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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Griechenland.
man mit der rechten Hand das Schwert, legt es horizontal über den
Kopf und zieht es auf beiden Seiten herunter bis man die Schultern
berührt. Hierauf lässt man rasch beide Hände seitwärts los, das
Schwert aber, losgelassen, wird wieder gerade und kehrt so in seine
frühere Gestalt zurück, so dass es keinen Gedanken einer Krümmung
hat und so oft man dies auch thun mag, die Schwerter bleiben
gerade.

(§. 47.) Man hat nun untersucht, was die Ursache ist, weshalb
diese Schwerter so elastisch sind und hat durch die Untersuchung
gefunden 1) dass das Eisen ausserordentlich rein, ferner im Feuer so
bearbeitet ist, dass weder eine Schlacke, noch irgend ein anderer Fehler
an ihm bleibt; 2) dass das Eisen auch seiner Natur nach weder zu
spröde noch zu weich ist, sondern eine Art Mittelgattung; 3) dass die
Schwerter kalt kräftig geschlagen sind, denn das gebe die Elastizität.
Sie würden jedoch nicht mit grossen Hämmern, noch mit starken
Schlägen geschmiedet, denn ein starker Schlag gerade zerstöre auch das
richtige Verhältnis, dringe in die Tiefe und härte zu sehr, so dass die
so geschlagenen Schwerter, wenn jemand sie zu biegen versucht, ent-
weder ihm ganz und gar nachgäben oder mit Gewalt gezwungen zer-
brächen, weil sie durch und durch von dem Schlag verdichtet, durch
und durch dicht sind.

Die Behandlung im Feuer nämlich macht das Erz und das Eisen
weich, indem die Atome, wie man zu sagen pflegt, gelockert werden;
die Erkältung aber1) und das Schmieden macht sie hart, denn beides
ist Ursache, dass die Atome sich verdichten, indem die Teile näher
aneinander treten und die leeren Zwischenräume aufgehoben werden.
Wir schlagen nun die Schienen auf beiden Seiten kalt und so werden
ihre Oberflächen hart, die Mitte aber bleibt weich, weil der Schlag, da
er leicht ist, nicht ins Innere dringt, weil sie nur aus drei Lagen be-
stehen, zwei harten und einer weichen, der mittleren, darum besitzen
sie auch Elastizität, wie ich eben gezeigt habe. Soweit also von den
Erzspannern und ihrer Konstruktion, damit ich mich nicht noch weiter
gehen lasse und unversehens noch mehr in physische Untersuchungen
mich verliere!"

Der Schlusssatz kann uns nur betrüben, da die Stelle eine der
klarsten und besten Auseinandersetzungen der Natur, Behandlung und
Verarbeitung von Bronze und Eisen ist, die uns aus den Schriften der
Alten erhalten sind.


1) Bezüglich der Bronze ein Irrtum.

Griechenland.
man mit der rechten Hand das Schwert, legt es horizontal über den
Kopf und zieht es auf beiden Seiten herunter bis man die Schultern
berührt. Hierauf läſst man rasch beide Hände seitwärts los, das
Schwert aber, losgelassen, wird wieder gerade und kehrt so in seine
frühere Gestalt zurück, so daſs es keinen Gedanken einer Krümmung
hat und so oft man dies auch thun mag, die Schwerter bleiben
gerade.

(§. 47.) Man hat nun untersucht, was die Ursache ist, weshalb
diese Schwerter so elastisch sind und hat durch die Untersuchung
gefunden 1) daſs das Eisen auſserordentlich rein, ferner im Feuer so
bearbeitet ist, daſs weder eine Schlacke, noch irgend ein anderer Fehler
an ihm bleibt; 2) daſs das Eisen auch seiner Natur nach weder zu
spröde noch zu weich ist, sondern eine Art Mittelgattung; 3) daſs die
Schwerter kalt kräftig geschlagen sind, denn das gebe die Elastizität.
Sie würden jedoch nicht mit groſsen Hämmern, noch mit starken
Schlägen geschmiedet, denn ein starker Schlag gerade zerstöre auch das
richtige Verhältnis, dringe in die Tiefe und härte zu sehr, so daſs die
so geschlagenen Schwerter, wenn jemand sie zu biegen versucht, ent-
weder ihm ganz und gar nachgäben oder mit Gewalt gezwungen zer-
brächen, weil sie durch und durch von dem Schlag verdichtet, durch
und durch dicht sind.

Die Behandlung im Feuer nämlich macht das Erz und das Eisen
weich, indem die Atome, wie man zu sagen pflegt, gelockert werden;
die Erkältung aber1) und das Schmieden macht sie hart, denn beides
ist Ursache, daſs die Atome sich verdichten, indem die Teile näher
aneinander treten und die leeren Zwischenräume aufgehoben werden.
Wir schlagen nun die Schienen auf beiden Seiten kalt und so werden
ihre Oberflächen hart, die Mitte aber bleibt weich, weil der Schlag, da
er leicht ist, nicht ins Innere dringt, weil sie nur aus drei Lagen be-
stehen, zwei harten und einer weichen, der mittleren, darum besitzen
sie auch Elastizität, wie ich eben gezeigt habe. Soweit also von den
Erzspannern und ihrer Konstruktion, damit ich mich nicht noch weiter
gehen lasse und unversehens noch mehr in physische Untersuchungen
mich verliere!“

Der Schluſssatz kann uns nur betrüben, da die Stelle eine der
klarsten und besten Auseinandersetzungen der Natur, Behandlung und
Verarbeitung von Bronze und Eisen ist, die uns aus den Schriften der
Alten erhalten sind.


1) Bezüglich der Bronze ein Irrtum.
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[450/0472] Griechenland. man mit der rechten Hand das Schwert, legt es horizontal über den Kopf und zieht es auf beiden Seiten herunter bis man die Schultern berührt. Hierauf läſst man rasch beide Hände seitwärts los, das Schwert aber, losgelassen, wird wieder gerade und kehrt so in seine frühere Gestalt zurück, so daſs es keinen Gedanken einer Krümmung hat und so oft man dies auch thun mag, die Schwerter bleiben gerade. (§. 47.) Man hat nun untersucht, was die Ursache ist, weshalb diese Schwerter so elastisch sind und hat durch die Untersuchung gefunden 1) daſs das Eisen auſserordentlich rein, ferner im Feuer so bearbeitet ist, daſs weder eine Schlacke, noch irgend ein anderer Fehler an ihm bleibt; 2) daſs das Eisen auch seiner Natur nach weder zu spröde noch zu weich ist, sondern eine Art Mittelgattung; 3) daſs die Schwerter kalt kräftig geschlagen sind, denn das gebe die Elastizität. Sie würden jedoch nicht mit groſsen Hämmern, noch mit starken Schlägen geschmiedet, denn ein starker Schlag gerade zerstöre auch das richtige Verhältnis, dringe in die Tiefe und härte zu sehr, so daſs die so geschlagenen Schwerter, wenn jemand sie zu biegen versucht, ent- weder ihm ganz und gar nachgäben oder mit Gewalt gezwungen zer- brächen, weil sie durch und durch von dem Schlag verdichtet, durch und durch dicht sind. Die Behandlung im Feuer nämlich macht das Erz und das Eisen weich, indem die Atome, wie man zu sagen pflegt, gelockert werden; die Erkältung aber 1) und das Schmieden macht sie hart, denn beides ist Ursache, daſs die Atome sich verdichten, indem die Teile näher aneinander treten und die leeren Zwischenräume aufgehoben werden. Wir schlagen nun die Schienen auf beiden Seiten kalt und so werden ihre Oberflächen hart, die Mitte aber bleibt weich, weil der Schlag, da er leicht ist, nicht ins Innere dringt, weil sie nur aus drei Lagen be- stehen, zwei harten und einer weichen, der mittleren, darum besitzen sie auch Elastizität, wie ich eben gezeigt habe. Soweit also von den Erzspannern und ihrer Konstruktion, damit ich mich nicht noch weiter gehen lasse und unversehens noch mehr in physische Untersuchungen mich verliere!“ Der Schluſssatz kann uns nur betrüben, da die Stelle eine der klarsten und besten Auseinandersetzungen der Natur, Behandlung und Verarbeitung von Bronze und Eisen ist, die uns aus den Schriften der Alten erhalten sind. 1) Bezüglich der Bronze ein Irrtum.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/472>, abgerufen am 25.11.2024.