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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Amerika.
Mexiko noch in Peru den Blasebalg kannte und sich zum Nieder-
schmelzen der Silber- und Kupfererze kleiner, aus Thon angefertigter
Öfen bediente, die mit Öffnungen ringsherum versehen waren, durch
welche ein für den Reduktionsprozess hinreichend starker Luftstrom
ohne Mithilfe eines Gebläses erzeugt wurde. In Peru wurden diese
Öfen Guayras genannt; man pflegte sie des Nachts anzuzünden, und
die spanischen Schriftsteller schildern den entzückenden Anblick, wenn
in den Silberbergen von Potosi die Flammen aus mehr als zehn Tausend
Öfen zum dunkeln Himmel emporzüngelten 1). Aber eben so voll-
kommen, wie diese Öfen ausreichten zum Niederschmelzen der Silber-
und Kupfererze, taugten sie auch zur Gewinnung des Eisens 2); wofür
als thatsächlicher Beweis dienen mag, dass viele afrikanische Völker
zu diesem Zwecke eben solche Schmelzöfen, in grösserer und kleinerer
Gestalt und ohne Anwendung eines künstlichen Gebläses benutzen, das
im Grunde genommen nur dann unentbehrlich ist, wenn die Verhüttung
der Erze nicht in eigentlichen Windöfen, sondern in einer mehr oder
weniger tiefen Grube oder auf einem Herde vorgenommen wird.

Zum weiteren Ausschmieden und namentlich zum Schweissen des
gewonnenen Eisens oder Stahles bedurfte es freilich einer höheren, bis

1) Cieza de Leon, Cronica del Peru cap. CIX: para aprovecharsi del metal
hacian unas formas de barro, del talle y manera que es un albahaquero en Espanna,
teniendo por muchas partes algunos agujeros o respiradores. En estos tales ponian
carbon y el metal encima, y puestos por los cerros o laderas donde el viento tenia
mas fuerza, sacaban del plata, la cual apuraban y afinaban despues con sus fuelles
pequennos o cannones de cobre con que soplan . . . . Llaman a estas formas Guai-
ras, y de noche hay tantas dellas por todos los campos y collados, que parescen
luminarias; Garcilasso, Coment. Real. P. I, lib. VIII, c. XXV: Templado asi el
metal, lo fundian en unos hornillos portatiles, a manera de alnafes de barro. No
fundian con fuelles, ni a soplos con cannutos de cobre . . . . Era cosa hermosa
ver en aquellos tiempos ocho, diez, doce, quince mil hornillos arder por aquellos
Cerros y Alturas; Herrera, Hist. gen. etc. Dec. V, lib. III, c. 15: Los Indios se
aprovechavan de la plata por fundicion en hornillos adonde el viento soplasse
rezio y con lenna y carbon; Levini Apollonii de Peruviae invent. lib. I, p. 27:
Fornacibus enim patulo ad meridiem ore apertis materiem condunt, et ovium
stercora imponunt, quae vento sufflante calefactae tantum aestum emittunt, ut
nullo graviore omne metalli, auri, atque argenti genus liquescat, quod subditum
fuerit; Acosta, Hist. nat. lib. IV, c. 5; Molina, Saggio sulla storia etc. Bologna
1787, p. 25 erwähnt den Gebrauch derselben Öfen zum Schmelzen von Gold, Silber,
Zinn und Kupfer bei den Araucanern.
2) Obgleich es ein Versehen war, wenn Alex. Hartmann, Lehrb. d. Eisen-
hüttenkunde Abtl. I, S. 11 (Berlin 1833) sagt: "Als die Spanier nach Peru kamen,
schmolzen die Indianer die Eisenerze in Öfen, Guairas, die auf Anhöhen standen,
um Windzug zu haben, und welche an allen Seiten mit Öffnungen versehen waren,
durch welche der Wind blies", so beweist es doch, dass auf Seiten der Technik
keine Bedenken gegen die Verwendung dieser Öfen zur Eisendarstellung vorliegen.

Amerika.
Mexiko noch in Peru den Blasebalg kannte und sich zum Nieder-
schmelzen der Silber- und Kupfererze kleiner, aus Thon angefertigter
Öfen bediente, die mit Öffnungen ringsherum versehen waren, durch
welche ein für den Reduktionsprozeſs hinreichend starker Luftstrom
ohne Mithilfe eines Gebläses erzeugt wurde. In Peru wurden diese
Öfen Guayras genannt; man pflegte sie des Nachts anzuzünden, und
die spanischen Schriftsteller schildern den entzückenden Anblick, wenn
in den Silberbergen von Potosí die Flammen aus mehr als zehn Tausend
Öfen zum dunkeln Himmel emporzüngelten 1). Aber eben so voll-
kommen, wie diese Öfen ausreichten zum Niederschmelzen der Silber-
und Kupfererze, taugten sie auch zur Gewinnung des Eisens 2); wofür
als thatsächlicher Beweis dienen mag, daſs viele afrikanische Völker
zu diesem Zwecke eben solche Schmelzöfen, in gröſserer und kleinerer
Gestalt und ohne Anwendung eines künstlichen Gebläses benutzen, das
im Grunde genommen nur dann unentbehrlich ist, wenn die Verhüttung
der Erze nicht in eigentlichen Windöfen, sondern in einer mehr oder
weniger tiefen Grube oder auf einem Herde vorgenommen wird.

Zum weiteren Ausschmieden und namentlich zum Schweiſsen des
gewonnenen Eisens oder Stahles bedurfte es freilich einer höheren, bis

1) Cieza de Leon, Cronica del Perú cap. CIX: para aprovecharsi del metal
hacian unas formas de barro, del talle y manera que es un albahaquero en España,
teniendo por muchas partes algunos agujeros ó respiradores. En estos tales ponian
carbon y el metal encima, y puestos por los cerros ó laderas donde el viento tenia
mas fuerza, sacaban dél plata, la cual apuraban y afinaban después con sus fuelles
pequeños ó cañones de cobre con que soplan . . . . Llaman á estas formas Guai-
ras, y de noche hay tantas dellas por todos los campos y collados, que parescen
luminarias; Garcilasso, Coment. Real. P. I, lib. VIII, c. XXV: Templado asi el
metal, lo fundian en unos hornillos portatiles, á manera de alnafes de barro. No
fundian con fuelles, ni á soplos con cañutos de cobre . . . . Era cosa hermosa
ver en aquellos tiempos ocho, diez, doce, quince mil hornillos arder por aquellos
Cerros y Alturas; Herrera, Hist. gen. etc. Dec. V, lib. III, c. 15: Los Indios se
aprovechavan de la plata por fundicion en hornillos adonde el viento soplasse
rezio y con leña y carbon; Levini Apollonii de Peruviae invent. lib. I, p. 27:
Fornacibus enim patulo ad meridiem ore apertis materiem condunt, et ovium
stercora imponunt, quae vento sufflante calefactae tantum aestum emittunt, ut
nullo graviore omne metalli, auri, atque argenti genus liquescat, quod subditum
fuerit; Acosta, Hist. nat. lib. IV, c. 5; Molina, Saggio sulla storia etc. Bologna
1787, p. 25 erwähnt den Gebrauch derselben Öfen zum Schmelzen von Gold, Silber,
Zinn und Kupfer bei den Araucanern.
2) Obgleich es ein Versehen war, wenn Alex. Hartmann, Lehrb. d. Eisen-
hüttenkunde Abtl. I, S. 11 (Berlin 1833) sagt: „Als die Spanier nach Peru kamen,
schmolzen die Indianer die Eisenerze in Öfen, Guairas, die auf Anhöhen standen,
um Windzug zu haben, und welche an allen Seiten mit Öffnungen versehen waren,
durch welche der Wind blies“, so beweist es doch, daſs auf Seiten der Technik
keine Bedenken gegen die Verwendung dieser Öfen zur Eisendarstellung vorliegen.
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[349/0371] Amerika. Mexiko noch in Peru den Blasebalg kannte und sich zum Nieder- schmelzen der Silber- und Kupfererze kleiner, aus Thon angefertigter Öfen bediente, die mit Öffnungen ringsherum versehen waren, durch welche ein für den Reduktionsprozeſs hinreichend starker Luftstrom ohne Mithilfe eines Gebläses erzeugt wurde. In Peru wurden diese Öfen Guayras genannt; man pflegte sie des Nachts anzuzünden, und die spanischen Schriftsteller schildern den entzückenden Anblick, wenn in den Silberbergen von Potosí die Flammen aus mehr als zehn Tausend Öfen zum dunkeln Himmel emporzüngelten 1). Aber eben so voll- kommen, wie diese Öfen ausreichten zum Niederschmelzen der Silber- und Kupfererze, taugten sie auch zur Gewinnung des Eisens 2); wofür als thatsächlicher Beweis dienen mag, daſs viele afrikanische Völker zu diesem Zwecke eben solche Schmelzöfen, in gröſserer und kleinerer Gestalt und ohne Anwendung eines künstlichen Gebläses benutzen, das im Grunde genommen nur dann unentbehrlich ist, wenn die Verhüttung der Erze nicht in eigentlichen Windöfen, sondern in einer mehr oder weniger tiefen Grube oder auf einem Herde vorgenommen wird. Zum weiteren Ausschmieden und namentlich zum Schweiſsen des gewonnenen Eisens oder Stahles bedurfte es freilich einer höheren, bis 1) Cieza de Leon, Cronica del Perú cap. CIX: para aprovecharsi del metal hacian unas formas de barro, del talle y manera que es un albahaquero en España, teniendo por muchas partes algunos agujeros ó respiradores. En estos tales ponian carbon y el metal encima, y puestos por los cerros ó laderas donde el viento tenia mas fuerza, sacaban dél plata, la cual apuraban y afinaban después con sus fuelles pequeños ó cañones de cobre con que soplan . . . . Llaman á estas formas Guai- ras, y de noche hay tantas dellas por todos los campos y collados, que parescen luminarias; Garcilasso, Coment. Real. P. I, lib. VIII, c. XXV: Templado asi el metal, lo fundian en unos hornillos portatiles, á manera de alnafes de barro. No fundian con fuelles, ni á soplos con cañutos de cobre . . . . Era cosa hermosa ver en aquellos tiempos ocho, diez, doce, quince mil hornillos arder por aquellos Cerros y Alturas; Herrera, Hist. gen. etc. Dec. V, lib. III, c. 15: Los Indios se aprovechavan de la plata por fundicion en hornillos adonde el viento soplasse rezio y con leña y carbon; Levini Apollonii de Peruviae invent. lib. I, p. 27: Fornacibus enim patulo ad meridiem ore apertis materiem condunt, et ovium stercora imponunt, quae vento sufflante calefactae tantum aestum emittunt, ut nullo graviore omne metalli, auri, atque argenti genus liquescat, quod subditum fuerit; Acosta, Hist. nat. lib. IV, c. 5; Molina, Saggio sulla storia etc. Bologna 1787, p. 25 erwähnt den Gebrauch derselben Öfen zum Schmelzen von Gold, Silber, Zinn und Kupfer bei den Araucanern. 2) Obgleich es ein Versehen war, wenn Alex. Hartmann, Lehrb. d. Eisen- hüttenkunde Abtl. I, S. 11 (Berlin 1833) sagt: „Als die Spanier nach Peru kamen, schmolzen die Indianer die Eisenerze in Öfen, Guairas, die auf Anhöhen standen, um Windzug zu haben, und welche an allen Seiten mit Öffnungen versehen waren, durch welche der Wind blies“, so beweist es doch, daſs auf Seiten der Technik keine Bedenken gegen die Verwendung dieser Öfen zur Eisendarstellung vorliegen.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/371>, abgerufen am 25.11.2024.