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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Die Naturvölker in Afrika, Asien und Amerika.


Afrika.

Die Bevölkerung Afrikas hat von den Bewohnern der drei Kon-
tinente, welche als die alte Welt bezeichnet werden, am wenigsten an
den Fortschritten der Kultur Teil genommen. Auch in technischer
Beziehung haben sie Hervorragendes niemals geleistet. Demungeachtet
bietet die metallurgische Technik der Negervölker, welche als die Ur-
bevölkerung Afrikas anzusehen sind, ein ganz besonderes Interesse für
uns dar, da dieses Volk, soweit unsere Kenntnis reicht, von jeher in
diesem Weltteile sesshaft und seine Kulturentwickelung eine durchaus
spontane war. Die Äthiopier sassen schon in dem nubischen Gebiete
und in den südlicheren Ländern, ehe die Geschichte Ägyptens ihren
Anfang nimmt. Auch lässt sich nicht behaupten, dass der zivilisa-
torische Einfluss, den die nach gewissen Richtungen hin so hoch-
gebildeten Ägypter eine tiefere Einwirkung auf die äthiopischen Völker
geübt habe. Das Klima, die geographische Gestaltung Afrikas und
andere natürliche Ursachen haben zusammengewirkt, dass alle fremden
Impulse zu einer höheren Zivilisation nur eine oberflächliche und vorüber-
gehende Einwirkung ausgeübt haben. Die zähe und widerstandsfähige
Natur des Negerstammes hat ebenfalls wesentlich hierzu beigetragen.
Den grössten Einfluss auf die Völker Afrikas haben noch die Araber
ausgeübt, die einerseits genügsam und ausdauernd, andererseits fana-
tisch und interessiert, dabei durch ihr heimisches Klima den Beschwer-
den der afrikanischen Sonne mehr gewachsen, die mohammedanische
Religion verbreiteten und in Verbindung damit den arabischen Binnen-
handel etablierten. Die Einwirkung Ägyptens beschränkte sich auf
Nubien und das Küstengebiet des Roten Meeres und eines Teiles des

Die Naturvölker in Afrika, Asien und Amerika.


Afrika.

Die Bevölkerung Afrikas hat von den Bewohnern der drei Kon-
tinente, welche als die alte Welt bezeichnet werden, am wenigsten an
den Fortschritten der Kultur Teil genommen. Auch in technischer
Beziehung haben sie Hervorragendes niemals geleistet. Demungeachtet
bietet die metallurgische Technik der Negervölker, welche als die Ur-
bevölkerung Afrikas anzusehen sind, ein ganz besonderes Interesse für
uns dar, da dieses Volk, soweit unsere Kenntnis reicht, von jeher in
diesem Weltteile seſshaft und seine Kulturentwickelung eine durchaus
spontane war. Die Äthiopier saſsen schon in dem nubischen Gebiete
und in den südlicheren Ländern, ehe die Geschichte Ägyptens ihren
Anfang nimmt. Auch läſst sich nicht behaupten, daſs der zivilisa-
torische Einfluſs, den die nach gewissen Richtungen hin so hoch-
gebildeten Ägypter eine tiefere Einwirkung auf die äthiopischen Völker
geübt habe. Das Klima, die geographische Gestaltung Afrikas und
andere natürliche Ursachen haben zusammengewirkt, daſs alle fremden
Impulse zu einer höheren Zivilisation nur eine oberflächliche und vorüber-
gehende Einwirkung ausgeübt haben. Die zähe und widerstandsfähige
Natur des Negerstammes hat ebenfalls wesentlich hierzu beigetragen.
Den gröſsten Einfluſs auf die Völker Afrikas haben noch die Araber
ausgeübt, die einerseits genügsam und ausdauernd, andererseits fana-
tisch und interessiert, dabei durch ihr heimisches Klima den Beschwer-
den der afrikanischen Sonne mehr gewachsen, die mohammedanische
Religion verbreiteten und in Verbindung damit den arabischen Binnen-
handel etablierten. Die Einwirkung Ägyptens beschränkte sich auf
Nubien und das Küstengebiet des Roten Meeres und eines Teiles des

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[[309]/0331] Die Naturvölker in Afrika, Asien und Amerika. Afrika. Die Bevölkerung Afrikas hat von den Bewohnern der drei Kon- tinente, welche als die alte Welt bezeichnet werden, am wenigsten an den Fortschritten der Kultur Teil genommen. Auch in technischer Beziehung haben sie Hervorragendes niemals geleistet. Demungeachtet bietet die metallurgische Technik der Negervölker, welche als die Ur- bevölkerung Afrikas anzusehen sind, ein ganz besonderes Interesse für uns dar, da dieses Volk, soweit unsere Kenntnis reicht, von jeher in diesem Weltteile seſshaft und seine Kulturentwickelung eine durchaus spontane war. Die Äthiopier saſsen schon in dem nubischen Gebiete und in den südlicheren Ländern, ehe die Geschichte Ägyptens ihren Anfang nimmt. Auch läſst sich nicht behaupten, daſs der zivilisa- torische Einfluſs, den die nach gewissen Richtungen hin so hoch- gebildeten Ägypter eine tiefere Einwirkung auf die äthiopischen Völker geübt habe. Das Klima, die geographische Gestaltung Afrikas und andere natürliche Ursachen haben zusammengewirkt, daſs alle fremden Impulse zu einer höheren Zivilisation nur eine oberflächliche und vorüber- gehende Einwirkung ausgeübt haben. Die zähe und widerstandsfähige Natur des Negerstammes hat ebenfalls wesentlich hierzu beigetragen. Den gröſsten Einfluſs auf die Völker Afrikas haben noch die Araber ausgeübt, die einerseits genügsam und ausdauernd, andererseits fana- tisch und interessiert, dabei durch ihr heimisches Klima den Beschwer- den der afrikanischen Sonne mehr gewachsen, die mohammedanische Religion verbreiteten und in Verbindung damit den arabischen Binnen- handel etablierten. Die Einwirkung Ägyptens beschränkte sich auf Nubien und das Küstengebiet des Roten Meeres und eines Teiles des

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. [309]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/331>, abgerufen am 17.11.2024.