"Es kam auch der Meister, Alle Vollender der Kunst, sein Schmiedegerät in den Händen, Ambos, Hammer zugleich und schöngebildete Zangen, Dass er wohl ausschüfe das Gold, -- es kam auch Athene, Nahend dem heiligen Mahl. Der graue, reisige Nestor Gab das Gold, und der Meister umzog die Hörner der Rinder Kunstreich, dass anschauend den Schmuck sich freute die Göttin."
Wenn die Griechen zu Homers Zeit das Gold aus der Fremde be- zogen, so war dies bei dem Silber noch viel mehr der Fall. Alybe, die Stadt der Halyzonen, wohl identisch mit Chalybä, Chalybien am Pontus nennt Homer die Heimat des Silbers 1). Die laurischen Berg- werke, die später der Reichtum der Athener wurden, waren damals noch nicht eröffnet, oder in den Händen von Fremden. Das meiste Silber kam, und zwar schon verarbeitet, durch den phönizischen Handel nach Griechenland. Es stand im Werte dem Golde bei Weitem nach. Nur dieses wird von dem Dichter eritimos "das hochgeehrte" genannt. Das Wertverhältnis zwischen Silber und Gold wird nicht viel anders gewesen sein, als in späterer Zeit (zur Zeit Pheidon's von Argos 13 1/3 :1). Jedenfalls waren die besitzenden Griechen nicht arm daran. Massiv von getriebenem Silber ist der grosse Mischkrug, den Achill zum Preise für den Wettlauf bei den Leichenspielen zu Ehren des Patroklos aussetzt 2).
"Einen silbernen Krug voll Kunstwerk; dieser umfasste Sechs der Mass, und besiegt' an Schönheit all' auf der Erde Weit, denn kunsterfahrene Sidonier schufen ihn sinnreich".
Menelaos schenkt dem Telemachos einen silbernen Mischkrug mit goldenem Rande, der ein Werk des Hephästos genannt wird, den er aber ebenfalls von einem Sidonier, dem Fürsten Phaidimos als Gast- geschenk erhalten hatte 3).
"Siehe von allem Schatze, der hier im Palaste verwahrt ist, Schenke ich dir das schönste, dies ehrenwerteste Kleinod. Einen Mischkrug schenke ich von unvergleichlicher Arbeit, Ganz aus Silber geformt und mit goldenem Rande geziert. Selbst ein Werk des Hephästos! Ihn gab der Sidonierkönig Phädimos mir . . . . ."
Von Silber sind die Untersätze der goldenen Sprengkannen 4), die als Waschbecken bei der Mahlzeit benutzt werden. Einen silbernen
oisinte khruson eirgazetoe elthe dAthene iron antioosa. geron d ippelata Nestor khruson edokh; o d epeita boos kerasin perikheuen askesas in agalma thea kekharoito idousa.
1) Ilias II, 857.
2) Ilias 23, 740 etc.
3) Odyssee 4, 615, vergl. auch 10, 356.
4) Odyssee 1, 136; 7, 172.
Griechenland.
„Es kam auch der Meister, Alle Vollender der Kunst, sein Schmiedegerät in den Händen, Ambos, Hammer zugleich und schöngebildete Zangen, Daſs er wohl ausschüfe das Gold, — es kam auch Athene, Nahend dem heiligen Mahl. Der graue, reisige Nestor Gab das Gold, und der Meister umzog die Hörner der Rinder Kunstreich, daſs anschauend den Schmuck sich freute die Göttin.“
Wenn die Griechen zu Homers Zeit das Gold aus der Fremde be- zogen, so war dies bei dem Silber noch viel mehr der Fall. Alybe, die Stadt der Halyzonen, wohl identisch mit Chalybä, Chalybien am Pontus nennt Homer die Heimat des Silbers 1). Die laurischen Berg- werke, die später der Reichtum der Athener wurden, waren damals noch nicht eröffnet, oder in den Händen von Fremden. Das meiste Silber kam, und zwar schon verarbeitet, durch den phönizischen Handel nach Griechenland. Es stand im Werte dem Golde bei Weitem nach. Nur dieses wird von dem Dichter ἐρίτιμος „das hochgeehrte“ genannt. Das Wertverhältnis zwischen Silber und Gold wird nicht viel anders gewesen sein, als in späterer Zeit (zur Zeit Pheidon’s von Argos 13⅓:1). Jedenfalls waren die besitzenden Griechen nicht arm daran. Massiv von getriebenem Silber ist der groſse Mischkrug, den Achill zum Preise für den Wettlauf bei den Leichenspielen zu Ehren des Patroklos aussetzt 2).
„Einen silbernen Krug voll Kunstwerk; dieser umfaſste Sechs der Maſs, und besiegt’ an Schönheit all’ auf der Erde Weit, denn kunsterfahrene Sidonier schufen ihn sinnreich“.
Menelaos schenkt dem Telemachos einen silbernen Mischkrug mit goldenem Rande, der ein Werk des Hephästos genannt wird, den er aber ebenfalls von einem Sidonier, dem Fürsten Phaidimos als Gast- geschenk erhalten hatte 3).
„Siehe von allem Schatze, der hier im Palaste verwahrt ist, Schenke ich dir das schönste, dies ehrenwerteste Kleinod. Einen Mischkrug schenke ich von unvergleichlicher Arbeit, Ganz aus Silber geformt und mit goldenem Rande geziert. Selbst ein Werk des Hephästos! Ihn gab der Sidonierkönig Phädimos mir . . . . .“
Von Silber sind die Untersätze der goldenen Sprengkannen 4), die als Waschbecken bei der Mahlzeit benutzt werden. Einen silbernen
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Griechenland.
„Es kam auch der Meister,
Alle Vollender der Kunst, sein Schmiedegerät in den Händen,
Ambos, Hammer zugleich und schöngebildete Zangen,
Daſs er wohl ausschüfe das Gold, — es kam auch Athene,
Nahend dem heiligen Mahl. Der graue, reisige Nestor
Gab das Gold, und der Meister umzog die Hörner der Rinder
Kunstreich, daſs anschauend den Schmuck sich freute die Göttin.“
Wenn die Griechen zu Homers Zeit das Gold aus der Fremde be-
zogen, so war dies bei dem Silber noch viel mehr der Fall. Alybe,
die Stadt der Halyzonen, wohl identisch mit Chalybä, Chalybien am
Pontus nennt Homer die Heimat des Silbers 1). Die laurischen Berg-
werke, die später der Reichtum der Athener wurden, waren damals
noch nicht eröffnet, oder in den Händen von Fremden. Das meiste
Silber kam, und zwar schon verarbeitet, durch den phönizischen
Handel nach Griechenland. Es stand im Werte dem Golde bei Weitem
nach. Nur dieses wird von dem Dichter ἐρίτιμος „das hochgeehrte“
genannt. Das Wertverhältnis zwischen Silber und Gold wird nicht
viel anders gewesen sein, als in späterer Zeit (zur Zeit Pheidon’s von
Argos 13⅓:1). Jedenfalls waren die besitzenden Griechen nicht arm
daran. Massiv von getriebenem Silber ist der groſse Mischkrug, den
Achill zum Preise für den Wettlauf bei den Leichenspielen zu Ehren
des Patroklos aussetzt 2).
„Einen silbernen Krug voll Kunstwerk; dieser umfaſste
Sechs der Maſs, und besiegt’ an Schönheit all’ auf der Erde
Weit, denn kunsterfahrene Sidonier schufen ihn sinnreich“.
Menelaos schenkt dem Telemachos einen silbernen Mischkrug mit
goldenem Rande, der ein Werk des Hephästos genannt wird, den er
aber ebenfalls von einem Sidonier, dem Fürsten Phaidimos als Gast-
geschenk erhalten hatte 3).
„Siehe von allem Schatze, der hier im Palaste verwahrt ist,
Schenke ich dir das schönste, dies ehrenwerteste Kleinod.
Einen Mischkrug schenke ich von unvergleichlicher Arbeit,
Ganz aus Silber geformt und mit goldenem Rande geziert.
Selbst ein Werk des Hephästos! Ihn gab der Sidonierkönig
Phädimos mir . . . . .“
Von Silber sind die Untersätze der goldenen Sprengkannen 4), die
als Waschbecken bei der Mahlzeit benutzt werden. Einen silbernen
1)
1) Ilias II, 857.
2) Ilias 23, 740 etc.
3) Odyssee 4, 615, vergl. auch 10,
356.
4) Odyssee 1, 136; 7, 172.
1) οἶσιντε χρυσὸν εἰργάζετοη ἦλϑε δ̛Ἀϑήνη
ἱρῶν ἀντιόωσα. γέρων δ̛ ἱππηλάτα Νέστωρ
χρυσὸν ἔδωχ̛· ὁ δ̛ ἔπειτα βοὸς κέρασιν περίχευεν
ἀσκήσας ἵν̛ ἄγαλμα ϑεὰ κεχάροιτο ἰδοὕσα.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/414>, abgerufen am 22.11.2024.
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