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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Bewaffnung im frühen Mittelalter.

Da ergreift er das andere:

"Den Walsax er schwang,
Den bittern, balscharfen, den er an der Brünne trug,
Da spielt (spaltete) der Wedern Schirm den Wurm in Mitten."

Und weiter erzählt Wiglaf von dem Tode des Helden:

"Ihm zur Seite liegt der Seelberaubte (Lindwurm).
Von Sachsenwunden siech; Mit dem Schwerte mocht er --
auf keine Weise -- Wunden wirken."
[Abbildung] Fig. 238.

Das Kurzschwert Beowulfs heisst "Breitsax" mit brau-
nem (wohl rostbraunem) "Knief" und breiter Klinge.

Die meisten Scramasaxen zeigen nahe und parallel dem
Rücken eine tiefe Blutrinne (Fig. 238). Die Griffe sind noch
grösser als die der zweischneidigen Schwerter, zwischen 18
bis 291/2 cm, so dass sie dazu gemacht waren, sie mit bei-
den Händen zu führen.

"Dies einschneidige Schwert mit zweihändigem Griff
begegnet uns noch im 13. Jahrhundert und wir sehen es in
der Schlacht bei Bouvines in der Hand eines Helden, des
Kaisers Otto, welcher mit dem mächtigen Hiebe seines nach
Messerart einschneidigen Schwertes, das er mit beiden Hän-
den führte, die Feinde nach allen Seiten traf, und wen er
erreichte, betäubte oder die Reiter mit den Rossen zu
Boden schlug 1)."

Auch im Norden erhielten sich die einschneidigen
Schwerter mit langem Griffe im Gebrauch und die Wikinger-
gesetze empfehlen sie als besonders geeignet zur Verstärkung
des Hiebes 2).

"Die sogenannte Parierstange fehlt an allen Schwert-
formen dieser Zeit. Bei dem Sax wird die Klinge vom Griff
meist durch eine Eisenplatte getrennt, welche nur um Weniges über
die erstere hervorragt." Die Griffe waren von Holz, manchmal mit
Leder überzogen, öfter waren sie durch zwischengeschaltete Eisen- oder
Messingscheiben gegliedert. Selten fanden sich bei dieser Waffe reich-
verzierte Griffe, wie sie bei den Schwertern häufig vorkommen. Die
Scheide war von Holz mit Leder überzogen, gewöhnlich ohne besondere
Dekoration.


1) Matthäus Paris, hist. Angl. (Otho Imp.) u. Lindenschmit a. a. O. 215.
2) Leges Piraticae Halfi Regis Thormod. Thorfaens, Norweg. I, 186.
Bewaffnung im frühen Mittelalter.

Da ergreift er das andere:

„Den Walsax er schwang,
Den bittern, balscharfen, den er an der Brünne trug,
Da spielt (spaltete) der Wedern Schirm den Wurm in Mitten.“

Und weiter erzählt Wiglaf von dem Tode des Helden:

„Ihm zur Seite liegt der Seelberaubte (Lindwurm).
Von Sachsenwunden siech; Mit dem Schwerte mocht er —
auf keine Weise — Wunden wirken.“
[Abbildung] Fig. 238.

Das Kurzschwert Beowulfs heiſst „Breitsax“ mit brau-
nem (wohl rostbraunem) „Knief“ und breiter Klinge.

Die meisten Scramasaxen zeigen nahe und parallel dem
Rücken eine tiefe Blutrinne (Fig. 238). Die Griffe sind noch
gröſser als die der zweischneidigen Schwerter, zwischen 18
bis 29½ cm, so daſs sie dazu gemacht waren, sie mit bei-
den Händen zu führen.

„Dies einschneidige Schwert mit zweihändigem Griff
begegnet uns noch im 13. Jahrhundert und wir sehen es in
der Schlacht bei Bouvines in der Hand eines Helden, des
Kaisers Otto, welcher mit dem mächtigen Hiebe seines nach
Messerart einschneidigen Schwertes, das er mit beiden Hän-
den führte, die Feinde nach allen Seiten traf, und wen er
erreichte, betäubte oder die Reiter mit den Rossen zu
Boden schlug 1).“

Auch im Norden erhielten sich die einschneidigen
Schwerter mit langem Griffe im Gebrauch und die Wikinger-
gesetze empfehlen sie als besonders geeignet zur Verstärkung
des Hiebes 2).

„Die sogenannte Parierstange fehlt an allen Schwert-
formen dieser Zeit. Bei dem Sax wird die Klinge vom Griff
meist durch eine Eisenplatte getrennt, welche nur um Weniges über
die erstere hervorragt.“ Die Griffe waren von Holz, manchmal mit
Leder überzogen, öfter waren sie durch zwischengeschaltete Eisen- oder
Messingscheiben gegliedert. Selten fanden sich bei dieser Waffe reich-
verzierte Griffe, wie sie bei den Schwertern häufig vorkommen. Die
Scheide war von Holz mit Leder überzogen, gewöhnlich ohne besondere
Dekoration.


1) Matthäus Paris, hist. Angl. (Otho Imp.) u. Lindenschmit a. a. O. 215.
2) Leges Piraticae Halfi Regis Thormod. Thorfaens, Norweg. I, 186.
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[713/0735] Bewaffnung im frühen Mittelalter. Da ergreift er das andere: „Den Walsax er schwang, Den bittern, balscharfen, den er an der Brünne trug, Da spielt (spaltete) der Wedern Schirm den Wurm in Mitten.“ Und weiter erzählt Wiglaf von dem Tode des Helden: „Ihm zur Seite liegt der Seelberaubte (Lindwurm). Von Sachsenwunden siech; Mit dem Schwerte mocht er — auf keine Weise — Wunden wirken.“ [Abbildung Fig. 238.] Das Kurzschwert Beowulfs heiſst „Breitsax“ mit brau- nem (wohl rostbraunem) „Knief“ und breiter Klinge. Die meisten Scramasaxen zeigen nahe und parallel dem Rücken eine tiefe Blutrinne (Fig. 238). Die Griffe sind noch gröſser als die der zweischneidigen Schwerter, zwischen 18 bis 29½ cm, so daſs sie dazu gemacht waren, sie mit bei- den Händen zu führen. „Dies einschneidige Schwert mit zweihändigem Griff begegnet uns noch im 13. Jahrhundert und wir sehen es in der Schlacht bei Bouvines in der Hand eines Helden, des Kaisers Otto, welcher mit dem mächtigen Hiebe seines nach Messerart einschneidigen Schwertes, das er mit beiden Hän- den führte, die Feinde nach allen Seiten traf, und wen er erreichte, betäubte oder die Reiter mit den Rossen zu Boden schlug 1).“ Auch im Norden erhielten sich die einschneidigen Schwerter mit langem Griffe im Gebrauch und die Wikinger- gesetze empfehlen sie als besonders geeignet zur Verstärkung des Hiebes 2). „Die sogenannte Parierstange fehlt an allen Schwert- formen dieser Zeit. Bei dem Sax wird die Klinge vom Griff meist durch eine Eisenplatte getrennt, welche nur um Weniges über die erstere hervorragt.“ Die Griffe waren von Holz, manchmal mit Leder überzogen, öfter waren sie durch zwischengeschaltete Eisen- oder Messingscheiben gegliedert. Selten fanden sich bei dieser Waffe reich- verzierte Griffe, wie sie bei den Schwertern häufig vorkommen. Die Scheide war von Holz mit Leder überzogen, gewöhnlich ohne besondere Dekoration. 1) Matthäus Paris, hist. Angl. (Otho Imp.) u. Lindenschmit a. a. O. 215. 2) Leges Piraticae Halfi Regis Thormod. Thorfaens, Norweg. I, 186.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 713. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/735>, abgerufen am 22.11.2024.