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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Italien und die Römer.
Eisen entstanden, sondern das Flechtwerk von Stahl und Eisen geht
durch die ganze Masse durch. Ich habe Bruchstücke dieser Schwerter
mit dem Schrotmeissel auseinander gehauen und mich überzeugt, dass
dieses Flechtwerk von Eisen durch die ganze Masse durchgeht. Ich
habe den Stahl chemisch untersuchen lassen und ermittelt, dass er
0,6 Proz. Kohlenstoff enthält und als ein guter Schweissstahl anzu-
sprechen ist; ich habe die Stahlpartieen anlaufen lassen und gefunden,
[Abbildung] Fig. 151.
[Abbildung] Fig. 152.
dass er sich här-
ten lässt und
noch heute seine
Stahlnatur zeigt
wie vor 1600
Jahren.

Ein höchst
eigentümliches
Schwert, mit kur-
zer breiter Klin-
ge und dem Dorn
an der Schneide,
der uns von dem
Schwerte des
Perseus in Ab-
bildungen über-
liefert ist, wurde
auf der Salburg
gefunden und ist
Fig. 151 abgebildet. Es ist dies das einzige bis jetzt dort aufgefundene
Schwert.

In Fig. 152 a1) lassen wir einige charakteristische Dolche (pugiones)
folgen, die, obgleich ebenfalls von Stahl, mehr die eigentümliche
Blattform der Bronzedolche zeigen, ähnlich dem römischen Gurt-
schwert (parazonium) Fig. 152 b. Eine andere Dolchform zeigt Fig. 153
Nr. 11 2).

Bogen und Pfeile (Fig. 146 Nr. 23 bis 26) trugen die Rorarier, die
keine feste Aufstellung in der Schlachtordnung hatten. Die Lanzen-
spitzen waren fast durchgehends von Eisen, meist von drei- oder vier-
kantigem Querschnitt, letztere manchmal trapezartig verzogen, ähnlich
den Spitzen der Wurfassagayen der Südafrikaner.


1) Museum Wiesbaden.
2) Vom Dimeser Ort bei Mainz.

Italien und die Römer.
Eisen entstanden, sondern das Flechtwerk von Stahl und Eisen geht
durch die ganze Masse durch. Ich habe Bruchstücke dieser Schwerter
mit dem Schrotmeiſsel auseinander gehauen und mich überzeugt, daſs
dieses Flechtwerk von Eisen durch die ganze Masse durchgeht. Ich
habe den Stahl chemisch untersuchen lassen und ermittelt, daſs er
0,6 Proz. Kohlenstoff enthält und als ein guter Schweiſsstahl anzu-
sprechen ist; ich habe die Stahlpartieen anlaufen lassen und gefunden,
[Abbildung] Fig. 151.
[Abbildung] Fig. 152.
daſs er sich här-
ten läſst und
noch heute seine
Stahlnatur zeigt
wie vor 1600
Jahren.

Ein höchst
eigentümliches
Schwert, mit kur-
zer breiter Klin-
ge und dem Dorn
an der Schneide,
der uns von dem
Schwerte des
Perseus in Ab-
bildungen über-
liefert ist, wurde
auf der Salburg
gefunden und ist
Fig. 151 abgebildet. Es ist dies das einzige bis jetzt dort aufgefundene
Schwert.

In Fig. 152 a1) lassen wir einige charakteristische Dolche (pugiones)
folgen, die, obgleich ebenfalls von Stahl, mehr die eigentümliche
Blattform der Bronzedolche zeigen, ähnlich dem römischen Gurt-
schwert (parazonium) Fig. 152 b. Eine andere Dolchform zeigt Fig. 153
Nr. 11 2).

Bogen und Pfeile (Fig. 146 Nr. 23 bis 26) trugen die Rorarier, die
keine feste Aufstellung in der Schlachtordnung hatten. Die Lanzen-
spitzen waren fast durchgehends von Eisen, meist von drei- oder vier-
kantigem Querschnitt, letztere manchmal trapezartig verzogen, ähnlich
den Spitzen der Wurfassagayen der Südafrikaner.


1) Museum Wiesbaden.
2) Vom Dimeser Ort bei Mainz.
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[558/0580] Italien und die Römer. Eisen entstanden, sondern das Flechtwerk von Stahl und Eisen geht durch die ganze Masse durch. Ich habe Bruchstücke dieser Schwerter mit dem Schrotmeiſsel auseinander gehauen und mich überzeugt, daſs dieses Flechtwerk von Eisen durch die ganze Masse durchgeht. Ich habe den Stahl chemisch untersuchen lassen und ermittelt, daſs er 0,6 Proz. Kohlenstoff enthält und als ein guter Schweiſsstahl anzu- sprechen ist; ich habe die Stahlpartieen anlaufen lassen und gefunden, [Abbildung Fig. 151.] [Abbildung Fig. 152.] daſs er sich här- ten läſst und noch heute seine Stahlnatur zeigt wie vor 1600 Jahren. Ein höchst eigentümliches Schwert, mit kur- zer breiter Klin- ge und dem Dorn an der Schneide, der uns von dem Schwerte des Perseus in Ab- bildungen über- liefert ist, wurde auf der Salburg gefunden und ist Fig. 151 abgebildet. Es ist dies das einzige bis jetzt dort aufgefundene Schwert. In Fig. 152 a 1) lassen wir einige charakteristische Dolche (pugiones) folgen, die, obgleich ebenfalls von Stahl, mehr die eigentümliche Blattform der Bronzedolche zeigen, ähnlich dem römischen Gurt- schwert (parazonium) Fig. 152 b. Eine andere Dolchform zeigt Fig. 153 Nr. 11 2). Bogen und Pfeile (Fig. 146 Nr. 23 bis 26) trugen die Rorarier, die keine feste Aufstellung in der Schlachtordnung hatten. Die Lanzen- spitzen waren fast durchgehends von Eisen, meist von drei- oder vier- kantigem Querschnitt, letztere manchmal trapezartig verzogen, ähnlich den Spitzen der Wurfassagayen der Südafrikaner. 1) Museum Wiesbaden. 2) Vom Dimeser Ort bei Mainz.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/580>, abgerufen am 22.11.2024.