Es liess sich gut schweissen und schmieden mit Spuren von Rotbruch und verhielt sich im ganzen, wie ein aus guten Erzen erzeugtes Eisen, welches eine weitere Verarbeitung als die eines einmaligen Über- schmiedens nicht erfahren hat.
Die chemische Analyse stimmt hiermit ebenfalls überein. Sie ergab folgende Zusammensetzung:
Kohlenstoff 0,43 Proz.
Phosphor 0,24 "
Schwefel 0,25 "
Mangan 0,48 "
Silicium 0,36 "
Eisen 98,00 "
100,00 Proz.
Der Kohlenstoff entspricht, wie auch das Verhalten im Feuer, einem weichen Eisen. Die nicht unbeträchtlichen Beimengungen von Phosphor, Schwefel und Silicium sind nicht verwunderlich bei einem so unverarbeiteten, rohen Material.
Dass die Rohluppen im Altertume ganz allgemein in der Form unserer Monzenheimer Blöcke in den Handel gebracht wurden, dafür haben wir verschiedene Beweise. Schon in den Schatzkammern von Ninive haben sich Eisenblöcke von ganz ähnlicher Gestalt gefunden. Bei den Ausgrabungen in der Königsburg von Korsabad, die unter der Leitung des französischen Konsuls Place von Mosul in den Jahren 1850 bis 1856 ausgeführt wurden, stiess man auf einen Metallschatz, der 60000 kg Eisen enthielt, meist in unverarbeitetem Zustande und in der rohen Gestalt, wie sie Fig. 31, 1. 2. 3. (S. 135) skizziert ist. Charakte- ristisch bei diesen assyrischen Luppen ist es, dass sie alle ein durch- gehendes Loch zeigen, welches nicht in der Mitte, sondern näher einem Ende sich befindet. Diese Durchbohrung ist nicht gross genug, um die Annahme zu gestatten, dass sie bei der Schwere des Eisenklumpens zur Aufnahme eines Stieles gedient haben könnte, vielmehr ist anzu- nehmen, dass sie angebracht war, um einen Riemen oder einen Strick durchzuziehen, zum Zwecke des Transportes. Jedenfalls wurde dies Loch durch die Luppe getrieben, so lange sie noch heiss und weich war. Place bemühte sich allerdings, auch diese Blöcke für Werkzeuge zu erklären, er ging sogar so weit, sie für Stahlwerkzeuge anzusprechen. Eine nähere Untersuchung der im Louvre befindlichen Stücke hat jedoch ergeben, dass sie durchaus aus weichem Schmiedeeisen bestanden.
Italien und die Römer.
Es lieſs sich gut schweiſsen und schmieden mit Spuren von Rotbruch und verhielt sich im ganzen, wie ein aus guten Erzen erzeugtes Eisen, welches eine weitere Verarbeitung als die eines einmaligen Über- schmiedens nicht erfahren hat.
Die chemische Analyse stimmt hiermit ebenfalls überein. Sie ergab folgende Zusammensetzung:
Kohlenstoff 0,43 Proz.
Phosphor 0,24 „
Schwefel 0,25 „
Mangan 0,48 „
Silicium 0,36 „
Eisen 98,00 „
100,00 Proz.
Der Kohlenstoff entspricht, wie auch das Verhalten im Feuer, einem weichen Eisen. Die nicht unbeträchtlichen Beimengungen von Phosphor, Schwefel und Silicium sind nicht verwunderlich bei einem so unverarbeiteten, rohen Material.
Daſs die Rohluppen im Altertume ganz allgemein in der Form unserer Monzenheimer Blöcke in den Handel gebracht wurden, dafür haben wir verschiedene Beweise. Schon in den Schatzkammern von Ninive haben sich Eisenblöcke von ganz ähnlicher Gestalt gefunden. Bei den Ausgrabungen in der Königsburg von Korsabad, die unter der Leitung des französischen Konsuls Place von Mosul in den Jahren 1850 bis 1856 ausgeführt wurden, stieſs man auf einen Metallschatz, der 60000 kg Eisen enthielt, meist in unverarbeitetem Zustande und in der rohen Gestalt, wie sie Fig. 31, 1. 2. 3. (S. 135) skizziert ist. Charakte- ristisch bei diesen assyrischen Luppen ist es, daſs sie alle ein durch- gehendes Loch zeigen, welches nicht in der Mitte, sondern näher einem Ende sich befindet. Diese Durchbohrung ist nicht groſs genug, um die Annahme zu gestatten, daſs sie bei der Schwere des Eisenklumpens zur Aufnahme eines Stieles gedient haben könnte, vielmehr ist anzu- nehmen, daſs sie angebracht war, um einen Riemen oder einen Strick durchzuziehen, zum Zwecke des Transportes. Jedenfalls wurde dies Loch durch die Luppe getrieben, so lange sie noch heiſs und weich war. Place bemühte sich allerdings, auch diese Blöcke für Werkzeuge zu erklären, er ging sogar so weit, sie für Stahlwerkzeuge anzusprechen. Eine nähere Untersuchung der im Louvre befindlichen Stücke hat jedoch ergeben, daſs sie durchaus aus weichem Schmiedeeisen bestanden.
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[535/0557]
Italien und die Römer.
Es lieſs sich gut schweiſsen und schmieden mit Spuren von Rotbruch
und verhielt sich im ganzen, wie ein aus guten Erzen erzeugtes Eisen,
welches eine weitere Verarbeitung als die eines einmaligen Über-
schmiedens nicht erfahren hat.
Die chemische Analyse stimmt hiermit ebenfalls überein. Sie
ergab folgende Zusammensetzung:
Kohlenstoff 0,43 Proz.
Phosphor 0,24 „
Schwefel 0,25 „
Mangan 0,48 „
Silicium 0,36 „
Eisen 98,00 „
100,00 Proz.
Der Kohlenstoff entspricht, wie auch das Verhalten im Feuer,
einem weichen Eisen. Die nicht unbeträchtlichen Beimengungen von
Phosphor, Schwefel und Silicium sind nicht verwunderlich bei einem
so unverarbeiteten, rohen Material.
Daſs die Rohluppen im Altertume ganz allgemein in der Form
unserer Monzenheimer Blöcke in den Handel gebracht wurden, dafür
haben wir verschiedene Beweise. Schon in den Schatzkammern von
Ninive haben sich Eisenblöcke von ganz ähnlicher Gestalt gefunden.
Bei den Ausgrabungen in der Königsburg von Korsabad, die unter der
Leitung des französischen Konsuls Place von Mosul in den Jahren
1850 bis 1856 ausgeführt wurden, stieſs man auf einen Metallschatz,
der 60000 kg Eisen enthielt, meist in unverarbeitetem Zustande und in
der rohen Gestalt, wie sie Fig. 31, 1. 2. 3. (S. 135) skizziert ist. Charakte-
ristisch bei diesen assyrischen Luppen ist es, daſs sie alle ein durch-
gehendes Loch zeigen, welches nicht in der Mitte, sondern näher einem
Ende sich befindet. Diese Durchbohrung ist nicht groſs genug, um die
Annahme zu gestatten, daſs sie bei der Schwere des Eisenklumpens
zur Aufnahme eines Stieles gedient haben könnte, vielmehr ist anzu-
nehmen, daſs sie angebracht war, um einen Riemen oder einen Strick
durchzuziehen, zum Zwecke des Transportes. Jedenfalls wurde dies
Loch durch die Luppe getrieben, so lange sie noch heiſs und weich
war. Place bemühte sich allerdings, auch diese Blöcke für Werkzeuge
zu erklären, er ging sogar so weit, sie für Stahlwerkzeuge anzusprechen.
Eine nähere Untersuchung der im Louvre befindlichen Stücke hat
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/557>, abgerufen am 22.11.2024.
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