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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Italien und die Römer.
Lage ein Richtpunkt für die Schiffer im tyrrhenischen Meer bildete,
stand auch mit Volaterrae in enger Verbindung und wird sogar eine
Kolonie dieser wichtigen Erzstadt genannt 1).

Die Eisenerze auf Elba, welche Virgil die Erzeugerin unerschöpf-
lichen Chalybermetalles nennt 2), bestanden aus Glanzeisenstein und
wurden in ältester Zeit auf Elba selbst verschmolzen, wie auch aus
den grossen Schlackenhalden geschlossen werden muss, die Plinius
noch bei Portoferrajo, dem alten Hafen der Insel fand 3). Da aber
das Brennmaterial auf der kleinen Insel bald erschöpft war, so unter-
warf man später die Erze an Ort und Stelle nur einer starken Röstung
und verführte sie dann nach der gegenüberliegenden italienischen
Küste und nach Korsika, wo sie verschmolzen wurden 4). Bei Populonia
befindet sich ein wahrer Berg alter Eisenschlacken von mehr als 600 m
Länge und etwa 2 m Höhe, der nur in einem sehr langen Zeitraume
entstanden sein kann 5). Dies nahm durch Jahrtausende seinen Fort-
gang und noch heute werden die Erze der unerschöpflichen Insel längs
der italienischen Küste und auf Korsika verhüttet. Die gegenwärtige
Jahresförderung beläuft sich auf circa 3 Millionen Zentner, die fast
ausschliesslich durch Tagebau gewonnen werden.

Diodor erzählt 6): "Die Insel Äthalia enthält viel Eisenerz (side-
rites), das sie benutzen, um Eisen daraus zu schmelzen, an welchem
Metall sie einen grossen Überfluss haben. Diejenigen, welche sich mit
der Arbeit beschäftigen, brechen den Stein und brennen die klein-
gemachten Stücke in künstlichen Öfen, in welchen sie durch die heftige
Glut des Feuers die Steine schmelzen und solche in mittelgrosse Stücke
teilen, welche ungefähr wie grosse Schwämme aussehen. Diese erhan-
deln die Kaufleute oder tauschen sie ein und bringen sie nach Dikä-
archia (Puteoli) und anderen Handelsstädten. Dergleichen Schiffs-
ladungen kaufen einige (Unternehmer), die eine grosse Zahl von
Eisenfabrikanten halten, welche es verarbeiten und allerlei Eisenwerk
daraus machen, einiges davon schmieden sie in Vogelfigur, anderes
davon verarbeiten sie künstlich zu Hacken, Sicheln und anderem

1) Nach einer anderen Sage soll Populonia von den Korsikanern (Phokäern?)
gegründet worden sein.
2) Insula inexhaustis Chalybum generosa metallis,
Virg. Aen. X, 174.
3) Noch heute finden sich die Reste dieser mächtigen
Schlackenhalden besonders bei Porte Lagone, s. L. Simonin, De l'exploitation des
mines et de la metallurgie en Toscana etc. S. Annales des mines 1859, 5. serie,
T. XIV, p. 557.
4) Strabo V, 342.
5) Simonin a. a. O. 562 und Gurlt,
die Eisen- und Stahlgewinnung bei den Römern, S. 9.
6) Diodor Sicul Bibl.
Hist. V, 13.

Italien und die Römer.
Lage ein Richtpunkt für die Schiffer im tyrrhenischen Meer bildete,
stand auch mit Volaterrae in enger Verbindung und wird sogar eine
Kolonie dieser wichtigen Erzstadt genannt 1).

Die Eisenerze auf Elba, welche Virgil die Erzeugerin unerschöpf-
lichen Chalybermetalles nennt 2), bestanden aus Glanzeisenstein und
wurden in ältester Zeit auf Elba selbst verschmolzen, wie auch aus
den groſsen Schlackenhalden geschlossen werden muſs, die Plinius
noch bei Portoferrajo, dem alten Hafen der Insel fand 3). Da aber
das Brennmaterial auf der kleinen Insel bald erschöpft war, so unter-
warf man später die Erze an Ort und Stelle nur einer starken Röstung
und verführte sie dann nach der gegenüberliegenden italienischen
Küste und nach Korsika, wo sie verschmolzen wurden 4). Bei Populonia
befindet sich ein wahrer Berg alter Eisenschlacken von mehr als 600 m
Länge und etwa 2 m Höhe, der nur in einem sehr langen Zeitraume
entstanden sein kann 5). Dies nahm durch Jahrtausende seinen Fort-
gang und noch heute werden die Erze der unerschöpflichen Insel längs
der italienischen Küste und auf Korsika verhüttet. Die gegenwärtige
Jahresförderung beläuft sich auf circa 3 Millionen Zentner, die fast
ausschlieſslich durch Tagebau gewonnen werden.

Diodor erzählt 6): „Die Insel Äthalia enthält viel Eisenerz (σιδη-
ρῖτες), das sie benutzen, um Eisen daraus zu schmelzen, an welchem
Metall sie einen groſsen Überfluſs haben. Diejenigen, welche sich mit
der Arbeit beschäftigen, brechen den Stein und brennen die klein-
gemachten Stücke in künstlichen Öfen, in welchen sie durch die heftige
Glut des Feuers die Steine schmelzen und solche in mittelgroſse Stücke
teilen, welche ungefähr wie groſse Schwämme aussehen. Diese erhan-
deln die Kaufleute oder tauschen sie ein und bringen sie nach Dikä-
archia (Puteoli) und anderen Handelsstädten. Dergleichen Schiffs-
ladungen kaufen einige (Unternehmer), die eine groſse Zahl von
Eisenfabrikanten halten, welche es verarbeiten und allerlei Eisenwerk
daraus machen, einiges davon schmieden sie in Vogelfigur, anderes
davon verarbeiten sie künstlich zu Hacken, Sicheln und anderem

1) Nach einer anderen Sage soll Populonia von den Korsikanern (Phokäern?)
gegründet worden sein.
2) Insula inexhaustis Chalybum generosa metallis,
Virg. Aen. X, 174.
3) Noch heute finden sich die Reste dieser mächtigen
Schlackenhalden besonders bei Porte Lagone, s. L. Simonin, De l’exploitation des
mines et de la métallurgie en Toscana etc. S. Annales des mines 1859, 5. série,
T. XIV, p. 557.
4) Strabo V, 342.
5) Simonin a. a. O. 562 und Gurlt,
die Eisen- und Stahlgewinnung bei den Römern, S. 9.
6) Diodor Sicul Bibl.
Hist. V, 13.
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[475/0497] Italien und die Römer. Lage ein Richtpunkt für die Schiffer im tyrrhenischen Meer bildete, stand auch mit Volaterrae in enger Verbindung und wird sogar eine Kolonie dieser wichtigen Erzstadt genannt 1). Die Eisenerze auf Elba, welche Virgil die Erzeugerin unerschöpf- lichen Chalybermetalles nennt 2), bestanden aus Glanzeisenstein und wurden in ältester Zeit auf Elba selbst verschmolzen, wie auch aus den groſsen Schlackenhalden geschlossen werden muſs, die Plinius noch bei Portoferrajo, dem alten Hafen der Insel fand 3). Da aber das Brennmaterial auf der kleinen Insel bald erschöpft war, so unter- warf man später die Erze an Ort und Stelle nur einer starken Röstung und verführte sie dann nach der gegenüberliegenden italienischen Küste und nach Korsika, wo sie verschmolzen wurden 4). Bei Populonia befindet sich ein wahrer Berg alter Eisenschlacken von mehr als 600 m Länge und etwa 2 m Höhe, der nur in einem sehr langen Zeitraume entstanden sein kann 5). Dies nahm durch Jahrtausende seinen Fort- gang und noch heute werden die Erze der unerschöpflichen Insel längs der italienischen Küste und auf Korsika verhüttet. Die gegenwärtige Jahresförderung beläuft sich auf circa 3 Millionen Zentner, die fast ausschlieſslich durch Tagebau gewonnen werden. Diodor erzählt 6): „Die Insel Äthalia enthält viel Eisenerz (σιδη- ρῖτες), das sie benutzen, um Eisen daraus zu schmelzen, an welchem Metall sie einen groſsen Überfluſs haben. Diejenigen, welche sich mit der Arbeit beschäftigen, brechen den Stein und brennen die klein- gemachten Stücke in künstlichen Öfen, in welchen sie durch die heftige Glut des Feuers die Steine schmelzen und solche in mittelgroſse Stücke teilen, welche ungefähr wie groſse Schwämme aussehen. Diese erhan- deln die Kaufleute oder tauschen sie ein und bringen sie nach Dikä- archia (Puteoli) und anderen Handelsstädten. Dergleichen Schiffs- ladungen kaufen einige (Unternehmer), die eine groſse Zahl von Eisenfabrikanten halten, welche es verarbeiten und allerlei Eisenwerk daraus machen, einiges davon schmieden sie in Vogelfigur, anderes davon verarbeiten sie künstlich zu Hacken, Sicheln und anderem 1) Nach einer anderen Sage soll Populonia von den Korsikanern (Phokäern?) gegründet worden sein. 2) Insula inexhaustis Chalybum generosa metallis, Virg. Aen. X, 174. 3) Noch heute finden sich die Reste dieser mächtigen Schlackenhalden besonders bei Porte Lagone, s. L. Simonin, De l’exploitation des mines et de la métallurgie en Toscana etc. S. Annales des mines 1859, 5. série, T. XIV, p. 557. 4) Strabo V, 342. 5) Simonin a. a. O. 562 und Gurlt, die Eisen- und Stahlgewinnung bei den Römern, S. 9. 6) Diodor Sicul Bibl. Hist. V, 13.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/497>, abgerufen am 22.11.2024.