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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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und das Gold durch Ausschmelzen aus dem angereicherten Sand oder
aus den reichen Erzen zu extrahieren. Von da bis zur Herstellung einer
Gussform ist aber immer noch ein weiter Schritt, und welches Nach-
denken, welche Erfahrung dazu gehört hat, bis man den wunderbaren
Hohlguss herstellen lernte, der gerade in Bronze so vollendet ausgeführt
wurde und als charakteristisch für die Bronzezeit angesehen wird, muss
einem jeden einleuchten. Die Schmiedekunst ist das ältere Verfahren
und diese stand zu Homers Zeit bereits auf hoher Stufe, wie aus der
Schilderung der wunderbaren Arbeiten des Hephästos hervorgeht. Es
ist deshalb auch eine nutzlose Mühe, wenn Gelehrte sich darüber den
Kopf zerbrochen haben, wie die Schmiede der heroischen Zeit so kunst-
volle Bildwerke wie die Hunde und die leuchtertragenden Jünglinge
giessen konnten. Noch verkehrter ist es, wenn ältere Gelehrte wie Millin
annehmen, auch der kunstvolle Schild des Achill sei gegossen, und es
sei auch eine jener "verloren gegangenen Künste" der Alten gewesen,
es möglich zu machen, alle diese reichen Dekorationen und Figuren
aus verschiedenen Metallen so neben- und übereinander zu giessen.

Dass der Schild des Achill getrieben und empästische Arbeit war,
ist klar. Aber auch die Figuren im Palaste des Alkinoos waren weder
gegossen, noch sind sie, wie alle ähnlichen Bildwerke bei Homer als
massive Metallbildwerke anzusehen, vielmehr waren es Holzschnitz-
werke, die mit dünnem Metallblech umkleidet waren. Aus dieser Art
der Darstellung hat sich die Metallbildnerei in Griechenland überhaupt
entwickelt, wie wir später noch sehen werden. Die ersten Figuren,
die man durch Guss herstellte, waren Idole, kleine massive Metall-
figuren.

Da wir nun einmal bei einer der "verloren gegangenen Künste" des
Altertums sind, so können wir nicht umhin, hier noch die unrichtigen
Angaben des Grafen Caylus 1) zurückzuweisen, die, so veraltet sie sind,
doch immer noch in archäologischen Schriften angeführt werden. Er
behauptet, die Alten hätten eine verloren gegangene Kunst gehabt, das
Kupfer zu härten, ihm die Qualität von Stahl zu geben und er habe
diese Kunst wieder aufgefunden. Er giebt zwei Methoden an; nach der
einen wird Kupfer mit Eisen zusammen versetzt resp. geschmolzen.
Die zweite ist eine Zementierung mit anderen Stoffen, ähnlich, wie man
aus Eisen Stahl macht. In Wahrheit ist beides -- sit venia verbo -- Hum-
bug. Durch beide Methoden kann man reines Kupfer nur verschlechtern.

Ehe wir zu der wichtigen Frage übergehen, welche Stellung das

1) Recueil d'antiquites T. I, p. 251.

Griechenland.
und das Gold durch Ausschmelzen aus dem angereicherten Sand oder
aus den reichen Erzen zu extrahieren. Von da bis zur Herstellung einer
Guſsform ist aber immer noch ein weiter Schritt, und welches Nach-
denken, welche Erfahrung dazu gehört hat, bis man den wunderbaren
Hohlguſs herstellen lernte, der gerade in Bronze so vollendet ausgeführt
wurde und als charakteristisch für die Bronzezeit angesehen wird, muſs
einem jeden einleuchten. Die Schmiedekunst ist das ältere Verfahren
und diese stand zu Homers Zeit bereits auf hoher Stufe, wie aus der
Schilderung der wunderbaren Arbeiten des Hephästos hervorgeht. Es
ist deshalb auch eine nutzlose Mühe, wenn Gelehrte sich darüber den
Kopf zerbrochen haben, wie die Schmiede der heroischen Zeit so kunst-
volle Bildwerke wie die Hunde und die leuchtertragenden Jünglinge
gieſsen konnten. Noch verkehrter ist es, wenn ältere Gelehrte wie Millin
annehmen, auch der kunstvolle Schild des Achill sei gegossen, und es
sei auch eine jener „verloren gegangenen Künste“ der Alten gewesen,
es möglich zu machen, alle diese reichen Dekorationen und Figuren
aus verschiedenen Metallen so neben- und übereinander zu gieſsen.

Daſs der Schild des Achill getrieben und empästische Arbeit war,
ist klar. Aber auch die Figuren im Palaste des Alkinoos waren weder
gegossen, noch sind sie, wie alle ähnlichen Bildwerke bei Homer als
massive Metallbildwerke anzusehen, vielmehr waren es Holzschnitz-
werke, die mit dünnem Metallblech umkleidet waren. Aus dieser Art
der Darstellung hat sich die Metallbildnerei in Griechenland überhaupt
entwickelt, wie wir später noch sehen werden. Die ersten Figuren,
die man durch Guſs herstellte, waren Idole, kleine massive Metall-
figuren.

Da wir nun einmal bei einer der „verloren gegangenen Künste“ des
Altertums sind, so können wir nicht umhin, hier noch die unrichtigen
Angaben des Grafen Caylus 1) zurückzuweisen, die, so veraltet sie sind,
doch immer noch in archäologischen Schriften angeführt werden. Er
behauptet, die Alten hätten eine verloren gegangene Kunst gehabt, das
Kupfer zu härten, ihm die Qualität von Stahl zu geben und er habe
diese Kunst wieder aufgefunden. Er giebt zwei Methoden an; nach der
einen wird Kupfer mit Eisen zusammen versetzt resp. geschmolzen.
Die zweite ist eine Zementierung mit anderen Stoffen, ähnlich, wie man
aus Eisen Stahl macht. In Wahrheit ist beides — sit venia verbo — Hum-
bug. Durch beide Methoden kann man reines Kupfer nur verschlechtern.

Ehe wir zu der wichtigen Frage übergehen, welche Stellung das

1) Recueil d’antiquités T. I, p. 251.
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[400/0422] Griechenland. und das Gold durch Ausschmelzen aus dem angereicherten Sand oder aus den reichen Erzen zu extrahieren. Von da bis zur Herstellung einer Guſsform ist aber immer noch ein weiter Schritt, und welches Nach- denken, welche Erfahrung dazu gehört hat, bis man den wunderbaren Hohlguſs herstellen lernte, der gerade in Bronze so vollendet ausgeführt wurde und als charakteristisch für die Bronzezeit angesehen wird, muſs einem jeden einleuchten. Die Schmiedekunst ist das ältere Verfahren und diese stand zu Homers Zeit bereits auf hoher Stufe, wie aus der Schilderung der wunderbaren Arbeiten des Hephästos hervorgeht. Es ist deshalb auch eine nutzlose Mühe, wenn Gelehrte sich darüber den Kopf zerbrochen haben, wie die Schmiede der heroischen Zeit so kunst- volle Bildwerke wie die Hunde und die leuchtertragenden Jünglinge gieſsen konnten. Noch verkehrter ist es, wenn ältere Gelehrte wie Millin annehmen, auch der kunstvolle Schild des Achill sei gegossen, und es sei auch eine jener „verloren gegangenen Künste“ der Alten gewesen, es möglich zu machen, alle diese reichen Dekorationen und Figuren aus verschiedenen Metallen so neben- und übereinander zu gieſsen. Daſs der Schild des Achill getrieben und empästische Arbeit war, ist klar. Aber auch die Figuren im Palaste des Alkinoos waren weder gegossen, noch sind sie, wie alle ähnlichen Bildwerke bei Homer als massive Metallbildwerke anzusehen, vielmehr waren es Holzschnitz- werke, die mit dünnem Metallblech umkleidet waren. Aus dieser Art der Darstellung hat sich die Metallbildnerei in Griechenland überhaupt entwickelt, wie wir später noch sehen werden. Die ersten Figuren, die man durch Guſs herstellte, waren Idole, kleine massive Metall- figuren. Da wir nun einmal bei einer der „verloren gegangenen Künste“ des Altertums sind, so können wir nicht umhin, hier noch die unrichtigen Angaben des Grafen Caylus 1) zurückzuweisen, die, so veraltet sie sind, doch immer noch in archäologischen Schriften angeführt werden. Er behauptet, die Alten hätten eine verloren gegangene Kunst gehabt, das Kupfer zu härten, ihm die Qualität von Stahl zu geben und er habe diese Kunst wieder aufgefunden. Er giebt zwei Methoden an; nach der einen wird Kupfer mit Eisen zusammen versetzt resp. geschmolzen. Die zweite ist eine Zementierung mit anderen Stoffen, ähnlich, wie man aus Eisen Stahl macht. In Wahrheit ist beides — sit venia verbo — Hum- bug. Durch beide Methoden kann man reines Kupfer nur verschlechtern. Ehe wir zu der wichtigen Frage übergehen, welche Stellung das 1) Recueil d’antiquités T. I, p. 251.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/422>, abgerufen am 25.11.2024.