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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Einleitung.
in der koptischen Sprache und besonders in dem sahidischen Dialekt
erhalten. Die älteste Bezeichnung der Ägypter für "Nutzmetall",
worunter bei ihnen ursprünglich sowohl Kupfer als Eisen begriffen
wurde, war "ba", was zunächst etwas Hartes, Festes bedeutet. Wenn
hieraus später das Wort baaenepe, koptisch be-ni-pe Metall des
Himmels entstanden ist, so kann dies höchstens beweisen, dass auch
die Ägypter schon die Erfahrung machten, dass Eisen, welches sie
kannten, zeitweilig vom Himmel herabfiel. -- Es scheint nicht unwahr-
scheinlich, dass das griechische Wort sideros ähnlich gebildet ist, denn
die in sonst allen arischen Sprachen vorkommende Wurzel für Eisen
ais, er, kann hier nur in dem zweiten Teile des Wortes eros stecken,
während das Präfix sid mit dem lateinischen sidus, Gestirn, Himmel
zusammenhängen dürfte. Diese Bezeichnung für Eisen "Metall des
Himmels" dürfte bei den Griechen um so plausibeler erscheinen, als
es ein alter Glaube war, dass das Himmelsgewölbe aus Eisen bestehe,
und dies kann wieder als ein Beweis dafür angesehen werden, dass sie
von Meteoreisenfällen mehr oder weniger bestimmte Kenntnis hatten.

Wir kommen zu folgendem Schluss:

Die Thatsache, dass aus dem unbekannten Himmelsraume zuweilen
Massen metallischen Eisens auf die Erde herabfallen, war schon in sehr
früher Zeit bekannt; doch bildete die Auffindung solcher Massen
nicht den Ausgangspunkt der Eisenindustrie, vielmehr wurden sie erst
als Eisen erkannt, nachdem die Ausschmelzung der Eisenerze bereits
bekannt war. Dieser Prozess ist uralt und darf gerade die frühe
Kenntnis des Meteoreisens als ein neuer Beweis für das hohe Alter
der Eisenbereitung -- die wir ja bei den barbarischsten Stämmen Afrikas
als eine seit undenklicher Zeit betriebene Operation kennen -- an-
geführt werden.

Die erste Kenntnis der Verwendung des Eisens geht, wie erwähnt,
in vorgeschichtliche Zeit zurück. Die meisten alten Völker schrieben
den Ursprung oder die Entdeckung des Metalls einem Gott oder einem
göttlichen Wesen zu, die Ägypter dem Osiris, die Römer dem Vulkan,
die Germanen dem Odin, die Griechen dem Kadmos, dem Prometheus
und den Kabiren. Auch die Angaben, die bestimmter in das Gewand
der Geschichte gekleidet erscheinen, sind sagenhaft. Die heiligen
Schriften der Israeliten nennen Thubalkain zuerst als "einen Meister in
allerlei Erz und Eisenwaaren" 1). Er lebte im achten Geschlecht nach
Adam, jüdischer Rechnung gemäss im Jahre 1057 nach Erschaf-

1) I. Mos. 4, 22.
Beck, Geschichte des Eisens. 3

Einleitung.
in der koptischen Sprache und besonders in dem sahidischen Dialekt
erhalten. Die älteste Bezeichnung der Ägypter für „Nutzmetall“,
worunter bei ihnen ursprünglich sowohl Kupfer als Eisen begriffen
wurde, war „ba“, was zunächst etwas Hartes, Festes bedeutet. Wenn
hieraus später das Wort baaenepe, koptisch be-ni-pe Metall des
Himmels entstanden ist, so kann dies höchstens beweisen, daſs auch
die Ägypter schon die Erfahrung machten, daſs Eisen, welches sie
kannten, zeitweilig vom Himmel herabfiel. — Es scheint nicht unwahr-
scheinlich, daſs das griechische Wort σίδηρος ähnlich gebildet ist, denn
die in sonst allen arischen Sprachen vorkommende Wurzel für Eisen
ais, er, kann hier nur in dem zweiten Teile des Wortes ηρος stecken,
während das Präfix σιδ mit dem lateinischen sidus, Gestirn, Himmel
zusammenhängen dürfte. Diese Bezeichnung für Eisen „Metall des
Himmels“ dürfte bei den Griechen um so plausibeler erscheinen, als
es ein alter Glaube war, daſs das Himmelsgewölbe aus Eisen bestehe,
und dies kann wieder als ein Beweis dafür angesehen werden, daſs sie
von Meteoreisenfällen mehr oder weniger bestimmte Kenntnis hatten.

Wir kommen zu folgendem Schluſs:

Die Thatsache, daſs aus dem unbekannten Himmelsraume zuweilen
Massen metallischen Eisens auf die Erde herabfallen, war schon in sehr
früher Zeit bekannt; doch bildete die Auffindung solcher Massen
nicht den Ausgangspunkt der Eisenindustrie, vielmehr wurden sie erst
als Eisen erkannt, nachdem die Ausschmelzung der Eisenerze bereits
bekannt war. Dieser Prozeſs ist uralt und darf gerade die frühe
Kenntnis des Meteoreisens als ein neuer Beweis für das hohe Alter
der Eisenbereitung — die wir ja bei den barbarischsten Stämmen Afrikas
als eine seit undenklicher Zeit betriebene Operation kennen — an-
geführt werden.

Die erste Kenntnis der Verwendung des Eisens geht, wie erwähnt,
in vorgeschichtliche Zeit zurück. Die meisten alten Völker schrieben
den Ursprung oder die Entdeckung des Metalls einem Gott oder einem
göttlichen Wesen zu, die Ägypter dem Osiris, die Römer dem Vulkan,
die Germanen dem Odin, die Griechen dem Kadmos, dem Prometheus
und den Kabiren. Auch die Angaben, die bestimmter in das Gewand
der Geschichte gekleidet erscheinen, sind sagenhaft. Die heiligen
Schriften der Israeliten nennen Thubalkain zuerst als „einen Meister in
allerlei Erz und Eisenwaaren“ 1). Er lebte im achten Geschlecht nach
Adam, jüdischer Rechnung gemäſs im Jahre 1057 nach Erschaf-

1) I. Mos. 4, 22.
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[33/0055] Einleitung. in der koptischen Sprache und besonders in dem sahidischen Dialekt erhalten. Die älteste Bezeichnung der Ägypter für „Nutzmetall“, worunter bei ihnen ursprünglich sowohl Kupfer als Eisen begriffen wurde, war „ba“, was zunächst etwas Hartes, Festes bedeutet. Wenn hieraus später das Wort baaenepe, koptisch be-ni-pe Metall des Himmels entstanden ist, so kann dies höchstens beweisen, daſs auch die Ägypter schon die Erfahrung machten, daſs Eisen, welches sie kannten, zeitweilig vom Himmel herabfiel. — Es scheint nicht unwahr- scheinlich, daſs das griechische Wort σίδηρος ähnlich gebildet ist, denn die in sonst allen arischen Sprachen vorkommende Wurzel für Eisen ais, er, kann hier nur in dem zweiten Teile des Wortes ηρος stecken, während das Präfix σιδ mit dem lateinischen sidus, Gestirn, Himmel zusammenhängen dürfte. Diese Bezeichnung für Eisen „Metall des Himmels“ dürfte bei den Griechen um so plausibeler erscheinen, als es ein alter Glaube war, daſs das Himmelsgewölbe aus Eisen bestehe, und dies kann wieder als ein Beweis dafür angesehen werden, daſs sie von Meteoreisenfällen mehr oder weniger bestimmte Kenntnis hatten. Wir kommen zu folgendem Schluſs: Die Thatsache, daſs aus dem unbekannten Himmelsraume zuweilen Massen metallischen Eisens auf die Erde herabfallen, war schon in sehr früher Zeit bekannt; doch bildete die Auffindung solcher Massen nicht den Ausgangspunkt der Eisenindustrie, vielmehr wurden sie erst als Eisen erkannt, nachdem die Ausschmelzung der Eisenerze bereits bekannt war. Dieser Prozeſs ist uralt und darf gerade die frühe Kenntnis des Meteoreisens als ein neuer Beweis für das hohe Alter der Eisenbereitung — die wir ja bei den barbarischsten Stämmen Afrikas als eine seit undenklicher Zeit betriebene Operation kennen — an- geführt werden. Die erste Kenntnis der Verwendung des Eisens geht, wie erwähnt, in vorgeschichtliche Zeit zurück. Die meisten alten Völker schrieben den Ursprung oder die Entdeckung des Metalls einem Gott oder einem göttlichen Wesen zu, die Ägypter dem Osiris, die Römer dem Vulkan, die Germanen dem Odin, die Griechen dem Kadmos, dem Prometheus und den Kabiren. Auch die Angaben, die bestimmter in das Gewand der Geschichte gekleidet erscheinen, sind sagenhaft. Die heiligen Schriften der Israeliten nennen Thubalkain zuerst als „einen Meister in allerlei Erz und Eisenwaaren“ 1). Er lebte im achten Geschlecht nach Adam, jüdischer Rechnung gemäſs im Jahre 1057 nach Erschaf- 1) I. Mos. 4, 22. Beck, Geschichte des Eisens. 3

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/55>, abgerufen am 23.11.2024.