als die ältere Bronzezeit des Nordens blühte und da gerade diese Pe- riode mit der glänzendsten Zeit des etruskischen Handels zusammenfällt, indem die ältesten skandinavischen Bronzefunde nicht älter als um 400 v. Chr. zu veranschlagen sind, so müssen wir mehr Lindenschmit beipflichten, der den Standpunkt Nilssons noch schärfer vertritt, aber Italien, insbesondere Etrurien, zum Ausgangspunkt und Ursprungsort der skandinavischen Bronzen der älteren nordischen Bronzezeit macht. Dies wird auch unterstützt durch die Vergleichung der Formen der Bronzegegenstände, die in vielen Fällen direkt auf etruskischen Ur- sprung hinweisen. Dass auch Griechenland an dem nordischen Handel teilnahm, geht daraus hervor, dass man zahlreiche griechische Münzen in Skandinavien, besonders im südlichen Schweden bis nach Finnland hin aufgefunden hat. Unzweifelhaft ging schon sehr früh eine Land- handelsstrasse vom Schwarzen Meer, Donau aufwärts durch Ungarn, Polen und Westdeutschland nach dem Norden. Dass es später die Römer waren, welche sich dieses nordischen Handels bemächtigten, liegt in der Entwickelung der Verhältnisse bedingt, obgleich bei diesem politischen Wechsel die Bezugsquellen und Handelswege nicht wesent- lich alteriert wurden. Es ist anzunehmen, dass der Landhandel in der früheren Zeit die Kommunikation hauptsächlich vermittelte und weit wichtiger war als der Seehandel. Erst in der nachchristlichen Zeit und noch mehr, als die Skandinavier selbst ein seefahrendes Volk wur- den, fiel dem Seehandel ein wesentlicher Anteil an dem Handels- verkehr zwischen Nord- und Südeuropa zu, natürlich immer zuerst durch Vermittelung von Zwischenstationen, von wichtigen Stapel- und Hafenplätzen.
Diese Entwickelung des europäischen Handels entspricht auch ganz der Entwickelung der nordischen Bronzekultur. Es war nicht zu verwundern, dass die barbarischen Bewohner des Nordens die gold- schimmernden, schönfarbigen Gefässe, Geräte, Schmucksachen und Waffen gern eintauschten gegen ihre Tierfelle und ihre Kriegsgefange- nen, die als Sklaven nach dem Süden geführt wurden. Im Gegensatz zu dieser Auffassung wollen nun die modernen "nordischen Forscher" behaupten, dass der fremde Einfluss auf die Entwickelung der skandi- navischen Bronzetechnik nur ein unbedeutender, vorübergehender ge- wesen sei, dass allerdings die ersten Bronzegeräte den Skandinaviern durch den Handel zugeführt worden seien, dass sich aber alsbald eine selbständige, umfangreiche Bronzetechnik daselbst etabliert habe, dass sich ein selbständiges Kunstgewerbe und eine selbständige Ge- schmacksrichtung entwickelt habe, und dass alle die kunstvoll ge-
Einleitung zum Mittelalter.
als die ältere Bronzezeit des Nordens blühte und da gerade diese Pe- riode mit der glänzendsten Zeit des etruskischen Handels zusammenfällt, indem die ältesten skandinavischen Bronzefunde nicht älter als um 400 v. Chr. zu veranschlagen sind, so müssen wir mehr Lindenschmit beipflichten, der den Standpunkt Nilssons noch schärfer vertritt, aber Italien, insbesondere Etrurien, zum Ausgangspunkt und Ursprungsort der skandinavischen Bronzen der älteren nordischen Bronzezeit macht. Dies wird auch unterstützt durch die Vergleichung der Formen der Bronzegegenstände, die in vielen Fällen direkt auf etruskischen Ur- sprung hinweisen. Daſs auch Griechenland an dem nordischen Handel teilnahm, geht daraus hervor, daſs man zahlreiche griechische Münzen in Skandinavien, besonders im südlichen Schweden bis nach Finnland hin aufgefunden hat. Unzweifelhaft ging schon sehr früh eine Land- handelsstraſse vom Schwarzen Meer, Donau aufwärts durch Ungarn, Polen und Westdeutschland nach dem Norden. Daſs es später die Römer waren, welche sich dieses nordischen Handels bemächtigten, liegt in der Entwickelung der Verhältnisse bedingt, obgleich bei diesem politischen Wechsel die Bezugsquellen und Handelswege nicht wesent- lich alteriert wurden. Es ist anzunehmen, daſs der Landhandel in der früheren Zeit die Kommunikation hauptsächlich vermittelte und weit wichtiger war als der Seehandel. Erst in der nachchristlichen Zeit und noch mehr, als die Skandinavier selbst ein seefahrendes Volk wur- den, fiel dem Seehandel ein wesentlicher Anteil an dem Handels- verkehr zwischen Nord- und Südeuropa zu, natürlich immer zuerst durch Vermittelung von Zwischenstationen, von wichtigen Stapel- und Hafenplätzen.
Diese Entwickelung des europäischen Handels entspricht auch ganz der Entwickelung der nordischen Bronzekultur. Es war nicht zu verwundern, daſs die barbarischen Bewohner des Nordens die gold- schimmernden, schönfarbigen Gefäſse, Geräte, Schmucksachen und Waffen gern eintauschten gegen ihre Tierfelle und ihre Kriegsgefange- nen, die als Sklaven nach dem Süden geführt wurden. Im Gegensatz zu dieser Auffassung wollen nun die modernen „nordischen Forscher“ behaupten, daſs der fremde Einfluſs auf die Entwickelung der skandi- navischen Bronzetechnik nur ein unbedeutender, vorübergehender ge- wesen sei, daſs allerdings die ersten Bronzegeräte den Skandinaviern durch den Handel zugeführt worden seien, daſs sich aber alsbald eine selbständige, umfangreiche Bronzetechnik daselbst etabliert habe, daſs sich ein selbständiges Kunstgewerbe und eine selbständige Ge- schmacksrichtung entwickelt habe, und daſs alle die kunstvoll ge-
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Einleitung zum Mittelalter.
als die ältere Bronzezeit des Nordens blühte und da gerade diese Pe-
riode mit der glänzendsten Zeit des etruskischen Handels zusammenfällt,
indem die ältesten skandinavischen Bronzefunde nicht älter als um
400 v. Chr. zu veranschlagen sind, so müssen wir mehr Lindenschmit
beipflichten, der den Standpunkt Nilssons noch schärfer vertritt, aber
Italien, insbesondere Etrurien, zum Ausgangspunkt und Ursprungsort
der skandinavischen Bronzen der älteren nordischen Bronzezeit macht.
Dies wird auch unterstützt durch die Vergleichung der Formen der
Bronzegegenstände, die in vielen Fällen direkt auf etruskischen Ur-
sprung hinweisen. Daſs auch Griechenland an dem nordischen Handel
teilnahm, geht daraus hervor, daſs man zahlreiche griechische Münzen
in Skandinavien, besonders im südlichen Schweden bis nach Finnland
hin aufgefunden hat. Unzweifelhaft ging schon sehr früh eine Land-
handelsstraſse vom Schwarzen Meer, Donau aufwärts durch Ungarn,
Polen und Westdeutschland nach dem Norden. Daſs es später die
Römer waren, welche sich dieses nordischen Handels bemächtigten,
liegt in der Entwickelung der Verhältnisse bedingt, obgleich bei diesem
politischen Wechsel die Bezugsquellen und Handelswege nicht wesent-
lich alteriert wurden. Es ist anzunehmen, daſs der Landhandel in der
früheren Zeit die Kommunikation hauptsächlich vermittelte und weit
wichtiger war als der Seehandel. Erst in der nachchristlichen Zeit
und noch mehr, als die Skandinavier selbst ein seefahrendes Volk wur-
den, fiel dem Seehandel ein wesentlicher Anteil an dem Handels-
verkehr zwischen Nord- und Südeuropa zu, natürlich immer zuerst
durch Vermittelung von Zwischenstationen, von wichtigen Stapel- und
Hafenplätzen.
Diese Entwickelung des europäischen Handels entspricht auch
ganz der Entwickelung der nordischen Bronzekultur. Es war nicht zu
verwundern, daſs die barbarischen Bewohner des Nordens die gold-
schimmernden, schönfarbigen Gefäſse, Geräte, Schmucksachen und
Waffen gern eintauschten gegen ihre Tierfelle und ihre Kriegsgefange-
nen, die als Sklaven nach dem Süden geführt wurden. Im Gegensatz
zu dieser Auffassung wollen nun die modernen „nordischen Forscher“
behaupten, daſs der fremde Einfluſs auf die Entwickelung der skandi-
navischen Bronzetechnik nur ein unbedeutender, vorübergehender ge-
wesen sei, daſs allerdings die ersten Bronzegeräte den Skandinaviern
durch den Handel zugeführt worden seien, daſs sich aber alsbald eine
selbständige, umfangreiche Bronzetechnik daselbst etabliert habe,
daſs sich ein selbständiges Kunstgewerbe und eine selbständige Ge-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 598. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/620>, abgerufen am 22.11.2024.
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