auf ein Grab bei Corneto, und dieser Fund gab die Veranlassung zur Entdeckung des ausgedehnten Totenfeldes am Montarrozi, des gross- artigen Friedhofes des alten Tarquinii. Avvolta machte eine Öffnung in die Platte, welche das Grab verschloss, und schaute hinein. "Ich sah", so erzählt er1), "einen Krieger auf einem Felsenlager ausgestreckt liegen und wenige Minuten darauf sah ich ihn gleichsam unter meinen Augen verschwinden; denn sowie die Luft eindrang, zerfiel die ganz und gar
[Abbildung]
Fig. 89.
oxydierte Rüstung in ganz kleine Stücke 2)." Dieses gänzliche Zerfallen der Rüstung an der Luft lässt mit Bestimmtheit darauf schliessen, dass dieselbe von Eisen war, und dies um so mehr, als Avvolta weiter berichtet, dass eine Lanze und 8 Wurf- spiesse auf dem Lager bei dem bewaffneten Manne gelegen hätten, alle zu einer Masse verrostet, welche, als man sie wegzunehmen versuchte, in mehrere Stücke gingen 3). Dass diese Waffen, die nahezu ebenso oxydiert waren, wie die Rüstung selbst, aus Eisen waren, geht schon daraus hervor, dass Avvolta bei allen Bronzegegenständen, die er dem Grabe entnahm, die Art des Metalles stets bezeichnet. Verschiedene bronzene Vasen und Schalen schienen an den Wänden aufgehängt und herabgefallen zu sein, wegen des Verrostens der Nägel, denn Stumpfe von eisernen Nägeln wurden in der Wand darüber eingebettet ge- funden.
Eine ganz ähnliche Ausgrabung wurde bei Vulci gemacht 4). Am rechten Ufer der Fiora wurde im Jahre 1835 eine Grabkammer von Campanari geöffnet. In der Mitte des Zimmers auf dem Boden hin- gestreckt lag das Skelett eines Kriegers, mit dem Helm auf dem Kopfe, einen Ring am Finger und einer verworrenen Masse von zer- brochenen und verrosteten Waffen zu seinen Füssen. An der Mauer des Grabes von einem Nagel herabhängend, der wegen des Rostes es kaum tragen konnte, hing ein grosser, bronzener Schild mit Holz ge- füttert. Dennis fügt hinzu: "Diese Kriegergräber sind nicht ungewöhn- lich zwischen jenen der Leute des Friedens zerstreut. In einigen wurden Waffen mancherlei Art gefunden, die eisernen gemeinig- lich sehr oxydiert, die Helme oft die Spuren von Schlachtver-
1) Dennis S. 238.
2) Dieselbe merkwürdige Wirkung der Luft wird von der Grotta Torlonia bei Cervetri erzählt -- Visconti, Antichi Monumenti Sepolcrali di Ceri, p. 21.
3) Dennis S. 249.
4) Dennis S. 282.
Italien und die Römer.
auf ein Grab bei Corneto, und dieser Fund gab die Veranlassung zur Entdeckung des ausgedehnten Totenfeldes am Montarrozi, des groſs- artigen Friedhofes des alten Tarquinii. Avvolta machte eine Öffnung in die Platte, welche das Grab verschloſs, und schaute hinein. „Ich sah“, so erzählt er1), „einen Krieger auf einem Felsenlager ausgestreckt liegen und wenige Minuten darauf sah ich ihn gleichsam unter meinen Augen verschwinden; denn sowie die Luft eindrang, zerfiel die ganz und gar
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Fig. 89.
oxydierte Rüstung in ganz kleine Stücke 2).“ Dieses gänzliche Zerfallen der Rüstung an der Luft läſst mit Bestimmtheit darauf schlieſsen, daſs dieselbe von Eisen war, und dies um so mehr, als Avvolta weiter berichtet, daſs eine Lanze und 8 Wurf- spieſse auf dem Lager bei dem bewaffneten Manne gelegen hätten, alle zu einer Masse verrostet, welche, als man sie wegzunehmen versuchte, in mehrere Stücke gingen 3). Daſs diese Waffen, die nahezu ebenso oxydiert waren, wie die Rüstung selbst, aus Eisen waren, geht schon daraus hervor, daſs Avvolta bei allen Bronzegegenständen, die er dem Grabe entnahm, die Art des Metalles stets bezeichnet. Verschiedene bronzene Vasen und Schalen schienen an den Wänden aufgehängt und herabgefallen zu sein, wegen des Verrostens der Nägel, denn Stumpfe von eisernen Nägeln wurden in der Wand darüber eingebettet ge- funden.
Eine ganz ähnliche Ausgrabung wurde bei Vulci gemacht 4). Am rechten Ufer der Fiora wurde im Jahre 1835 eine Grabkammer von Campanari geöffnet. In der Mitte des Zimmers auf dem Boden hin- gestreckt lag das Skelett eines Kriegers, mit dem Helm auf dem Kopfe, einen Ring am Finger und einer verworrenen Masse von zer- brochenen und verrosteten Waffen zu seinen Füſsen. An der Mauer des Grabes von einem Nagel herabhängend, der wegen des Rostes es kaum tragen konnte, hing ein groſser, bronzener Schild mit Holz ge- füttert. Dennis fügt hinzu: „Diese Kriegergräber sind nicht ungewöhn- lich zwischen jenen der Leute des Friedens zerstreut. In einigen wurden Waffen mancherlei Art gefunden, die eisernen gemeinig- lich sehr oxydiert, die Helme oft die Spuren von Schlachtver-
1) Dennis S. 238.
2) Dieselbe merkwürdige Wirkung der Luft wird von der Grotta Torlonia bei Cervetri erzählt — Visconti, Antichi Monumenti Sepolcrali di Ceri, p. 21.
3) Dennis S. 249.
4) Dennis S. 282.
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[479/0501]
Italien und die Römer.
auf ein Grab bei Corneto, und dieser Fund gab die Veranlassung zur
Entdeckung des ausgedehnten Totenfeldes am Montarrozi, des groſs-
artigen Friedhofes des alten Tarquinii. Avvolta machte eine Öffnung in
die Platte, welche das Grab verschloſs, und schaute hinein. „Ich sah“,
so erzählt er 1), „einen Krieger auf einem Felsenlager ausgestreckt liegen
und wenige Minuten darauf sah ich ihn gleichsam unter meinen Augen
verschwinden; denn sowie die Luft eindrang, zerfiel die ganz und gar
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oxydierte Rüstung in ganz kleine Stücke 2).“
Dieses gänzliche Zerfallen der Rüstung an
der Luft läſst mit Bestimmtheit darauf
schlieſsen, daſs dieselbe von Eisen war,
und dies um so mehr, als Avvolta weiter
berichtet, daſs eine Lanze und 8 Wurf-
spieſse auf dem Lager bei dem bewaffneten
Manne gelegen hätten, alle zu einer Masse
verrostet, welche, als man sie wegzunehmen
versuchte, in mehrere Stücke gingen 3).
Daſs diese Waffen, die nahezu ebenso
oxydiert waren, wie die Rüstung selbst, aus Eisen waren, geht schon
daraus hervor, daſs Avvolta bei allen Bronzegegenständen, die er dem
Grabe entnahm, die Art des Metalles stets bezeichnet. Verschiedene
bronzene Vasen und Schalen schienen an den Wänden aufgehängt und
herabgefallen zu sein, wegen des Verrostens der Nägel, denn Stumpfe
von eisernen Nägeln wurden in der Wand darüber eingebettet ge-
funden.
Eine ganz ähnliche Ausgrabung wurde bei Vulci gemacht 4). Am
rechten Ufer der Fiora wurde im Jahre 1835 eine Grabkammer von
Campanari geöffnet. In der Mitte des Zimmers auf dem Boden hin-
gestreckt lag das Skelett eines Kriegers, mit dem Helm auf dem
Kopfe, einen Ring am Finger und einer verworrenen Masse von zer-
brochenen und verrosteten Waffen zu seinen Füſsen. An der Mauer
des Grabes von einem Nagel herabhängend, der wegen des Rostes es
kaum tragen konnte, hing ein groſser, bronzener Schild mit Holz ge-
füttert. Dennis fügt hinzu: „Diese Kriegergräber sind nicht ungewöhn-
lich zwischen jenen der Leute des Friedens zerstreut. In einigen
wurden Waffen mancherlei Art gefunden, die eisernen gemeinig-
lich sehr oxydiert, die Helme oft die Spuren von Schlachtver-
1) Dennis S. 238.
2) Dieselbe merkwürdige Wirkung der Luft wird von der
Grotta Torlonia bei Cervetri erzählt — Visconti, Antichi Monumenti Sepolcrali
di Ceri, p. 21.
3) Dennis S. 249.
4) Dennis S. 282.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/501>, abgerufen am 22.11.2024.
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