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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Italien und die Römer.

Auf der Salburg selbst befanden sich jedenfalls bedeutende
Schmiedewerkstätten, in denen das Material verarbeitet wurde. Schon
zur Unterhaltung der Verteidigungswerkzeuge und der Waffen der
starken Besatzung, sowie der Geschirre und Werkzeuge der Kolonen
waren grosse Werkstätten erforderlich. Hoffentlich geben die ferneren
Ausgrabungen hierüber noch Aufschluss.

Fragen wir nun endlich, zu was haben diese schweren Blöcke ge-
dient? so scheint die Antwort sehr nahe zu liegen: Es waren Ambosse,
schwere Ambosse für Grobschmiede, die wohl nicht in Holzstöcken
sassen, sondern in die Erde eingerammt waren.

Der Amboss ist eins der ältesten Werkzeuge der Menschen. Mögen
die ältesten Ambosse von Stein gewesen sein, mögen zur Zeit Homers

[Abbildung] Fig. 95.
[Abbildung] Fig. 96.
und Hesiods die Ambosse der Griechen von
Kupfer gewesen sein, jedenfalls wurden schon
in sehr früher Zeit die Ambosse aus Eisen an-
gefertigt. Die einfachste Form des Ambosses
ist die, welche unser grosser Eisenblock, Fig. 93,
zeigt. Dieselbe Form zeigen die eisernen
Ambosse der wilden Völker Inner-Afrikas,
wie die der Congo und der Niam-Niam; frei-
lich sind dieselben viel kleiner, denn sie
haben nur eine Höhe von 12 bis 20 cm. Ähn-
liche Formen römischen Ursprungs finden
sich im Museum St. Germain. Unser Amboss
war ein Riese hiergegen, es war ein Grob-
schmiedeamboss der allergrössten Sorte. Mit dem zulaufenden Ende
wurde er in den Boden eingestampft, ähnlich wie dies zu Anfang dieses
Jahrhunderts noch in Schweden vorkam. Da die Bahn eines schweren
Ambosses 80 cm über dem Boden zu liegen pflegt, so war unser Amboss
60 cm in den Boden eingegraben, was ihm vollständig genügenden
Halt gab. Dass diese Art der Befestigung des Ambosses oft vorkam,
ist gewiss. Die Sage, dass Siegfried den Amboss in den Grund schlug,
deutet darauf hin. Im Museum zu St. Germain befindet sich ein
Amboss von eigentümlicher Form mit langer Spitze (Fig. 95), die auch
zum Eintreiben in den Boden gedient haben muss. Im Museum zu
Sens befindet sich der Grabstein eines römischen Regimentsschmiedes,
auf dem ein Amboss abgebildet ist (Fig. 96), der ebenfalls zum Ein-
treiben bestimmt gewesen zu sein scheint. Allerdings kannte man im
Altertume sowohl die Befestigung in einem Holzstock, als auch die
Art kubischer oder parallelepipedischer Ambosse, die wir "Stöcke"

Italien und die Römer.

Auf der Salburg selbst befanden sich jedenfalls bedeutende
Schmiedewerkstätten, in denen das Material verarbeitet wurde. Schon
zur Unterhaltung der Verteidigungswerkzeuge und der Waffen der
starken Besatzung, sowie der Geschirre und Werkzeuge der Kolonen
waren groſse Werkstätten erforderlich. Hoffentlich geben die ferneren
Ausgrabungen hierüber noch Aufschluſs.

Fragen wir nun endlich, zu was haben diese schweren Blöcke ge-
dient? so scheint die Antwort sehr nahe zu liegen: Es waren Amboſse,
schwere Amboſse für Grobschmiede, die wohl nicht in Holzstöcken
saſsen, sondern in die Erde eingerammt waren.

Der Amboſs ist eins der ältesten Werkzeuge der Menschen. Mögen
die ältesten Amboſse von Stein gewesen sein, mögen zur Zeit Homers

[Abbildung] Fig. 95.
[Abbildung] Fig. 96.
und Hesiods die Amboſse der Griechen von
Kupfer gewesen sein, jedenfalls wurden schon
in sehr früher Zeit die Amboſse aus Eisen an-
gefertigt. Die einfachste Form des Amboſses
ist die, welche unser groſser Eisenblock, Fig. 93,
zeigt. Dieselbe Form zeigen die eisernen
Amboſse der wilden Völker Inner-Afrikas,
wie die der Congo und der Niam-Niam; frei-
lich sind dieselben viel kleiner, denn sie
haben nur eine Höhe von 12 bis 20 cm. Ähn-
liche Formen römischen Ursprungs finden
sich im Museum St. Germain. Unser Amboſs
war ein Riese hiergegen, es war ein Grob-
schmiedeamboſs der allergröſsten Sorte. Mit dem zulaufenden Ende
wurde er in den Boden eingestampft, ähnlich wie dies zu Anfang dieses
Jahrhunderts noch in Schweden vorkam. Da die Bahn eines schweren
Amboſses 80 cm über dem Boden zu liegen pflegt, so war unser Amboſs
60 cm in den Boden eingegraben, was ihm vollständig genügenden
Halt gab. Daſs diese Art der Befestigung des Amboſses oft vorkam,
ist gewiſs. Die Sage, daſs Siegfried den Amboſs in den Grund schlug,
deutet darauf hin. Im Museum zu St. Germain befindet sich ein
Amboſs von eigentümlicher Form mit langer Spitze (Fig. 95), die auch
zum Eintreiben in den Boden gedient haben muſs. Im Museum zu
Sens befindet sich der Grabstein eines römischen Regimentsschmiedes,
auf dem ein Amboſs abgebildet ist (Fig. 96), der ebenfalls zum Ein-
treiben bestimmt gewesen zu sein scheint. Allerdings kannte man im
Altertume sowohl die Befestigung in einem Holzstock, als auch die
Art kubischer oder parallelepipedischer Amboſse, die wir „Stöcke“

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[517/0539] Italien und die Römer. Auf der Salburg selbst befanden sich jedenfalls bedeutende Schmiedewerkstätten, in denen das Material verarbeitet wurde. Schon zur Unterhaltung der Verteidigungswerkzeuge und der Waffen der starken Besatzung, sowie der Geschirre und Werkzeuge der Kolonen waren groſse Werkstätten erforderlich. Hoffentlich geben die ferneren Ausgrabungen hierüber noch Aufschluſs. Fragen wir nun endlich, zu was haben diese schweren Blöcke ge- dient? so scheint die Antwort sehr nahe zu liegen: Es waren Amboſse, schwere Amboſse für Grobschmiede, die wohl nicht in Holzstöcken saſsen, sondern in die Erde eingerammt waren. Der Amboſs ist eins der ältesten Werkzeuge der Menschen. Mögen die ältesten Amboſse von Stein gewesen sein, mögen zur Zeit Homers [Abbildung Fig. 95.] [Abbildung Fig. 96.] und Hesiods die Amboſse der Griechen von Kupfer gewesen sein, jedenfalls wurden schon in sehr früher Zeit die Amboſse aus Eisen an- gefertigt. Die einfachste Form des Amboſses ist die, welche unser groſser Eisenblock, Fig. 93, zeigt. Dieselbe Form zeigen die eisernen Amboſse der wilden Völker Inner-Afrikas, wie die der Congo und der Niam-Niam; frei- lich sind dieselben viel kleiner, denn sie haben nur eine Höhe von 12 bis 20 cm. Ähn- liche Formen römischen Ursprungs finden sich im Museum St. Germain. Unser Amboſs war ein Riese hiergegen, es war ein Grob- schmiedeamboſs der allergröſsten Sorte. Mit dem zulaufenden Ende wurde er in den Boden eingestampft, ähnlich wie dies zu Anfang dieses Jahrhunderts noch in Schweden vorkam. Da die Bahn eines schweren Amboſses 80 cm über dem Boden zu liegen pflegt, so war unser Amboſs 60 cm in den Boden eingegraben, was ihm vollständig genügenden Halt gab. Daſs diese Art der Befestigung des Amboſses oft vorkam, ist gewiſs. Die Sage, daſs Siegfried den Amboſs in den Grund schlug, deutet darauf hin. Im Museum zu St. Germain befindet sich ein Amboſs von eigentümlicher Form mit langer Spitze (Fig. 95), die auch zum Eintreiben in den Boden gedient haben muſs. Im Museum zu Sens befindet sich der Grabstein eines römischen Regimentsschmiedes, auf dem ein Amboſs abgebildet ist (Fig. 96), der ebenfalls zum Ein- treiben bestimmt gewesen zu sein scheint. Allerdings kannte man im Altertume sowohl die Befestigung in einem Holzstock, als auch die Art kubischer oder parallelepipedischer Amboſse, die wir „Stöcke“

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/539>, abgerufen am 25.11.2024.