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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Griechenland.
oft nicht blos des Lebensunterhaltes, sondern des Gewinnes wegen zu
betreiben, was indes erst in nachhomerischer Zeit eintrat. Phönizischer
Einfluss lässt sich nicht nur im Geschmack, sondern auch in der Art
der Arbeit, der Arbeitsteilung und der Entwickelung einzelner Ge-
werbszweige erkennen. Auf die Metallindustrie insbesondere haben
die phönizischen Ansiedelungen zu Cypern, Rhodos und besonders
Kreta den grössten Einfluss geübt. Die gewerbliche Arbeit als solche
stand unter dem Schutz einheimischer Götter, insbesondere der Pallas
Athene und des Hephästos. Athene erscheint mehr als die Göttin der
Erfindung, des technischen Verständnisses, sie ist die Göttin aller
mechanischen Künste. Sie arbeitet nicht selbst, aber sie ist die
Lehrerin. So war Pherekles der Sohn des Armonides, der als grosser
Künstler gepriesen wird 1), von Pallas unterwiesen. Anders erscheint
Hephästos, er ist der Götterschmied, der selbst arbeitet mit Hammer
und Zange. Er ist der eigentliche metallurgische Gott der Griechen,
doch erscheint er gleichfalls als Lehrer der Künstler 2). Als berühmten
Künstler der Vorzeit nennt Homer bereits den Dädalus 3), als Künstler
aus der Zeit des trojanischen Krieges, den zuvor genannten Schiffs-
bauer Pherekles und den Goldschmied Läerkes. Tekton ist auch bei
ihm der allgemeinste Ausdruck für einen mit Kunstfertigkeit arbeiten-
den Mann 4). So wird Dädalus ein Tekton genannt. Handwerk und
Kunst werden noch nicht getrennt. Äskulap heisst sogar ein Tekton
der Schmerzlosigkeit. Die Kunst des Zimmermanns, der die erste Hütte
baut, ist wohl auch als die älteste Kunst anzusehen, und war, wie das
Wort beweist, schon vor der Trennung den Ariern bekannt. Auch die
Hauptwerkzeuge, das Beil (pelekus, tukos) und das Messer, ebenso der
Bohrer (teretron) stammen aus dem gemeinschaftlichen arischen Wort-
schatz. Der Metallarbeiter steht dem Tekton am nächsten. Er heisst
bei Homer khalkeus von dem meist verwendeten Metall, dem Kupfer
khalkos. Das Wort metallon kommt bei Homer in seiner Bedeutung
als Metall noch nicht vor, wohl aber das Zeitwort metallao suchen,
ergründen, aus dem jedenfalls zuerst der Pluralis metalla, Bergwerk,
Erz, nämlich das aus der Tiefe geholte, das ergründete, das gesuchte
und hieraus der allgemeine Begriff metallon, das Metall, ent-
standen sind 5). -- Hephästos bearbeitet alle Metalle. Er schmelzt

1) Hes. 5, 59.
2) Odyss. VI, 232; XXIII, 159.
3) Ilias XVIII, 590.
4) Riedenauer a. a. O, 86 etc.
5) Die Herleitungen des Plinius von meta und alla,
das was bei anderen gefunden wird (Plinius H. Nat. Lb. 33, cap. I), sowie die des
Eustath (p. 143, L. 58), das nach Anderem gefundene, das später Entdeckte sind
sehr gesucht.

Griechenland.
oft nicht blos des Lebensunterhaltes, sondern des Gewinnes wegen zu
betreiben, was indes erst in nachhomerischer Zeit eintrat. Phönizischer
Einfluſs läſst sich nicht nur im Geschmack, sondern auch in der Art
der Arbeit, der Arbeitsteilung und der Entwickelung einzelner Ge-
werbszweige erkennen. Auf die Metallindustrie insbesondere haben
die phönizischen Ansiedelungen zu Cypern, Rhodos und besonders
Kreta den gröſsten Einfluſs geübt. Die gewerbliche Arbeit als solche
stand unter dem Schutz einheimischer Götter, insbesondere der Pallas
Athene und des Hephästos. Athene erscheint mehr als die Göttin der
Erfindung, des technischen Verständnisses, sie ist die Göttin aller
mechanischen Künste. Sie arbeitet nicht selbst, aber sie ist die
Lehrerin. So war Pherekles der Sohn des Armonides, der als groſser
Künstler gepriesen wird 1), von Pallas unterwiesen. Anders erscheint
Hephästos, er ist der Götterschmied, der selbst arbeitet mit Hammer
und Zange. Er ist der eigentliche metallurgische Gott der Griechen,
doch erscheint er gleichfalls als Lehrer der Künstler 2). Als berühmten
Künstler der Vorzeit nennt Homer bereits den Dädalus 3), als Künstler
aus der Zeit des trojanischen Krieges, den zuvor genannten Schiffs-
bauer Pherekles und den Goldschmied Läerkes. Τέκτων ist auch bei
ihm der allgemeinste Ausdruck für einen mit Kunstfertigkeit arbeiten-
den Mann 4). So wird Dädalus ein Tekton genannt. Handwerk und
Kunst werden noch nicht getrennt. Äskulap heiſst sogar ein Tekton
der Schmerzlosigkeit. Die Kunst des Zimmermanns, der die erste Hütte
baut, ist wohl auch als die älteste Kunst anzusehen, und war, wie das
Wort beweist, schon vor der Trennung den Ariern bekannt. Auch die
Hauptwerkzeuge, das Beil (πέλεκυς, τύκος) und das Messer, ebenso der
Bohrer (τέρετρον) stammen aus dem gemeinschaftlichen arischen Wort-
schatz. Der Metallarbeiter steht dem Tekton am nächsten. Er heiſst
bei Homer χαλκεύς von dem meist verwendeten Metall, dem Kupfer
χαλκός. Das Wort μέταλλον kommt bei Homer in seiner Bedeutung
als Metall noch nicht vor, wohl aber das Zeitwort μεταλλάω suchen,
ergründen, aus dem jedenfalls zuerst der Pluralis μέταλλα, Bergwerk,
Erz, nämlich das aus der Tiefe geholte, das ergründete, das gesuchte
und hieraus der allgemeine Begriff μέταλλον, das Metall, ent-
standen sind 5). — Hephästos bearbeitet alle Metalle. Er schmelzt

1) Hes. 5, 59.
2) Odyss. VI, 232; XXIII, 159.
3) Ilias XVIII, 590.
4) Riedenauer a. a. O, 86 etc.
5) Die Herleitungen des Plinius von μετά und ἄλλα,
das was bei anderen gefunden wird (Plinius H. Nat. Lb. 33, cap. I), sowie die des
Eustath (p. 143, L. 58), das nach Anderem gefundene, das später Entdeckte sind
sehr gesucht.
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[384/0406] Griechenland. oft nicht blos des Lebensunterhaltes, sondern des Gewinnes wegen zu betreiben, was indes erst in nachhomerischer Zeit eintrat. Phönizischer Einfluſs läſst sich nicht nur im Geschmack, sondern auch in der Art der Arbeit, der Arbeitsteilung und der Entwickelung einzelner Ge- werbszweige erkennen. Auf die Metallindustrie insbesondere haben die phönizischen Ansiedelungen zu Cypern, Rhodos und besonders Kreta den gröſsten Einfluſs geübt. Die gewerbliche Arbeit als solche stand unter dem Schutz einheimischer Götter, insbesondere der Pallas Athene und des Hephästos. Athene erscheint mehr als die Göttin der Erfindung, des technischen Verständnisses, sie ist die Göttin aller mechanischen Künste. Sie arbeitet nicht selbst, aber sie ist die Lehrerin. So war Pherekles der Sohn des Armonides, der als groſser Künstler gepriesen wird 1), von Pallas unterwiesen. Anders erscheint Hephästos, er ist der Götterschmied, der selbst arbeitet mit Hammer und Zange. Er ist der eigentliche metallurgische Gott der Griechen, doch erscheint er gleichfalls als Lehrer der Künstler 2). Als berühmten Künstler der Vorzeit nennt Homer bereits den Dädalus 3), als Künstler aus der Zeit des trojanischen Krieges, den zuvor genannten Schiffs- bauer Pherekles und den Goldschmied Läerkes. Τέκτων ist auch bei ihm der allgemeinste Ausdruck für einen mit Kunstfertigkeit arbeiten- den Mann 4). So wird Dädalus ein Tekton genannt. Handwerk und Kunst werden noch nicht getrennt. Äskulap heiſst sogar ein Tekton der Schmerzlosigkeit. Die Kunst des Zimmermanns, der die erste Hütte baut, ist wohl auch als die älteste Kunst anzusehen, und war, wie das Wort beweist, schon vor der Trennung den Ariern bekannt. Auch die Hauptwerkzeuge, das Beil (πέλεκυς, τύκος) und das Messer, ebenso der Bohrer (τέρετρον) stammen aus dem gemeinschaftlichen arischen Wort- schatz. Der Metallarbeiter steht dem Tekton am nächsten. Er heiſst bei Homer χαλκεύς von dem meist verwendeten Metall, dem Kupfer χαλκός. Das Wort μέταλλον kommt bei Homer in seiner Bedeutung als Metall noch nicht vor, wohl aber das Zeitwort μεταλλάω suchen, ergründen, aus dem jedenfalls zuerst der Pluralis μέταλλα, Bergwerk, Erz, nämlich das aus der Tiefe geholte, das ergründete, das gesuchte und hieraus der allgemeine Begriff μέταλλον, das Metall, ent- standen sind 5). — Hephästos bearbeitet alle Metalle. Er schmelzt 1) Hes. 5, 59. 2) Odyss. VI, 232; XXIII, 159. 3) Ilias XVIII, 590. 4) Riedenauer a. a. O, 86 etc. 5) Die Herleitungen des Plinius von μετά und ἄλλα, das was bei anderen gefunden wird (Plinius H. Nat. Lb. 33, cap. I), sowie die des Eustath (p. 143, L. 58), das nach Anderem gefundene, das später Entdeckte sind sehr gesucht.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/406>, abgerufen am 25.11.2024.