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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Italien und die Römer.

Für Kunstgegenstände war die Vorliebe für das Erz selbstver-
ständlich, für Hausgeräte wurde es gleichfalls sowohl des schöneren
Ansehens wegen vorgezogen, als weil es für getriebene Sachen, Koch-
geschirr u. s. w. mehr geeignet war. Auch für diejenigen Dinge, die
sich leichter und billiger aus gegossenem Metall als durch Treiben und
Schmieden herstellen liessen, verwendete man die Bronze allgemein.
Wenn wir aber Waffen und Geräte von Bronze relativ häufig finden,
so kommt dies doch mehr daher, dass die Bronze sich im Boden erhält,
während das Eisen zerstört wird, nicht aber daher, dass man allgemein
das teuere Metall zu solchen Zwecken verwendet hätte. Vielmehr
waren die Bronzeschwerter in den meisten Fällen Prunkwaffen der
Vornehmen oder für Schaustellungen, im Theater sowie bei Gladiatoren-
spielen im Gebrauch. Eisen war soviel billiger als die Bronze, dass
deshalb allein schon ersteres Metall allgemeinere Verwendung finden
musste. Papinius Statius rühmt in seiner Achilleis (I, 439 etc.) den
mannigfachen Gebrauch des Eisens:

Ferrum laxatur ad usus
Innumeros, quod rostra liget, quod muniat arma,
Belligeros quod fraenet equos, quod mille catenis
Squalentes nectat tunicas, quod sanguine fumet,
Vulneraque alta libet, quod conspirante veneno,
Inpellat montes, temnantque humentia saxa
Atrita et nigras addunt mucronibus vias.

Wegen seiner Verwendung zu Werkzeugen nennt es Plinius das
nützlichste, wegen seiner Verwendung zu Waffen das verderblichste
aller Metalle. Einen gewissen abergläubischen Widerwillen hatten die
alten Römer stets gegen das Eisen, jedenfalls weil alle gefährlichen
Waffen daraus gemacht wurden, oft wird ihm geradezu geflucht.
Plinius erzählt, die Alten hätten es für gefährlich gehalten mit eisernen
Griffeln zu schreiben und Catull singt:

"O Jupiter, möge doch das ganze Geschlecht der Chalyber zu
Grunde gehen, die zuerst begannen, die Adern der Erde zu durch-
wühlen und die Härte des Eisens zu gebrauchen."

Der allgemeinen Verwendung der eisernen Ringe bei den alten
Römern haben wir gedacht, ebenso waren die Griffel, mit denen sie
alle ihre Aufzeichnungen machten, in der Regel von Eisen. Bei den
Fundamentierungsarbeiten für das neue Postgebäude in Mainz hat
man eine Unzahl solcher eiserner Griffel gefunden und der Gedanke
liegt nicht fern, dass an derselben Stelle auch das kaiserlich römische
Verkehrsamt gestanden haben mag. Die wichtigsten Ackergeräte
waren von Eisen, wie die Hacke, die Sense, das Beil u. s. w. Die

Italien und die Römer.

Für Kunstgegenstände war die Vorliebe für das Erz selbstver-
ständlich, für Hausgeräte wurde es gleichfalls sowohl des schöneren
Ansehens wegen vorgezogen, als weil es für getriebene Sachen, Koch-
geschirr u. s. w. mehr geeignet war. Auch für diejenigen Dinge, die
sich leichter und billiger aus gegossenem Metall als durch Treiben und
Schmieden herstellen lieſsen, verwendete man die Bronze allgemein.
Wenn wir aber Waffen und Geräte von Bronze relativ häufig finden,
so kommt dies doch mehr daher, daſs die Bronze sich im Boden erhält,
während das Eisen zerstört wird, nicht aber daher, daſs man allgemein
das teuere Metall zu solchen Zwecken verwendet hätte. Vielmehr
waren die Bronzeschwerter in den meisten Fällen Prunkwaffen der
Vornehmen oder für Schaustellungen, im Theater sowie bei Gladiatoren-
spielen im Gebrauch. Eisen war soviel billiger als die Bronze, daſs
deshalb allein schon ersteres Metall allgemeinere Verwendung finden
muſste. Papinius Statius rühmt in seiner Achilleis (I, 439 etc.) den
mannigfachen Gebrauch des Eisens:

Ferrum laxatur ad usus
Innumeros, quod rostra liget, quod muniat arma,
Belligeros quod fraenet equos, quod mille catenis
Squalentes nectat tunicas, quod sanguine fumet,
Vulneraque alta libet, quod conspirante veneno,
Inpellat montes, temnantque humentia saxa
Atrita et nigras addunt mucronibus vias.

Wegen seiner Verwendung zu Werkzeugen nennt es Plinius das
nützlichste, wegen seiner Verwendung zu Waffen das verderblichste
aller Metalle. Einen gewissen abergläubischen Widerwillen hatten die
alten Römer stets gegen das Eisen, jedenfalls weil alle gefährlichen
Waffen daraus gemacht wurden, oft wird ihm geradezu geflucht.
Plinius erzählt, die Alten hätten es für gefährlich gehalten mit eisernen
Griffeln zu schreiben und Catull singt:

„O Jupiter, möge doch das ganze Geschlecht der Chalyber zu
Grunde gehen, die zuerst begannen, die Adern der Erde zu durch-
wühlen und die Härte des Eisens zu gebrauchen.“

Der allgemeinen Verwendung der eisernen Ringe bei den alten
Römern haben wir gedacht, ebenso waren die Griffel, mit denen sie
alle ihre Aufzeichnungen machten, in der Regel von Eisen. Bei den
Fundamentierungsarbeiten für das neue Postgebäude in Mainz hat
man eine Unzahl solcher eiserner Griffel gefunden und der Gedanke
liegt nicht fern, daſs an derselben Stelle auch das kaiserlich römische
Verkehrsamt gestanden haben mag. Die wichtigsten Ackergeräte
waren von Eisen, wie die Hacke, die Sense, das Beil u. s. w. Die

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[543/0565] Italien und die Römer. Für Kunstgegenstände war die Vorliebe für das Erz selbstver- ständlich, für Hausgeräte wurde es gleichfalls sowohl des schöneren Ansehens wegen vorgezogen, als weil es für getriebene Sachen, Koch- geschirr u. s. w. mehr geeignet war. Auch für diejenigen Dinge, die sich leichter und billiger aus gegossenem Metall als durch Treiben und Schmieden herstellen lieſsen, verwendete man die Bronze allgemein. Wenn wir aber Waffen und Geräte von Bronze relativ häufig finden, so kommt dies doch mehr daher, daſs die Bronze sich im Boden erhält, während das Eisen zerstört wird, nicht aber daher, daſs man allgemein das teuere Metall zu solchen Zwecken verwendet hätte. Vielmehr waren die Bronzeschwerter in den meisten Fällen Prunkwaffen der Vornehmen oder für Schaustellungen, im Theater sowie bei Gladiatoren- spielen im Gebrauch. Eisen war soviel billiger als die Bronze, daſs deshalb allein schon ersteres Metall allgemeinere Verwendung finden muſste. Papinius Statius rühmt in seiner Achilleis (I, 439 etc.) den mannigfachen Gebrauch des Eisens: Ferrum laxatur ad usus Innumeros, quod rostra liget, quod muniat arma, Belligeros quod fraenet equos, quod mille catenis Squalentes nectat tunicas, quod sanguine fumet, Vulneraque alta libet, quod conspirante veneno, Inpellat montes, temnantque humentia saxa Atrita et nigras addunt mucronibus vias. Wegen seiner Verwendung zu Werkzeugen nennt es Plinius das nützlichste, wegen seiner Verwendung zu Waffen das verderblichste aller Metalle. Einen gewissen abergläubischen Widerwillen hatten die alten Römer stets gegen das Eisen, jedenfalls weil alle gefährlichen Waffen daraus gemacht wurden, oft wird ihm geradezu geflucht. Plinius erzählt, die Alten hätten es für gefährlich gehalten mit eisernen Griffeln zu schreiben und Catull singt: „O Jupiter, möge doch das ganze Geschlecht der Chalyber zu Grunde gehen, die zuerst begannen, die Adern der Erde zu durch- wühlen und die Härte des Eisens zu gebrauchen.“ Der allgemeinen Verwendung der eisernen Ringe bei den alten Römern haben wir gedacht, ebenso waren die Griffel, mit denen sie alle ihre Aufzeichnungen machten, in der Regel von Eisen. Bei den Fundamentierungsarbeiten für das neue Postgebäude in Mainz hat man eine Unzahl solcher eiserner Griffel gefunden und der Gedanke liegt nicht fern, daſs an derselben Stelle auch das kaiserlich römische Verkehrsamt gestanden haben mag. Die wichtigsten Ackergeräte waren von Eisen, wie die Hacke, die Sense, das Beil u. s. w. Die

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/565>, abgerufen am 22.11.2024.