dass neben dem Mangan auch der ganze Phosphorgehalt der Erze durch die Schlacken abgeführt und damit unschädlich gemacht wurde; ein Vorzug, den die damalige Rennarbeit vor dem jetzigen Hochofenbetriebe voraus hatte.
Die vielen kleinen, weit durch den Boden zerstreuten Schlacken- stücke scheinen auf einen nur nach Bedarf, in sehr beschränkter Weise vorgenommenen Betrieb hinzudeuten.
Waren zur Zeit des Tacitus auch die Deutschen noch arm an Eisen, so stieg das Ansehen der Eisenschmiede zur Zeit der Völker- wanderung bedeutend. Das Grab eines Eisenschmiedes, welches nahe dem Hofe Luttmersen aufgedeckt wurde, aus einem Hügel von 15 m Durchmesser und 4 m Höhe bestehend, mag wohl dem 5. Jahr- hundert n. Chr. angehören. Beim Abfahren des Sandes wurden im Hügelaufwurf mehrere Totenurnen gefunden, von denen die eine etwa 20 dunkle Mosaikperlen, eine andere ein kleines Idol aus Terracotta enthielt. Mitten im Hügel aber befand sich das Hauptgrab. Zwischen einer ovalen Steinsetzung lag das Skelett frei im Sande ausgestreckt, ihm zur Seite ein grosses eisernes Kampfschwert und zu Häupten eine, jetzt im Provinzialmuseum befindliche, 50 kg schwere cylin- drische Eisenschlacke. Ablagerungen mit Eisenschlacken be- schränken sich aber keineswegs auf die untere Leine.
"Erst kürzlich habe ich", schreibt Hostmann, "am rechten Ufer der Hunte, nicht weit vom Einfluss des Katenbachs, eine hohe Dünenbil- dung untersucht und konnte hier genau dieselbe Erscheinung kon- statieren wie an der Leine. Kaum einen Fuss über der Oberfläche war der Boden förmlich durchsetzt mit Eisenschlacken, groben Topf- scherben und Kohlen. Auch fand sich eine, etwa 30 cm weite Schmelz- grube, deren Wandung mit kleinen Feldsteinen ausgesetzt und dann mit einer Lehmschicht, die völlig rotgebrannt und zum Teil verglast erschien, bekleidet war."
Diese Überreste von zäh geflossenen Eisenschlacken untermischt mit altgermanischen Topfscherben setzen sich jenseits der Ems fort bis an den Zuidersee und südlich bis zum Rhein. Andererseits wurde jenseits der Elbe dasselbe Vorkommen beobachtet in Holstein, Mecklen- burg, Pommern, Brandenburg und Schlesien. An den Ufern der Oder in der Nähe von Breslau fand Dücker Kohlen und Aschenreste in grösserer Menge im Boden abgelagert.
Ausgedehnte Ablagerungen von prähistorischen Eisenschlacken finden sich in Holland, besonders zwischen Waal, Rhein, Yssel und der Zuidersee. Professor Bleekrode hat dieselben eingehender unter-
Einleitung zum Mittelalter.
daſs neben dem Mangan auch der ganze Phosphorgehalt der Erze durch die Schlacken abgeführt und damit unschädlich gemacht wurde; ein Vorzug, den die damalige Rennarbeit vor dem jetzigen Hochofenbetriebe voraus hatte.
Die vielen kleinen, weit durch den Boden zerstreuten Schlacken- stücke scheinen auf einen nur nach Bedarf, in sehr beschränkter Weise vorgenommenen Betrieb hinzudeuten.
Waren zur Zeit des Tacitus auch die Deutschen noch arm an Eisen, so stieg das Ansehen der Eisenschmiede zur Zeit der Völker- wanderung bedeutend. Das Grab eines Eisenschmiedes, welches nahe dem Hofe Luttmersen aufgedeckt wurde, aus einem Hügel von 15 m Durchmesser und 4 m Höhe bestehend, mag wohl dem 5. Jahr- hundert n. Chr. angehören. Beim Abfahren des Sandes wurden im Hügelaufwurf mehrere Totenurnen gefunden, von denen die eine etwa 20 dunkle Mosaikperlen, eine andere ein kleines Idol aus Terracotta enthielt. Mitten im Hügel aber befand sich das Hauptgrab. Zwischen einer ovalen Steinsetzung lag das Skelett frei im Sande ausgestreckt, ihm zur Seite ein groſses eisernes Kampfschwert und zu Häupten eine, jetzt im Provinzialmuseum befindliche, 50 kg schwere cylin- drische Eisenschlacke. Ablagerungen mit Eisenschlacken be- schränken sich aber keineswegs auf die untere Leine.
„Erst kürzlich habe ich“, schreibt Hostmann, „am rechten Ufer der Hunte, nicht weit vom Einfluſs des Katenbachs, eine hohe Dünenbil- dung untersucht und konnte hier genau dieselbe Erscheinung kon- statieren wie an der Leine. Kaum einen Fuſs über der Oberfläche war der Boden förmlich durchsetzt mit Eisenschlacken, groben Topf- scherben und Kohlen. Auch fand sich eine, etwa 30 cm weite Schmelz- grube, deren Wandung mit kleinen Feldsteinen ausgesetzt und dann mit einer Lehmschicht, die völlig rotgebrannt und zum Teil verglast erschien, bekleidet war.“
Diese Überreste von zäh geflossenen Eisenschlacken untermischt mit altgermanischen Topfscherben setzen sich jenseits der Ems fort bis an den Zuidersee und südlich bis zum Rhein. Andererseits wurde jenseits der Elbe dasſelbe Vorkommen beobachtet in Holstein, Mecklen- burg, Pommern, Brandenburg und Schlesien. An den Ufern der Oder in der Nähe von Breslau fand Dücker Kohlen und Aschenreste in gröſserer Menge im Boden abgelagert.
Ausgedehnte Ablagerungen von prähistorischen Eisenschlacken finden sich in Holland, besonders zwischen Waal, Rhein, Yssel und der Zuidersee. Professor Bleekrode hat dieselben eingehender unter-
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Einleitung zum Mittelalter.
daſs neben dem Mangan auch der ganze Phosphorgehalt der Erze durch
die Schlacken abgeführt und damit unschädlich gemacht wurde; ein
Vorzug, den die damalige Rennarbeit vor dem jetzigen Hochofenbetriebe
voraus hatte.
Die vielen kleinen, weit durch den Boden zerstreuten Schlacken-
stücke scheinen auf einen nur nach Bedarf, in sehr beschränkter Weise
vorgenommenen Betrieb hinzudeuten.
Waren zur Zeit des Tacitus auch die Deutschen noch arm an
Eisen, so stieg das Ansehen der Eisenschmiede zur Zeit der Völker-
wanderung bedeutend. Das Grab eines Eisenschmiedes, welches nahe
dem Hofe Luttmersen aufgedeckt wurde, aus einem Hügel von 15 m
Durchmesser und 4 m Höhe bestehend, mag wohl dem 5. Jahr-
hundert n. Chr. angehören. Beim Abfahren des Sandes wurden im
Hügelaufwurf mehrere Totenurnen gefunden, von denen die eine etwa
20 dunkle Mosaikperlen, eine andere ein kleines Idol aus Terracotta
enthielt. Mitten im Hügel aber befand sich das Hauptgrab. Zwischen
einer ovalen Steinsetzung lag das Skelett frei im Sande ausgestreckt,
ihm zur Seite ein groſses eisernes Kampfschwert und zu Häupten
eine, jetzt im Provinzialmuseum befindliche, 50 kg schwere cylin-
drische Eisenschlacke. Ablagerungen mit Eisenschlacken be-
schränken sich aber keineswegs auf die untere Leine.
„Erst kürzlich habe ich“, schreibt Hostmann, „am rechten Ufer der
Hunte, nicht weit vom Einfluſs des Katenbachs, eine hohe Dünenbil-
dung untersucht und konnte hier genau dieselbe Erscheinung kon-
statieren wie an der Leine. Kaum einen Fuſs über der Oberfläche
war der Boden förmlich durchsetzt mit Eisenschlacken, groben Topf-
scherben und Kohlen. Auch fand sich eine, etwa 30 cm weite Schmelz-
grube, deren Wandung mit kleinen Feldsteinen ausgesetzt und dann
mit einer Lehmschicht, die völlig rotgebrannt und zum Teil verglast
erschien, bekleidet war.“
Diese Überreste von zäh geflossenen Eisenschlacken untermischt
mit altgermanischen Topfscherben setzen sich jenseits der Ems fort
bis an den Zuidersee und südlich bis zum Rhein. Andererseits wurde
jenseits der Elbe dasſelbe Vorkommen beobachtet in Holstein, Mecklen-
burg, Pommern, Brandenburg und Schlesien. An den Ufern der Oder
in der Nähe von Breslau fand Dücker Kohlen und Aschenreste in
gröſserer Menge im Boden abgelagert.
Ausgedehnte Ablagerungen von prähistorischen Eisenschlacken
finden sich in Holland, besonders zwischen Waal, Rhein, Yssel und
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 640. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/662>, abgerufen am 25.11.2024.
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