Die Thatsache, dass diese Bergwerksanlagen keine Spur von der Benutzung von Maschinen, sei es zum Ziehen der Erze oder zur Hebung des Wassers, zeigen, ebensowenig von künstlicher Ventilation oder der Anwendung des Pulvers, kurzum jeder Art mechanischen Ge- schickes, kann als weiterer Beweis für ihr hohes Alter gelten. Übrigens haben wir auch noch andere Anhaltspunkte für das Alter der Gruben des Forest of Dean. Wenn auch keine Jahreszahl in deren Wände eingegraben ist, so finden sich doch Zeugen der Zeit in ihrem Schutt, denn Wyrrall berichtet: "dass Münzen, Fibeln und andere Gegenstände, wie sie bei den Römern im Gebrauch waren, sich häufig in den Schlackenhaufen und an anderen Plätzen gefunden haben. Dies ge- schah besonders bei dem Dorfe Witchurch zwischen Ross und Mon- mouth, wo sich grosse Schlackenhalden fanden, einige davon tief in der Erde 8 bis 10 Fuss unter der Oberfläche, so als ob sie schon durch ihre Lage beweisen wollten, wie lange Jahre sie an Ort und Stelle ge- legen haben müssen. Ich selbst hatte Gelegenheit, viele von diesen Münzen, Fibeln u. s. w. zu sehen, die von den Arbeitern, welche die eisenreichen Schlacken damals aufgruben, aufgelesen wurden, ganz besonders eine von Trajan, die, wie ich mich erinnere, vollständig er- halten war, wenn man die Länge der Zeit bedenkt, die sie im Boden gelegen hat. Ebenso erinnere ich mich einer kleinen, bronzenen Statuette, etwa 5 Zoll hoch, welche an demselben Platze in den Schlacken gefunden wurde. Es war eine elegante, weibliche Figur in liegender Stellung und nach der Gewandung unzweifelhaft antik."
"Diesem alten Bericht kann ich hinzufügen, dass nach allen Seiten des Forstes römische Reste aufgefunden wurden. In geringer Ent- fernung von Witchurch lag das alte Ariconium. Bei Lydney und Alvington wurden römische Antiken aufgefunden. Bei Lydbrook, auf dem Coppet Wood Hill, bei Perry Grove und Crabtree Hill fanden sich zahlreiche Münzen von Philippus, Gallienus, Victorinus und von Claudius Gothicus.
Die Untersuchung der Schlackenhaufen, die sich namentlich am Rande der Eisengruben des Forstes finden, bezeugen zweifellos die hüttenmännische Verarbeitung der Eisenerze. In Übereinstimmung mit der Ausdehnung der unterirdischen Höhlen sind sie ausserordent- lich zahlreich. Vor etwa 200 Jahren waren sie so massenhaft zu finden, dass sie lange Zeit hindurch das Hauptmaterial der Verhüttung für die benachbarten Eisenwerke bildeten, aber auch heutzutage trifft man sie noch überall an. Wir finden sie auf den Höhen, tief im Thal, auf Feldern, in Obst- und Blumengärten und in der Nachbar-
Britannien.
Die Thatsache, daſs diese Bergwerksanlagen keine Spur von der Benutzung von Maschinen, sei es zum Ziehen der Erze oder zur Hebung des Wassers, zeigen, ebensowenig von künstlicher Ventilation oder der Anwendung des Pulvers, kurzum jeder Art mechanischen Ge- schickes, kann als weiterer Beweis für ihr hohes Alter gelten. Übrigens haben wir auch noch andere Anhaltspunkte für das Alter der Gruben des Forest of Dean. Wenn auch keine Jahreszahl in deren Wände eingegraben ist, so finden sich doch Zeugen der Zeit in ihrem Schutt, denn Wyrrall berichtet: „daſs Münzen, Fibeln und andere Gegenstände, wie sie bei den Römern im Gebrauch waren, sich häufig in den Schlackenhaufen und an anderen Plätzen gefunden haben. Dies ge- schah besonders bei dem Dorfe Witchurch zwischen Ross und Mon- mouth, wo sich groſse Schlackenhalden fanden, einige davon tief in der Erde 8 bis 10 Fuſs unter der Oberfläche, so als ob sie schon durch ihre Lage beweisen wollten, wie lange Jahre sie an Ort und Stelle ge- legen haben müssen. Ich selbst hatte Gelegenheit, viele von diesen Münzen, Fibeln u. s. w. zu sehen, die von den Arbeitern, welche die eisenreichen Schlacken damals aufgruben, aufgelesen wurden, ganz besonders eine von Trajan, die, wie ich mich erinnere, vollständig er- halten war, wenn man die Länge der Zeit bedenkt, die sie im Boden gelegen hat. Ebenso erinnere ich mich einer kleinen, bronzenen Statuette, etwa 5 Zoll hoch, welche an demselben Platze in den Schlacken gefunden wurde. Es war eine elegante, weibliche Figur in liegender Stellung und nach der Gewandung unzweifelhaft antik.“
„Diesem alten Bericht kann ich hinzufügen, daſs nach allen Seiten des Forstes römische Reste aufgefunden wurden. In geringer Ent- fernung von Witchurch lag das alte Ariconium. Bei Lydney und Alvington wurden römische Antiken aufgefunden. Bei Lydbrook, auf dem Coppet Wood Hill, bei Perry Grove und Crabtree Hill fanden sich zahlreiche Münzen von Philippus, Gallienus, Victorinus und von Claudius Gothicus.
Die Untersuchung der Schlackenhaufen, die sich namentlich am Rande der Eisengruben des Forstes finden, bezeugen zweifellos die hüttenmännische Verarbeitung der Eisenerze. In Übereinstimmung mit der Ausdehnung der unterirdischen Höhlen sind sie auſserordent- lich zahlreich. Vor etwa 200 Jahren waren sie so massenhaft zu finden, daſs sie lange Zeit hindurch das Hauptmaterial der Verhüttung für die benachbarten Eisenwerke bildeten, aber auch heutzutage trifft man sie noch überall an. Wir finden sie auf den Höhen, tief im Thal, auf Feldern, in Obst- und Blumengärten und in der Nachbar-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0699"n="677"/><fwplace="top"type="header">Britannien.</fw><lb/><p>Die Thatsache, daſs diese Bergwerksanlagen keine Spur von der<lb/>
Benutzung von Maschinen, sei es zum Ziehen der Erze oder zur<lb/>
Hebung des Wassers, zeigen, ebensowenig von künstlicher Ventilation<lb/>
oder der Anwendung des Pulvers, kurzum jeder Art mechanischen Ge-<lb/>
schickes, kann als weiterer Beweis für ihr hohes Alter gelten. Übrigens<lb/>
haben wir auch noch andere Anhaltspunkte für das Alter der Gruben<lb/>
des Forest of Dean. Wenn auch keine Jahreszahl in deren Wände<lb/>
eingegraben ist, so finden sich doch Zeugen der Zeit in ihrem Schutt,<lb/>
denn Wyrrall berichtet: „daſs Münzen, Fibeln und andere Gegenstände,<lb/>
wie sie bei den Römern im Gebrauch waren, sich häufig in den<lb/>
Schlackenhaufen und an anderen Plätzen gefunden haben. Dies ge-<lb/>
schah besonders bei dem Dorfe Witchurch zwischen Ross und Mon-<lb/>
mouth, wo sich groſse Schlackenhalden fanden, einige davon tief in der<lb/>
Erde 8 bis 10 Fuſs unter der Oberfläche, so als ob sie schon durch<lb/>
ihre Lage beweisen wollten, wie lange Jahre sie an Ort und Stelle ge-<lb/>
legen haben müssen. Ich selbst hatte Gelegenheit, viele von diesen<lb/>
Münzen, Fibeln u. s. w. zu sehen, die von den Arbeitern, welche die<lb/>
eisenreichen Schlacken damals aufgruben, aufgelesen wurden, ganz<lb/>
besonders eine von Trajan, die, wie ich mich erinnere, vollständig er-<lb/>
halten war, wenn man die Länge der Zeit bedenkt, die sie im Boden<lb/>
gelegen hat. Ebenso erinnere ich mich einer kleinen, bronzenen<lb/>
Statuette, etwa 5 Zoll hoch, welche an demselben Platze in den<lb/>
Schlacken gefunden wurde. Es war eine elegante, weibliche Figur in<lb/>
liegender Stellung und nach der Gewandung unzweifelhaft antik.“</p><lb/><p>„Diesem alten Bericht kann ich hinzufügen, daſs nach allen Seiten<lb/>
des Forstes römische Reste aufgefunden wurden. In geringer Ent-<lb/>
fernung von Witchurch lag das alte Ariconium. Bei Lydney und<lb/>
Alvington wurden römische Antiken aufgefunden. Bei Lydbrook, auf<lb/>
dem Coppet Wood Hill, bei Perry Grove und Crabtree Hill fanden sich<lb/>
zahlreiche Münzen von Philippus, Gallienus, Victorinus und von<lb/>
Claudius Gothicus.</p><lb/><p>Die Untersuchung der Schlackenhaufen, die sich namentlich am<lb/>
Rande der Eisengruben des Forstes finden, bezeugen zweifellos die<lb/>
hüttenmännische Verarbeitung der Eisenerze. In Übereinstimmung<lb/>
mit der Ausdehnung der unterirdischen Höhlen sind sie auſserordent-<lb/>
lich zahlreich. Vor etwa 200 Jahren waren sie so massenhaft zu<lb/>
finden, daſs sie lange Zeit hindurch das Hauptmaterial der Verhüttung<lb/>
für die benachbarten Eisenwerke bildeten, aber auch heutzutage trifft<lb/>
man sie noch überall an. Wir finden sie auf den Höhen, tief im<lb/>
Thal, auf Feldern, in Obst- und Blumengärten und in der Nachbar-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[677/0699]
Britannien.
Die Thatsache, daſs diese Bergwerksanlagen keine Spur von der
Benutzung von Maschinen, sei es zum Ziehen der Erze oder zur
Hebung des Wassers, zeigen, ebensowenig von künstlicher Ventilation
oder der Anwendung des Pulvers, kurzum jeder Art mechanischen Ge-
schickes, kann als weiterer Beweis für ihr hohes Alter gelten. Übrigens
haben wir auch noch andere Anhaltspunkte für das Alter der Gruben
des Forest of Dean. Wenn auch keine Jahreszahl in deren Wände
eingegraben ist, so finden sich doch Zeugen der Zeit in ihrem Schutt,
denn Wyrrall berichtet: „daſs Münzen, Fibeln und andere Gegenstände,
wie sie bei den Römern im Gebrauch waren, sich häufig in den
Schlackenhaufen und an anderen Plätzen gefunden haben. Dies ge-
schah besonders bei dem Dorfe Witchurch zwischen Ross und Mon-
mouth, wo sich groſse Schlackenhalden fanden, einige davon tief in der
Erde 8 bis 10 Fuſs unter der Oberfläche, so als ob sie schon durch
ihre Lage beweisen wollten, wie lange Jahre sie an Ort und Stelle ge-
legen haben müssen. Ich selbst hatte Gelegenheit, viele von diesen
Münzen, Fibeln u. s. w. zu sehen, die von den Arbeitern, welche die
eisenreichen Schlacken damals aufgruben, aufgelesen wurden, ganz
besonders eine von Trajan, die, wie ich mich erinnere, vollständig er-
halten war, wenn man die Länge der Zeit bedenkt, die sie im Boden
gelegen hat. Ebenso erinnere ich mich einer kleinen, bronzenen
Statuette, etwa 5 Zoll hoch, welche an demselben Platze in den
Schlacken gefunden wurde. Es war eine elegante, weibliche Figur in
liegender Stellung und nach der Gewandung unzweifelhaft antik.“
„Diesem alten Bericht kann ich hinzufügen, daſs nach allen Seiten
des Forstes römische Reste aufgefunden wurden. In geringer Ent-
fernung von Witchurch lag das alte Ariconium. Bei Lydney und
Alvington wurden römische Antiken aufgefunden. Bei Lydbrook, auf
dem Coppet Wood Hill, bei Perry Grove und Crabtree Hill fanden sich
zahlreiche Münzen von Philippus, Gallienus, Victorinus und von
Claudius Gothicus.
Die Untersuchung der Schlackenhaufen, die sich namentlich am
Rande der Eisengruben des Forstes finden, bezeugen zweifellos die
hüttenmännische Verarbeitung der Eisenerze. In Übereinstimmung
mit der Ausdehnung der unterirdischen Höhlen sind sie auſserordent-
lich zahlreich. Vor etwa 200 Jahren waren sie so massenhaft zu
finden, daſs sie lange Zeit hindurch das Hauptmaterial der Verhüttung
für die benachbarten Eisenwerke bildeten, aber auch heutzutage trifft
man sie noch überall an. Wir finden sie auf den Höhen, tief im
Thal, auf Feldern, in Obst- und Blumengärten und in der Nachbar-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 677. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/699>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.