aus Lanzen von 6 bis 8 Ellen Länge bestanden, die mit eisernen Spitzen versehen waren 1), und Holmberg (Ethnogr. Skizzen I, 307; II, 28) erwähnt ausserdem sehr breite eiserne Dolche, die in Leder- scheiden getragen wurden; daneben benutzten sie Äxte aus Flint oder einem harten grünen Steine, mit denen das Holz leicht zu be- arbeiten war.
Auch die Tschugatschen und Unalaschken längs des Prinz William- Sundes, und ebenso die Koniages auf der Insel Kadjak waren längst in Besitz von Eisen und gediegenem Kupfer vor Ankunft der Europäer (von Baer, Statist. u. Ethnogr. Nachr. 118; Holmberg, I, 101; Cook, 76, 88); und bei den Bewohnern der Schumagin-Inseln waren bereits als Behring sie im Jahre 1728 entdeckte, eiserne Messer von auffallen- der Form, sehr dick, acht Zoll lang und mit abgerundeter Spitze in Gebrauch (Cook, a. a. O. 92).
Die am nördlichen Eismeere ansässigen Eskimo pflegen, wie in früheren Zeiten die Indianer Nordamerikas, ihre spärlichen Geräte und Waffen gern aus gediegenem Kupfer, zu dessen Herbeischaffung sie tagelange Märsche unternehmen, zu hämmern (Hearne, Reise etc. 158). Auch fand John Ross (Voyage of discovery 98, 103, 118) bei den An- wohnern der Regent Bay kleine, mit grosser Mühe von einem Meteor- eisenblock abgelöste Splitter als Messerschneide verwendet. Während indessen einige Eskimostämme die, in europäischen Ansiedelungen ein- getauschten kleinen Eisenbarren nur durch Anschleifen zu schärfen suchen und dann als Axtklingen benutzen (Mackenzie, Reise etc. von Sprengel, 52), verstehen sich doch andere bereits seit langer Zeit vor- trefflich aufs Schmieden des Eisens und verfertigen, wie Mackenzie (35, 47) und Simpson (Narrat. etc. 123) bezeugen, ihre "formidablen" Messer, Speer- und Pfeilspitzen selber. Von einer selbständigen Ge- winnung des Eisens ist, meines Wissens, bei ihnen keine Rede.
In vereinzelten Fällen scheinen dagegen die Indianer Nordamerikas, namentlich im Gebiete des Ohio, schon vor der europäischen Kolonie- sation neben einer ziemlich ausgedehnten Benutzung von gediegenem Kupfer, das sie in kaltem Zustande hämmerten, auch auf die Entdeckung des Eisens geraten zu sein, was denn auch in Anbetracht des ausser- ordentlich einfachen Reduktionsprozesses und bei der enormen Ver- breitung des, in jenen Distrikten überall zu Tage liegenden Eisenerzes gar nichts Auffallendes haben könnte. Wenigstens berichtete Caleb
1) Bodega y Quadra (a. 1775) bei Bancroft I, p. 105: Las armas ofensivas que generalmente usan son las flechas, lanzas de seis y ocho varas de largo con len- guetas de fierro.
Amerika.
aus Lanzen von 6 bis 8 Ellen Länge bestanden, die mit eisernen Spitzen versehen waren 1), und Holmberg (Ethnogr. Skizzen I, 307; II, 28) erwähnt auſserdem sehr breite eiserne Dolche, die in Leder- scheiden getragen wurden; daneben benutzten sie Äxte aus Flint oder einem harten grünen Steine, mit denen das Holz leicht zu be- arbeiten war.
Auch die Tschugatschen und Unalaschken längs des Prinz William- Sundes, und ebenso die Koniages auf der Insel Kadjak waren längst in Besitz von Eisen und gediegenem Kupfer vor Ankunft der Europäer (von Baer, Statist. u. Ethnogr. Nachr. 118; Holmberg, I, 101; Cook, 76, 88); und bei den Bewohnern der Schumagin-Inseln waren bereits als Behring sie im Jahre 1728 entdeckte, eiserne Messer von auffallen- der Form, sehr dick, acht Zoll lang und mit abgerundeter Spitze in Gebrauch (Cook, a. a. O. 92).
Die am nördlichen Eismeere ansäſsigen Eskimo pflegen, wie in früheren Zeiten die Indianer Nordamerikas, ihre spärlichen Geräte und Waffen gern aus gediegenem Kupfer, zu dessen Herbeischaffung sie tagelange Märsche unternehmen, zu hämmern (Hearne, Reise etc. 158). Auch fand John Ross (Voyage of discovery 98, 103, 118) bei den An- wohnern der Regent Bay kleine, mit groſser Mühe von einem Meteor- eisenblock abgelöste Splitter als Messerschneide verwendet. Während indessen einige Eskimostämme die, in europäischen Ansiedelungen ein- getauschten kleinen Eisenbarren nur durch Anschleifen zu schärfen suchen und dann als Axtklingen benutzen (Mackenzie, Reise etc. von Sprengel, 52), verstehen sich doch andere bereits seit langer Zeit vor- trefflich aufs Schmieden des Eisens und verfertigen, wie Mackenzie (35, 47) und Simpson (Narrat. etc. 123) bezeugen, ihre „formidablen“ Messer, Speer- und Pfeilspitzen selber. Von einer selbständigen Ge- winnung des Eisens ist, meines Wissens, bei ihnen keine Rede.
In vereinzelten Fällen scheinen dagegen die Indianer Nordamerikas, namentlich im Gebiete des Ohio, schon vor der europäischen Kolonie- sation neben einer ziemlich ausgedehnten Benutzung von gediegenem Kupfer, das sie in kaltem Zustande hämmerten, auch auf die Entdeckung des Eisens geraten zu sein, was denn auch in Anbetracht des auſser- ordentlich einfachen Reduktionsprozesses und bei der enormen Ver- breitung des, in jenen Distrikten überall zu Tage liegenden Eisenerzes gar nichts Auffallendes haben könnte. Wenigstens berichtete Caleb
1) Bodega y Quadra (a. 1775) bei Bancroft I, p. 105: Las armas ofensivas que generalmente usan son las flechas, lanzas de seis y ocho varas de largo con len- guetas de fierro.
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Amerika.
aus Lanzen von 6 bis 8 Ellen Länge bestanden, die mit eisernen
Spitzen versehen waren 1), und Holmberg (Ethnogr. Skizzen I, 307;
II, 28) erwähnt auſserdem sehr breite eiserne Dolche, die in Leder-
scheiden getragen wurden; daneben benutzten sie Äxte aus Flint
oder einem harten grünen Steine, mit denen das Holz leicht zu be-
arbeiten war.
Auch die Tschugatschen und Unalaschken längs des Prinz William-
Sundes, und ebenso die Koniages auf der Insel Kadjak waren längst in
Besitz von Eisen und gediegenem Kupfer vor Ankunft der Europäer
(von Baer, Statist. u. Ethnogr. Nachr. 118; Holmberg, I, 101; Cook,
76, 88); und bei den Bewohnern der Schumagin-Inseln waren bereits
als Behring sie im Jahre 1728 entdeckte, eiserne Messer von auffallen-
der Form, sehr dick, acht Zoll lang und mit abgerundeter Spitze in
Gebrauch (Cook, a. a. O. 92).
Die am nördlichen Eismeere ansäſsigen Eskimo pflegen, wie in
früheren Zeiten die Indianer Nordamerikas, ihre spärlichen Geräte und
Waffen gern aus gediegenem Kupfer, zu dessen Herbeischaffung sie
tagelange Märsche unternehmen, zu hämmern (Hearne, Reise etc. 158).
Auch fand John Ross (Voyage of discovery 98, 103, 118) bei den An-
wohnern der Regent Bay kleine, mit groſser Mühe von einem Meteor-
eisenblock abgelöste Splitter als Messerschneide verwendet. Während
indessen einige Eskimostämme die, in europäischen Ansiedelungen ein-
getauschten kleinen Eisenbarren nur durch Anschleifen zu schärfen
suchen und dann als Axtklingen benutzen (Mackenzie, Reise etc. von
Sprengel, 52), verstehen sich doch andere bereits seit langer Zeit vor-
trefflich aufs Schmieden des Eisens und verfertigen, wie Mackenzie
(35, 47) und Simpson (Narrat. etc. 123) bezeugen, ihre „formidablen“
Messer, Speer- und Pfeilspitzen selber. Von einer selbständigen Ge-
winnung des Eisens ist, meines Wissens, bei ihnen keine Rede.
In vereinzelten Fällen scheinen dagegen die Indianer Nordamerikas,
namentlich im Gebiete des Ohio, schon vor der europäischen Kolonie-
sation neben einer ziemlich ausgedehnten Benutzung von gediegenem
Kupfer, das sie in kaltem Zustande hämmerten, auch auf die Entdeckung
des Eisens geraten zu sein, was denn auch in Anbetracht des auſser-
ordentlich einfachen Reduktionsprozesses und bei der enormen Ver-
breitung des, in jenen Distrikten überall zu Tage liegenden Eisenerzes
gar nichts Auffallendes haben könnte. Wenigstens berichtete Caleb
1) Bodega y Quadra (a. 1775) bei Bancroft I, p. 105: Las armas ofensivas que
generalmente usan son las flechas, lanzas de seis y ocho varas de largo con len-
guetas de fierro.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/369>, abgerufen am 22.11.2024.
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