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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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stein vor dem Verschmelzen einer Röstung unterworfen, so geschieht
dies nur, um eine mechanische Auflockerung zu erreichen.

Die dritten, sehr verbreiteten Sauerstoffverbindungen des Eisens sind
die braunen, wasserhaltigen Oxyde, die Brauneisensteine, welche
als brauner Glaskopf, als Sumpferz, Seeerz, Bohnerz u. s. w. gefunden
werden. Die wasserhaltigen Oxyde sind nicht krystallisiert. Die reinste
Abänderung, der braune Glaskopf, besteht aus zwei Atomen Sesquioxyd
und drei Atomen Wasser; eine zweite wasserreichere Verbindung ent-
hält zwei Atome Wasser auf ein Atom Eisenoxyd. Diese Eisenhydrate
sind in den dichten und erdigen Brauneisenerzen mit mehr oder weniger
Thon vermischt. Wird das Erz erhitzt, so entweicht das Wasser und
es bleibt wasserfreies, rotes Oxyd zurück. Brauneisensteine finden
sich in allen Formationen. In den älteren, besonders in der silurischen
und devonischen kommen sie meist in Gängen vor und sind oft das Um-
wandlungsprodukt des Eisenspats, in welchem Falle sie sehr rein, reich
an Mangan und vorzügliche Eisenerze sind. In den jüngeren Forma-
tionen treten dagegen die Brauneisenerze häufiger als Lager auf, deren
Bildung zuweilen, wie bei den schwedischen Seeerzen, noch fortschreitet.
Organische Wesen sind oft die Veranlassungen solcher Ablagerungen.
So scheiden Charen, Converfen und Moospflanzen in flachen Wassern,
die doppeltkohlensaures Eisenoxydul gelöst enthalten, oft Eisenoxyd-
hydrat aus, indem sie durch ihre Respirationsthätigkeit der Flüssigkeit
den Überschuss an Kohlensäure, der die Eisenverbindung gelöst hält,
entziehen. Das ausgeschiedene Eisenoxydhydrat setzt sich um das
Netzwerk der Pflanzenwurzeln ab. Dass auch Infusorien das Eisen-
oxydhydrat durch ihre Lebensthätigkeit unmittelbar zum Absatz
bringen können, beweist die Entstehung der Seeerze Schwedens. Solche
Ablagerungen können zwar unter Umständen von grosser Reinheit sein,
in den meisten Fällen aber enthalten sie, abgesehen von den Thonein-
mengungen, einen beträchtlichen Anteil an Phosphorsäure, der sie
weniger für die Herstellung von Schmiedeisen und Stahl, als von Guss-
waren tauglich macht.

Die vierte oxydische Verbindung endlich, welche die Natur liefert,
ist das hellgefärbte, kohlensaure Eisenoxydul, der Eisenspat. In
reinem Zustande tritt er in der Krystallform des Kalkspats in Rhom-
boedern auf und ist eine Verbindung von einem Atom Eisenoxydul
mit einem Atom Kohlensäure, welche in reinem Zustande 48,275 Proz.
Eisen enthält. Meist jedoch ist es begleitet von den isomorphen Kar-
bonaten, kohlensaurem Manganoxydul, kohlensaurer Magnesia und
kohlensaurem Kalk. Das spezifische Gewicht dieses Erzes ist 3,7 bis

Einleitung.
stein vor dem Verschmelzen einer Röstung unterworfen, so geschieht
dies nur, um eine mechanische Auflockerung zu erreichen.

Die dritten, sehr verbreiteten Sauerstoffverbindungen des Eisens sind
die braunen, wasserhaltigen Oxyde, die Brauneisensteine, welche
als brauner Glaskopf, als Sumpferz, Seeerz, Bohnerz u. s. w. gefunden
werden. Die wasserhaltigen Oxyde sind nicht krystallisiert. Die reinste
Abänderung, der braune Glaskopf, besteht aus zwei Atomen Sesquioxyd
und drei Atomen Wasser; eine zweite wasserreichere Verbindung ent-
hält zwei Atome Wasser auf ein Atom Eisenoxyd. Diese Eisenhydrate
sind in den dichten und erdigen Brauneisenerzen mit mehr oder weniger
Thon vermischt. Wird das Erz erhitzt, so entweicht das Wasser und
es bleibt wasserfreies, rotes Oxyd zurück. Brauneisensteine finden
sich in allen Formationen. In den älteren, besonders in der silurischen
und devonischen kommen sie meist in Gängen vor und sind oft das Um-
wandlungsprodukt des Eisenspats, in welchem Falle sie sehr rein, reich
an Mangan und vorzügliche Eisenerze sind. In den jüngeren Forma-
tionen treten dagegen die Brauneisenerze häufiger als Lager auf, deren
Bildung zuweilen, wie bei den schwedischen Seeerzen, noch fortschreitet.
Organische Wesen sind oft die Veranlassungen solcher Ablagerungen.
So scheiden Charen, Converfen und Moospflanzen in flachen Wassern,
die doppeltkohlensaures Eisenoxydul gelöst enthalten, oft Eisenoxyd-
hydrat aus, indem sie durch ihre Respirationsthätigkeit der Flüssigkeit
den Überschuſs an Kohlensäure, der die Eisenverbindung gelöst hält,
entziehen. Das ausgeschiedene Eisenoxydhydrat setzt sich um das
Netzwerk der Pflanzenwurzeln ab. Daſs auch Infusorien das Eisen-
oxydhydrat durch ihre Lebensthätigkeit unmittelbar zum Absatz
bringen können, beweist die Entstehung der Seeerze Schwedens. Solche
Ablagerungen können zwar unter Umständen von groſser Reinheit sein,
in den meisten Fällen aber enthalten sie, abgesehen von den Thonein-
mengungen, einen beträchtlichen Anteil an Phosphorsäure, der sie
weniger für die Herstellung von Schmiedeisen und Stahl, als von Guſs-
waren tauglich macht.

Die vierte oxydische Verbindung endlich, welche die Natur liefert,
ist das hellgefärbte, kohlensaure Eisenoxydul, der Eisenspat. In
reinem Zustande tritt er in der Krystallform des Kalkspats in Rhom-
boëdern auf und ist eine Verbindung von einem Atom Eisenoxydul
mit einem Atom Kohlensäure, welche in reinem Zustande 48,275 Proz.
Eisen enthält. Meist jedoch ist es begleitet von den isomorphen Kar-
bonaten, kohlensaurem Manganoxydul, kohlensaurer Magnesia und
kohlensaurem Kalk. Das spezifische Gewicht dieses Erzes ist 3,7 bis

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[10/0032] Einleitung. stein vor dem Verschmelzen einer Röstung unterworfen, so geschieht dies nur, um eine mechanische Auflockerung zu erreichen. Die dritten, sehr verbreiteten Sauerstoffverbindungen des Eisens sind die braunen, wasserhaltigen Oxyde, die Brauneisensteine, welche als brauner Glaskopf, als Sumpferz, Seeerz, Bohnerz u. s. w. gefunden werden. Die wasserhaltigen Oxyde sind nicht krystallisiert. Die reinste Abänderung, der braune Glaskopf, besteht aus zwei Atomen Sesquioxyd und drei Atomen Wasser; eine zweite wasserreichere Verbindung ent- hält zwei Atome Wasser auf ein Atom Eisenoxyd. Diese Eisenhydrate sind in den dichten und erdigen Brauneisenerzen mit mehr oder weniger Thon vermischt. Wird das Erz erhitzt, so entweicht das Wasser und es bleibt wasserfreies, rotes Oxyd zurück. Brauneisensteine finden sich in allen Formationen. In den älteren, besonders in der silurischen und devonischen kommen sie meist in Gängen vor und sind oft das Um- wandlungsprodukt des Eisenspats, in welchem Falle sie sehr rein, reich an Mangan und vorzügliche Eisenerze sind. In den jüngeren Forma- tionen treten dagegen die Brauneisenerze häufiger als Lager auf, deren Bildung zuweilen, wie bei den schwedischen Seeerzen, noch fortschreitet. Organische Wesen sind oft die Veranlassungen solcher Ablagerungen. So scheiden Charen, Converfen und Moospflanzen in flachen Wassern, die doppeltkohlensaures Eisenoxydul gelöst enthalten, oft Eisenoxyd- hydrat aus, indem sie durch ihre Respirationsthätigkeit der Flüssigkeit den Überschuſs an Kohlensäure, der die Eisenverbindung gelöst hält, entziehen. Das ausgeschiedene Eisenoxydhydrat setzt sich um das Netzwerk der Pflanzenwurzeln ab. Daſs auch Infusorien das Eisen- oxydhydrat durch ihre Lebensthätigkeit unmittelbar zum Absatz bringen können, beweist die Entstehung der Seeerze Schwedens. Solche Ablagerungen können zwar unter Umständen von groſser Reinheit sein, in den meisten Fällen aber enthalten sie, abgesehen von den Thonein- mengungen, einen beträchtlichen Anteil an Phosphorsäure, der sie weniger für die Herstellung von Schmiedeisen und Stahl, als von Guſs- waren tauglich macht. Die vierte oxydische Verbindung endlich, welche die Natur liefert, ist das hellgefärbte, kohlensaure Eisenoxydul, der Eisenspat. In reinem Zustande tritt er in der Krystallform des Kalkspats in Rhom- boëdern auf und ist eine Verbindung von einem Atom Eisenoxydul mit einem Atom Kohlensäure, welche in reinem Zustande 48,275 Proz. Eisen enthält. Meist jedoch ist es begleitet von den isomorphen Kar- bonaten, kohlensaurem Manganoxydul, kohlensaurer Magnesia und kohlensaurem Kalk. Das spezifische Gewicht dieses Erzes ist 3,7 bis

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/32>, abgerufen am 27.11.2024.