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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Chinesen.
schadhaft werden 1). Sie werden indes nicht unbrauchbar, denn die
Chinesen verstehen es ausgezeichnet, diese Gusswaren zu flicken. Es
geschieht dies von hausierenden Kesselflickern, die unablässig rufend
die Strassen auf und abziehen. Hat ein solcher einen Topf zu flicken,
so feilt er zunächst das Loch oder den Sprung aus und reibt die
Wände mit einem Ziegelsteine glatt. Dann erhitzt er ein Tiegelchen
von Fingerhutgestalt, in das etwas Roheisen eingetragen ist, in einem
kleinen runden Windofen, der einen Durchmesser von 51/2 Zoll hat und
kaum höher ist. Unten befindet sich ein Rost, unter dem der gepresste
Wind eintritt, den der Künstler mit einem Balge oder mit einem
originellen Kolbengebläse, das später beschrieben werden wird, erzeugt.
Dadurch entsteht in dem kleinen, zweckmässig konstruiertem Gebläse-
öfchen eine ganz bedeutende Hitze, bei der das Gusseisen vollständig
einschmilzt. Der Arbeiter fasst nun den kleinen Tiegel mit der Zange
und lässt das geschmolzene Eisen auf ein Stück Filz tropfen, das mit
etwas Holzkohlenasche und Staub bedeckt ist und das er in der linken
Hand hält. Er führt es in das Innere des Gefässes und presst es fest
gegen die auszubessernde Stelle, indem er gleichzeitig das geschmolzene
Metall, das durch den Spalt oder die Öffnung hindurchquillt, mit einer
kleinen Rolle von Filz, die ebenfalls mit Asche bedeckt ist, schlägt.
Diese Operation wird wiederholt bis die Öffnung im Kessel vollständig
ausgefüllt ist. Dann bricht er die scharfen Ecken ab, reibt sie mit
Ziegelbrocken glatt und nachdem er noch eine Probe angestellt hat,
ob der Topf dicht ist, indem er ihn mit Wasser anfüllt, stellt er ihn
dem Eigentümer zu. Die ganze Arbeit kostet 30 Pfennige.

Überhaupt sind die Arbeitslöhne in China sehr niedrig. Ein
Schmied steht sich im Durchschnitt nur auf 5 Dollar im Monate.
Freilich sind die Kosten des Lebensunterhaltes damit im Verhältnis,
denn es vermag ein gewöhnlicher Arbeiter mit Frau und drei Kindern
für 3 Dollar im Monat zu existieren. Für eine alte Person rechnet
man nur 1 Dollar im Monat, für einen Knaben 11/2 Dollar. Ein lediger
Schmied oder Steinbrecher bedarf für seine Person nicht mehr als
3 bis 4 Dollar monatlich.

Wenn die Chinesen in verschiedenen Arten der Verarbeitung der
Metalle eine grosse Fertigkeit an den Tag legen, so scheint dagegen
die Darstellung des Eisens noch auf niederer Stufe zu stehen. Die
Eisenschmelzen liegen in den wenig besuchten, waldigen Gebirgen und
fehlen deshalb bis jetzt nähere Angaben, doch scheinen sie nach dem

1) Percy, Metallurgie II, 747.

Chinesen.
schadhaft werden 1). Sie werden indes nicht unbrauchbar, denn die
Chinesen verstehen es ausgezeichnet, diese Guſswaren zu flicken. Es
geschieht dies von hausierenden Kesselflickern, die unablässig rufend
die Straſsen auf und abziehen. Hat ein solcher einen Topf zu flicken,
so feilt er zunächst das Loch oder den Sprung aus und reibt die
Wände mit einem Ziegelsteine glatt. Dann erhitzt er ein Tiegelchen
von Fingerhutgestalt, in das etwas Roheisen eingetragen ist, in einem
kleinen runden Windofen, der einen Durchmesser von 5½ Zoll hat und
kaum höher ist. Unten befindet sich ein Rost, unter dem der gepreſste
Wind eintritt, den der Künstler mit einem Balge oder mit einem
originellen Kolbengebläse, das später beschrieben werden wird, erzeugt.
Dadurch entsteht in dem kleinen, zweckmäſsig konstruiertem Gebläse-
öfchen eine ganz bedeutende Hitze, bei der das Guſseisen vollständig
einschmilzt. Der Arbeiter faſst nun den kleinen Tiegel mit der Zange
und läſst das geschmolzene Eisen auf ein Stück Filz tropfen, das mit
etwas Holzkohlenasche und Staub bedeckt ist und das er in der linken
Hand hält. Er führt es in das Innere des Gefäſses und preſst es fest
gegen die auszubessernde Stelle, indem er gleichzeitig das geschmolzene
Metall, das durch den Spalt oder die Öffnung hindurchquillt, mit einer
kleinen Rolle von Filz, die ebenfalls mit Asche bedeckt ist, schlägt.
Diese Operation wird wiederholt bis die Öffnung im Kessel vollständig
ausgefüllt ist. Dann bricht er die scharfen Ecken ab, reibt sie mit
Ziegelbrocken glatt und nachdem er noch eine Probe angestellt hat,
ob der Topf dicht ist, indem er ihn mit Wasser anfüllt, stellt er ihn
dem Eigentümer zu. Die ganze Arbeit kostet 30 Pfennige.

Überhaupt sind die Arbeitslöhne in China sehr niedrig. Ein
Schmied steht sich im Durchschnitt nur auf 5 Dollar im Monate.
Freilich sind die Kosten des Lebensunterhaltes damit im Verhältnis,
denn es vermag ein gewöhnlicher Arbeiter mit Frau und drei Kindern
für 3 Dollar im Monat zu existieren. Für eine alte Person rechnet
man nur 1 Dollar im Monat, für einen Knaben 1½ Dollar. Ein lediger
Schmied oder Steinbrecher bedarf für seine Person nicht mehr als
3 bis 4 Dollar monatlich.

Wenn die Chinesen in verschiedenen Arten der Verarbeitung der
Metalle eine groſse Fertigkeit an den Tag legen, so scheint dagegen
die Darstellung des Eisens noch auf niederer Stufe zu stehen. Die
Eisenschmelzen liegen in den wenig besuchten, waldigen Gebirgen und
fehlen deshalb bis jetzt nähere Angaben, doch scheinen sie nach dem

1) Percy, Metallurgie II, 747.
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[301/0323] Chinesen. schadhaft werden 1). Sie werden indes nicht unbrauchbar, denn die Chinesen verstehen es ausgezeichnet, diese Guſswaren zu flicken. Es geschieht dies von hausierenden Kesselflickern, die unablässig rufend die Straſsen auf und abziehen. Hat ein solcher einen Topf zu flicken, so feilt er zunächst das Loch oder den Sprung aus und reibt die Wände mit einem Ziegelsteine glatt. Dann erhitzt er ein Tiegelchen von Fingerhutgestalt, in das etwas Roheisen eingetragen ist, in einem kleinen runden Windofen, der einen Durchmesser von 5½ Zoll hat und kaum höher ist. Unten befindet sich ein Rost, unter dem der gepreſste Wind eintritt, den der Künstler mit einem Balge oder mit einem originellen Kolbengebläse, das später beschrieben werden wird, erzeugt. Dadurch entsteht in dem kleinen, zweckmäſsig konstruiertem Gebläse- öfchen eine ganz bedeutende Hitze, bei der das Guſseisen vollständig einschmilzt. Der Arbeiter faſst nun den kleinen Tiegel mit der Zange und läſst das geschmolzene Eisen auf ein Stück Filz tropfen, das mit etwas Holzkohlenasche und Staub bedeckt ist und das er in der linken Hand hält. Er führt es in das Innere des Gefäſses und preſst es fest gegen die auszubessernde Stelle, indem er gleichzeitig das geschmolzene Metall, das durch den Spalt oder die Öffnung hindurchquillt, mit einer kleinen Rolle von Filz, die ebenfalls mit Asche bedeckt ist, schlägt. Diese Operation wird wiederholt bis die Öffnung im Kessel vollständig ausgefüllt ist. Dann bricht er die scharfen Ecken ab, reibt sie mit Ziegelbrocken glatt und nachdem er noch eine Probe angestellt hat, ob der Topf dicht ist, indem er ihn mit Wasser anfüllt, stellt er ihn dem Eigentümer zu. Die ganze Arbeit kostet 30 Pfennige. Überhaupt sind die Arbeitslöhne in China sehr niedrig. Ein Schmied steht sich im Durchschnitt nur auf 5 Dollar im Monate. Freilich sind die Kosten des Lebensunterhaltes damit im Verhältnis, denn es vermag ein gewöhnlicher Arbeiter mit Frau und drei Kindern für 3 Dollar im Monat zu existieren. Für eine alte Person rechnet man nur 1 Dollar im Monat, für einen Knaben 1½ Dollar. Ein lediger Schmied oder Steinbrecher bedarf für seine Person nicht mehr als 3 bis 4 Dollar monatlich. Wenn die Chinesen in verschiedenen Arten der Verarbeitung der Metalle eine groſse Fertigkeit an den Tag legen, so scheint dagegen die Darstellung des Eisens noch auf niederer Stufe zu stehen. Die Eisenschmelzen liegen in den wenig besuchten, waldigen Gebirgen und fehlen deshalb bis jetzt nähere Angaben, doch scheinen sie nach dem 1) Percy, Metallurgie II, 747.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/323>, abgerufen am 22.11.2024.