bei dem Schweren und Leichten. Deswegen sei das Eisen härter, das Blei dagegen schwerer. Das Eisen sei nämlich nicht gleichmässig zu- sammengesetzt, sondern enthalte Hohlräume in seinen meisten Teilen und sei in grossen Teilen verdichtet, im ganzen aber habe es mehr Leere. Das Blei aber, welches weniger Leere habe, sei gleichmässig zusammengesetzt in seiner ganzen Masse, deshalb ist es schwerer, aber doch weicher als Eisen."
Ferner schreibt Theophrast in seinem Buche über die Steine (II, 9): "Einige Steinarten lassen sich in der Glut schmelzen und fliessen wie die Erze, denn es fliesst mit dem Silber, dem Kupfer (khalko) und dem Eisen der Stein, welcher bei ihnen ist (die Gangart), entweder wegen dem in ihnen enthaltenen feuchten Prinzip oder wegen ihrer eigenen Natur. So fliessen die Steinarten Pyrimachus und die Mühlsteine (purimakhoi kai oi muliai), auf welche die Schmelzer jene legen (Zuschlag). Diese aber sagen, dass alle schmelzen, nur der Marmor nicht. Letzterer aber verbrenne leicht und es entstände Ätzkalk."
Von grossem Interesse sind die Ausführungen des Theophrast in derselben Schrift1), über die brennbaren Steine, indem aus ihnen her- vorgeht, dass die Griechen die Steinkohlen (Braunkohlen) nicht nur kannten und benutzten, sondern sie sogar bereits zu verkoken verstanden (§. 12 über gebrannte Kohlen): "Einzelne von den zerbrechlichen (brenn- baren) Steinen werden durch das Brennen zu Kohlen und halten dadurch längere Zeit, wie die in dem Bergwerke von Binä, welche der Fluss herabführt. Diese brennen, wenn Holzkohlen darauf gelegt sind, und zwar so lange als man bläst. Sie nehmen ab, brennen aber wieder, weshalb sie lange zu gebrauchen sind. Der Geruch ist sehr schwer und unangenehm." In einer folgenden Stelle vergleicht Theophrast diese Kohlen von Binä mit dem Asphalt oder brennbaren bituminösen Schiefer von Lippara und hebt als Unterschied hervor, dass bei letz- terem ein gebrannter Stein zurückbleibt, erstere also doch wohl zu Asche verbrannten, was auch beweist, dass hier wirklich von Mineral- kohlen und Koks die Rede ist. "Die man gewöhnlich Steinkohlen (anthrakes) nennt, und die des Gebrauches wegen aus dem Boden gegraben werden, sind ihrer Natur nach erdig, sie lassen sich entzünden und verbrennen wie Holzkohlen. Man findet sie in Ligurien, wo sie gesammelt werden und in Elis an dem Wege, der durch das Gebirge nach Olympia führt. Diese werden von den Eisenschmieden benutzt."
1) Peri lithon 12 bis 17.
Griechenland.
bei dem Schweren und Leichten. Deswegen sei das Eisen härter, das Blei dagegen schwerer. Das Eisen sei nämlich nicht gleichmäſsig zu- sammengesetzt, sondern enthalte Hohlräume in seinen meisten Teilen und sei in groſsen Teilen verdichtet, im ganzen aber habe es mehr Leere. Das Blei aber, welches weniger Leere habe, sei gleichmäſsig zusammengesetzt in seiner ganzen Masse, deshalb ist es schwerer, aber doch weicher als Eisen.“
Ferner schreibt Theophrast in seinem Buche über die Steine (II, 9): „Einige Steinarten lassen sich in der Glut schmelzen und flieſsen wie die Erze, denn es flieſst mit dem Silber, dem Kupfer (χαλκῷ) und dem Eisen der Stein, welcher bei ihnen ist (die Gangart), entweder wegen dem in ihnen enthaltenen feuchten Prinzip oder wegen ihrer eigenen Natur. So flieſsen die Steinarten Pyrimachus und die Mühlsteine (πυρίμαχοι καὶ οἱ μυλίαι), auf welche die Schmelzer jene legen (Zuschlag). Diese aber sagen, daſs alle schmelzen, nur der Marmor nicht. Letzterer aber verbrenne leicht und es entstände Ätzkalk.“
Von groſsem Interesse sind die Ausführungen des Theophrast in derselben Schrift1), über die brennbaren Steine, indem aus ihnen her- vorgeht, daſs die Griechen die Steinkohlen (Braunkohlen) nicht nur kannten und benutzten, sondern sie sogar bereits zu verkoken verstanden (§. 12 über gebrannte Kohlen): „Einzelne von den zerbrechlichen (brenn- baren) Steinen werden durch das Brennen zu Kohlen und halten dadurch längere Zeit, wie die in dem Bergwerke von Binä, welche der Fluſs herabführt. Diese brennen, wenn Holzkohlen darauf gelegt sind, und zwar so lange als man bläst. Sie nehmen ab, brennen aber wieder, weshalb sie lange zu gebrauchen sind. Der Geruch ist sehr schwer und unangenehm.“ In einer folgenden Stelle vergleicht Theophrast diese Kohlen von Binä mit dem Asphalt oder brennbaren bituminösen Schiefer von Lippara und hebt als Unterschied hervor, daſs bei letz- terem ein gebrannter Stein zurückbleibt, erstere also doch wohl zu Asche verbrannten, was auch beweist, daſs hier wirklich von Mineral- kohlen und Koks die Rede ist. „Die man gewöhnlich Steinkohlen (ἄνϑρακες) nennt, und die des Gebrauches wegen aus dem Boden gegraben werden, sind ihrer Natur nach erdig, sie lassen sich entzünden und verbrennen wie Holzkohlen. Man findet sie in Ligurien, wo sie gesammelt werden und in Elis an dem Wege, der durch das Gebirge nach Olympia führt. Diese werden von den Eisenschmieden benutzt.“
1) Περί λίϑων 12 bis 17.
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bei dem Schweren und Leichten. Deswegen sei das Eisen härter, das
Blei dagegen schwerer. Das Eisen sei nämlich nicht gleichmäſsig zu-
sammengesetzt, sondern enthalte Hohlräume in seinen meisten Teilen
und sei in groſsen Teilen verdichtet, im ganzen aber habe es mehr
Leere. Das Blei aber, welches weniger Leere habe, sei gleichmäſsig
zusammengesetzt in seiner ganzen Masse, deshalb ist es schwerer, aber
doch weicher als Eisen.“
Ferner schreibt Theophrast in seinem Buche über die Steine (II, 9):
„Einige Steinarten lassen sich in der Glut schmelzen und flieſsen wie die
Erze, denn es flieſst mit dem Silber, dem Kupfer (χαλκῷ) und dem Eisen
der Stein, welcher bei ihnen ist (die Gangart), entweder wegen dem in
ihnen enthaltenen feuchten Prinzip oder wegen ihrer eigenen Natur. So
flieſsen die Steinarten Pyrimachus und die Mühlsteine (πυρίμαχοι
καὶ οἱ μυλίαι), auf welche die Schmelzer jene legen (Zuschlag). Diese
aber sagen, daſs alle schmelzen, nur der Marmor nicht. Letzterer
aber verbrenne leicht und es entstände Ätzkalk.“
Von groſsem Interesse sind die Ausführungen des Theophrast in
derselben Schrift 1), über die brennbaren Steine, indem aus ihnen her-
vorgeht, daſs die Griechen die Steinkohlen (Braunkohlen) nicht nur
kannten und benutzten, sondern sie sogar bereits zu verkoken verstanden
(§. 12 über gebrannte Kohlen): „Einzelne von den zerbrechlichen (brenn-
baren) Steinen werden durch das Brennen zu Kohlen und halten
dadurch längere Zeit, wie die in dem Bergwerke von Binä, welche der
Fluſs herabführt. Diese brennen, wenn Holzkohlen darauf gelegt sind,
und zwar so lange als man bläst. Sie nehmen ab, brennen aber wieder,
weshalb sie lange zu gebrauchen sind. Der Geruch ist sehr schwer
und unangenehm.“ In einer folgenden Stelle vergleicht Theophrast
diese Kohlen von Binä mit dem Asphalt oder brennbaren bituminösen
Schiefer von Lippara und hebt als Unterschied hervor, daſs bei letz-
terem ein gebrannter Stein zurückbleibt, erstere also doch wohl zu
Asche verbrannten, was auch beweist, daſs hier wirklich von Mineral-
kohlen und Koks die Rede ist. „Die man gewöhnlich Steinkohlen
(ἄνϑρακες) nennt, und die des Gebrauches wegen aus dem Boden
gegraben werden, sind ihrer Natur nach erdig, sie lassen sich entzünden
und verbrennen wie Holzkohlen. Man findet sie in Ligurien, wo sie
gesammelt werden und in Elis an dem Wege, der durch das Gebirge
nach Olympia führt. Diese werden von den Eisenschmieden
benutzt.“
1) Περί λίϑων 12 bis 17.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/480>, abgerufen am 22.11.2024.
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