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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Afrika.
in den Negerstaaten des mittleren Sudan zu erkennen giebt, wo, seit-
dem sie dem Islam verfallen, ein gradueller Rückschritt auf der Bahn
der äusseren Kultur sich offenbart und die letzten Spuren eines ein-
heimischen Gewerbfleisses in kurzer Zeit zu verschwinden drohen.

[Abbildung] Fig. 51.

Unter solchen Umständen kann es nicht Wunder
nehmen, wenn wir bei den am meisten abgeschlossenen
Bewohnern Afrikas, unter den rohesten, zum Teil noch
kannibalischer Sitte huldigenden Stämmen im tiefsten
Innern, bis wohin noch nicht einmal der Gebrauch von
Baumwollenzeugen und noch kaum derjenige der Glas-
perlen hingedrungen, den angeborenen Kunsttrieb, die
Freude an der Herstellung von Kunstgebilden zur Ver-
schönerung und Annehmlichkeit des Lebens, die Freude
am selbsterworbenen Besitz gerade am meisten erhalten
finden ... Mögen andere Reisende in dem angedeuteten
Sinne fortfahren zu sammeln. Eile thut Not! Denn die
destruktive Gewalt unserer sich allen Völkern des Erd-
balles aufdringenden Industrie droht über kurz oder lang
auch in Afrika mit dem letzten Reste autochthoner Kunst
aufzuräumen."

Schweinfurth fand bei den obengenannten Völkern
von Innerafrika eine vorgeschrittene, selbständige Eisen-
industrie und teilweise staunenswerte Leistungen. Die
Djur 1) rühmt er als vorzügliche Stahlschmiede. "Sie fer-
tigten einfache, schlank zulaufende Lanzenspitzen, die
durch den Handel an Geldesstatt über alle Nachbarländer
verbreitet werden (Fig. 51). Vollständige eiserne Lanzen,
von 6 bis 8 Fuss Länge, werden nicht als Wurfgeschosse
gebraucht, sondern dienen in dieser Form als wohlver-
arbeitetes Eisen, bei den Dinkastämmen, in Heiratsfällen
zur Mitgift.

Die Pfeilspitzen dieser Negervölker zeigen in der
Regel einen vierkantigen Schaft, der nicht nur auf den
Kanten scharf aufgehauen wurde, sondern noch in seiner ganzen Länge
mit spitzen Stacheln, Grannen und Zacken versehen ist und damit eine
"wahrhaft teuflische Erfindungskunst" im Ersinnen von Mitteln bekundet,
um eine Verwundung so gefährlich als möglich zu machen. Oft sind

1) Entnommen aus Dr. Hostmanns Referat im Archiv für Anthropologie Bd. X,
S. 431 u. flgd.

Afrika.
in den Negerstaaten des mittleren Sudan zu erkennen giebt, wo, seit-
dem sie dem Islam verfallen, ein gradueller Rückschritt auf der Bahn
der äuſseren Kultur sich offenbart und die letzten Spuren eines ein-
heimischen Gewerbfleiſses in kurzer Zeit zu verschwinden drohen.

[Abbildung] Fig. 51.

Unter solchen Umständen kann es nicht Wunder
nehmen, wenn wir bei den am meisten abgeschlossenen
Bewohnern Afrikas, unter den rohesten, zum Teil noch
kannibalischer Sitte huldigenden Stämmen im tiefsten
Innern, bis wohin noch nicht einmal der Gebrauch von
Baumwollenzeugen und noch kaum derjenige der Glas-
perlen hingedrungen, den angeborenen Kunsttrieb, die
Freude an der Herstellung von Kunstgebilden zur Ver-
schönerung und Annehmlichkeit des Lebens, die Freude
am selbsterworbenen Besitz gerade am meisten erhalten
finden … Mögen andere Reisende in dem angedeuteten
Sinne fortfahren zu sammeln. Eile thut Not! Denn die
destruktive Gewalt unserer sich allen Völkern des Erd-
balles aufdringenden Industrie droht über kurz oder lang
auch in Afrika mit dem letzten Reste autochthoner Kunst
aufzuräumen.“

Schweinfurth fand bei den obengenannten Völkern
von Innerafrika eine vorgeschrittene, selbständige Eisen-
industrie und teilweise staunenswerte Leistungen. Die
Djur 1) rühmt er als vorzügliche Stahlschmiede. „Sie fer-
tigten einfache, schlank zulaufende Lanzenspitzen, die
durch den Handel an Geldesstatt über alle Nachbarländer
verbreitet werden (Fig. 51). Vollständige eiserne Lanzen,
von 6 bis 8 Fuſs Länge, werden nicht als Wurfgeschosse
gebraucht, sondern dienen in dieser Form als wohlver-
arbeitetes Eisen, bei den Dinkastämmen, in Heiratsfällen
zur Mitgift.

Die Pfeilspitzen dieser Negervölker zeigen in der
Regel einen vierkantigen Schaft, der nicht nur auf den
Kanten scharf aufgehauen wurde, sondern noch in seiner ganzen Länge
mit spitzen Stacheln, Grannen und Zacken versehen ist und damit eine
„wahrhaft teuflische Erfindungskunst“ im Ersinnen von Mitteln bekundet,
um eine Verwundung so gefährlich als möglich zu machen. Oft sind

1) Entnommen aus Dr. Hostmanns Referat im Archiv für Anthropologie Bd. X,
S. 431 u. flgd.
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[312/0334] Afrika. in den Negerstaaten des mittleren Sudan zu erkennen giebt, wo, seit- dem sie dem Islam verfallen, ein gradueller Rückschritt auf der Bahn der äuſseren Kultur sich offenbart und die letzten Spuren eines ein- heimischen Gewerbfleiſses in kurzer Zeit zu verschwinden drohen. [Abbildung Fig. 51.] Unter solchen Umständen kann es nicht Wunder nehmen, wenn wir bei den am meisten abgeschlossenen Bewohnern Afrikas, unter den rohesten, zum Teil noch kannibalischer Sitte huldigenden Stämmen im tiefsten Innern, bis wohin noch nicht einmal der Gebrauch von Baumwollenzeugen und noch kaum derjenige der Glas- perlen hingedrungen, den angeborenen Kunsttrieb, die Freude an der Herstellung von Kunstgebilden zur Ver- schönerung und Annehmlichkeit des Lebens, die Freude am selbsterworbenen Besitz gerade am meisten erhalten finden … Mögen andere Reisende in dem angedeuteten Sinne fortfahren zu sammeln. Eile thut Not! Denn die destruktive Gewalt unserer sich allen Völkern des Erd- balles aufdringenden Industrie droht über kurz oder lang auch in Afrika mit dem letzten Reste autochthoner Kunst aufzuräumen.“ Schweinfurth fand bei den obengenannten Völkern von Innerafrika eine vorgeschrittene, selbständige Eisen- industrie und teilweise staunenswerte Leistungen. Die Djur 1) rühmt er als vorzügliche Stahlschmiede. „Sie fer- tigten einfache, schlank zulaufende Lanzenspitzen, die durch den Handel an Geldesstatt über alle Nachbarländer verbreitet werden (Fig. 51). Vollständige eiserne Lanzen, von 6 bis 8 Fuſs Länge, werden nicht als Wurfgeschosse gebraucht, sondern dienen in dieser Form als wohlver- arbeitetes Eisen, bei den Dinkastämmen, in Heiratsfällen zur Mitgift. Die Pfeilspitzen dieser Negervölker zeigen in der Regel einen vierkantigen Schaft, der nicht nur auf den Kanten scharf aufgehauen wurde, sondern noch in seiner ganzen Länge mit spitzen Stacheln, Grannen und Zacken versehen ist und damit eine „wahrhaft teuflische Erfindungskunst“ im Ersinnen von Mitteln bekundet, um eine Verwundung so gefährlich als möglich zu machen. Oft sind 1) Entnommen aus Dr. Hostmanns Referat im Archiv für Anthropologie Bd. X, S. 431 u. flgd.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/334>, abgerufen am 22.11.2024.