Charakteristischste ist, polukmetos, "das mit grosser Mühe zubereitete", ähnlich wie im Buch Hiob das Silber bezeichnet wird, als "das Silber der Mühe"; die Übersetzung von Voss "das Schöngeschmiedete" ist nicht dem Sinne entsprechend.
Das Eisen heisst seiner Farbe nach polios 1), grau, womit die natürliche Farbe des unpolierten Eisens bezeichnet wird, ferner ioeis 2) veilchenfarbig, blau wie das Meer, welches dasselbe Beiwort führt; das ist die Farbe des polierten Eisens, wenn nicht gar damit schon Stahl gemeint ist. Ebenso bezeichnet aithon, glänzend 3) das polierte, blanke Eisen. Vielfach wird "Eisen" und "eisern" bildlich von dem Dichter gebraucht, meist mit dem Sinne von fest, unvergänglich. So heisst der Himmel "eisern" 4). Ein eisernes Herz sidereon etor wird Priamos 5) und dem Achill 6) zugeschrieben. Ein "eisernes Gemüt" (sidereos thu- mos 7) hat die Kalypso nicht. Die grosse Seelenstärke des Odysseus heisst eisern 8).
Ferner wird die starre Unbeugsamkeit und Grausamkeit so be- zeichnet 9).
"Grausam bist du Odysseus, du besitzest Kraft und deine Glieder erstarren nicht. Wahrlich, du bist ganz und gar aus Eisen erschaffen, dass du deinen Ge- nossen verbietest das Land zu betreten."
Das Feuer hat "eisernen Grimm" (menos sidereon 10). Um die grösste Härte auszudrücken, wird Stein und Eisen genannt 11) und zwar in einem sehr bemerkenswerten Zusammenhange. Apollo ruft zürnend den Troern zu:
"Auf ihr reisigen Troer, wohlauf und räumet das Feld nicht Argos Söhnen; ihr Leib ist weder von Stein noch von Eisen, Dass abpralle der Wurf des leichtdurchbohrenden Kupfers."
Hier ist also geradezu das Eisen dem Kupfer als das härtere Metall gegenübergestellt. Auch diese mannigfache und häufige Benutzung des Eisens im bildlichen Sinne beweist, wie allgemein bekannt das Metall zur Zeit des Dichters war. Die Eigenschaft des Eisens, oder richtiger gesagt des Stahles, Härtung durch Ablöschen in einer kalten Flüssigkeit anzunehmen, war dem Homer sehr wohl bekannt. Er schildert den Vorgang lebhaft bei der Erzählung von der Blendung des Polyphem 12).
1) Ilias 1, 366; 23, 262; Odyssee 21, 3.
2) Ilias 23, 850.
3) Ilias 4, 485; Odyssee 1, 184; Ibid. 15, 328.
4) Siehe hierüber auch Meteoreisen.
5) Ilias 24, 203.
6) Ilias 22, 357.
7) Odyssee 5, 190.
8) Odyssee 19, 211 und 493.
9) Odyssee 12, 279.
10) Ilias 23, 177.
11) Ilias 4, 509.
12) Odyssee 9, 931.
Griechenland.
Charakteristischste ist, πολύκμητος, „das mit groſser Mühe zubereitete“, ähnlich wie im Buch Hiob das Silber bezeichnet wird, als „das Silber der Mühe“; die Übersetzung von Voss „das Schöngeschmiedete“ ist nicht dem Sinne entsprechend.
Das Eisen heiſst seiner Farbe nach πολιός 1), grau, womit die natürliche Farbe des unpolierten Eisens bezeichnet wird, ferner ἰόεις 2) veilchenfarbig, blau wie das Meer, welches dasſelbe Beiwort führt; das ist die Farbe des polierten Eisens, wenn nicht gar damit schon Stahl gemeint ist. Ebenso bezeichnet αἴϑων, glänzend 3) das polierte, blanke Eisen. Vielfach wird „Eisen“ und „eisern“ bildlich von dem Dichter gebraucht, meist mit dem Sinne von fest, unvergänglich. So heiſst der Himmel „eisern“ 4). Ein eisernes Herz σιδήρεον ἦτορ wird Priamos 5) und dem Achill 6) zugeschrieben. Ein „eisernes Gemüt“ (σιδήρεος ϑυ- μός 7) hat die Kalypso nicht. Die groſse Seelenstärke des Odysseus heiſst eisern 8).
Ferner wird die starre Unbeugsamkeit und Grausamkeit so be- zeichnet 9).
„Grausam bist du Odysseus, du besitzest Kraft und deine Glieder erstarren nicht. Wahrlich, du bist ganz und gar aus Eisen erschaffen, daſs du deinen Ge- nossen verbietest das Land zu betreten.“
Das Feuer hat „eisernen Grimm“ (μένος σιδήρεον 10). Um die gröſste Härte auszudrücken, wird Stein und Eisen genannt 11) und zwar in einem sehr bemerkenswerten Zusammenhange. Apollo ruft zürnend den Troern zu:
„Auf ihr reisigen Troer, wohlauf und räumet das Feld nicht Argos Söhnen; ihr Leib ist weder von Stein noch von Eisen, Daſs abpralle der Wurf des leichtdurchbohrenden Kupfers.“
Hier ist also geradezu das Eisen dem Kupfer als das härtere Metall gegenübergestellt. Auch diese mannigfache und häufige Benutzung des Eisens im bildlichen Sinne beweist, wie allgemein bekannt das Metall zur Zeit des Dichters war. Die Eigenschaft des Eisens, oder richtiger gesagt des Stahles, Härtung durch Ablöschen in einer kalten Flüssigkeit anzunehmen, war dem Homer sehr wohl bekannt. Er schildert den Vorgang lebhaft bei der Erzählung von der Blendung des Polyphem 12).
1) Ilias 1, 366; 23, 262; Odyssee 21, 3.
2) Ilias 23, 850.
3) Ilias 4, 485; Odyssee 1, 184; Ibid. 15, 328.
4) Siehe hierüber auch Meteoreisen.
5) Ilias 24, 203.
6) Ilias 22, 357.
7) Odyssee 5, 190.
8) Odyssee 19, 211 und 493.
9) Odyssee 12, 279.
10) Ilias 23, 177.
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Griechenland.
Charakteristischste ist, πολύκμητος, „das mit groſser Mühe zubereitete“,
ähnlich wie im Buch Hiob das Silber bezeichnet wird, als „das Silber
der Mühe“; die Übersetzung von Voss „das Schöngeschmiedete“ ist
nicht dem Sinne entsprechend.
Das Eisen heiſst seiner Farbe nach πολιός 1), grau, womit die
natürliche Farbe des unpolierten Eisens bezeichnet wird, ferner ἰόεις 2)
veilchenfarbig, blau wie das Meer, welches dasſelbe Beiwort führt; das
ist die Farbe des polierten Eisens, wenn nicht gar damit schon Stahl
gemeint ist. Ebenso bezeichnet αἴϑων, glänzend 3) das polierte, blanke
Eisen. Vielfach wird „Eisen“ und „eisern“ bildlich von dem Dichter
gebraucht, meist mit dem Sinne von fest, unvergänglich. So heiſst der
Himmel „eisern“ 4). Ein eisernes Herz σιδήρεον ἦτορ wird Priamos 5)
und dem Achill 6) zugeschrieben. Ein „eisernes Gemüt“ (σιδήρεος ϑυ-
μός 7) hat die Kalypso nicht. Die groſse Seelenstärke des Odysseus
heiſst eisern 8).
Ferner wird die starre Unbeugsamkeit und Grausamkeit so be-
zeichnet 9).
„Grausam bist du Odysseus, du besitzest Kraft und deine Glieder erstarren
nicht.
Wahrlich, du bist ganz und gar aus Eisen erschaffen, daſs du deinen Ge-
nossen verbietest das Land zu betreten.“
Das Feuer hat „eisernen Grimm“ (μένος σιδήρεον 10). Um die
gröſste Härte auszudrücken, wird Stein und Eisen genannt 11) und zwar
in einem sehr bemerkenswerten Zusammenhange. Apollo ruft zürnend
den Troern zu:
„Auf ihr reisigen Troer, wohlauf und räumet das Feld nicht
Argos Söhnen; ihr Leib ist weder von Stein noch von Eisen,
Daſs abpralle der Wurf des leichtdurchbohrenden Kupfers.“
Hier ist also geradezu das Eisen dem Kupfer als das härtere Metall
gegenübergestellt. Auch diese mannigfache und häufige Benutzung
des Eisens im bildlichen Sinne beweist, wie allgemein bekannt das
Metall zur Zeit des Dichters war. Die Eigenschaft des Eisens, oder
richtiger gesagt des Stahles, Härtung durch Ablöschen in einer kalten
Flüssigkeit anzunehmen, war dem Homer sehr wohl bekannt. Er
schildert den Vorgang lebhaft bei der Erzählung von der Blendung des
Polyphem 12).
1) Ilias 1, 366; 23, 262; Odyssee 21, 3.
2) Ilias 23, 850.
3) Ilias 4, 485;
Odyssee 1, 184; Ibid. 15, 328.
4) Siehe hierüber auch Meteoreisen.
5) Ilias 24, 203.
6) Ilias 22, 357.
7) Odyssee 5, 190.
8) Odyssee 19, 211 und
493.
9) Odyssee 12, 279.
10) Ilias 23, 177.
11) Ilias 4, 509.
12) Odyssee 9, 931.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/427>, abgerufen am 25.11.2024.
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