"Das Wasserschöpfrad nun hebt zwar das Wasser nicht hoch auf, aber schöpft dafür sehr rasch und leicht eine grosse Wassermenge. Es wird dazu ein Wellbaum entweder auf der Drehbank bearbeitet, oder nach dem Zirkel behauen, an den beiden Enden Eisenbeschläge angebracht und um die Mitte ein Trommelrad herumgelegt, welches aus zusammen- gefügten Dielen gemacht wird; der Wellbaum aber wird auf Pfähle gelegt, welche da, wo die Enden des Wellbaumes ihr Lager haben, ebenfalls mit Eisenblech bekleidet sind. In den inneren hohlen Raum des Trommelrades werden acht Bohlen radial eingefügt, welche von der Welle bis an den Cylindermantel der Trommel reichen und das Innere des Trommelrades in gleiche Räume abteilen. Der Cylindermantel ringsum wird durch zusammengefugte Dielen gebildet, die halbfussbreite Öffnungen frei lassen, durch welche das Wasser im Inneren aufgefangen wird. Dann werden zunächst am Wellbaume auf einer Seite des Trommelrades rundliche Löcher eingeschnitten, jedem einzelnen der (acht) Räume entsprechend. Das nach Art der Schiffe geteerte Trommelrad aber wird durch Treten von Menschen umgedreht, und indem es durch die Öffnungen an dem Cylindermantel des Trommel- rades das Wasser schöpft, giebt es dasselbe durch die rundlichen Löcher zunächst an dem Wellbaume wieder in ein darunter gesetztes hölzernes Becken ab, mit welchem eine ableitende Rinne in Verbindung steht. So wird zur Bewässerung von Gärten und für Salinen zum Auslaugen eine Menge Wasser geliefert.
Wenn aber das Wasser höher gehoben werden soll, so hat das- selbe Verfahren folgende Abänderungen zu erleiden: Man zimmert rings um die Welle ein Schöpfrad von einer der erforderlichen Hebe- höhe entsprechenden Grösse; rings um den äusseren Rand desselben herum befestigt man seitwärts kubische Kästchen, die mit Teer und Wachs wasserdicht verstrichen sind. Wenn daher das Rad von den Tretern umgedreht wird, so werden die (unten) gefüllten Kästchen nach oben gebracht und giessen, sich wieder nach unten drehend, ihren Inhalt in den Sammelkasten.
Wenn aber das Wasser an noch höhere Punkte geliefert werden soll, so schlingt man um die Welle eines solchen (Tret-) Rades ein Paar eiserne Ketten, welches so eingerichtet ist, dass es bis unter den Wasserspiegel hinabreicht und hängende Bronzeeimer, die etwa einen Congius fassen, trägt. So wird die Drehung des Rades dadurch, dass die Doppelkette sich um die Welle herumwindet, die Eimer nach oben bringen; diese aber werden, sobald sie über die Welle gehoben sind, notwendig gestürzt und müssen ihren Wasserinhalt in den Sammel-
Italien und die Römer.
„Das Wasserschöpfrad nun hebt zwar das Wasser nicht hoch auf, aber schöpft dafür sehr rasch und leicht eine groſse Wassermenge. Es wird dazu ein Wellbaum entweder auf der Drehbank bearbeitet, oder nach dem Zirkel behauen, an den beiden Enden Eisenbeschläge angebracht und um die Mitte ein Trommelrad herumgelegt, welches aus zusammen- gefügten Dielen gemacht wird; der Wellbaum aber wird auf Pfähle gelegt, welche da, wo die Enden des Wellbaumes ihr Lager haben, ebenfalls mit Eisenblech bekleidet sind. In den inneren hohlen Raum des Trommelrades werden acht Bohlen radial eingefügt, welche von der Welle bis an den Cylindermantel der Trommel reichen und das Innere des Trommelrades in gleiche Räume abteilen. Der Cylindermantel ringsum wird durch zusammengefugte Dielen gebildet, die halbfuſsbreite Öffnungen frei lassen, durch welche das Wasser im Inneren aufgefangen wird. Dann werden zunächst am Wellbaume auf einer Seite des Trommelrades rundliche Löcher eingeschnitten, jedem einzelnen der (acht) Räume entsprechend. Das nach Art der Schiffe geteerte Trommelrad aber wird durch Treten von Menschen umgedreht, und indem es durch die Öffnungen an dem Cylindermantel des Trommel- rades das Wasser schöpft, giebt es dasſelbe durch die rundlichen Löcher zunächst an dem Wellbaume wieder in ein darunter gesetztes hölzernes Becken ab, mit welchem eine ableitende Rinne in Verbindung steht. So wird zur Bewässerung von Gärten und für Salinen zum Auslaugen eine Menge Wasser geliefert.
Wenn aber das Wasser höher gehoben werden soll, so hat das- ſelbe Verfahren folgende Abänderungen zu erleiden: Man zimmert rings um die Welle ein Schöpfrad von einer der erforderlichen Hebe- höhe entsprechenden Gröſse; rings um den äuſseren Rand desſelben herum befestigt man seitwärts kubische Kästchen, die mit Teer und Wachs wasserdicht verstrichen sind. Wenn daher das Rad von den Tretern umgedreht wird, so werden die (unten) gefüllten Kästchen nach oben gebracht und gieſsen, sich wieder nach unten drehend, ihren Inhalt in den Sammelkasten.
Wenn aber das Wasser an noch höhere Punkte geliefert werden soll, so schlingt man um die Welle eines solchen (Tret-) Rades ein Paar eiserne Ketten, welches so eingerichtet ist, daſs es bis unter den Wasserspiegel hinabreicht und hängende Bronzeeimer, die etwa einen Congius fassen, trägt. So wird die Drehung des Rades dadurch, daſs die Doppelkette sich um die Welle herumwindet, die Eimer nach oben bringen; diese aber werden, sobald sie über die Welle gehoben sind, notwendig gestürzt und müssen ihren Wasserinhalt in den Sammel-
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Italien und die Römer.
„Das Wasserschöpfrad nun hebt zwar das Wasser nicht hoch auf, aber
schöpft dafür sehr rasch und leicht eine groſse Wassermenge. Es wird
dazu ein Wellbaum entweder auf der Drehbank bearbeitet, oder nach
dem Zirkel behauen, an den beiden Enden Eisenbeschläge angebracht
und um die Mitte ein Trommelrad herumgelegt, welches aus zusammen-
gefügten Dielen gemacht wird; der Wellbaum aber wird auf Pfähle
gelegt, welche da, wo die Enden des Wellbaumes ihr Lager haben,
ebenfalls mit Eisenblech bekleidet sind. In den inneren hohlen Raum des
Trommelrades werden acht Bohlen radial eingefügt, welche von der
Welle bis an den Cylindermantel der Trommel reichen und das Innere
des Trommelrades in gleiche Räume abteilen. Der Cylindermantel
ringsum wird durch zusammengefugte Dielen gebildet, die halbfuſsbreite
Öffnungen frei lassen, durch welche das Wasser im Inneren aufgefangen
wird. Dann werden zunächst am Wellbaume auf einer Seite des
Trommelrades rundliche Löcher eingeschnitten, jedem einzelnen der
(acht) Räume entsprechend. Das nach Art der Schiffe geteerte
Trommelrad aber wird durch Treten von Menschen umgedreht, und
indem es durch die Öffnungen an dem Cylindermantel des Trommel-
rades das Wasser schöpft, giebt es dasſelbe durch die rundlichen
Löcher zunächst an dem Wellbaume wieder in ein darunter gesetztes
hölzernes Becken ab, mit welchem eine ableitende Rinne in Verbindung
steht. So wird zur Bewässerung von Gärten und für Salinen zum
Auslaugen eine Menge Wasser geliefert.
Wenn aber das Wasser höher gehoben werden soll, so hat das-
ſelbe Verfahren folgende Abänderungen zu erleiden: Man zimmert
rings um die Welle ein Schöpfrad von einer der erforderlichen Hebe-
höhe entsprechenden Gröſse; rings um den äuſseren Rand desſelben
herum befestigt man seitwärts kubische Kästchen, die mit Teer und
Wachs wasserdicht verstrichen sind. Wenn daher das Rad von den
Tretern umgedreht wird, so werden die (unten) gefüllten Kästchen
nach oben gebracht und gieſsen, sich wieder nach unten drehend, ihren
Inhalt in den Sammelkasten.
Wenn aber das Wasser an noch höhere Punkte geliefert werden
soll, so schlingt man um die Welle eines solchen (Tret-) Rades ein
Paar eiserne Ketten, welches so eingerichtet ist, daſs es bis unter den
Wasserspiegel hinabreicht und hängende Bronzeeimer, die etwa einen
Congius fassen, trägt. So wird die Drehung des Rades dadurch, daſs
die Doppelkette sich um die Welle herumwindet, die Eimer nach oben
bringen; diese aber werden, sobald sie über die Welle gehoben sind,
notwendig gestürzt und müssen ihren Wasserinhalt in den Sammel-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/598>, abgerufen am 22.11.2024.
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