faltig. Grabstätten in dieser Werkstätte waren allem Anscheine nach an Stelle früherer Ambosse.
Die auffallende Übereinstimmung der zahlreichen Münzen, die alle einer Zeit entspringen, lassen schliessen, dass der ganze Ort gleich- zeitig zerstört wurde. In der Schmelzwerkstätte wurden aufgefunden: 40 gallische Münzen, sechs von Vienne und Nismes, ferner in dem Boden der Wasserleitung 10 gallische, drei von den Kolonieen und eine konsularische. Ebenso viele Münzen etwa fanden sich in der Schmiede- werkstätte u. s. w. Danach fiel die Zerstörung des Arsenals wahr- scheinlich zwischen die Jahre 27 bis 10 v. Chr. in die Zeit der Regie- rung des Augustus.
An diese merkwürdigen Ausgrabungen knüpft Bulliot folgende technische Bemerkungen:
Die Öfen konnten nicht zum Giessen von Eisen oder zur Erzeugung des Roheisens dienen. Die Öfen unterscheiden sich nicht von den auf- gefundenen römischen, als dass sie roher in der Ausführung sind. Die beschriebenen Öfen dienten nicht zum Bronzeschmelzen, denn alle Rückstände in und um die Öfen beweisen dies. Die Schlacken sind ähnlich denen der Katalanschmieden. Auch bei diesen dient gewöhn- lich ein grosser Granitstein als Sohle. Ebenso sind die Dimensionen der Seitenwände, des Schlackenloches u. s. w. entsprechend. Vielleicht kannten diese alten gallischen Schmelzer bereits das Wassertrommel- gebläse, wie es sich bei den Katalanschmieden erhalten hat, da Wasser- kanäle 3 bis 4 m über den Öfen, dicht an denselben vorbeiführten, gerade wie dies bei den mit solchen Gebläsen betriebenen Katalan- schmieden gebräuchlich ist. Es fanden sich auch Reste von Holz- leitungen von 6 bis 10 bis 15 cm Durchmesser, die Bulliot ebenfalls mit diesen Gebläsen in Verbindung bringt. Auch die Spuren eines Sammelteiches will er nachgewiesen haben.
Die Erze kamen aus der Nachbarschaft, von Champ-Robert u. s. w. "Von besonderem Interesse sind die Schmelzprodukte. Zusammen mit mannigfachen Eisenwerkzeugen als Zangen, Feilen, Äxten, Meisseln, deren gallischer Ursprung durch die dabei gefundenen Münzen erwiesen ist, fanden sich Schmelzprodukte, wie Schlacken u. s. w.; unter diesen ein Block von hartem Metall, viereckig zugerichtet, rechtwinkelig auf den Seitenflächen, ähnlich einem Ambossstocke. Im Bruche zeigte der- selbe eine silberne Farbe und strahlige Krystallisation, ähnlich wie gewisse preussische Eisensorten (weissstrahliges Eisen). Einige Partieen sind blasig und aufgerollt, einige zeigen glänzende Geoden mit glänzen- den, gelblichen Krystallen ausgekleidet. Der Anblick, die Textur, das
Gallien.
faltig. Grabstätten in dieser Werkstätte waren allem Anscheine nach an Stelle früherer Amboſse.
Die auffallende Übereinstimmung der zahlreichen Münzen, die alle einer Zeit entspringen, lassen schlieſsen, daſs der ganze Ort gleich- zeitig zerstört wurde. In der Schmelzwerkstätte wurden aufgefunden: 40 gallische Münzen, sechs von Vienne und Nismes, ferner in dem Boden der Wasserleitung 10 gallische, drei von den Kolonieen und eine konsularische. Ebenso viele Münzen etwa fanden sich in der Schmiede- werkstätte u. s. w. Danach fiel die Zerstörung des Arsenals wahr- scheinlich zwischen die Jahre 27 bis 10 v. Chr. in die Zeit der Regie- rung des Augustus.
An diese merkwürdigen Ausgrabungen knüpft Bulliot folgende technische Bemerkungen:
Die Öfen konnten nicht zum Gieſsen von Eisen oder zur Erzeugung des Roheisens dienen. Die Öfen unterscheiden sich nicht von den auf- gefundenen römischen, als daſs sie roher in der Ausführung sind. Die beschriebenen Öfen dienten nicht zum Bronzeschmelzen, denn alle Rückstände in und um die Öfen beweisen dies. Die Schlacken sind ähnlich denen der Katalanschmieden. Auch bei diesen dient gewöhn- lich ein groſser Granitstein als Sohle. Ebenso sind die Dimensionen der Seitenwände, des Schlackenloches u. s. w. entsprechend. Vielleicht kannten diese alten gallischen Schmelzer bereits das Wassertrommel- gebläse, wie es sich bei den Katalanschmieden erhalten hat, da Wasser- kanäle 3 bis 4 m über den Öfen, dicht an denselben vorbeiführten, gerade wie dies bei den mit solchen Gebläsen betriebenen Katalan- schmieden gebräuchlich ist. Es fanden sich auch Reste von Holz- leitungen von 6 bis 10 bis 15 cm Durchmesser, die Bulliot ebenfalls mit diesen Gebläsen in Verbindung bringt. Auch die Spuren eines Sammelteiches will er nachgewiesen haben.
Die Erze kamen aus der Nachbarschaft, von Champ-Robert u. s. w. „Von besonderem Interesse sind die Schmelzprodukte. Zusammen mit mannigfachen Eisenwerkzeugen als Zangen, Feilen, Äxten, Meiſseln, deren gallischer Ursprung durch die dabei gefundenen Münzen erwiesen ist, fanden sich Schmelzprodukte, wie Schlacken u. s. w.; unter diesen ein Block von hartem Metall, viereckig zugerichtet, rechtwinkelig auf den Seitenflächen, ähnlich einem Amboſsstocke. Im Bruche zeigte der- selbe eine silberne Farbe und strahlige Krystallisation, ähnlich wie gewisse preuſsische Eisensorten (weiſsstrahliges Eisen). Einige Partieen sind blasig und aufgerollt, einige zeigen glänzende Geoden mit glänzen- den, gelblichen Krystallen ausgekleidet. Der Anblick, die Textur, das
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Gallien.
faltig. Grabstätten in dieser Werkstätte waren allem Anscheine nach
an Stelle früherer Amboſse.
Die auffallende Übereinstimmung der zahlreichen Münzen, die alle
einer Zeit entspringen, lassen schlieſsen, daſs der ganze Ort gleich-
zeitig zerstört wurde. In der Schmelzwerkstätte wurden aufgefunden:
40 gallische Münzen, sechs von Vienne und Nismes, ferner in dem Boden
der Wasserleitung 10 gallische, drei von den Kolonieen und eine
konsularische. Ebenso viele Münzen etwa fanden sich in der Schmiede-
werkstätte u. s. w. Danach fiel die Zerstörung des Arsenals wahr-
scheinlich zwischen die Jahre 27 bis 10 v. Chr. in die Zeit der Regie-
rung des Augustus.
An diese merkwürdigen Ausgrabungen knüpft Bulliot folgende
technische Bemerkungen:
Die Öfen konnten nicht zum Gieſsen von Eisen oder zur Erzeugung
des Roheisens dienen. Die Öfen unterscheiden sich nicht von den auf-
gefundenen römischen, als daſs sie roher in der Ausführung sind. Die
beschriebenen Öfen dienten nicht zum Bronzeschmelzen, denn alle
Rückstände in und um die Öfen beweisen dies. Die Schlacken sind
ähnlich denen der Katalanschmieden. Auch bei diesen dient gewöhn-
lich ein groſser Granitstein als Sohle. Ebenso sind die Dimensionen
der Seitenwände, des Schlackenloches u. s. w. entsprechend. Vielleicht
kannten diese alten gallischen Schmelzer bereits das Wassertrommel-
gebläse, wie es sich bei den Katalanschmieden erhalten hat, da Wasser-
kanäle 3 bis 4 m über den Öfen, dicht an denselben vorbeiführten,
gerade wie dies bei den mit solchen Gebläsen betriebenen Katalan-
schmieden gebräuchlich ist. Es fanden sich auch Reste von Holz-
leitungen von 6 bis 10 bis 15 cm Durchmesser, die Bulliot ebenfalls
mit diesen Gebläsen in Verbindung bringt. Auch die Spuren eines
Sammelteiches will er nachgewiesen haben.
Die Erze kamen aus der Nachbarschaft, von Champ-Robert u. s. w.
„Von besonderem Interesse sind die Schmelzprodukte. Zusammen mit
mannigfachen Eisenwerkzeugen als Zangen, Feilen, Äxten, Meiſseln,
deren gallischer Ursprung durch die dabei gefundenen Münzen erwiesen
ist, fanden sich Schmelzprodukte, wie Schlacken u. s. w.; unter diesen
ein Block von hartem Metall, viereckig zugerichtet, rechtwinkelig auf
den Seitenflächen, ähnlich einem Amboſsstocke. Im Bruche zeigte der-
selbe eine silberne Farbe und strahlige Krystallisation, ähnlich wie
gewisse preuſsische Eisensorten (weiſsstrahliges Eisen). Einige Partieen
sind blasig und aufgerollt, einige zeigen glänzende Geoden mit glänzen-
den, gelblichen Krystallen ausgekleidet. Der Anblick, die Textur, das
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 665. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/687>, abgerufen am 22.11.2024.
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