Gold, Silber und Kupfer, schmiedet und treibt diese, sowie das Eisen.
Die Werkzeuge (opla) der Schmiede waren, nach den leb- haften Schilderungen des Homer, in der Werkstätte des Hephästos bereits sehr mannigfaltig 1). Vor allem waren da die Blasebälge (phusa), die immer im Plural genannt werden. Sie waren beweglich und wohl nicht sehr gross. Hephästos setzte sie vom Feuer weg, wie er die Thetis empfängt 2) (phusas men Rapaneuthe tithei puros). Zwanzig können je nach Bedarf gleichzeitig das Feuer des Hephästos anblasen. Das zweite Hauptwerkzeug der Schmiede war der Ambos (akmon), derselbe stand auf einem Gestell (akmotheton) von Holz, auf dem er beweglich war. Hephästos setzt 3) den grossen Ambos auf sein Gestell. Ferner führt der Schmied die Feuerzange, puragra von pur Feuer und agreo fassen 4), den schweren Schmiedehammer oder Vorschlag- hammer (Raister krateros). Dann nennt Homer noch den Schmelz- ofen, den Schmelzherd oder Schmelztiegel khoanos 5).
Die anschaulichste Stelle über die Werkstätte des Hephästos ist Il. XVIII (468 bis 477):
. . . . Er eilt in die Esse, Wandt in das Feuer die Bälge und liess sie mit Macht arbeiten. Zwanzig bliesen zugleich der Blasebälg in die Öfen, Allerlei Hauch aussendend des glutanfachenden Windes, Bald des Eilenden Werk zu beschleunigen, bald sich erholend, Je nachdem es Hephästos befahl zur Vollendung der Arbeit. Jener stellt auf die Glut unbändiges Erz in den Tiegeln, Auch gepriesenes Gold und Zinn und leuchtendes Silber, Richtete dann auf dem Block den Ambos, nahm mit der Rechten Drauf den gewaltigen Hammer und nahm mit der linken die Zange 6).
Wenden wir uns nun zu den einzelnen Metallen. Das Gold (o khrusos) wird bei Homer sehr oft erwähnt, ja, er treibt damit dichteri- sche Verschwendung. Er spricht von einem goldenen Palast, den Poseidon bewohnt. Zeus sitzt auf goldenem Thron; die olympischen
1) Ilias 18, 369 ff.
2) Ilias 18, 412.
3) Ilias 18, 476.
4) Ilias 18, 477.
5) Nach Suidas, das Gefäss, aus dem man Metalle giesst, der Schmelztiegel. Ebenso Dydymos u. Hesychios.
6)
be d epi phusas, tas d es pur etrepse, keleuse te ergazesthai phusai d en khoanoisin eeikosi pasai ephuson pantoien eupreston autmen exanieisai, allote men speudonti paremmenai, allote d aute, oppos Ephaistos t etheloi kai ergon anoito. khalkon d en puri ballen ateirea kassiteron te kai khruson timenta kai arguron; autar epeita theken en akmotheto megan akmona, gento de kheiri Raistera krateren, eterephi de gento puragren.
Beck, Geschichte des Eisens. 25
Griechenland.
Gold, Silber und Kupfer, schmiedet und treibt diese, sowie das Eisen.
Die Werkzeuge (ὅπλα) der Schmiede waren, nach den leb- haften Schilderungen des Homer, in der Werkstätte des Hephästos bereits sehr mannigfaltig 1). Vor allem waren da die Blasebälge (φύσα), die immer im Plural genannt werden. Sie waren beweglich und wohl nicht sehr groſs. Hephästos setzte sie vom Feuer weg, wie er die Thetis empfängt 2) (φύσας μέν ῥἄπάνευϑε τίϑει πυρός). Zwanzig können je nach Bedarf gleichzeitig das Feuer des Hephästos anblasen. Das zweite Hauptwerkzeug der Schmiede war der Ambos (ἄκμων), derselbe stand auf einem Gestell (ἀκμόϑετον) von Holz, auf dem er beweglich war. Hephästos setzt 3) den groſsen Ambos auf sein Gestell. Ferner führt der Schmied die Feuerzange, πῦράγρα von πῦρ Feuer und ἀγρέω fassen 4), den schweren Schmiedehammer oder Vorschlag- hammer (ῥαιστῆρ κρατερός). Dann nennt Homer noch den Schmelz- ofen, den Schmelzherd oder Schmelztiegel χόανος 5).
Die anschaulichste Stelle über die Werkstätte des Hephästos ist Il. XVIII (468 bis 477):
. . . . Er eilt in die Esse, Wandt in das Feuer die Bälge und lieſs sie mit Macht arbeiten. Zwanzig bliesen zugleich der Blasebälg in die Öfen, Allerlei Hauch aussendend des glutanfachenden Windes, Bald des Eilenden Werk zu beschleunigen, bald sich erholend, Je nachdem es Hephästos befahl zur Vollendung der Arbeit. Jener stellt auf die Glut unbändiges Erz in den Tiegeln, Auch gepriesenes Gold und Zinn und leuchtendes Silber, Richtete dann auf dem Block den Ambos, nahm mit der Rechten Drauf den gewaltigen Hammer und nahm mit der linken die Zange 6).
Wenden wir uns nun zu den einzelnen Metallen. Das Gold (ὁ χρυσός) wird bei Homer sehr oft erwähnt, ja, er treibt damit dichteri- sche Verschwendung. Er spricht von einem goldenen Palast, den Poseidon bewohnt. Zeus sitzt auf goldenem Thron; die olympischen
1) Ilias 18, 369 ff.
2) Ilias 18, 412.
3) Ilias 18, 476.
4) Ilias 18, 477.
5) Nach Suidas, das Gefäſs, aus dem man Metalle gieſst, der Schmelztiegel. Ebenso Dydymos u. Hesychios.
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Griechenland.
Gold, Silber und Kupfer, schmiedet und treibt diese, sowie das
Eisen.
Die Werkzeuge (ὅπλα) der Schmiede waren, nach den leb-
haften Schilderungen des Homer, in der Werkstätte des Hephästos
bereits sehr mannigfaltig 1). Vor allem waren da die Blasebälge
(φύσα), die immer im Plural genannt werden. Sie waren beweglich
und wohl nicht sehr groſs. Hephästos setzte sie vom Feuer weg, wie er
die Thetis empfängt 2) (φύσας μέν ῥἄπάνευϑε τίϑει πυρός). Zwanzig
können je nach Bedarf gleichzeitig das Feuer des Hephästos anblasen.
Das zweite Hauptwerkzeug der Schmiede war der Ambos (ἄκμων),
derselbe stand auf einem Gestell (ἀκμόϑετον) von Holz, auf dem er
beweglich war. Hephästos setzt 3) den groſsen Ambos auf sein Gestell.
Ferner führt der Schmied die Feuerzange, πῦράγρα von πῦρ Feuer
und ἀγρέω fassen 4), den schweren Schmiedehammer oder Vorschlag-
hammer (ῥαιστῆρ κρατερός). Dann nennt Homer noch den Schmelz-
ofen, den Schmelzherd oder Schmelztiegel χόανος 5).
Die anschaulichste Stelle über die Werkstätte des Hephästos ist
Il. XVIII (468 bis 477):
. . . . Er eilt in die Esse,
Wandt in das Feuer die Bälge und lieſs sie mit Macht arbeiten.
Zwanzig bliesen zugleich der Blasebälg in die Öfen,
Allerlei Hauch aussendend des glutanfachenden Windes,
Bald des Eilenden Werk zu beschleunigen, bald sich erholend,
Je nachdem es Hephästos befahl zur Vollendung der Arbeit.
Jener stellt auf die Glut unbändiges Erz in den Tiegeln,
Auch gepriesenes Gold und Zinn und leuchtendes Silber,
Richtete dann auf dem Block den Ambos, nahm mit der Rechten
Drauf den gewaltigen Hammer und nahm mit der linken die Zange 6).
Wenden wir uns nun zu den einzelnen Metallen. Das Gold
(ὁ χρυσός) wird bei Homer sehr oft erwähnt, ja, er treibt damit dichteri-
sche Verschwendung. Er spricht von einem goldenen Palast, den
Poseidon bewohnt. Zeus sitzt auf goldenem Thron; die olympischen
1) Ilias 18, 369 ff.
2) Ilias 18, 412.
3) Ilias 18, 476.
4) Ilias 18, 477.
5) Nach Suidas, das Gefäſs, aus dem man Metalle gieſst, der Schmelztiegel. Ebenso
Dydymos u. Hesychios.
6) βῆ δ̛ ἐπὶ φύσας,
τὰς δ̛ ἒς πῦρ ἔτρεψε, κέλευσέ τε ἐργάζεσϑαι
φῦσαι δ̛ ἐν χοάνοισιν ἐείκοσι πᾶσαι ἐφύσων
παντοίην εὔπρηστον ἀύτμὴν ἐξανιεῖσαι,
ἄλλοτε μὲν σπεύδοντι παρέμμεναι, ἄλλοτε δ̛ αὖτε,
ὅππως Ηφαιστός τ̕ ἐϑέλοι καὶ ἔργον ἄνοιτο.
χαλκὸν δ̛ ἐν πυρὶ βάλλεν ἀτειρέα κασσίτερόν τε
καὶ χρυσὸν τιμῆντα και ἄργυρον· αὐτὰρ ἔπειτα
ϑῆκεν ἐν ἀκμοϑέτῳ μέγαν ἄκμονα, γέντο δὲ χειρὶ
ῥαιστῆρα κρατερήν, ἑτἑρηφι δὲ γέντο πυράγρην.
Beck, Geschichte des Eisens. 25
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/407>, abgerufen am 16.02.2025.
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