beiden Seiten des Hochaltars der Pfarrkirche zu Eisenerz in Steyermark eine Inschrift sich befunden haben folgenden Inhalts:
"Dies löbliche, edle und weitberühmte Eisenbergwerk des inner- bergischen Eisensteins ist erfunden worden nach Christi Geburt im 712. Jahre, und diesem zu stetem Gedächtnis wurde diese Renovation im Jahre 1632 als seiner Erfindung im 920. Jahre gestellt! Gott sei für seine reiche Gnade und Gabe ewig Lob, Ehre, Preis und Dank gesagt. Amen!"
Ferner soll sich im Archiv der Stadt Steyer an der Enns eine uralte deutsche Schrift befunden haben, welche im Jahre 1491 bei der Ausbesserung des Pfarrthurmes im Knopf gefunden wurde, in der es heisst: "Es ist sonderbar notabel, dass das Eisenbergwerk am Erzberge im Jahre 712 ist erfunden und seither ohne Abgang und Mangel be- arbeitet worden und noch bearbeitet wird." Diese Mitteilungen sind zwar nur traditionell, doch liegt kein Grund vor, ihre Richtigkeit in Zweifel zu ziehen. Wahrscheinlich datiert von dem Jahre 712 an der regelmässige Besitz und Betrieb der bojuvarischen Deutschen, die von da ab ohne Unterbrechung Herren dieser Gegend blieben.
Die urkundliche Geschichte des Erzberges bei Eisenerz beginnt erst später als die des Hüttenberger Erzberges in Kärnten und zwar in aktenmässiger Form erst im 12. Jahrhundert. Wir werden deshalb von dieser später handeln.
Der Überlieferung nach sollen die Eisengruben am Hüttenberg zwei Meilen von Friesach schon im 6. Jahrhundert bestanden haben. Auch die Goldbergwerke bei Friesach, die urkundlich bereits 1073 bestanden haben, sollen angeblich schon im Jahre 550 eröffnet wor- den sein.
Karl der Grosse teilte das frühere Noricum in Grafschaften ein und Carantanium oder Kärnten kam unter die unmittelbare Verwal- tung der Franken. Sein Sohn König Ludwig der Fromme machte die ersten Schenkungen in der Hüttenberger Gegend an das Erzstift Salz- burg durch Schenkungsurkunde an Erzbischof Adalram vom Jahre 831. Obgleich der Hüttenberger Erzberg nicht ausdrücklich genannt ist, so scheint er doch mit inbegriffen zu sein. Jedenfalls war der Hütten- berg mit allen daranhängenden Rechten bei der Schenkung des Königs Otto an Erzbischof Herold im Jahre 953 mit einbegriffen. Die ältesten Eisensteinbergwerke, welche als Besitztum des Erzstiftes Salzburg urkundlich erwähnt werden, befanden sich am Gammeringberg im oberen Ennsthal und werden 890 zuerst genannt. Kaiser Arnulph giebt dem Hochstift Salzburg das Recht die fiskalischen Gruben am Gam-
Eisensteinbergbau.
beiden Seiten des Hochaltars der Pfarrkirche zu Eisenerz in Steyermark eine Inschrift sich befunden haben folgenden Inhalts:
„Dies löbliche, edle und weitberühmte Eisenbergwerk des inner- bergischen Eisensteins ist erfunden worden nach Christi Geburt im 712. Jahre, und diesem zu stetem Gedächtnis wurde diese Renovation im Jahre 1632 als seiner Erfindung im 920. Jahre gestellt! Gott sei für seine reiche Gnade und Gabe ewig Lob, Ehre, Preis und Dank gesagt. Amen!“
Ferner soll sich im Archiv der Stadt Steyer an der Enns eine uralte deutsche Schrift befunden haben, welche im Jahre 1491 bei der Ausbesserung des Pfarrthurmes im Knopf gefunden wurde, in der es heiſst: „Es ist sonderbar notabel, daſs das Eisenbergwerk am Erzberge im Jahre 712 ist erfunden und seither ohne Abgang und Mangel be- arbeitet worden und noch bearbeitet wird.“ Diese Mitteilungen sind zwar nur traditionell, doch liegt kein Grund vor, ihre Richtigkeit in Zweifel zu ziehen. Wahrscheinlich datiert von dem Jahre 712 an der regelmäſsige Besitz und Betrieb der bojuvarischen Deutschen, die von da ab ohne Unterbrechung Herren dieser Gegend blieben.
Die urkundliche Geschichte des Erzberges bei Eisenerz beginnt erst später als die des Hüttenberger Erzberges in Kärnten und zwar in aktenmäſsiger Form erst im 12. Jahrhundert. Wir werden deshalb von dieser später handeln.
Der Überlieferung nach sollen die Eisengruben am Hüttenberg zwei Meilen von Friesach schon im 6. Jahrhundert bestanden haben. Auch die Goldbergwerke bei Friesach, die urkundlich bereits 1073 bestanden haben, sollen angeblich schon im Jahre 550 eröffnet wor- den sein.
Karl der Groſse teilte das frühere Noricum in Grafschaften ein und Carantanium oder Kärnten kam unter die unmittelbare Verwal- tung der Franken. Sein Sohn König Ludwig der Fromme machte die ersten Schenkungen in der Hüttenberger Gegend an das Erzstift Salz- burg durch Schenkungsurkunde an Erzbischof Adalram vom Jahre 831. Obgleich der Hüttenberger Erzberg nicht ausdrücklich genannt ist, so scheint er doch mit inbegriffen zu sein. Jedenfalls war der Hütten- berg mit allen daranhängenden Rechten bei der Schenkung des Königs Otto an Erzbischof Herold im Jahre 953 mit einbegriffen. Die ältesten Eisensteinbergwerke, welche als Besitztum des Erzstiftes Salzburg urkundlich erwähnt werden, befanden sich am Gammeringberg im oberen Ennsthal und werden 890 zuerst genannt. Kaiser Arnulph giebt dem Hochstift Salzburg das Recht die fiskalischen Gruben am Gam-
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Eisensteinbergbau.
beiden Seiten des Hochaltars der Pfarrkirche zu Eisenerz in Steyermark
eine Inschrift sich befunden haben folgenden Inhalts:
„Dies löbliche, edle und weitberühmte Eisenbergwerk des inner-
bergischen Eisensteins ist erfunden worden nach Christi Geburt im
712. Jahre, und diesem zu stetem Gedächtnis wurde diese Renovation
im Jahre 1632 als seiner Erfindung im 920. Jahre gestellt! Gott sei
für seine reiche Gnade und Gabe ewig Lob, Ehre, Preis und Dank
gesagt. Amen!“
Ferner soll sich im Archiv der Stadt Steyer an der Enns eine
uralte deutsche Schrift befunden haben, welche im Jahre 1491 bei der
Ausbesserung des Pfarrthurmes im Knopf gefunden wurde, in der es
heiſst: „Es ist sonderbar notabel, daſs das Eisenbergwerk am Erzberge
im Jahre 712 ist erfunden und seither ohne Abgang und Mangel be-
arbeitet worden und noch bearbeitet wird.“ Diese Mitteilungen sind
zwar nur traditionell, doch liegt kein Grund vor, ihre Richtigkeit in
Zweifel zu ziehen. Wahrscheinlich datiert von dem Jahre 712 an der
regelmäſsige Besitz und Betrieb der bojuvarischen Deutschen, die von
da ab ohne Unterbrechung Herren dieser Gegend blieben.
Die urkundliche Geschichte des Erzberges bei Eisenerz beginnt
erst später als die des Hüttenberger Erzberges in Kärnten und zwar
in aktenmäſsiger Form erst im 12. Jahrhundert. Wir werden deshalb
von dieser später handeln.
Der Überlieferung nach sollen die Eisengruben am Hüttenberg
zwei Meilen von Friesach schon im 6. Jahrhundert bestanden haben.
Auch die Goldbergwerke bei Friesach, die urkundlich bereits 1073
bestanden haben, sollen angeblich schon im Jahre 550 eröffnet wor-
den sein.
Karl der Groſse teilte das frühere Noricum in Grafschaften ein
und Carantanium oder Kärnten kam unter die unmittelbare Verwal-
tung der Franken. Sein Sohn König Ludwig der Fromme machte die
ersten Schenkungen in der Hüttenberger Gegend an das Erzstift Salz-
burg durch Schenkungsurkunde an Erzbischof Adalram vom Jahre 831.
Obgleich der Hüttenberger Erzberg nicht ausdrücklich genannt ist, so
scheint er doch mit inbegriffen zu sein. Jedenfalls war der Hütten-
berg mit allen daranhängenden Rechten bei der Schenkung des Königs
Otto an Erzbischof Herold im Jahre 953 mit einbegriffen. Die ältesten
Eisensteinbergwerke, welche als Besitztum des Erzstiftes Salzburg
urkundlich erwähnt werden, befanden sich am Gammeringberg im
oberen Ennsthal und werden 890 zuerst genannt. Kaiser Arnulph giebt
dem Hochstift Salzburg das Recht die fiskalischen Gruben am Gam-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 731. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/753>, abgerufen am 22.11.2024.
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