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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Italien und die Römer.
Lücken erkennen, welche sich an entgegengesetzten Ofenseiten befinden
und einerseits das Schlacken- und Ziehloch ("Brust"), andererseits die
Windöffnungen ("Formlöcher") darstellen.

In Fig. 103 u. 104 sind die aufgedeckten Überreste zweier dieser
Schmelzöfen dargestellt. Die Rückwand des Ofens lehnte sich an den
Hügel an, der an dieser Seite etwas eingeschnitten war, während sich
vorne nach der Thalseite die Ofenbrust befand, aus der Schlacken und
Eisen ausflossen und ausgezogen wurden.

Die Zeichnung (Fig. 105, 106 u. 107) giebt ein Bild, wie man sich einen
solchen Ofen in seiner ursprünglichen Gestalt vorzustellen haben wird.
Der ungefähre Durchmesser desselben betrug 0,50 m, die Höhe vielleicht
über einen Meter. Der Querschnitt des Schachtes scheint der Lage der
Steine nach ein rundlicher gewesen zu sein, und erweiterte derselbe
sich nach oben. Die Windöffnungen befanden sich an der Hinterwand
der Bergseite zu und waren nach der Mittellinie des Ofens, doch mehr

[Abbildung] Fig. 105.
[Abbildung] Fig. 106.
[Abbildung] Fig. 107.
nach der Stichöffnung gerichtet. Diese Lage der Windöffnungen wider-
spricht durchaus der Annahme, dass die Öfen durch natürlichen Luft-
zug betrieben wurden, also Windöfen nach heutigem Sprachgebrauch
gewesen seien. Dem steht auch die windgeschützte Lage im Dickicht
des Waldes entgegen; vielmehr wurde der Wind mittels Blasebälge
den Öfen zugeführt. Nach der Aussenseite waren die Öfen durch eine
Böschung von festgestampfter Erde und Rasen gestützt und gehalten.
Der innere Boden wurde aus einer starken Lage ausgeschmolzener
Schlacken hergestellt, der Wind aber durch Thonröhren ("Formen")
in den Ofen eingeführt mit einfachen Blasebälgen, wie wir sie heutzutage
noch bei den Eisen schmelzenden Negerstämmen in Afrika, den Ein-
geborenen Ostindiens, den Malaien auf Borneo, Sumatra u. s. w., sowie
auch bei den wandernden Zigeunern im Osten Europas antreffen.
Während je nach der Grösse des Ofens ein oder zwei Arbeiter die
Bälge bedienten, leitete ein Anderer die Schmelzarbeit. Diese begann
damit, dass, nachdem Feuer in den Herd gebracht war, der Ofen mit
Holzkohlen gefüllt wurde. Dann mussten die ausgelesenen, zu Nuss-

Italien und die Römer.
Lücken erkennen, welche sich an entgegengesetzten Ofenseiten befinden
und einerseits das Schlacken- und Ziehloch („Brust“), andererseits die
Windöffnungen („Formlöcher“) darstellen.

In Fig. 103 u. 104 sind die aufgedeckten Überreste zweier dieser
Schmelzöfen dargestellt. Die Rückwand des Ofens lehnte sich an den
Hügel an, der an dieser Seite etwas eingeschnitten war, während sich
vorne nach der Thalseite die Ofenbrust befand, aus der Schlacken und
Eisen ausflossen und ausgezogen wurden.

Die Zeichnung (Fig. 105, 106 u. 107) giebt ein Bild, wie man sich einen
solchen Ofen in seiner ursprünglichen Gestalt vorzustellen haben wird.
Der ungefähre Durchmesser desſelben betrug 0,50 m, die Höhe vielleicht
über einen Meter. Der Querschnitt des Schachtes scheint der Lage der
Steine nach ein rundlicher gewesen zu sein, und erweiterte derselbe
sich nach oben. Die Windöffnungen befanden sich an der Hinterwand
der Bergseite zu und waren nach der Mittellinie des Ofens, doch mehr

[Abbildung] Fig. 105.
[Abbildung] Fig. 106.
[Abbildung] Fig. 107.
nach der Stichöffnung gerichtet. Diese Lage der Windöffnungen wider-
spricht durchaus der Annahme, daſs die Öfen durch natürlichen Luft-
zug betrieben wurden, also Windöfen nach heutigem Sprachgebrauch
gewesen seien. Dem steht auch die windgeschützte Lage im Dickicht
des Waldes entgegen; vielmehr wurde der Wind mittels Blasebälge
den Öfen zugeführt. Nach der Auſsenseite waren die Öfen durch eine
Böschung von festgestampfter Erde und Rasen gestützt und gehalten.
Der innere Boden wurde aus einer starken Lage ausgeschmolzener
Schlacken hergestellt, der Wind aber durch Thonröhren („Formen“)
in den Ofen eingeführt mit einfachen Blasebälgen, wie wir sie heutzutage
noch bei den Eisen schmelzenden Negerstämmen in Afrika, den Ein-
geborenen Ostindiens, den Malaien auf Borneo, Sumatra u. s. w., sowie
auch bei den wandernden Zigeunern im Osten Europas antreffen.
Während je nach der Gröſse des Ofens ein oder zwei Arbeiter die
Bälge bedienten, leitete ein Anderer die Schmelzarbeit. Diese begann
damit, daſs, nachdem Feuer in den Herd gebracht war, der Ofen mit
Holzkohlen gefüllt wurde. Dann muſsten die ausgelesenen, zu Nuſs-

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[521/0543] Italien und die Römer. Lücken erkennen, welche sich an entgegengesetzten Ofenseiten befinden und einerseits das Schlacken- und Ziehloch („Brust“), andererseits die Windöffnungen („Formlöcher“) darstellen. In Fig. 103 u. 104 sind die aufgedeckten Überreste zweier dieser Schmelzöfen dargestellt. Die Rückwand des Ofens lehnte sich an den Hügel an, der an dieser Seite etwas eingeschnitten war, während sich vorne nach der Thalseite die Ofenbrust befand, aus der Schlacken und Eisen ausflossen und ausgezogen wurden. Die Zeichnung (Fig. 105, 106 u. 107) giebt ein Bild, wie man sich einen solchen Ofen in seiner ursprünglichen Gestalt vorzustellen haben wird. Der ungefähre Durchmesser desſelben betrug 0,50 m, die Höhe vielleicht über einen Meter. Der Querschnitt des Schachtes scheint der Lage der Steine nach ein rundlicher gewesen zu sein, und erweiterte derselbe sich nach oben. Die Windöffnungen befanden sich an der Hinterwand der Bergseite zu und waren nach der Mittellinie des Ofens, doch mehr [Abbildung Fig. 105.] [Abbildung Fig. 106.] [Abbildung Fig. 107.] nach der Stichöffnung gerichtet. Diese Lage der Windöffnungen wider- spricht durchaus der Annahme, daſs die Öfen durch natürlichen Luft- zug betrieben wurden, also Windöfen nach heutigem Sprachgebrauch gewesen seien. Dem steht auch die windgeschützte Lage im Dickicht des Waldes entgegen; vielmehr wurde der Wind mittels Blasebälge den Öfen zugeführt. Nach der Auſsenseite waren die Öfen durch eine Böschung von festgestampfter Erde und Rasen gestützt und gehalten. Der innere Boden wurde aus einer starken Lage ausgeschmolzener Schlacken hergestellt, der Wind aber durch Thonröhren („Formen“) in den Ofen eingeführt mit einfachen Blasebälgen, wie wir sie heutzutage noch bei den Eisen schmelzenden Negerstämmen in Afrika, den Ein- geborenen Ostindiens, den Malaien auf Borneo, Sumatra u. s. w., sowie auch bei den wandernden Zigeunern im Osten Europas antreffen. Während je nach der Gröſse des Ofens ein oder zwei Arbeiter die Bälge bedienten, leitete ein Anderer die Schmelzarbeit. Diese begann damit, daſs, nachdem Feuer in den Herd gebracht war, der Ofen mit Holzkohlen gefüllt wurde. Dann muſsten die ausgelesenen, zu Nuſs-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/543>, abgerufen am 25.11.2024.