Als Verhüttungsmaterial kann kein anderes als das ohne Bergbau zu gewinnende, ausserordentlich weit verbreitete, sogenannte Wiesen- oder Morasterz verwendet worden sein. Dies war, wie schon Prof. Bleek- rode äusserte, dasjenige Erz, welches nicht nur zu allererst zur Eisen- bereitung gedient hat, sondern das auch so lange ausschliesslich verwendet wurde, als es sich noch nicht um Billigkeit des Fabrikates, sondern nur darum handelte, in den Besitz eines brauchbaren und unentbehrlichen Metalles zu gelangen. Es ist ein sehr schmelzbares, leicht reduzierbares Erz, ein Eisenoxydhydrat, das nach einem Durch- schnitt von fünf verschiedenen mit vorliegenden Analysen folgender- massen zusammengesetzt ist:
Eisenoxyd 71,02
Thonerde 1,44
Manganoxydul 1,58
Unauflösliches Silikat 6,70
Wasser und organische Bestandteile 18,16
Phosphorsäure 0,74
Kalkerde 0,30
Magnesia 0,34
100,28
Vergleicht man nun die Bestandteile beider Analysen mitein- ander, so muss sofort auffallen, dass die Schlacken, im Gegensatz zu den modernen fast ganz eisenfreien Hochofenschlacken, beinahe eben- soviel Eisen enthalten wie das verwendete Erz. Dies enthält etwa 50 Proz. metallisches Eisen und hiervon wurde ungefähr die Hälfte absorbiert für die Bildung der Schlacke. In der That ein grosser, aber ganz unerlässlicher Verlust, der indessen zu einer Zeit, welcher fast unerschöpfliche Vorräte von Erzen und Brennmaterial zur Verfügung standen, gar nicht in Betracht kommen konnte. Weiter ergiebt sich,
Einleitung zum Mittelalter.
Kieselsäure 23,40
Eisenoxydul 48,86
Eisenoxyd 10,18
= 43,81 Eisen
Manganoxydul 9,81
Thonerde 2,96
Kalk 1,83
Magnesia 0,60
Phosphorsäure 2,18
99,82
Als Verhüttungsmaterial kann kein anderes als das ohne Bergbau zu gewinnende, auſserordentlich weit verbreitete, sogenannte Wiesen- oder Morasterz verwendet worden sein. Dies war, wie schon Prof. Bleek- rode äuſserte, dasjenige Erz, welches nicht nur zu allererst zur Eisen- bereitung gedient hat, sondern das auch so lange ausschlieſslich verwendet wurde, als es sich noch nicht um Billigkeit des Fabrikates, sondern nur darum handelte, in den Besitz eines brauchbaren und unentbehrlichen Metalles zu gelangen. Es ist ein sehr schmelzbares, leicht reduzierbares Erz, ein Eisenoxydhydrat, das nach einem Durch- schnitt von fünf verschiedenen mit vorliegenden Analysen folgender- maſsen zusammengesetzt ist:
Eisenoxyd 71,02
Thonerde 1,44
Manganoxydul 1,58
Unauflösliches Silikat 6,70
Wasser und organische Bestandteile 18,16
Phosphorsäure 0,74
Kalkerde 0,30
Magnesia 0,34
100,28
Vergleicht man nun die Bestandteile beider Analysen mitein- ander, so muſs sofort auffallen, daſs die Schlacken, im Gegensatz zu den modernen fast ganz eisenfreien Hochofenschlacken, beinahe eben- soviel Eisen enthalten wie das verwendete Erz. Dies enthält etwa 50 Proz. metallisches Eisen und hiervon wurde ungefähr die Hälfte absorbiert für die Bildung der Schlacke. In der That ein groſser, aber ganz unerläſslicher Verlust, der indessen zu einer Zeit, welcher fast unerschöpfliche Vorräte von Erzen und Brennmaterial zur Verfügung standen, gar nicht in Betracht kommen konnte. Weiter ergiebt sich,
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Einleitung zum Mittelalter.
Kieselsäure 23,40
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Manganoxydul 9,81
Thonerde 2,96
Kalk 1,83
Magnesia 0,60
Phosphorsäure 2,18
99,82
Als Verhüttungsmaterial kann kein anderes als das ohne Bergbau
zu gewinnende, auſserordentlich weit verbreitete, sogenannte Wiesen-
oder Morasterz verwendet worden sein. Dies war, wie schon Prof. Bleek-
rode äuſserte, dasjenige Erz, welches nicht nur zu allererst zur Eisen-
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verwendet wurde, als es sich noch nicht um Billigkeit des Fabrikates,
sondern nur darum handelte, in den Besitz eines brauchbaren und
unentbehrlichen Metalles zu gelangen. Es ist ein sehr schmelzbares,
leicht reduzierbares Erz, ein Eisenoxydhydrat, das nach einem Durch-
schnitt von fünf verschiedenen mit vorliegenden Analysen folgender-
maſsen zusammengesetzt ist:
Eisenoxyd 71,02
Thonerde 1,44
Manganoxydul 1,58
Unauflösliches Silikat 6,70
Wasser und organische Bestandteile 18,16
Phosphorsäure 0,74
Kalkerde 0,30
Magnesia 0,34
100,28
Vergleicht man nun die Bestandteile beider Analysen mitein-
ander, so muſs sofort auffallen, daſs die Schlacken, im Gegensatz zu
den modernen fast ganz eisenfreien Hochofenschlacken, beinahe eben-
soviel Eisen enthalten wie das verwendete Erz. Dies enthält etwa
50 Proz. metallisches Eisen und hiervon wurde ungefähr die Hälfte
absorbiert für die Bildung der Schlacke. In der That ein groſser, aber
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 639. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/661>, abgerufen am 22.11.2024.
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