war ein Vorrecht der Freien und Karl der Grosse noch sah sich ver- anlasst, das alte Verbot, welches den Hörigen untersagt den Speer zu tragen, durch besondere Verordnung einzuschärfen. Speer und Schild galten zur Zeit der merowingischen Könige, wie noch zur Zeit Pipins schlechthin als die Bewaffnung des Volksheeres. "scaftlegi", das Niederlegen des Speeres, war bei den Longobarden gleichbedeutend mit Waffenruhe 1). So fehlt denn auch in Deutschland der Speer in kaum einem Männergrab und wird nur ausnahmsweise durch andere Waffen, die Axt oder das Messer, ersetzt.
Natürlich bildete sich bei so vielfacher Anwendung dieser Waffen eine grosse Mannigfaltigkeit der Formen aus, von der leichten, pfeil-
[Abbildung]
Fig. 210.
[Abbildung]
Fig. 211.
förmigen Spitze bis zu der fusslangen, breiten Speerklinge, und den 4 Fuss langen, dem Pilum nachgebildeten Ango.
Die Lanze diente zum Nah- und zum Fernkampfe, wie schon Tacitus angiebt, und auch die schwersten Lanzen wurden von starken Helden als Geere gebraucht, wie der contus ferratus des Athleten Randolph und die mächtige hasta des Walthari. Im Beowulflied (v. 401) heissen diese schweren Wurflanzen die "wuchtigen Walschaften".
Die ältesten Speerformen entsprechen der Beschreibung, welche Tacitus von der framea giebt, sie sind schmal und nicht lang, besonders im Vergleich mit dem römischen Pilum oder dem gallischen Saunium. Fig. 210 giebt Muster von Speereisen, wie sie in den fränkischen,
1) Leges Longobardicae XLII.
Die Germanen.
war ein Vorrecht der Freien und Karl der Groſse noch sah sich ver- anlaſst, das alte Verbot, welches den Hörigen untersagt den Speer zu tragen, durch besondere Verordnung einzuschärfen. Speer und Schild galten zur Zeit der merowingischen Könige, wie noch zur Zeit Pipins schlechthin als die Bewaffnung des Volksheeres. „scaftlegi“, das Niederlegen des Speeres, war bei den Longobarden gleichbedeutend mit Waffenruhe 1). So fehlt denn auch in Deutschland der Speer in kaum einem Männergrab und wird nur ausnahmsweise durch andere Waffen, die Axt oder das Messer, ersetzt.
Natürlich bildete sich bei so vielfacher Anwendung dieser Waffen eine groſse Mannigfaltigkeit der Formen aus, von der leichten, pfeil-
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Fig. 210.
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Fig. 211.
förmigen Spitze bis zu der fuſslangen, breiten Speerklinge, und den 4 Fuſs langen, dem Pilum nachgebildeten Ango.
Die Lanze diente zum Nah- und zum Fernkampfe, wie schon Tacitus angiebt, und auch die schwersten Lanzen wurden von starken Helden als Geere gebraucht, wie der contus ferratus des Athleten Randolph und die mächtige hasta des Walthari. Im Beowulflied (v. 401) heiſsen diese schweren Wurflanzen die „wuchtigen Walschaften“.
Die ältesten Speerformen entsprechen der Beschreibung, welche Tacitus von der framea giebt, sie sind schmal und nicht lang, besonders im Vergleich mit dem römischen Pilum oder dem gallischen Saunium. Fig. 210 giebt Muster von Speereisen, wie sie in den fränkischen,
1) Leges Longobardicae XLII.
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Die Germanen.
war ein Vorrecht der Freien und Karl der Groſse noch sah sich ver-
anlaſst, das alte Verbot, welches den Hörigen untersagt den Speer zu
tragen, durch besondere Verordnung einzuschärfen. Speer und Schild
galten zur Zeit der merowingischen Könige, wie noch zur Zeit Pipins
schlechthin als die Bewaffnung des Volksheeres. „scaftlegi“, das
Niederlegen des Speeres, war bei den Longobarden gleichbedeutend
mit Waffenruhe 1). So fehlt denn auch in Deutschland der Speer in
kaum einem Männergrab und wird nur ausnahmsweise durch andere
Waffen, die Axt oder das Messer, ersetzt.
Natürlich bildete sich bei so vielfacher Anwendung dieser Waffen
eine groſse Mannigfaltigkeit der Formen aus, von der leichten, pfeil-
[Abbildung Fig. 210.]
[Abbildung Fig. 211.]
förmigen Spitze bis zu der fuſslangen, breiten Speerklinge, und den
4 Fuſs langen, dem Pilum nachgebildeten Ango.
Die Lanze diente zum Nah- und zum Fernkampfe, wie schon
Tacitus angiebt, und auch die schwersten Lanzen wurden von starken
Helden als Geere gebraucht, wie der contus ferratus des Athleten
Randolph und die mächtige hasta des Walthari. Im Beowulflied (v. 401)
heiſsen diese schweren Wurflanzen die „wuchtigen Walschaften“.
Die ältesten Speerformen entsprechen der Beschreibung, welche
Tacitus von der framea giebt, sie sind schmal und nicht lang, besonders
im Vergleich mit dem römischen Pilum oder dem gallischen Saunium.
Fig. 210 giebt Muster von Speereisen, wie sie in den fränkischen,
1) Leges Longobardicae XLII.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 704. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/726>, abgerufen am 25.11.2024.
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