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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Das frühe Mittelalter.
schwammige Ansehen des Stückes, in Verbindung mit anderen Anzeigen,
lassen es als ein Stück Guss erscheinen, eine merkwürdige Thatsache,
wenn sie sich bestätigt hätte, da sie mit dem allgemeinen System
im Widerspruch steht, aber die weiteren Erfahrungen, welche mit
diesem merkwürdigen gallischen Fundstück gemacht wurden, haben
diese Annahme widerlegt. Es wurde ein Stück von der Masse abgelöst,
rotglühend gemacht und ausgeschmiedet. Man schmiedete daraus
einen kleinen Stahlmeissel, der ganz homogen war und nachdem er
im Wasser abgelöscht und auf einem Schleifstein geschärft wurde, eine
solche Härte zeigte, dass man damit einen grossen Eisenspan abhauen
konnte, ohne dass er stumpf wurde."

"Dies führte zu einer anderen wichtigen Entdeckung. 1866 hatte
man in dem Einschnitte der Eisenbahn bei Autun einen unförmigen
Eisenklumpen gefunden, der in der Mauer eines römischen Hauses von
Augustodunum mit vermauert war. Derselben Prüfung unterzogen,
zeigte er denselben Bruch und lieferte einen eben solchen Meissel, von
derselben Härte und Homogenität. Eine dritte Untersuchung, an-
gestellt mit den gallischen Werkzeugen, entschied die Frage. Zwei
Kaltmeissel, die allem Anscheine nach zum Zerteilen des Eisens ge-
dient hatten, wurden in ein Schmiedefeuer gesteckt. Der erste, welcher
der Schmiedewerkstätte von Rebours entstammte, erwies sich als
weiches Eisen und zeigte keine Härtung nach dem Ablöschen im
Wasser. Er hatte also überhaupt nicht zum Schneiden von Metall
gedient oder war die Stahlschneide verschwunden.

Der zweite aber aus der Werkstätte von Come-Chaudron härtete
sich vorzüglich und schnitt Eisen. Es war Stahl. Dieselbe Operation
mit dem anderen Ende des Werkzeuges ausgeführt, ergab das um-
gekehrte Resultat. Dieser Teil bestand aus weichem Eisen. Auch
liess sich mit der Feile der Anfangspunkt des Stahles erkennen."

Es ergiebt sich aus diesen Beobachtungen, dass die Gallier wie die
Römer die Kunst der Stahlbereitung wohl kannten, dass sie ihn schweissen
und härten konnten, wie dies die gallischen Werkzeuge beweisen.

Der oben erwähnte Stahlblock scheint das direkte Produkt einer
Schmelzoperation gewesen zu sein, er war ein, absichtlich oder unab-
sichtlich, höher gekohltes Eisen. Auch die Schlacken sind der Art,
dass sie auf die Herstellung von Schmiedeeisen und nicht von Guss-
eisen hinweisen. Es scheint jedoch bei dem Schmelzprozess Kalkstein
als Zuschlag verwendet worden zu sein, da sich zugerichtete Stücke
dieses Materials bei den Öfen fanden und zwar in ziemlich regel-
mässigen Würfeln von 15 bis 20 cm Seitenfläche.


Das frühe Mittelalter.
schwammige Ansehen des Stückes, in Verbindung mit anderen Anzeigen,
lassen es als ein Stück Guſs erscheinen, eine merkwürdige Thatsache,
wenn sie sich bestätigt hätte, da sie mit dem allgemeinen System
im Widerspruch steht, aber die weiteren Erfahrungen, welche mit
diesem merkwürdigen gallischen Fundstück gemacht wurden, haben
diese Annahme widerlegt. Es wurde ein Stück von der Masse abgelöst,
rotglühend gemacht und ausgeschmiedet. Man schmiedete daraus
einen kleinen Stahlmeiſsel, der ganz homogen war und nachdem er
im Wasser abgelöscht und auf einem Schleifstein geschärft wurde, eine
solche Härte zeigte, daſs man damit einen groſsen Eisenspan abhauen
konnte, ohne daſs er stumpf wurde.“

„Dies führte zu einer anderen wichtigen Entdeckung. 1866 hatte
man in dem Einschnitte der Eisenbahn bei Autun einen unförmigen
Eisenklumpen gefunden, der in der Mauer eines römischen Hauses von
Augustodunum mit vermauert war. Derselben Prüfung unterzogen,
zeigte er denselben Bruch und lieferte einen eben solchen Meiſsel, von
derselben Härte und Homogenität. Eine dritte Untersuchung, an-
gestellt mit den gallischen Werkzeugen, entschied die Frage. Zwei
Kaltmeiſsel, die allem Anscheine nach zum Zerteilen des Eisens ge-
dient hatten, wurden in ein Schmiedefeuer gesteckt. Der erste, welcher
der Schmiedewerkstätte von Rebours entstammte, erwies sich als
weiches Eisen und zeigte keine Härtung nach dem Ablöschen im
Wasser. Er hatte also überhaupt nicht zum Schneiden von Metall
gedient oder war die Stahlschneide verschwunden.

Der zweite aber aus der Werkstätte von Come-Chaudron härtete
sich vorzüglich und schnitt Eisen. Es war Stahl. Dieselbe Operation
mit dem anderen Ende des Werkzeuges ausgeführt, ergab das um-
gekehrte Resultat. Dieser Teil bestand aus weichem Eisen. Auch
lieſs sich mit der Feile der Anfangspunkt des Stahles erkennen.“

Es ergiebt sich aus diesen Beobachtungen, daſs die Gallier wie die
Römer die Kunst der Stahlbereitung wohl kannten, daſs sie ihn schweiſsen
und härten konnten, wie dies die gallischen Werkzeuge beweisen.

Der oben erwähnte Stahlblock scheint das direkte Produkt einer
Schmelzoperation gewesen zu sein, er war ein, absichtlich oder unab-
sichtlich, höher gekohltes Eisen. Auch die Schlacken sind der Art,
daſs sie auf die Herstellung von Schmiedeeisen und nicht von Guſs-
eisen hinweisen. Es scheint jedoch bei dem Schmelzprozeſs Kalkstein
als Zuschlag verwendet worden zu sein, da sich zugerichtete Stücke
dieses Materials bei den Öfen fanden und zwar in ziemlich regel-
mäſsigen Würfeln von 15 bis 20 cm Seitenfläche.


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[666/0688] Das frühe Mittelalter. schwammige Ansehen des Stückes, in Verbindung mit anderen Anzeigen, lassen es als ein Stück Guſs erscheinen, eine merkwürdige Thatsache, wenn sie sich bestätigt hätte, da sie mit dem allgemeinen System im Widerspruch steht, aber die weiteren Erfahrungen, welche mit diesem merkwürdigen gallischen Fundstück gemacht wurden, haben diese Annahme widerlegt. Es wurde ein Stück von der Masse abgelöst, rotglühend gemacht und ausgeschmiedet. Man schmiedete daraus einen kleinen Stahlmeiſsel, der ganz homogen war und nachdem er im Wasser abgelöscht und auf einem Schleifstein geschärft wurde, eine solche Härte zeigte, daſs man damit einen groſsen Eisenspan abhauen konnte, ohne daſs er stumpf wurde.“ „Dies führte zu einer anderen wichtigen Entdeckung. 1866 hatte man in dem Einschnitte der Eisenbahn bei Autun einen unförmigen Eisenklumpen gefunden, der in der Mauer eines römischen Hauses von Augustodunum mit vermauert war. Derselben Prüfung unterzogen, zeigte er denselben Bruch und lieferte einen eben solchen Meiſsel, von derselben Härte und Homogenität. Eine dritte Untersuchung, an- gestellt mit den gallischen Werkzeugen, entschied die Frage. Zwei Kaltmeiſsel, die allem Anscheine nach zum Zerteilen des Eisens ge- dient hatten, wurden in ein Schmiedefeuer gesteckt. Der erste, welcher der Schmiedewerkstätte von Rebours entstammte, erwies sich als weiches Eisen und zeigte keine Härtung nach dem Ablöschen im Wasser. Er hatte also überhaupt nicht zum Schneiden von Metall gedient oder war die Stahlschneide verschwunden. Der zweite aber aus der Werkstätte von Come-Chaudron härtete sich vorzüglich und schnitt Eisen. Es war Stahl. Dieselbe Operation mit dem anderen Ende des Werkzeuges ausgeführt, ergab das um- gekehrte Resultat. Dieser Teil bestand aus weichem Eisen. Auch lieſs sich mit der Feile der Anfangspunkt des Stahles erkennen.“ Es ergiebt sich aus diesen Beobachtungen, daſs die Gallier wie die Römer die Kunst der Stahlbereitung wohl kannten, daſs sie ihn schweiſsen und härten konnten, wie dies die gallischen Werkzeuge beweisen. Der oben erwähnte Stahlblock scheint das direkte Produkt einer Schmelzoperation gewesen zu sein, er war ein, absichtlich oder unab- sichtlich, höher gekohltes Eisen. Auch die Schlacken sind der Art, daſs sie auf die Herstellung von Schmiedeeisen und nicht von Guſs- eisen hinweisen. Es scheint jedoch bei dem Schmelzprozeſs Kalkstein als Zuschlag verwendet worden zu sein, da sich zugerichtete Stücke dieses Materials bei den Öfen fanden und zwar in ziemlich regel- mäſsigen Würfeln von 15 bis 20 cm Seitenfläche.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 666. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/688>, abgerufen am 22.11.2024.