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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Einleitung zum Mittelalter.

Das Eisen, welches durch eine solche Schmelzweise erzeugt wurde,
war ein körniges, weisses und sprödes Eisen, mehr weniger von kalk-
brüchiger Beschaffenheit.

Ich fand mehrere solcher Gruben. Eine davon lag in dem, dem
Dorfe Rudic nahen Walde; ihre Wände waren festgebrannt, jedoch sie
selbst, ausser wenigen Tiegelresten und zerbrochenen Röhren, bereits
ausgeräumt. Glücklicher war ich beim Auffinden jener, die auf einem
mässigen Abhange in der Nähe des Dorfes Habruvka im Walde lagen,
der mit dem Namen u Kalu (beim Sumpfe) bezeichnet wird, worin
hunderte von Schlackenhaufen liegen, die meist so situiert sind, dass
grösstenteils die Schmelzgrube oberhalb derselben sich befindet. In
einer dieser Gruben stand noch der Tiegel halb mit Schlacke, halb
mit Erde gefüllt. Er war so mürbe, dass es nur mit grösster Vor-
sicht möglich war, grössere Bruchstücke herauszunehmen, die sechs
Röhren waren alle von demselben abgebrochen, jedoch in ihrer
ursprünglichen Lage mit dem freien Ende gegen die Grübchen ge-
richtet; einige waren noch mit der im Flusse erstarrten Schlacke
entweder ganz oder zur Hälfte ausgefüllt, andere waren an ihrem
freien Ende mit Schlacken umhüllt. In den schalenartigen Vertiefungen
befanden sich noch mitunter Reste von Eisen oder sie waren mit
Schlacke erfüllt, die die Form der Schale angenommen und mit einem
kurzen Halse sich in den Kanal der Röhre fortsetzte. Die Tiegel selbst
bestehen aus feuerfestem mit vielen Quarzkörnern durchmengtem
Thone, der nicht weit von den Schmelzplätzen ansteht. Sie wurden
an Ort und Stelle geformt, wofür die hergerichteten und ungebrannten
Thonklumpen, die hie und da in den Schlackenhaufen vorkommen,
sprechen. Das Erz war der, an Ort und Stelle vorkommende Braun-
eisenstein, der, um ihn mürbe zu machen und vom Schwefel zu befreien,
früher, bevor er zur Verwendung kam, geröstet wurde, wie es die
geringen Vorräte desselben in den Schlackenhaufen beweisen. Mit-
unter befanden sich neben den Schmelzgruben kleine Haufen, die meist
zerbrochene Röhren, Tiegelreste, und einzelne Stücke Roheisen ent-
hielten und durch das Ausräumen einer solchen Schmelzgrube nach
vollendeter Schmelzreife entstanden sind.

Die Schlackenhaufen, von welchen ich einige untersuchte, hatten
6 bis 12 m im Umfange und 1/2 bis 3/4 m Höhe; sie waren aus einer
schwarzen, mit Holzkohle und nicht glasigen schwarzen Schlacken
gemengter Erde zusammengesetzt, in welcher sich übermässig viel
durch Verspritzen der flüssigen Masse entstandene Schlacke und
Eisenschrot befand. Ausserdem lagen noch darinnen geröstetes Eisen-

Einleitung zum Mittelalter.

Das Eisen, welches durch eine solche Schmelzweise erzeugt wurde,
war ein körniges, weiſses und sprödes Eisen, mehr weniger von kalk-
brüchiger Beschaffenheit.

Ich fand mehrere solcher Gruben. Eine davon lag in dem, dem
Dorfe Rudic nahen Walde; ihre Wände waren festgebrannt, jedoch sie
selbst, auſser wenigen Tiegelresten und zerbrochenen Röhren, bereits
ausgeräumt. Glücklicher war ich beim Auffinden jener, die auf einem
mäſsigen Abhange in der Nähe des Dorfes Habruvka im Walde lagen,
der mit dem Namen u Kalu (beim Sumpfe) bezeichnet wird, worin
hunderte von Schlackenhaufen liegen, die meist so situiert sind, daſs
gröſstenteils die Schmelzgrube oberhalb derselben sich befindet. In
einer dieser Gruben stand noch der Tiegel halb mit Schlacke, halb
mit Erde gefüllt. Er war so mürbe, daſs es nur mit gröſster Vor-
sicht möglich war, gröſsere Bruchstücke herauszunehmen, die sechs
Röhren waren alle von demselben abgebrochen, jedoch in ihrer
ursprünglichen Lage mit dem freien Ende gegen die Grübchen ge-
richtet; einige waren noch mit der im Flusse erstarrten Schlacke
entweder ganz oder zur Hälfte ausgefüllt, andere waren an ihrem
freien Ende mit Schlacken umhüllt. In den schalenartigen Vertiefungen
befanden sich noch mitunter Reste von Eisen oder sie waren mit
Schlacke erfüllt, die die Form der Schale angenommen und mit einem
kurzen Halse sich in den Kanal der Röhre fortsetzte. Die Tiegel selbst
bestehen aus feuerfestem mit vielen Quarzkörnern durchmengtem
Thone, der nicht weit von den Schmelzplätzen ansteht. Sie wurden
an Ort und Stelle geformt, wofür die hergerichteten und ungebrannten
Thonklumpen, die hie und da in den Schlackenhaufen vorkommen,
sprechen. Das Erz war der, an Ort und Stelle vorkommende Braun-
eisenstein, der, um ihn mürbe zu machen und vom Schwefel zu befreien,
früher, bevor er zur Verwendung kam, geröstet wurde, wie es die
geringen Vorräte desſelben in den Schlackenhaufen beweisen. Mit-
unter befanden sich neben den Schmelzgruben kleine Haufen, die meist
zerbrochene Röhren, Tiegelreste, und einzelne Stücke Roheisen ent-
hielten und durch das Ausräumen einer solchen Schmelzgrube nach
vollendeter Schmelzreife entstanden sind.

Die Schlackenhaufen, von welchen ich einige untersuchte, hatten
6 bis 12 m im Umfange und ½ bis ¾ m Höhe; sie waren aus einer
schwarzen, mit Holzkohle und nicht glasigen schwarzen Schlacken
gemengter Erde zusammengesetzt, in welcher sich übermäſsig viel
durch Verspritzen der flüssigen Masse entstandene Schlacke und
Eisenschrot befand. Auſserdem lagen noch darinnen geröstetes Eisen-

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[631/0653] Einleitung zum Mittelalter. Das Eisen, welches durch eine solche Schmelzweise erzeugt wurde, war ein körniges, weiſses und sprödes Eisen, mehr weniger von kalk- brüchiger Beschaffenheit. Ich fand mehrere solcher Gruben. Eine davon lag in dem, dem Dorfe Rudic nahen Walde; ihre Wände waren festgebrannt, jedoch sie selbst, auſser wenigen Tiegelresten und zerbrochenen Röhren, bereits ausgeräumt. Glücklicher war ich beim Auffinden jener, die auf einem mäſsigen Abhange in der Nähe des Dorfes Habruvka im Walde lagen, der mit dem Namen u Kalu (beim Sumpfe) bezeichnet wird, worin hunderte von Schlackenhaufen liegen, die meist so situiert sind, daſs gröſstenteils die Schmelzgrube oberhalb derselben sich befindet. In einer dieser Gruben stand noch der Tiegel halb mit Schlacke, halb mit Erde gefüllt. Er war so mürbe, daſs es nur mit gröſster Vor- sicht möglich war, gröſsere Bruchstücke herauszunehmen, die sechs Röhren waren alle von demselben abgebrochen, jedoch in ihrer ursprünglichen Lage mit dem freien Ende gegen die Grübchen ge- richtet; einige waren noch mit der im Flusse erstarrten Schlacke entweder ganz oder zur Hälfte ausgefüllt, andere waren an ihrem freien Ende mit Schlacken umhüllt. In den schalenartigen Vertiefungen befanden sich noch mitunter Reste von Eisen oder sie waren mit Schlacke erfüllt, die die Form der Schale angenommen und mit einem kurzen Halse sich in den Kanal der Röhre fortsetzte. Die Tiegel selbst bestehen aus feuerfestem mit vielen Quarzkörnern durchmengtem Thone, der nicht weit von den Schmelzplätzen ansteht. Sie wurden an Ort und Stelle geformt, wofür die hergerichteten und ungebrannten Thonklumpen, die hie und da in den Schlackenhaufen vorkommen, sprechen. Das Erz war der, an Ort und Stelle vorkommende Braun- eisenstein, der, um ihn mürbe zu machen und vom Schwefel zu befreien, früher, bevor er zur Verwendung kam, geröstet wurde, wie es die geringen Vorräte desſelben in den Schlackenhaufen beweisen. Mit- unter befanden sich neben den Schmelzgruben kleine Haufen, die meist zerbrochene Röhren, Tiegelreste, und einzelne Stücke Roheisen ent- hielten und durch das Ausräumen einer solchen Schmelzgrube nach vollendeter Schmelzreife entstanden sind. Die Schlackenhaufen, von welchen ich einige untersuchte, hatten 6 bis 12 m im Umfange und ½ bis ¾ m Höhe; sie waren aus einer schwarzen, mit Holzkohle und nicht glasigen schwarzen Schlacken gemengter Erde zusammengesetzt, in welcher sich übermäſsig viel durch Verspritzen der flüssigen Masse entstandene Schlacke und Eisenschrot befand. Auſserdem lagen noch darinnen geröstetes Eisen-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/653>, abgerufen am 22.11.2024.