Gefässen eingeschlossene Luft aber verdichtete und verdickte sich, wie gesagt und arbeitete ihrer natürlichen Beschaffenheit gemäss mit grosser Gewalt dagegen; wenn nun der Stein aufgelegt worden war und die Drücker losgelassen wurden, so schlugen die Bogenarme mit grosser Kraft auseinander und trieben den Stein fort und brachten eine recht ansehnliche Schussweite zu Wege."
Die Angaben Philons über Masse und Gewichte der Katapulten- pfeile ist ebenfalls von Wichtigkeit: eisenbeschlagene Katapultenpfeile von 36 -- 48 -- 60 -- 72 Daktylen (= 27 -- 36 -- 45 -- 54 Zoll Länge) oder 3/4 -- 1 -- 11/4 -- 11/2 Zoll Durchmesser hatten ein Ge- wicht von 1/2 -- 1 1/5 -- 2 1/5 -- 4 Pfund.
Man unterschied die Katapulten mit gerader Spannung (Eurythona, ein Pfeilgeschütz) nach dem Kaliber, die einspithamige wog 40 kg, die zweispithamige 90 kg, die dreispithamige 175 kg, die dreiellige 300 kg. Das Eisengewicht betrug etwa 1/6 des Holzgewichtes. Die normale Tragweite einer dreispithamigen Katapulte betrug 400 m, doch schoss Agesistratos bei einer Spannung von 5 kg 31/2 Stadien = 700 m, was als eine ausserordentliche Leistung aufgeführt wird. Der Preis eines solchen Feldgeschützes betrug zu Philons Zeit 480 Drachmen, also etwa 480 Franken, ein solches Geschütz liesse sich heute für etwa 120 Franken herstellen. Da weder das Holz noch die Zimmermannsarbeit teurer waren wie heutzutage, so liegt der hohe Preis hauptsächlich an den Metallteilen. Das Eisen sowohl, wie die Schmiedearbeit waren viel teurer wie jetzt.
Die Katapulten mit Winkelspannung (Palintona, ein Steingeschütz) warfen Steingeschosse von 9, 131/2, 18, 27, 45, 54, 135 und 162 Pfund. Eine dieser letzteren, die Steine von 10 Minen Gewicht schleuderte, kostete 4000 Drachmen.
Dass Eisen und Stahl in Griechenland zu Ackergeräten, Werk- zeugen und Handwerksgeschirr verwendet wurde, bedarf kaum der Erwähnung. Wir haben ja bereits gesehen, dass dies schon in der heroischen Zeit in sehr ausgedehntem Masse der Fall war. Herodot kommt es gar nicht in den Sinn, dass die Meissel zur Bearbeitung der Steine aus einem anderen Material als aus Eisen sein könne, deshalb sagt er, nachdem er den Riesenbau der Pyramide des Cheops beschrie- ben und erzählt hat, dass bei dem Bau derselben allein für Rettig, Zwiebeln und Knoblauch 1600 Talent Silber verausgabt worden seien, "wieviel muss dann natürlich noch weiter aufgewendet worden sein für das Eisen mit dem man arbeitete."
Über die Gewinnungs- und Erzeugungsplätze des Eisens in
Griechenland.
Gefäſsen eingeschlossene Luft aber verdichtete und verdickte sich, wie gesagt und arbeitete ihrer natürlichen Beschaffenheit gemäſs mit groſser Gewalt dagegen; wenn nun der Stein aufgelegt worden war und die Drücker losgelassen wurden, so schlugen die Bogenarme mit groſser Kraft auseinander und trieben den Stein fort und brachten eine recht ansehnliche Schuſsweite zu Wege.“
Die Angaben Philons über Maſse und Gewichte der Katapulten- pfeile ist ebenfalls von Wichtigkeit: eisenbeschlagene Katapultenpfeile von 36 — 48 — 60 — 72 Daktylen (= 27 — 36 — 45 — 54 Zoll Länge) oder ¾ — 1 — 1¼ — 1½ Zoll Durchmesser hatten ein Ge- wicht von ½ — 1⅕ — 2⅕ — 4 Pfund.
Man unterschied die Katapulten mit gerader Spannung (Eurythona, ein Pfeilgeschütz) nach dem Kaliber, die einspithamige wog 40 kg, die zweispithamige 90 kg, die dreispithamige 175 kg, die dreiellige 300 kg. Das Eisengewicht betrug etwa ⅙ des Holzgewichtes. Die normale Tragweite einer dreispithamigen Katapulte betrug 400 m, doch schoſs Agesistratos bei einer Spannung von 5 kg 3½ Stadien = 700 m, was als eine auſserordentliche Leistung aufgeführt wird. Der Preis eines solchen Feldgeschützes betrug zu Philons Zeit 480 Drachmen, also etwa 480 Franken, ein solches Geschütz lieſse sich heute für etwa 120 Franken herstellen. Da weder das Holz noch die Zimmermannsarbeit teurer waren wie heutzutage, so liegt der hohe Preis hauptsächlich an den Metallteilen. Das Eisen sowohl, wie die Schmiedearbeit waren viel teurer wie jetzt.
Die Katapulten mit Winkelspannung (Palintona, ein Steingeschütz) warfen Steingeschosse von 9, 13½, 18, 27, 45, 54, 135 und 162 Pfund. Eine dieser letzteren, die Steine von 10 Minen Gewicht schleuderte, kostete 4000 Drachmen.
Daſs Eisen und Stahl in Griechenland zu Ackergeräten, Werk- zeugen und Handwerksgeschirr verwendet wurde, bedarf kaum der Erwähnung. Wir haben ja bereits gesehen, daſs dies schon in der heroischen Zeit in sehr ausgedehntem Maſse der Fall war. Herodot kommt es gar nicht in den Sinn, daſs die Meiſsel zur Bearbeitung der Steine aus einem anderen Material als aus Eisen sein könne, deshalb sagt er, nachdem er den Riesenbau der Pyramide des Cheops beschrie- ben und erzählt hat, daſs bei dem Bau derselben allein für Rettig, Zwiebeln und Knoblauch 1600 Talent Silber verausgabt worden seien, „wieviel muſs dann natürlich noch weiter aufgewendet worden sein für das Eisen mit dem man arbeitete.“
Über die Gewinnungs- und Erzeugungsplätze des Eisens in
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0474"n="452"/><fwplace="top"type="header">Griechenland.</fw><lb/>
Gefäſsen eingeschlossene Luft aber verdichtete und verdickte sich, wie<lb/>
gesagt und arbeitete ihrer natürlichen Beschaffenheit gemäſs mit groſser<lb/>
Gewalt dagegen; wenn nun der Stein aufgelegt worden war und die<lb/>
Drücker losgelassen wurden, so schlugen die Bogenarme mit groſser<lb/>
Kraft auseinander und trieben den Stein fort und brachten eine recht<lb/>
ansehnliche Schuſsweite zu Wege.“</p><lb/><p>Die Angaben Philons über Maſse und Gewichte der Katapulten-<lb/>
pfeile ist ebenfalls von Wichtigkeit: eisenbeschlagene Katapultenpfeile<lb/>
von 36 — 48 — 60 — 72 Daktylen (= 27 — 36 — 45 — 54 Zoll<lb/>
Länge) oder ¾ — 1 — 1¼ — 1½ Zoll Durchmesser hatten ein Ge-<lb/>
wicht von ½ — 1⅕— 2⅕— 4 Pfund.</p><lb/><p>Man unterschied die Katapulten mit gerader Spannung (Eurythona,<lb/>
ein Pfeilgeschütz) nach dem Kaliber, die einspithamige wog 40 kg, die<lb/>
zweispithamige 90 kg, die dreispithamige 175 kg, die dreiellige 300 kg.<lb/>
Das Eisengewicht betrug etwa ⅙ des Holzgewichtes. Die normale<lb/>
Tragweite einer dreispithamigen Katapulte betrug 400 m, doch schoſs<lb/>
Agesistratos bei einer Spannung von 5 kg 3½ Stadien = 700 m, was<lb/>
als eine auſserordentliche Leistung aufgeführt wird. Der Preis eines<lb/>
solchen Feldgeschützes betrug zu Philons Zeit 480 Drachmen, also etwa<lb/>
480 Franken, ein solches Geschütz lieſse sich heute für etwa 120 Franken<lb/>
herstellen. Da weder das Holz noch die Zimmermannsarbeit teurer<lb/>
waren wie heutzutage, so liegt der hohe Preis hauptsächlich an den<lb/>
Metallteilen. Das Eisen sowohl, wie die Schmiedearbeit waren viel<lb/>
teurer wie jetzt.</p><lb/><p>Die Katapulten mit Winkelspannung (Palintona, ein Steingeschütz)<lb/>
warfen Steingeschosse von 9, 13½, 18, 27, 45, 54, 135 und 162 Pfund.<lb/>
Eine dieser letzteren, die Steine von 10 Minen Gewicht schleuderte,<lb/>
kostete 4000 Drachmen.</p><lb/><p>Daſs Eisen und Stahl in Griechenland zu Ackergeräten, Werk-<lb/>
zeugen und Handwerksgeschirr verwendet wurde, bedarf kaum der<lb/>
Erwähnung. Wir haben ja bereits gesehen, daſs dies schon in der<lb/>
heroischen Zeit in sehr ausgedehntem Maſse der Fall war. Herodot<lb/>
kommt es gar nicht in den Sinn, daſs die Meiſsel zur Bearbeitung der<lb/>
Steine aus einem anderen Material als aus Eisen sein könne, deshalb<lb/>
sagt er, nachdem er den Riesenbau der Pyramide des Cheops beschrie-<lb/>
ben und erzählt hat, daſs bei dem Bau derselben allein für Rettig,<lb/>
Zwiebeln und Knoblauch 1600 Talent Silber verausgabt worden seien,<lb/>„wieviel muſs dann natürlich noch weiter aufgewendet worden sein<lb/>
für das Eisen mit dem man arbeitete.“</p><lb/><p>Über die Gewinnungs- und Erzeugungsplätze des Eisens in<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[452/0474]
Griechenland.
Gefäſsen eingeschlossene Luft aber verdichtete und verdickte sich, wie
gesagt und arbeitete ihrer natürlichen Beschaffenheit gemäſs mit groſser
Gewalt dagegen; wenn nun der Stein aufgelegt worden war und die
Drücker losgelassen wurden, so schlugen die Bogenarme mit groſser
Kraft auseinander und trieben den Stein fort und brachten eine recht
ansehnliche Schuſsweite zu Wege.“
Die Angaben Philons über Maſse und Gewichte der Katapulten-
pfeile ist ebenfalls von Wichtigkeit: eisenbeschlagene Katapultenpfeile
von 36 — 48 — 60 — 72 Daktylen (= 27 — 36 — 45 — 54 Zoll
Länge) oder ¾ — 1 — 1¼ — 1½ Zoll Durchmesser hatten ein Ge-
wicht von ½ — 1⅕ — 2⅕ — 4 Pfund.
Man unterschied die Katapulten mit gerader Spannung (Eurythona,
ein Pfeilgeschütz) nach dem Kaliber, die einspithamige wog 40 kg, die
zweispithamige 90 kg, die dreispithamige 175 kg, die dreiellige 300 kg.
Das Eisengewicht betrug etwa ⅙ des Holzgewichtes. Die normale
Tragweite einer dreispithamigen Katapulte betrug 400 m, doch schoſs
Agesistratos bei einer Spannung von 5 kg 3½ Stadien = 700 m, was
als eine auſserordentliche Leistung aufgeführt wird. Der Preis eines
solchen Feldgeschützes betrug zu Philons Zeit 480 Drachmen, also etwa
480 Franken, ein solches Geschütz lieſse sich heute für etwa 120 Franken
herstellen. Da weder das Holz noch die Zimmermannsarbeit teurer
waren wie heutzutage, so liegt der hohe Preis hauptsächlich an den
Metallteilen. Das Eisen sowohl, wie die Schmiedearbeit waren viel
teurer wie jetzt.
Die Katapulten mit Winkelspannung (Palintona, ein Steingeschütz)
warfen Steingeschosse von 9, 13½, 18, 27, 45, 54, 135 und 162 Pfund.
Eine dieser letzteren, die Steine von 10 Minen Gewicht schleuderte,
kostete 4000 Drachmen.
Daſs Eisen und Stahl in Griechenland zu Ackergeräten, Werk-
zeugen und Handwerksgeschirr verwendet wurde, bedarf kaum der
Erwähnung. Wir haben ja bereits gesehen, daſs dies schon in der
heroischen Zeit in sehr ausgedehntem Maſse der Fall war. Herodot
kommt es gar nicht in den Sinn, daſs die Meiſsel zur Bearbeitung der
Steine aus einem anderen Material als aus Eisen sein könne, deshalb
sagt er, nachdem er den Riesenbau der Pyramide des Cheops beschrie-
ben und erzählt hat, daſs bei dem Bau derselben allein für Rettig,
Zwiebeln und Knoblauch 1600 Talent Silber verausgabt worden seien,
„wieviel muſs dann natürlich noch weiter aufgewendet worden sein
für das Eisen mit dem man arbeitete.“
Über die Gewinnungs- und Erzeugungsplätze des Eisens in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/474>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.