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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Mythische Zeit.
schen Stämmen finden und selbst bei den keltischen Bewohnern
Frankreichs Eingang gefunden hatten. Wieland erinnert durch viele
Züge an Agni, den Feuergott der Inder. Wie dieser und wie Hephä-
stos ist er gelähmt. Er macht sich Flügel und schwingt sich durch
die Luft, ähnlich wie Dädalus. Nach der Edda war Wieland der
Sohn des Finnenkönigs. Er und seine zwei Brüder entführten drei
Walküren dadurch, dass es ihnen gelang, während jene badeten, ihre
Schwanenhemden zu rauben. Jeder wählte eine zur Gemahlin. Wie-
land Herware die "Altweise". Nach acht Jahren treuer Ehe gelang
es den Walküren, ihre Schwanenhemden wieder zu erlangen, sie schwan-
gen sich fort zu himmlischen Kämpfen auf Nimmerwiedersehen. Die
Brüder Eigel und Schlagfeder zogen aus, ihre Frauen zu suchen, Wieland
aber blieb im Wolfsthale der kunstfertigste Mann, der berühmteste
Waffenschmied.

"Einsam verweilte im Wolfsthal Wieland,
Schmiedete Feingold, fasste Stein
Und reiht Ringe geruhig am Bast.
So harrt er allein seiner lichten Holden
Ob sie sich wenden wollte zu ihm."

Nidung, der Niarenkönig, hörte von der Verlassenschaft Wielands,
des kunstvollen, reichen Schmieds. Er überfällt seine Wohnung in
seiner Abwesenheit, raubt von den vielen aufgereihten Ringen den
kostbarsten, den Brautring seiner entflohenen Geliebten. Wieland
kehrte zurück, merkt den Diebstahl, aber vor Übermüdung schläft
er ein. Da überfallen ihn die Räuber, legen ihn in feste Bande und
führen ihn mit sich über das Meer. König Nidung schenkt den Gold-
ring seiner Tochter Bathilde, er selbst aber nimmt sich Wielands
Schwert.

Wieland: "Es schimmert dem Nidung mein Schwert am Gürtel,
Das hatt' ich geschärft, so geschickt ich's verstand,
Das hatt' ich gehärtet, so herdlich mir's glückte,
Die glänzende Waffe ward mir entwandt:
Man schafft' mir's nie wieder zu Villand's Schmiede!
Bathilde zwar trägt meiner Trauten Ring;
Sobald für das Rotgold nicht rech'n ich auf Busse."

Aber bald sinnt er auf Rache:

"Schlaflos sass er und schwang den Hammer,
Gar bald schon traf den Gebieter sein Trug."

Furchtbar ist seine Vergeltung.

Er lockt Nidungs beide Knaben, welche die Neugier nach der
Schmiede treibt, an sich heran, mordet beide, fasst ihre Schädel zu

Mythische Zeit.
schen Stämmen finden und selbst bei den keltischen Bewohnern
Frankreichs Eingang gefunden hatten. Wieland erinnert durch viele
Züge an Agni, den Feuergott der Inder. Wie dieser und wie Hephä-
stos ist er gelähmt. Er macht sich Flügel und schwingt sich durch
die Luft, ähnlich wie Dädalus. Nach der Edda war Wieland der
Sohn des Finnenkönigs. Er und seine zwei Brüder entführten drei
Walküren dadurch, daſs es ihnen gelang, während jene badeten, ihre
Schwanenhemden zu rauben. Jeder wählte eine zur Gemahlin. Wie-
land Herware die „Altweise“. Nach acht Jahren treuer Ehe gelang
es den Walküren, ihre Schwanenhemden wieder zu erlangen, sie schwan-
gen sich fort zu himmlischen Kämpfen auf Nimmerwiedersehen. Die
Brüder Eigel und Schlagfeder zogen aus, ihre Frauen zu suchen, Wieland
aber blieb im Wolfsthale der kunstfertigste Mann, der berühmteste
Waffenschmied.

„Einsam verweilte im Wolfsthal Wieland,
Schmiedete Feingold, faſste Stein
Und reiht Ringe geruhig am Bast.
So harrt er allein seiner lichten Holden
Ob sie sich wenden wollte zu ihm.“

Nidung, der Niarenkönig, hörte von der Verlassenschaft Wielands,
des kunstvollen, reichen Schmieds. Er überfällt seine Wohnung in
seiner Abwesenheit, raubt von den vielen aufgereihten Ringen den
kostbarsten, den Brautring seiner entflohenen Geliebten. Wieland
kehrte zurück, merkt den Diebstahl, aber vor Übermüdung schläft
er ein. Da überfallen ihn die Räuber, legen ihn in feste Bande und
führen ihn mit sich über das Meer. König Nidung schenkt den Gold-
ring seiner Tochter Bathilde, er selbst aber nimmt sich Wielands
Schwert.

Wieland: „Es schimmert dem Nidung mein Schwert am Gürtel,
Das hatt’ ich geschärft, so geschickt ich’s verstand,
Das hatt’ ich gehärtet, so herdlich mir’s glückte,
Die glänzende Waffe ward mir entwandt:
Man schafft’ mir’s nie wieder zu Villand’s Schmiede!
Bathilde zwar trägt meiner Trauten Ring;
Sobald für das Rotgold nicht rech’n ich auf Buſse.“

Aber bald sinnt er auf Rache:

„Schlaflos saſs er und schwang den Hammer,
Gar bald schon traf den Gebieter sein Trug.“

Furchtbar ist seine Vergeltung.

Er lockt Nidungs beide Knaben, welche die Neugier nach der
Schmiede treibt, an sich heran, mordet beide, faſst ihre Schädel zu

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[685/0707] Mythische Zeit. schen Stämmen finden und selbst bei den keltischen Bewohnern Frankreichs Eingang gefunden hatten. Wieland erinnert durch viele Züge an Agni, den Feuergott der Inder. Wie dieser und wie Hephä- stos ist er gelähmt. Er macht sich Flügel und schwingt sich durch die Luft, ähnlich wie Dädalus. Nach der Edda war Wieland der Sohn des Finnenkönigs. Er und seine zwei Brüder entführten drei Walküren dadurch, daſs es ihnen gelang, während jene badeten, ihre Schwanenhemden zu rauben. Jeder wählte eine zur Gemahlin. Wie- land Herware die „Altweise“. Nach acht Jahren treuer Ehe gelang es den Walküren, ihre Schwanenhemden wieder zu erlangen, sie schwan- gen sich fort zu himmlischen Kämpfen auf Nimmerwiedersehen. Die Brüder Eigel und Schlagfeder zogen aus, ihre Frauen zu suchen, Wieland aber blieb im Wolfsthale der kunstfertigste Mann, der berühmteste Waffenschmied. „Einsam verweilte im Wolfsthal Wieland, Schmiedete Feingold, faſste Stein Und reiht Ringe geruhig am Bast. So harrt er allein seiner lichten Holden Ob sie sich wenden wollte zu ihm.“ Nidung, der Niarenkönig, hörte von der Verlassenschaft Wielands, des kunstvollen, reichen Schmieds. Er überfällt seine Wohnung in seiner Abwesenheit, raubt von den vielen aufgereihten Ringen den kostbarsten, den Brautring seiner entflohenen Geliebten. Wieland kehrte zurück, merkt den Diebstahl, aber vor Übermüdung schläft er ein. Da überfallen ihn die Räuber, legen ihn in feste Bande und führen ihn mit sich über das Meer. König Nidung schenkt den Gold- ring seiner Tochter Bathilde, er selbst aber nimmt sich Wielands Schwert. Wieland: „Es schimmert dem Nidung mein Schwert am Gürtel, Das hatt’ ich geschärft, so geschickt ich’s verstand, Das hatt’ ich gehärtet, so herdlich mir’s glückte, Die glänzende Waffe ward mir entwandt: Man schafft’ mir’s nie wieder zu Villand’s Schmiede! Bathilde zwar trägt meiner Trauten Ring; Sobald für das Rotgold nicht rech’n ich auf Buſse.“ Aber bald sinnt er auf Rache: „Schlaflos saſs er und schwang den Hammer, Gar bald schon traf den Gebieter sein Trug.“ Furchtbar ist seine Vergeltung. Er lockt Nidungs beide Knaben, welche die Neugier nach der Schmiede treibt, an sich heran, mordet beide, faſst ihre Schädel zu

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 685. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/707>, abgerufen am 22.11.2024.