Diodor berichtet über die Eisengewinnung auf Elba 1):
"Die Insel Äthalia enthält viel Eisenerz, das sie benutzen, um Eisen daraus zu schmelzen, an welchem Metall sie einen grossen Über- fluss haben. Diejenigen, welche sich mit der Arbeit beschäftigen, brechen den Stein und brennen die kleingemachten Stücke in künst- lichen Öfen, in welchen sie durch die heftige Glut des Feuers das Erz schmelzen und in mittelgrosse Stücke teilen, welche ungefähr wie grosse Schwämme aussehen. Diese erhandeln die Kaufleute oder tauschen sie ein und bringen sie nach Dikaearchia (dem heutigen Puteoli) und anderen Handelsstädten. Dergleichen Schiffsladungen kaufen einige (Kaufleute), die eine grosse Zahl von Eisenschmieden halten, welche es verarbeiten und allerlei Eisenwerk daraus machen: einiges davon schmieden sie in Vogelfiguren, anderes verarbeiten sie künstlich zu Hacken, Sicheln und anderem Arbeitsgerät."
Der sonderbare Ausdruck orneon tupous ist hier gewiss nicht wörtlich zu nehmen, vielmehr ist damit die Handelsform der Rohluppen ausgedrückt. Entweder hat Diodor den Vergleich des zugespitzten Eisens mit einem nach beiden Enden spitz zulaufenden sitzenden Vogel selbst erfunden oder er hat, was wahrscheinlicher ist, einen terminus technicus übersetzt oder umschrieben. Der Gebrauch, die Luppen mit Tiernamen zu bezeichnen, ist uralt und hat sich auf uns vererbt. Das Wort "Luppe" selbst kommt von lupus, Wolf, und ist in der Bezeich- nung Wolfsofen im Deutschen erhalten. Dieselbe Bezeichnung findet sich in der französischen, italienischen und englischen Sprache. Eine ähnliche Bezeichnung für die Luppe ist das Wort "renard" Fuchs bei den Franzosen. Im Deutschen haben wir die Bezeichnung "Gans", "Eisengans", einen Vogelnamen und im Französischen saumon, Salm, einen Fischnamen, für gewisse Handelsformen des Roheisens. Analog ist wohl die Bezeichnung orneon tupoi Diodors aufzufassen.
Über die Einrichtung der römischen Eisenschmieden giebt uns die Litteratur wenig Aufschluss, weit mehr die erhaltenen bildlichen Dar- stellungen auf Skulpturen, Vasen, Grabsteinen u. s. w. Als Vorwurf zur Darstellung der Schmiede und der Schmiedearbeit diente meist die Werkstatt des Hephästos. Ein solches Bild auf einem Relief im Louvre, welches den Schmiedegott in seiner Werkstatt darstellt, wie er die Waffen des Achill anfertigt, haben wir bereits oben (s. S. 461) be- schrieben. Homers herrliche Schilderung der Bereitung der Waffen
1) Diodor. Sicul., Bibl. Hist. V, 13.
Italien und die Römer.
Diodor berichtet über die Eisengewinnung auf Elba 1):
„Die Insel Äthalia enthält viel Eisenerz, das sie benutzen, um Eisen daraus zu schmelzen, an welchem Metall sie einen groſsen Über- fluſs haben. Diejenigen, welche sich mit der Arbeit beschäftigen, brechen den Stein und brennen die kleingemachten Stücke in künst- lichen Öfen, in welchen sie durch die heftige Glut des Feuers das Erz schmelzen und in mittelgroſse Stücke teilen, welche ungefähr wie groſse Schwämme aussehen. Diese erhandeln die Kaufleute oder tauschen sie ein und bringen sie nach Dikaearchia (dem heutigen Puteoli) und anderen Handelsstädten. Dergleichen Schiffsladungen kaufen einige (Kaufleute), die eine groſse Zahl von Eisenschmieden halten, welche es verarbeiten und allerlei Eisenwerk daraus machen: einiges davon schmieden sie in Vogelfiguren, anderes verarbeiten sie künstlich zu Hacken, Sicheln und anderem Arbeitsgerät.“
Der sonderbare Ausdruck ὀρνέων τύπους ist hier gewiſs nicht wörtlich zu nehmen, vielmehr ist damit die Handelsform der Rohluppen ausgedrückt. Entweder hat Diodor den Vergleich des zugespitzten Eisens mit einem nach beiden Enden spitz zulaufenden sitzenden Vogel selbst erfunden oder er hat, was wahrscheinlicher ist, einen terminus technicus übersetzt oder umschrieben. Der Gebrauch, die Luppen mit Tiernamen zu bezeichnen, ist uralt und hat sich auf uns vererbt. Das Wort „Luppe“ selbst kommt von lupus, Wolf, und ist in der Bezeich- nung Wolfsofen im Deutschen erhalten. Dieselbe Bezeichnung findet sich in der französischen, italienischen und englischen Sprache. Eine ähnliche Bezeichnung für die Luppe ist das Wort „renard“ Fuchs bei den Franzosen. Im Deutschen haben wir die Bezeichnung „Gans“, „Eisengans“, einen Vogelnamen und im Französischen saumon, Salm, einen Fischnamen, für gewisse Handelsformen des Roheisens. Analog ist wohl die Bezeichnung ὀρνέων τύποι Diodors aufzufassen.
Über die Einrichtung der römischen Eisenschmieden giebt uns die Litteratur wenig Aufschluſs, weit mehr die erhaltenen bildlichen Dar- stellungen auf Skulpturen, Vasen, Grabsteinen u. s. w. Als Vorwurf zur Darstellung der Schmiede und der Schmiedearbeit diente meist die Werkstatt des Hephästos. Ein solches Bild auf einem Relief im Louvre, welches den Schmiedegott in seiner Werkstatt darstellt, wie er die Waffen des Achill anfertigt, haben wir bereits oben (s. S. 461) be- schrieben. Homers herrliche Schilderung der Bereitung der Waffen
1) Diodor. Sicul., Bibl. Hist. V, 13.
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Italien und die Römer.
Diodor berichtet über die Eisengewinnung auf Elba 1):
„Die Insel Äthalia enthält viel Eisenerz, das sie benutzen, um
Eisen daraus zu schmelzen, an welchem Metall sie einen groſsen Über-
fluſs haben. Diejenigen, welche sich mit der Arbeit beschäftigen,
brechen den Stein und brennen die kleingemachten Stücke in künst-
lichen Öfen, in welchen sie durch die heftige Glut des Feuers das Erz
schmelzen und in mittelgroſse Stücke teilen, welche ungefähr wie
groſse Schwämme aussehen. Diese erhandeln die Kaufleute oder
tauschen sie ein und bringen sie nach Dikaearchia (dem heutigen
Puteoli) und anderen Handelsstädten. Dergleichen Schiffsladungen
kaufen einige (Kaufleute), die eine groſse Zahl von Eisenschmieden
halten, welche es verarbeiten und allerlei Eisenwerk daraus machen:
einiges davon schmieden sie in Vogelfiguren, anderes verarbeiten
sie künstlich zu Hacken, Sicheln und anderem Arbeitsgerät.“
Der sonderbare Ausdruck ὀρνέων τύπους ist hier gewiſs nicht
wörtlich zu nehmen, vielmehr ist damit die Handelsform der Rohluppen
ausgedrückt. Entweder hat Diodor den Vergleich des zugespitzten
Eisens mit einem nach beiden Enden spitz zulaufenden sitzenden Vogel
selbst erfunden oder er hat, was wahrscheinlicher ist, einen terminus
technicus übersetzt oder umschrieben. Der Gebrauch, die Luppen mit
Tiernamen zu bezeichnen, ist uralt und hat sich auf uns vererbt. Das
Wort „Luppe“ selbst kommt von lupus, Wolf, und ist in der Bezeich-
nung Wolfsofen im Deutschen erhalten. Dieselbe Bezeichnung findet
sich in der französischen, italienischen und englischen Sprache. Eine
ähnliche Bezeichnung für die Luppe ist das Wort „renard“ Fuchs
bei den Franzosen. Im Deutschen haben wir die Bezeichnung „Gans“,
„Eisengans“, einen Vogelnamen und im Französischen saumon, Salm,
einen Fischnamen, für gewisse Handelsformen des Roheisens. Analog
ist wohl die Bezeichnung ὀρνέων τύποι Diodors aufzufassen.
Über die Einrichtung der römischen Eisenschmieden giebt uns die
Litteratur wenig Aufschluſs, weit mehr die erhaltenen bildlichen Dar-
stellungen auf Skulpturen, Vasen, Grabsteinen u. s. w. Als Vorwurf
zur Darstellung der Schmiede und der Schmiedearbeit diente meist die
Werkstatt des Hephästos. Ein solches Bild auf einem Relief im Louvre,
welches den Schmiedegott in seiner Werkstatt darstellt, wie er die
Waffen des Achill anfertigt, haben wir bereits oben (s. S. 461) be-
schrieben. Homers herrliche Schilderung der Bereitung der Waffen
1) Diodor. Sicul., Bibl. Hist. V, 13.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/558>, abgerufen am 23.11.2024.
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