalkalden soll der Tradition nach seit dem Jahre 385 im Betriebe sein. In Thüringen gehörten ferner die Eisenwerke bei der alten Waffenstadt Suhl zu den ältesten in Deutschland.
Zur Zeit Karls des Grossen bestand bereits der Bergbau in Meissen.
Ebenso muss im Erzgebirge der Eisensteinbergbau uralt sein. Die Sarepta des Johannis Matthesii giebt davon Zeugnis. In der Predigt "von Eisen und Stahl", die dieser originelle Bergprediger im Jahre 1558 zu Joachimsthal hielt, nämlich in dem Jahre, in dem die Kaiserkrone an Ferdinand gefallen sei, heisst es: "Es beweisen auch die alten Eisenschlackenhaufen, darauf kleffterige Bäume stehen, dass man vor Zeiten den Sachen so genau noch nicht nachkommen, weil man jetzt sehr gut Eisen daraus machet, wenn man die alten Schlacken und Sinter pochet und gar zu Mehl machet und wieder wäschet und arbeit, wie man aus den Hallen zu Ebersdorf viel Zihn (Zinn) gemacht, seit das Puchwerk aufkommen sein."
Ähnlich hat man zu Anfang dieses Jahrhunderts auf der Kreutz- burger Hütte in Oberschlesien gleichfalls eine mächtige, ungebrochene Eiche gefunden, die auf einer Halde von Eisenschlacken gewachsen war und über 600 Jahresringe trug.
Bon. bona sua in Brahtaha terram 10 uirgarum et in alio loco 30 uirgarum (Dronke trad. Fuld. S. 113 N. 291). In Dronke codex diplomaticus Fuldensis, Register S. 8, findet sich ein Biricho als Zeuge von 779 bis 823. Brahtaha soll das heutige Kirchbracht sein, nach Landaus Wettereiba S. 117.
Die Germanen.
Ebenso erfahren wir vom Eisensteinbergbau am Main in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts durch Ottfried von Weiſsenburg aus der Vorrede zu seinem Evangelienbuch:
„Zu Nuzze grebit man auch thar (am Rhein) Er inti Kupfer, Io bi thia Meina Isine steina.
Auch thara zua fuagi Silabar grinuagi, Joch lasent thar im Lande Gold in ihre Sante.
Und wenn Graf Warin als Vogt des Maingaues in Biberau 330 Leibeigene verschenkt, so dürften dies vielleicht Berg- und Eisenarbeiter gewesen sein. Am Niederrhein sollen der Sage nach Eisenwerke die Veranlassung zur Erbauung der Stadt Stollberg bei Aachen im Jahre 530 gegeben haben.
Auch in gröſserer Entfernung von dem römischen Gebiete sind uralte Eisenbetriebe bekannt. Der Stahlberg bei Schmalkalden soll der Tradition nach seit dem Jahre 385 im Betriebe sein. In Thüringen gehörten ferner die Eisenwerke bei der alten Waffenstadt Suhl zu den ältesten in Deutschland.
Zur Zeit Karls des Groſsen bestand bereits der Bergbau in Meiſsen.
Ebenso muſs im Erzgebirge der Eisensteinbergbau uralt sein. Die Sarepta des Johannis Matthesii giebt davon Zeugnis. In der Predigt „von Eisen und Stahl“, die dieser originelle Bergprediger im Jahre 1558 zu Joachimsthal hielt, nämlich in dem Jahre, in dem die Kaiserkrone an Ferdinand gefallen sei, heiſst es: „Es beweisen auch die alten Eisenschlackenhaufen, darauf kleffterige Bäume stehen, daſs man vor Zeiten den Sachen so genau noch nicht nachkommen, weil man jetzt sehr gut Eisen daraus machet, wenn man die alten Schlacken und Sinter pochet und gar zu Mehl machet und wieder wäschet und arbeit, wie man aus den Hallen zu Ebersdorf viel Zihn (Zinn) gemacht, seit das Puchwerk aufkommen sein.“
Ähnlich hat man zu Anfang dieses Jahrhunderts auf der Kreutz- burger Hütte in Oberschlesien gleichfalls eine mächtige, ungebrochene Eiche gefunden, die auf einer Halde von Eisenschlacken gewachsen war und über 600 Jahresringe trug.
Bon. bona sua in Brahtaha terram 10 uirgarum et in alio loco 30 uirgarum (Dronke trad. Fuld. S. 113 N. 291). In Dronke codex diplomaticus Fuldensis, Register S. 8, findet sich ein Biricho als Zeuge von 779 bis 823. Brahtaha soll das heutige Kirchbracht sein, nach Landaus Wettereiba S. 117.
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Die Germanen.
Ebenso erfahren wir vom Eisensteinbergbau am Main in der ersten
Hälfte des 9. Jahrhunderts durch Ottfried von Weiſsenburg aus der
Vorrede zu seinem Evangelienbuch:
„Zu Nuzze grebit man auch thar (am Rhein)
Er inti Kupfer,
Io bi thia Meina
Isine steina.
Auch thara zua fuagi
Silabar grinuagi,
Joch lasent thar im Lande
Gold in ihre Sante.
Und wenn Graf Warin als Vogt des Maingaues in Biberau 330
Leibeigene verschenkt, so dürften dies vielleicht Berg- und Eisenarbeiter
gewesen sein. Am Niederrhein sollen der Sage nach Eisenwerke die
Veranlassung zur Erbauung der Stadt Stollberg bei Aachen im Jahre 530
gegeben haben.
Auch in gröſserer Entfernung von dem römischen Gebiete sind
uralte Eisenbetriebe bekannt. Der Stahlberg bei Schmalkalden soll
der Tradition nach seit dem Jahre 385 im Betriebe sein. In Thüringen
gehörten ferner die Eisenwerke bei der alten Waffenstadt Suhl zu den
ältesten in Deutschland.
Zur Zeit Karls des Groſsen bestand bereits der Bergbau in Meiſsen.
Ebenso muſs im Erzgebirge der Eisensteinbergbau uralt sein. Die
Sarepta des Johannis Matthesii giebt davon Zeugnis. In der Predigt
„von Eisen und Stahl“, die dieser originelle Bergprediger im Jahre 1558
zu Joachimsthal hielt, nämlich in dem Jahre, in dem die Kaiserkrone
an Ferdinand gefallen sei, heiſst es: „Es beweisen auch die alten
Eisenschlackenhaufen, darauf kleffterige Bäume stehen,
daſs man vor Zeiten den Sachen so genau noch nicht nachkommen,
weil man jetzt sehr gut Eisen daraus machet, wenn man die alten
Schlacken und Sinter pochet und gar zu Mehl machet und wieder
wäschet und arbeit, wie man aus den Hallen zu Ebersdorf viel Zihn
(Zinn) gemacht, seit das Puchwerk aufkommen sein.“
Ähnlich hat man zu Anfang dieses Jahrhunderts auf der Kreutz-
burger Hütte in Oberschlesien gleichfalls eine mächtige, ungebrochene
Eiche gefunden, die auf einer Halde von Eisenschlacken gewachsen
war und über 600 Jahresringe trug.
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1) Bon. bona sua in Brahtaha terram 10 uirgarum et in alio loco 30 uirgarum
(Dronke trad. Fuld. S. 113 N. 291). In Dronke codex diplomaticus Fuldensis,
Register S. 8, findet sich ein Biricho als Zeuge von 779 bis 823. Brahtaha soll
das heutige Kirchbracht sein, nach Landaus Wettereiba S. 117.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 736. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/758>, abgerufen am 22.11.2024.
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