Gebrauch der Metalle noch nicht bekannt war. Aber es ist unleugbar, dass in Mecklenburg in denselben auch Spuren von Eisen vorkommen; gewöhnlich ist dieses Metall vergangen, aber man hat auch einzelne noch ziemlich gut erhaltene Gegenstände aus ihnen herausgeholt. Die nordischen und holländischen Forscher leugnen zwar das Vorkommen von Eisen in diesen Gräbern, aber es lassen sich sichere Ausgrabungen in Mecklenburg nicht wegleugnen. Dieses Vorkommen von Eisen setzt die Bestimmung der Hünengräber einen Augenblick in Zweifel, aber ein Hinblick auf die geographische Verbreitung derselben giebt Mut zu weiterer Forschung. Die Hünengräber finden sich nämlich in allen den Gegenden, in welchen die germanischen Kegelgräber vorkommen und sind daher altgermanisch. Die spätere Zurückdrängung des Eisens durch das römische Erz bleibt allerdings auffallend, aber der Mangel an Technik zur vollkommeneren Bearbeitung des Eisens mag wohl Veranlassung zur allgemeineren Aufnahme der schönen Kupferkompo- sition durch die Bekanntschaft mit den Römern geworden sein, auch kommen allerdings Beispiele vor von dem fortgesetzten Gebrauche des Eisens in den Kegelgräbern."
Diese Ausführung Lisch's an dieser Stelle ist sehr objektiv und bemerkenswert.
In Dänemark ist eine ganze Reihe ähnlicher Funde zu verzeichnen. Prinz Friedrich, der nachmalige König, liess 1834 einen Grabhügel bei Jägerspriis auf Seeland öffnen, der neben Feuersteinwaffen einen grossen zusammengerosteten Eisenklumpen von 15 Zoll Länge enthielt, der an der dicksten Stelle 5 Zoll Durchmesser hatte. Ebenso fand er auf der Insel Möen im Jahre 1827 bei Eröffnung einer grossen Steinkammer in einem Hügel bei Elmelunde als Totenbeigabe neben den Stein- und Knochengeräten ein kleines 11/2 Zoll langes, oben vierkantiges, unten spitziges Stück Eisen nebst einem kleinen Stückchen Kupfer 1). Ebenso versichert Paludan, dass er in den Dolmen von Möen sowohl verarbeitetes Eisen, wie Erzstücke gefunden habe 2).
Worsaae, der jetzt der hervorragendste Führer der strengen Drei- teilung der Kulturperioden geworden ist, fand selbst im Jahre 1838 im Kirchspiele Veibye, Amt Frederiksborg, in einer grossen Stein- kammer ausser vielen Keilen, Messern, Hämmern, Pfeilspitzen von Flintstein auch "ein Stück krumm gebogenes Eisen, 21/2 Zoll lang und 2 Zoll breit, das in der Mitte durchbohrt, dessen Bestimmung aber nicht mehr zu erkennen war". Ein zweiter Fund desselben Gelehrten
1) Ant. Ann. VI, S. 489.
2) Ebend. II, 1824, S. 265.
Einleitung zum Mittelalter.
Gebrauch der Metalle noch nicht bekannt war. Aber es ist unleugbar, daſs in Mecklenburg in denselben auch Spuren von Eisen vorkommen; gewöhnlich ist dieses Metall vergangen, aber man hat auch einzelne noch ziemlich gut erhaltene Gegenstände aus ihnen herausgeholt. Die nordischen und holländischen Forscher leugnen zwar das Vorkommen von Eisen in diesen Gräbern, aber es lassen sich sichere Ausgrabungen in Mecklenburg nicht wegleugnen. Dieses Vorkommen von Eisen setzt die Bestimmung der Hünengräber einen Augenblick in Zweifel, aber ein Hinblick auf die geographische Verbreitung derselben giebt Mut zu weiterer Forschung. Die Hünengräber finden sich nämlich in allen den Gegenden, in welchen die germanischen Kegelgräber vorkommen und sind daher altgermanisch. Die spätere Zurückdrängung des Eisens durch das römische Erz bleibt allerdings auffallend, aber der Mangel an Technik zur vollkommeneren Bearbeitung des Eisens mag wohl Veranlassung zur allgemeineren Aufnahme der schönen Kupferkompo- sition durch die Bekanntschaft mit den Römern geworden sein, auch kommen allerdings Beispiele vor von dem fortgesetzten Gebrauche des Eisens in den Kegelgräbern.“
Diese Ausführung Lisch’s an dieser Stelle ist sehr objektiv und bemerkenswert.
In Dänemark ist eine ganze Reihe ähnlicher Funde zu verzeichnen. Prinz Friedrich, der nachmalige König, lieſs 1834 einen Grabhügel bei Jägerspriis auf Seeland öffnen, der neben Feuersteinwaffen einen groſsen zusammengerosteten Eisenklumpen von 15 Zoll Länge enthielt, der an der dicksten Stelle 5 Zoll Durchmesser hatte. Ebenso fand er auf der Insel Möen im Jahre 1827 bei Eröffnung einer groſsen Steinkammer in einem Hügel bei Elmelunde als Totenbeigabe neben den Stein- und Knochengeräten ein kleines 1½ Zoll langes, oben vierkantiges, unten spitziges Stück Eisen nebst einem kleinen Stückchen Kupfer 1). Ebenso versichert Paludan, daſs er in den Dolmen von Möen sowohl verarbeitetes Eisen, wie Erzstücke gefunden habe 2).
Worsaae, der jetzt der hervorragendste Führer der strengen Drei- teilung der Kulturperioden geworden ist, fand selbst im Jahre 1838 im Kirchspiele Veibye, Amt Frederiksborg, in einer groſsen Stein- kammer auſser vielen Keilen, Messern, Hämmern, Pfeilspitzen von Flintstein auch „ein Stück krumm gebogenes Eisen, 2½ Zoll lang und 2 Zoll breit, das in der Mitte durchbohrt, dessen Bestimmung aber nicht mehr zu erkennen war“. Ein zweiter Fund desſelben Gelehrten
1) Ant. Ann. VI, S. 489.
2) Ebend. II, 1824, S. 265.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0616"n="594"/><fwplace="top"type="header">Einleitung zum Mittelalter.</fw><lb/>
Gebrauch der Metalle noch nicht bekannt war. Aber es ist unleugbar,<lb/>
daſs in Mecklenburg in denselben auch Spuren von Eisen vorkommen;<lb/>
gewöhnlich ist dieses Metall vergangen, aber man hat auch einzelne<lb/>
noch ziemlich gut erhaltene Gegenstände aus ihnen herausgeholt. Die<lb/>
nordischen und holländischen Forscher leugnen zwar das Vorkommen<lb/>
von Eisen in diesen Gräbern, aber es lassen sich sichere Ausgrabungen<lb/>
in Mecklenburg nicht wegleugnen. Dieses Vorkommen von Eisen setzt<lb/>
die Bestimmung der Hünengräber einen Augenblick in Zweifel, aber<lb/>
ein Hinblick auf die geographische Verbreitung derselben giebt Mut<lb/>
zu weiterer Forschung. Die Hünengräber finden sich nämlich in allen<lb/>
den Gegenden, in welchen die germanischen Kegelgräber vorkommen<lb/>
und sind daher altgermanisch. Die spätere Zurückdrängung des Eisens<lb/>
durch das <hirendition="#g">römische</hi> Erz bleibt allerdings auffallend, aber der Mangel<lb/>
an Technik zur vollkommeneren Bearbeitung des Eisens mag wohl<lb/>
Veranlassung zur allgemeineren Aufnahme der schönen Kupferkompo-<lb/>
sition durch die Bekanntschaft mit den Römern geworden sein, auch<lb/>
kommen allerdings Beispiele vor von dem fortgesetzten Gebrauche des<lb/>
Eisens in den Kegelgräbern.“</p><lb/><p>Diese Ausführung Lisch’s an dieser Stelle ist sehr objektiv und<lb/>
bemerkenswert.</p><lb/><p>In Dänemark ist eine ganze Reihe ähnlicher Funde zu verzeichnen.<lb/>
Prinz Friedrich, der nachmalige König, lieſs 1834 einen Grabhügel bei<lb/>
Jägerspriis auf Seeland öffnen, der neben Feuersteinwaffen einen groſsen<lb/>
zusammengerosteten Eisenklumpen von 15 Zoll Länge enthielt, der an<lb/>
der dicksten Stelle 5 Zoll Durchmesser hatte. Ebenso fand er auf der<lb/>
Insel Möen im Jahre 1827 bei Eröffnung einer groſsen Steinkammer in<lb/>
einem Hügel bei Elmelunde als Totenbeigabe neben den Stein- und<lb/>
Knochengeräten ein kleines 1½ Zoll langes, oben vierkantiges, unten<lb/>
spitziges Stück Eisen nebst einem kleinen Stückchen Kupfer <noteplace="foot"n="1)">Ant. Ann. VI, S. 489.</note>. Ebenso<lb/>
versichert Paludan, daſs er in den Dolmen von Möen sowohl verarbeitetes<lb/>
Eisen, wie Erzstücke gefunden habe <noteplace="foot"n="2)">Ebend. II, 1824, S. 265.</note>.</p><lb/><p>Worsaae, der jetzt der hervorragendste Führer der strengen Drei-<lb/>
teilung der Kulturperioden geworden ist, fand selbst im Jahre 1838<lb/>
im Kirchspiele Veibye, Amt Frederiksborg, in einer groſsen Stein-<lb/>
kammer auſser vielen Keilen, Messern, Hämmern, Pfeilspitzen von<lb/>
Flintstein auch „ein Stück krumm gebogenes Eisen, 2½ Zoll lang und<lb/>
2 Zoll breit, das in der Mitte durchbohrt, dessen Bestimmung aber<lb/>
nicht mehr zu erkennen war“. Ein zweiter Fund desſelben Gelehrten<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[594/0616]
Einleitung zum Mittelalter.
Gebrauch der Metalle noch nicht bekannt war. Aber es ist unleugbar,
daſs in Mecklenburg in denselben auch Spuren von Eisen vorkommen;
gewöhnlich ist dieses Metall vergangen, aber man hat auch einzelne
noch ziemlich gut erhaltene Gegenstände aus ihnen herausgeholt. Die
nordischen und holländischen Forscher leugnen zwar das Vorkommen
von Eisen in diesen Gräbern, aber es lassen sich sichere Ausgrabungen
in Mecklenburg nicht wegleugnen. Dieses Vorkommen von Eisen setzt
die Bestimmung der Hünengräber einen Augenblick in Zweifel, aber
ein Hinblick auf die geographische Verbreitung derselben giebt Mut
zu weiterer Forschung. Die Hünengräber finden sich nämlich in allen
den Gegenden, in welchen die germanischen Kegelgräber vorkommen
und sind daher altgermanisch. Die spätere Zurückdrängung des Eisens
durch das römische Erz bleibt allerdings auffallend, aber der Mangel
an Technik zur vollkommeneren Bearbeitung des Eisens mag wohl
Veranlassung zur allgemeineren Aufnahme der schönen Kupferkompo-
sition durch die Bekanntschaft mit den Römern geworden sein, auch
kommen allerdings Beispiele vor von dem fortgesetzten Gebrauche des
Eisens in den Kegelgräbern.“
Diese Ausführung Lisch’s an dieser Stelle ist sehr objektiv und
bemerkenswert.
In Dänemark ist eine ganze Reihe ähnlicher Funde zu verzeichnen.
Prinz Friedrich, der nachmalige König, lieſs 1834 einen Grabhügel bei
Jägerspriis auf Seeland öffnen, der neben Feuersteinwaffen einen groſsen
zusammengerosteten Eisenklumpen von 15 Zoll Länge enthielt, der an
der dicksten Stelle 5 Zoll Durchmesser hatte. Ebenso fand er auf der
Insel Möen im Jahre 1827 bei Eröffnung einer groſsen Steinkammer in
einem Hügel bei Elmelunde als Totenbeigabe neben den Stein- und
Knochengeräten ein kleines 1½ Zoll langes, oben vierkantiges, unten
spitziges Stück Eisen nebst einem kleinen Stückchen Kupfer 1). Ebenso
versichert Paludan, daſs er in den Dolmen von Möen sowohl verarbeitetes
Eisen, wie Erzstücke gefunden habe 2).
Worsaae, der jetzt der hervorragendste Führer der strengen Drei-
teilung der Kulturperioden geworden ist, fand selbst im Jahre 1838
im Kirchspiele Veibye, Amt Frederiksborg, in einer groſsen Stein-
kammer auſser vielen Keilen, Messern, Hämmern, Pfeilspitzen von
Flintstein auch „ein Stück krumm gebogenes Eisen, 2½ Zoll lang und
2 Zoll breit, das in der Mitte durchbohrt, dessen Bestimmung aber
nicht mehr zu erkennen war“. Ein zweiter Fund desſelben Gelehrten
1) Ant. Ann. VI, S. 489.
2) Ebend. II, 1824, S. 265.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/616>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.