ihnen sterben vor übermässiger Anstrengung, denn Ruhe oder Erholung von der Arbeit giebt es für sie nicht, sondern immerfort trifft sie der Schlag der Aufseher und zwingt sie, die Mühsal wieder aufzunehmen, und so verzehrt sich ihr Leben in Jammer und Elend; und doch giebt es solche, die an Leib und Seele so stark sind, dass sie dies Elend lange Zeit ertragen; denn wünschenswerter wäre ja für sie der Tod, als zu leben und solche Leiden zu tragen. Unter den vielen Dingen, welche bei den genannten Bergwerken auffallen, ist wohl nicht das am wenigsten auffällige, dass keiner dieser Schachte neu angelegt ist; viel- mehr sind alle schon durch die Habgier der Karthager eröffnet worden, zur Zeit als sie über Iberien herrschten. Denn diese Bergwerke waren die Quellen ihrer rasch aufsteigenden Macht; aus ihrem Ertrag nämlich besoldeten sie die tüchtigsten Mietstruppen und mit diesen fochten sie viele und grosse Kriege durch. Denn zu keiner Zeit haben die Kar- thager ihre Kriege durch Streitkräfte aus ihrer eigenen Bürgerschaft geführt, noch auch auf die Truppen ihrer Bundesgenossen vertraut, sondern Römer wie Sicilianer und Lybier haben sie aufs Gefährlichste bedrängt, indem sie das Geld gegen sie in den Kampf führten, welches ihnen aus den Bergwerken so reichlich zufloss. Von Anbeginn an, scheint es, waren die Punier darauf aus, Quellen des Gewinnes zu finden, die Italiker aber, sie keinem Anderen zu lassen."
Es ist ganz richtig, was hier Strabo bemerkt, dass es der Besitz der reichen Silberbergwerke Spaniens war, welche Karthago so mächtig und gefürchtet machten, gerade wie dieselben Schätze vordem die wichtigste Grundlage des Glanzes von Tyrus gewesen waren und ebenso datiert die Weltherrschaft Roms von der Erwerbung der spanischen Silberbergwerke. Welche Schätze an Gold und Silber aus denselben gewonnen wurden, haben wir schon oben bei dem Bergbau der Römer angeführt. Die Gründung der Stadt Gades geschah von Tyrus aus schon vor der Erbauung Utikas, also vor 1100 v. Chr. Die ersten Be- ziehungen der Phönizier und Turditanier sind aber wohl noch älter. Gades war noch zur Römerzeit so blühend, dass Strabo es nach Rom für die volkreichste Stadt erklärt. Es schickte damals die meisten und grössten Handelsschiffe aus sowohl nach den Häfen des Mittel- meeres, als an die Küsten des Atlantischen Ozeans. Dikäarchia (Pu- teoli) und Ostia, die Hafenstadt Roms, waren die Seeplätze Italiens, die zu Strabos Zeit hauptsächlich mit Gades im Verkehr standen.
Das meiste Silber fand sich am Baetis bei dem Orte Ilixo. Ferner waren grosse Silbergruben bei Sisapo, dem heutigen Almaden, und Neu-Karthago (Carthagena) wurde der Silberbergwerke wegen ge-
Hispanien.
ihnen sterben vor übermäſsiger Anstrengung, denn Ruhe oder Erholung von der Arbeit giebt es für sie nicht, sondern immerfort trifft sie der Schlag der Aufseher und zwingt sie, die Mühsal wieder aufzunehmen, und so verzehrt sich ihr Leben in Jammer und Elend; und doch giebt es solche, die an Leib und Seele so stark sind, daſs sie dies Elend lange Zeit ertragen; denn wünschenswerter wäre ja für sie der Tod, als zu leben und solche Leiden zu tragen. Unter den vielen Dingen, welche bei den genannten Bergwerken auffallen, ist wohl nicht das am wenigsten auffällige, daſs keiner dieser Schachte neu angelegt ist; viel- mehr sind alle schon durch die Habgier der Karthager eröffnet worden, zur Zeit als sie über Iberien herrschten. Denn diese Bergwerke waren die Quellen ihrer rasch aufsteigenden Macht; aus ihrem Ertrag nämlich besoldeten sie die tüchtigsten Mietstruppen und mit diesen fochten sie viele und groſse Kriege durch. Denn zu keiner Zeit haben die Kar- thager ihre Kriege durch Streitkräfte aus ihrer eigenen Bürgerschaft geführt, noch auch auf die Truppen ihrer Bundesgenossen vertraut, sondern Römer wie Sicilianer und Lybier haben sie aufs Gefährlichste bedrängt, indem sie das Geld gegen sie in den Kampf führten, welches ihnen aus den Bergwerken so reichlich zufloſs. Von Anbeginn an, scheint es, waren die Punier darauf aus, Quellen des Gewinnes zu finden, die Italiker aber, sie keinem Anderen zu lassen.“
Es ist ganz richtig, was hier Strabo bemerkt, daſs es der Besitz der reichen Silberbergwerke Spaniens war, welche Karthago so mächtig und gefürchtet machten, gerade wie dieselben Schätze vordem die wichtigste Grundlage des Glanzes von Tyrus gewesen waren und ebenso datiert die Weltherrschaft Roms von der Erwerbung der spanischen Silberbergwerke. Welche Schätze an Gold und Silber aus denselben gewonnen wurden, haben wir schon oben bei dem Bergbau der Römer angeführt. Die Gründung der Stadt Gades geschah von Tyrus aus schon vor der Erbauung Utikas, also vor 1100 v. Chr. Die ersten Be- ziehungen der Phönizier und Turditanier sind aber wohl noch älter. Gades war noch zur Römerzeit so blühend, daſs Strabo es nach Rom für die volkreichste Stadt erklärt. Es schickte damals die meisten und gröſsten Handelsschiffe aus sowohl nach den Häfen des Mittel- meeres, als an die Küsten des Atlantischen Ozeans. Dikäarchia (Pu- teoli) und Ostia, die Hafenstadt Roms, waren die Seeplätze Italiens, die zu Strabos Zeit hauptsächlich mit Gades im Verkehr standen.
Das meiste Silber fand sich am Baetis bei dem Orte Ilixo. Ferner waren groſse Silbergruben bei Sisapo, dem heutigen Almaden, und Neu-Karthago (Carthagena) wurde der Silberbergwerke wegen ge-
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Hispanien.
ihnen sterben vor übermäſsiger Anstrengung, denn Ruhe oder Erholung
von der Arbeit giebt es für sie nicht, sondern immerfort trifft sie der
Schlag der Aufseher und zwingt sie, die Mühsal wieder aufzunehmen,
und so verzehrt sich ihr Leben in Jammer und Elend; und doch giebt
es solche, die an Leib und Seele so stark sind, daſs sie dies Elend
lange Zeit ertragen; denn wünschenswerter wäre ja für sie der Tod,
als zu leben und solche Leiden zu tragen. Unter den vielen Dingen,
welche bei den genannten Bergwerken auffallen, ist wohl nicht das am
wenigsten auffällige, daſs keiner dieser Schachte neu angelegt ist; viel-
mehr sind alle schon durch die Habgier der Karthager eröffnet worden,
zur Zeit als sie über Iberien herrschten. Denn diese Bergwerke waren
die Quellen ihrer rasch aufsteigenden Macht; aus ihrem Ertrag nämlich
besoldeten sie die tüchtigsten Mietstruppen und mit diesen fochten sie
viele und groſse Kriege durch. Denn zu keiner Zeit haben die Kar-
thager ihre Kriege durch Streitkräfte aus ihrer eigenen Bürgerschaft
geführt, noch auch auf die Truppen ihrer Bundesgenossen vertraut,
sondern Römer wie Sicilianer und Lybier haben sie aufs Gefährlichste
bedrängt, indem sie das Geld gegen sie in den Kampf führten, welches
ihnen aus den Bergwerken so reichlich zufloſs. Von Anbeginn an,
scheint es, waren die Punier darauf aus, Quellen des Gewinnes zu
finden, die Italiker aber, sie keinem Anderen zu lassen.“
Es ist ganz richtig, was hier Strabo bemerkt, daſs es der Besitz
der reichen Silberbergwerke Spaniens war, welche Karthago so mächtig
und gefürchtet machten, gerade wie dieselben Schätze vordem die
wichtigste Grundlage des Glanzes von Tyrus gewesen waren und ebenso
datiert die Weltherrschaft Roms von der Erwerbung der spanischen
Silberbergwerke. Welche Schätze an Gold und Silber aus denselben
gewonnen wurden, haben wir schon oben bei dem Bergbau der Römer
angeführt. Die Gründung der Stadt Gades geschah von Tyrus aus
schon vor der Erbauung Utikas, also vor 1100 v. Chr. Die ersten Be-
ziehungen der Phönizier und Turditanier sind aber wohl noch älter.
Gades war noch zur Römerzeit so blühend, daſs Strabo es nach Rom
für die volkreichste Stadt erklärt. Es schickte damals die meisten
und gröſsten Handelsschiffe aus sowohl nach den Häfen des Mittel-
meeres, als an die Küsten des Atlantischen Ozeans. Dikäarchia (Pu-
teoli) und Ostia, die Hafenstadt Roms, waren die Seeplätze Italiens, die
zu Strabos Zeit hauptsächlich mit Gades im Verkehr standen.
Das meiste Silber fand sich am Baetis bei dem Orte Ilixo. Ferner
waren groſse Silbergruben bei Sisapo, dem heutigen Almaden, und
Neu-Karthago (Carthagena) wurde der Silberbergwerke wegen ge-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 647. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/669>, abgerufen am 25.11.2024.
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