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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Die Germanen.
"So schmiede mir die Fahne, so schmiede mir das Schwert!
Du hast es längst verheissen, wann wird mir das gewährt?
Kann ich Hundings Söhne zerkloben mit der Faust?
Du aber sollst erproben wie stark sie hämmert und saust,
"Wird nicht das Schwert geschmiedet in dreier Tage Frist,
Die meine Rache fühlen, du dann der Erste bist.
Du fährst zu Hels Reiche, zu Siegmund kommst du nicht,
So könntest du ihm sagen, ob ihm Siegfried Rache verspricht."
Da liess nicht mit sich scherzen, Siegfried, Siegmunds Sohn:
Er war im hohen Zorne, im Zorn ging er davon.
Dem Meister ward, dem Alten, doch vor dem Knaben bang,
Er mocht es nicht gestehen, er trällerte, pfiff und sang.
Doch hub er an zu schmieden und schlug ein gutes Schwert
In den dreien Tagen, wohl eines Helden wert.
Das gab er Siegfrieden und sprach: "Da nimm es hin
Und strafe Hundings Söhne, dass ich dein nur ledig bin."
"Erst will ich es versuchen", sprach der junge Held,
An diesem Ambosse, ob es die Probe hält."
Da that er auf das Eisen einen ungefügen Schlag,
Dass das Schwert zerbrochen ihm halb zu Füssen lag.
"Das ist nun dein Geschmiede", sprach da Siegfried,
"Mime, greiser Prahlhans, du unnützer Schmied;
Kannst du nichts Bessres wirken als solch ein gläsern Ding,
So bist du zum Erschlagen, zum Hängen selbst zu gering."
Da schritt aus der Schmiede, der junge Recke stark.
Das wurmte doch dem Alten und zehrt' ihm an dem Mark,
Dass er ihn so gescholten vor der Gesellen Schar,
Er hatte doch gegolten für den besten Meister immerdar.
Da setzt' er sich zu schmieden und wirkte Tag und Nacht
An einem Schwert, so schneidig wie er noch keins erdacht;
Auch war es ungefüge, von mächtigem Gewicht.
Er sprach zu Siegfrieden: "Dies Schwert zerklobst du mir nicht."
"Es wird schon Mühe kosten, wenn es dein Arm erschwingt."
"So will ich nur versuchen, wie der Amboss klingt"
Sprach der junge Degen und schwang es, dass es pfiff;
Da zerbrach auf dem Eisen die Klinge dicht an dem Griff.
"Das geht schon besser", sprach er, schrecklich war sein Ernst,
"Schmiedst du noch tausend Jahre, vielleicht dass du es lernst.
Ich hätte Lust und würfe dir ins Gesicht das Heft."
"Dir schmieden", sprach da Mime, "das ist ein übles Geschäft.
"Es lebt kein Schmied auf Erden, dem es gelingen mag,
Schmiede du dir selber, ich thue keinen Schlag
Für dich mehr auf den Amboss." Er sprach: "So ist es recht",
Ich selber will mir schmieden, ihr Thoren könnt es gar zu schlecht.

Die Germanen.
„So schmiede mir die Fahne, so schmiede mir das Schwert!
Du hast es längst verheiſsen, wann wird mir das gewährt?
Kann ich Hundings Söhne zerkloben mit der Faust?
Du aber sollst erproben wie stark sie hämmert und saust,
„Wird nicht das Schwert geschmiedet in dreier Tage Frist,
Die meine Rache fühlen, du dann der Erste bist.
Du fährst zu Hels Reiche, zu Siegmund kommst du nicht,
So könntest du ihm sagen, ob ihm Siegfried Rache verspricht.“
Da lieſs nicht mit sich scherzen, Siegfried, Siegmunds Sohn:
Er war im hohen Zorne, im Zorn ging er davon.
Dem Meister ward, dem Alten, doch vor dem Knaben bang,
Er mocht es nicht gestehen, er trällerte, pfiff und sang.
Doch hub er an zu schmieden und schlug ein gutes Schwert
In den dreien Tagen, wohl eines Helden wert.
Das gab er Siegfrieden und sprach: „Da nimm es hin
Und strafe Hundings Söhne, daſs ich dein nur ledig bin.“
„Erst will ich es versuchen“, sprach der junge Held,
An diesem Amboſse, ob es die Probe hält.“
Da that er auf das Eisen einen ungefügen Schlag,
Daſs das Schwert zerbrochen ihm halb zu Füſsen lag.
„Das ist nun dein Geschmiede“, sprach da Siegfried,
„Mime, greiser Prahlhans, du unnützer Schmied;
Kannst du nichts Bessres wirken als solch ein gläsern Ding,
So bist du zum Erschlagen, zum Hängen selbst zu gering.“
Da schritt aus der Schmiede, der junge Recke stark.
Das wurmte doch dem Alten und zehrt’ ihm an dem Mark,
Daſs er ihn so gescholten vor der Gesellen Schar,
Er hatte doch gegolten für den besten Meister immerdar.
Da setzt’ er sich zu schmieden und wirkte Tag und Nacht
An einem Schwert, so schneidig wie er noch keins erdacht;
Auch war es ungefüge, von mächtigem Gewicht.
Er sprach zu Siegfrieden: „Dies Schwert zerklobst du mir nicht.“
„Es wird schon Mühe kosten, wenn es dein Arm erschwingt.“
„So will ich nur versuchen, wie der Amboſs klingt“
Sprach der junge Degen und schwang es, daſs es pfiff;
Da zerbrach auf dem Eisen die Klinge dicht an dem Griff.
„Das geht schon besser“, sprach er, schrecklich war sein Ernst,
„Schmiedst du noch tausend Jahre, vielleicht daſs du es lernst.
Ich hätte Lust und würfe dir ins Gesicht das Heft.“
„Dir schmieden“, sprach da Mime, „das ist ein übles Geschäft.
„Es lebt kein Schmied auf Erden, dem es gelingen mag,
Schmiede du dir selber, ich thue keinen Schlag
Für dich mehr auf den Amboſs.“ Er sprach: „So ist es recht“,
Ich selber will mir schmieden, ihr Thoren könnt es gar zu schlecht.

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[688/0710] Die Germanen. „So schmiede mir die Fahne, so schmiede mir das Schwert! Du hast es längst verheiſsen, wann wird mir das gewährt? Kann ich Hundings Söhne zerkloben mit der Faust? Du aber sollst erproben wie stark sie hämmert und saust, „Wird nicht das Schwert geschmiedet in dreier Tage Frist, Die meine Rache fühlen, du dann der Erste bist. Du fährst zu Hels Reiche, zu Siegmund kommst du nicht, So könntest du ihm sagen, ob ihm Siegfried Rache verspricht.“ Da lieſs nicht mit sich scherzen, Siegfried, Siegmunds Sohn: Er war im hohen Zorne, im Zorn ging er davon. Dem Meister ward, dem Alten, doch vor dem Knaben bang, Er mocht es nicht gestehen, er trällerte, pfiff und sang. Doch hub er an zu schmieden und schlug ein gutes Schwert In den dreien Tagen, wohl eines Helden wert. Das gab er Siegfrieden und sprach: „Da nimm es hin Und strafe Hundings Söhne, daſs ich dein nur ledig bin.“ „Erst will ich es versuchen“, sprach der junge Held, An diesem Amboſse, ob es die Probe hält.“ Da that er auf das Eisen einen ungefügen Schlag, Daſs das Schwert zerbrochen ihm halb zu Füſsen lag. „Das ist nun dein Geschmiede“, sprach da Siegfried, „Mime, greiser Prahlhans, du unnützer Schmied; Kannst du nichts Bessres wirken als solch ein gläsern Ding, So bist du zum Erschlagen, zum Hängen selbst zu gering.“ Da schritt aus der Schmiede, der junge Recke stark. Das wurmte doch dem Alten und zehrt’ ihm an dem Mark, Daſs er ihn so gescholten vor der Gesellen Schar, Er hatte doch gegolten für den besten Meister immerdar. Da setzt’ er sich zu schmieden und wirkte Tag und Nacht An einem Schwert, so schneidig wie er noch keins erdacht; Auch war es ungefüge, von mächtigem Gewicht. Er sprach zu Siegfrieden: „Dies Schwert zerklobst du mir nicht.“ „Es wird schon Mühe kosten, wenn es dein Arm erschwingt.“ „So will ich nur versuchen, wie der Amboſs klingt“ Sprach der junge Degen und schwang es, daſs es pfiff; Da zerbrach auf dem Eisen die Klinge dicht an dem Griff. „Das geht schon besser“, sprach er, schrecklich war sein Ernst, „Schmiedst du noch tausend Jahre, vielleicht daſs du es lernst. Ich hätte Lust und würfe dir ins Gesicht das Heft.“ „Dir schmieden“, sprach da Mime, „das ist ein übles Geschäft. „Es lebt kein Schmied auf Erden, dem es gelingen mag, Schmiede du dir selber, ich thue keinen Schlag Für dich mehr auf den Amboſs.“ Er sprach: „So ist es recht“, Ich selber will mir schmieden, ihr Thoren könnt es gar zu schlecht.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 688. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/710>, abgerufen am 22.11.2024.