Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.Das frühe Mittelalter. [Abbildung]
Fig. 209. Eisen zurückgedrängt, dessen Gebrauch aber ein sehralter und einheimischer gewesen ist. Die Benutzung des Eisens scheint auch in Britannien älter gewesen zu sein als die Einführung der Bronze. In einem Grabe von Rudstone 1) fand sich in einer Grabkammer neben Stein- geräten und den Knochenresten eines Greises, der auf der Seite lag, den Kopf nach Süden gewendet, die bei- den Hände vor dem Gesicht, ein längliches Stück Eisen- erz, das dem Feuer ausgesetzt gewesen war. Eben solche Stücke gebrannten Eisensteines fanden sich unterhalb des Fussendes der Kammer, sowie zwischen den benach- barten Grabkammern. In Schottland hat man Eisen- schlacken zusammen mit Steinpfeilen gefunden 2). Eiserne Gegenstände fanden sich in den Hügelgräbern (round barrows 3) in Wiltshire. Bei Roundway nahe bei Devizes fand man einen eisernen Ring, den man für ein Stück des von Cäsar erwähnten Ringgeldes (talei ferrei ad cer- tum pondus examinati) der alten Britannier hält. Be- merkenswert ist, dass eiserne Gegenstände aus vor- römischer Zeit in den Gräbern Nordenglands häufiger vorkommen, als in denen Südenglands, was sich zum Teil wohl daraus erklärt, dass die Bewohner des Nordens ausserhalb der Sphäre des Handelsverkehres lagen, ihnen die fremdländischen Bronzegeräte weniger zugänglich waren und sie deshalb mehr an dem Gebrauche des einheimischen Eisens festhielten. Besonders hervor- zuheben ist hierbei, dass gerade das charakteristische nationale Kriegsgerät der alten Briten, der Streitwagen (essedum) 4), grösstenteils aus Eisen konstruiert war. Man hat die Teile solcher Kriegswagen in den zahlreichen Hügelgräbern von Arras und Hessleskew im östlichen Yorkshire gefunden. Räder und Achsen waren von Eisen, während das Pferdegeschirr teilweise von Bronze war. Dabei fanden sich vier eiserne Gebisse, von denen zwei mit Bronze plattiert waren. Ferner ein Schild mit eisernem Rande und bronzenem Buckel. Die Leichen waren unverbrannt beigesetzt in der für die alten Briten 1) British Barrows by Granwell and Rollestone, Oxford 1877. 2) Times 10. Sept. 1862. 3) On ancient British Barrows by John Thurnham, London 1873. 4) Caes. bell. gall. IV, 33.
Das frühe Mittelalter. [Abbildung]
Fig. 209. Eisen zurückgedrängt, dessen Gebrauch aber ein sehralter und einheimischer gewesen ist. Die Benutzung des Eisens scheint auch in Britannien älter gewesen zu sein als die Einführung der Bronze. In einem Grabe von Rudstone 1) fand sich in einer Grabkammer neben Stein- geräten und den Knochenresten eines Greises, der auf der Seite lag, den Kopf nach Süden gewendet, die bei- den Hände vor dem Gesicht, ein längliches Stück Eisen- erz, das dem Feuer ausgesetzt gewesen war. Eben solche Stücke gebrannten Eisensteines fanden sich unterhalb des Fuſsendes der Kammer, sowie zwischen den benach- barten Grabkammern. In Schottland hat man Eisen- schlacken zusammen mit Steinpfeilen gefunden 2). Eiserne Gegenstände fanden sich in den Hügelgräbern (round barrows 3) in Wiltshire. Bei Roundway nahe bei Devizes fand man einen eisernen Ring, den man für ein Stück des von Cäsar erwähnten Ringgeldes (talei ferrei ad cer- tum pondus examinati) der alten Britannier hält. Be- merkenswert ist, daſs eiserne Gegenstände aus vor- römischer Zeit in den Gräbern Nordenglands häufiger vorkommen, als in denen Südenglands, was sich zum Teil wohl daraus erklärt, daſs die Bewohner des Nordens auſserhalb der Sphäre des Handelsverkehres lagen, ihnen die fremdländischen Bronzegeräte weniger zugänglich waren und sie deshalb mehr an dem Gebrauche des einheimischen Eisens festhielten. Besonders hervor- zuheben ist hierbei, daſs gerade das charakteristische nationale Kriegsgerät der alten Briten, der Streitwagen (essedum) 4), gröſstenteils aus Eisen konstruiert war. Man hat die Teile solcher Kriegswagen in den zahlreichen Hügelgräbern von Arras und Hessleskew im östlichen Yorkshire gefunden. Räder und Achsen waren von Eisen, während das Pferdegeschirr teilweise von Bronze war. Dabei fanden sich vier eiserne Gebisse, von denen zwei mit Bronze plattiert waren. Ferner ein Schild mit eisernem Rande und bronzenem Buckel. Die Leichen waren unverbrannt beigesetzt in der für die alten Briten 1) British Barrows by Granwell and Rollestone, Oxford 1877. 2) Times 10. Sept. 1862. 3) On ancient British Barrows by John Thurnham, London 1873. 4) Caes. bell. gall. IV, 33.
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Das frühe Mittelalter.
[Abbildung Fig. 209.]
Eisen zurückgedrängt, dessen Gebrauch aber ein sehr
alter und einheimischer gewesen ist. Die Benutzung des
Eisens scheint auch in Britannien älter gewesen zu sein
als die Einführung der Bronze. In einem Grabe von
Rudstone 1) fand sich in einer Grabkammer neben Stein-
geräten und den Knochenresten eines Greises, der auf
der Seite lag, den Kopf nach Süden gewendet, die bei-
den Hände vor dem Gesicht, ein längliches Stück Eisen-
erz, das dem Feuer ausgesetzt gewesen war. Eben solche
Stücke gebrannten Eisensteines fanden sich unterhalb
des Fuſsendes der Kammer, sowie zwischen den benach-
barten Grabkammern. In Schottland hat man Eisen-
schlacken zusammen mit Steinpfeilen gefunden 2). Eiserne
Gegenstände fanden sich in den Hügelgräbern (round
barrows 3) in Wiltshire. Bei Roundway nahe bei Devizes
fand man einen eisernen Ring, den man für ein Stück
des von Cäsar erwähnten Ringgeldes (talei ferrei ad cer-
tum pondus examinati) der alten Britannier hält. Be-
merkenswert ist, daſs eiserne Gegenstände aus vor-
römischer Zeit in den Gräbern Nordenglands häufiger
vorkommen, als in denen Südenglands, was sich zum
Teil wohl daraus erklärt, daſs die Bewohner des Nordens
auſserhalb der Sphäre des Handelsverkehres lagen, ihnen
die fremdländischen Bronzegeräte weniger zugänglich
waren und sie deshalb mehr an dem Gebrauche des
einheimischen Eisens festhielten. Besonders hervor-
zuheben ist hierbei, daſs gerade das charakteristische
nationale Kriegsgerät der alten Briten, der Streitwagen
(essedum) 4), gröſstenteils aus Eisen konstruiert war. Man
hat die Teile solcher Kriegswagen in den zahlreichen
Hügelgräbern von Arras und Hessleskew im östlichen
Yorkshire gefunden. Räder und Achsen waren von Eisen,
während das Pferdegeschirr teilweise von Bronze war.
Dabei fanden sich vier eiserne Gebisse, von denen zwei
mit Bronze plattiert waren. Ferner ein Schild mit
eisernem Rande und bronzenem Buckel. Die Leichen
waren unverbrannt beigesetzt in der für die alten Briten
1) British Barrows by Granwell and Rollestone, Oxford 1877.
2) Times
10. Sept. 1862.
3) On ancient British Barrows by John Thurnham, London
1873.
4) Caes. bell. gall. IV, 33.
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