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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Griechenland.
heroischen Zeit fand die Verwendung der Reiterei nur langsam Ein-
gang. In Böotien hatte man Pferdezucht, die Pferde waren nicht
beschlagen, standen aber in gepflasterten Ställen.

Iphykrates ging bei seiner Reform der griechischen Bewaffnung
vor allem darauf hinaus, den Mann beweglicher zu machen. Deshalb
schaffte er die Erzpanzer ab und ersetzte sie durch Lederkoller, statt
der mächtigen "Stierschilde" führte er runde, leichte Schilde ein. Die
kurzen, plumpen Hauschwerter wurden durch eine Art von Degen
ersetzt, die man besonders gut in Athen anfertigte. Sie hatten eine
Klingenlänge von 30 Zoll (Fig. 72, 1). Der Koller (stolos) der Schwer-
bewaffneten war, wie erwähnt, von Leder, doch hatte er meist eine
Brustplatte und Schulterstücke von Erz. Statt des langen Spiesses
wurde die kurze dorische Lanze eingeführt.

Die Spartaner trugen statt der Degen kurze, krumme Säbel (ma-
khaira) (s. Fig. 72, 2). Das mittlere Fussvolk trug kleine, runde Schilde
von zwei Fuss Durchmesser von Holz mit Lederüberzug, einen leinen
gesteppten Wams, Schwert, Speer und Bogen.

Das leichte Fussvolk war mit Wurfspiess (ussos), Bogen (toxon)
und Schleuder, zuweilen mit der Streitaxt (axine) oder Keule (korune)
bewaffnet. Der Helm (kunee) war eine Lederkappe. Für die Angriffs-
waffen bediente man sich bei weitem zumeist des Eisens. Für die
gewöhnlichen Verteidigungswaffen, sofern es nicht Prunkwaffen der
Reicheren waren, ebenfalls.

Ebenso wurde das Eisen bei dem Bau der Kriegsmaschinen, worin
die Griechen schon früh Bedeutendes leisteten, angewendet. Das tro-
janische Pferd ist bereits als eine solche Kriegsmaschine anzusehen.
Bedeutende Verbesserungen der Belagerungswerkzeuge und des Ar-
tilleriewesens führte Artemon unter der Herrschaft des Perikles (um
440 v. Chr.) ein. Ihm wird die Erfindung des Mauerbrechers, Sturm-
bocks, Widders (krios), sowie des Schilddaches, der "Schildkröte"
zugeschrieben.

Was den Widder oder Sturmbock als die ältesten Belagerungs-
maschinen anlangt, so schreibt ein anderer Bericht die Erfindung des-
selben dem tyrischen Schiffsbaumeister Pephasmenos zu, gelegentlich
der Belagerung von Gades durch die Karthager. Der Karthager Geres
habe ihn dann auf einem Untergestell, welches mit Rädern versehen
war, befestigt und mit einem Dach versehen. Der Hauptteil des Wid-
ders bestand in einem starken Balken mit eisenbeschlagenem Kopf.
Schwere Widder mussten oft von 100 Mann gezogen werden.

Da diese sämtlichen Belagerungswerkzeuge aber bereits auf den

Griechenland.
heroischen Zeit fand die Verwendung der Reiterei nur langsam Ein-
gang. In Böotien hatte man Pferdezucht, die Pferde waren nicht
beschlagen, standen aber in gepflasterten Ställen.

Iphykrates ging bei seiner Reform der griechischen Bewaffnung
vor allem darauf hinaus, den Mann beweglicher zu machen. Deshalb
schaffte er die Erzpanzer ab und ersetzte sie durch Lederkoller, statt
der mächtigen „Stierschilde“ führte er runde, leichte Schilde ein. Die
kurzen, plumpen Hauschwerter wurden durch eine Art von Degen
ersetzt, die man besonders gut in Athen anfertigte. Sie hatten eine
Klingenlänge von 30 Zoll (Fig. 72, 1). Der Koller (στόλος) der Schwer-
bewaffneten war, wie erwähnt, von Leder, doch hatte er meist eine
Brustplatte und Schulterstücke von Erz. Statt des langen Spieſses
wurde die kurze dorische Lanze eingeführt.

Die Spartaner trugen statt der Degen kurze, krumme Säbel (μά-
χαιρα) (s. Fig. 72, 2). Das mittlere Fuſsvolk trug kleine, runde Schilde
von zwei Fuſs Durchmesser von Holz mit Lederüberzug, einen leinen
gesteppten Wams, Schwert, Speer und Bogen.

Das leichte Fuſsvolk war mit Wurfspieſs (ὑσσός), Bogen (τόξον)
und Schleuder, zuweilen mit der Streitaxt (ἀξίνη) oder Keule (κορύνη)
bewaffnet. Der Helm (κυνέη) war eine Lederkappe. Für die Angriffs-
waffen bediente man sich bei weitem zumeist des Eisens. Für die
gewöhnlichen Verteidigungswaffen, sofern es nicht Prunkwaffen der
Reicheren waren, ebenfalls.

Ebenso wurde das Eisen bei dem Bau der Kriegsmaschinen, worin
die Griechen schon früh Bedeutendes leisteten, angewendet. Das tro-
janische Pferd ist bereits als eine solche Kriegsmaschine anzusehen.
Bedeutende Verbesserungen der Belagerungswerkzeuge und des Ar-
tilleriewesens führte Artemon unter der Herrschaft des Perikles (um
440 v. Chr.) ein. Ihm wird die Erfindung des Mauerbrechers, Sturm-
bocks, Widders (κριός), sowie des Schilddaches, der „Schildkröte“
zugeschrieben.

Was den Widder oder Sturmbock als die ältesten Belagerungs-
maschinen anlangt, so schreibt ein anderer Bericht die Erfindung des-
ſelben dem tyrischen Schiffsbaumeister Pephasmenos zu, gelegentlich
der Belagerung von Gades durch die Karthager. Der Karthager Geres
habe ihn dann auf einem Untergestell, welches mit Rädern versehen
war, befestigt und mit einem Dach versehen. Der Hauptteil des Wid-
ders bestand in einem starken Balken mit eisenbeschlagenem Kopf.
Schwere Widder muſsten oft von 100 Mann gezogen werden.

Da diese sämtlichen Belagerungswerkzeuge aber bereits auf den

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[445/0467] Griechenland. heroischen Zeit fand die Verwendung der Reiterei nur langsam Ein- gang. In Böotien hatte man Pferdezucht, die Pferde waren nicht beschlagen, standen aber in gepflasterten Ställen. Iphykrates ging bei seiner Reform der griechischen Bewaffnung vor allem darauf hinaus, den Mann beweglicher zu machen. Deshalb schaffte er die Erzpanzer ab und ersetzte sie durch Lederkoller, statt der mächtigen „Stierschilde“ führte er runde, leichte Schilde ein. Die kurzen, plumpen Hauschwerter wurden durch eine Art von Degen ersetzt, die man besonders gut in Athen anfertigte. Sie hatten eine Klingenlänge von 30 Zoll (Fig. 72, 1). Der Koller (στόλος) der Schwer- bewaffneten war, wie erwähnt, von Leder, doch hatte er meist eine Brustplatte und Schulterstücke von Erz. Statt des langen Spieſses wurde die kurze dorische Lanze eingeführt. Die Spartaner trugen statt der Degen kurze, krumme Säbel (μά- χαιρα) (s. Fig. 72, 2). Das mittlere Fuſsvolk trug kleine, runde Schilde von zwei Fuſs Durchmesser von Holz mit Lederüberzug, einen leinen gesteppten Wams, Schwert, Speer und Bogen. Das leichte Fuſsvolk war mit Wurfspieſs (ὑσσός), Bogen (τόξον) und Schleuder, zuweilen mit der Streitaxt (ἀξίνη) oder Keule (κορύνη) bewaffnet. Der Helm (κυνέη) war eine Lederkappe. Für die Angriffs- waffen bediente man sich bei weitem zumeist des Eisens. Für die gewöhnlichen Verteidigungswaffen, sofern es nicht Prunkwaffen der Reicheren waren, ebenfalls. Ebenso wurde das Eisen bei dem Bau der Kriegsmaschinen, worin die Griechen schon früh Bedeutendes leisteten, angewendet. Das tro- janische Pferd ist bereits als eine solche Kriegsmaschine anzusehen. Bedeutende Verbesserungen der Belagerungswerkzeuge und des Ar- tilleriewesens führte Artemon unter der Herrschaft des Perikles (um 440 v. Chr.) ein. Ihm wird die Erfindung des Mauerbrechers, Sturm- bocks, Widders (κριός), sowie des Schilddaches, der „Schildkröte“ zugeschrieben. Was den Widder oder Sturmbock als die ältesten Belagerungs- maschinen anlangt, so schreibt ein anderer Bericht die Erfindung des- ſelben dem tyrischen Schiffsbaumeister Pephasmenos zu, gelegentlich der Belagerung von Gades durch die Karthager. Der Karthager Geres habe ihn dann auf einem Untergestell, welches mit Rädern versehen war, befestigt und mit einem Dach versehen. Der Hauptteil des Wid- ders bestand in einem starken Balken mit eisenbeschlagenem Kopf. Schwere Widder muſsten oft von 100 Mann gezogen werden. Da diese sämtlichen Belagerungswerkzeuge aber bereits auf den

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/467>, abgerufen am 22.11.2024.