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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Einleitung.
Kohlensäure das Pflanzenleben veranlasst. Der oxydische Eisenschlamm
ist wiederum meist nur ein Zwischenstadium in dem unaufhörlichen
Stoffaustausch. Durch die Bildung von Kohlenwasserstoff, Kohlen-
und Schwefelsäure infolge der Verwesung abgestorbener Sumpfpflanzen
wird er in lösliche Oxydulsalze zurückgeführt, um von neuem in den
Kreislauf des Stoffwechsels einzutreten.

Eine nicht minder wichtige Rolle als in dem unorganischen spielt
das Eisen in dem organischen Leben. Es ist das einzige schwere Me-
tall, welches einen wesentlichen Bestandteil unseres Blutes ausmacht.
Wir wissen ferner, dass über die Grenzen unserer irdischen Wohnstätten
hinaus das Eisen verbreitet ist. Gleichsam wie eine Versicherung, dass
auch ausserhalb unseres Planeten an diesem wichtigsten Metall kein
Mangel sei, fallen aus dem unbekannten Weltraum von Zeit zu Zeit
Blöcke gediegenen Eisens auf unsere Erde herab. Der metallische
Zustand dieser Meteoriten überrascht uns, da wir das Eisen auf der
Erde nicht in gediegenem Zustand finden und das künstlich reduzierte
Metall nicht lange in unserer Sauerstoffatmosphäre bestehen kann.
Wenn schon hieraus gefolgert werden muss, dass die Atmosphären,
welche die Meteoriten oder die fremden Sterne, denen sie entstammen, --
denn man pflegt sie als Trümmer von Planeten, Kometen oder Fixsternen
anzusehen, -- umgaben, keine Sauerstoffatmosphären gewesen sein kön-
nen, so ist dies durch die interessanten Versuche Grahams neuerdings
zur Gewissheit geworden. Graham bemerkte, dass das meteorische
Eisen, welches 1814 bei Lenarto in Ungarn gefallen war, bei der Erhitzung
das dreifache Volumen von Luft ausgab, die aus 86 Proz. Wasserstoff
und 41/2 Proz. Kohlenoxydgas zusammengesetzt war, während unser künst-
lich dargestelltes Eisen nur Kohlenoxydgas enthält und zwar 1 Volum.
Wasserstoff ist demnach der Hauptbestandteil dieser meteorischen
Atmosphäre. Die Resultate dieser Untersuchung werden bestätigt
durch die Ergebnisse der Spektralanalyse, welche nachweist, dass Eisen
und Wasserstoff in hervorragender Weise an der Zusammensetzung der
Sonnenatmosphäre teilnehmen.

Die Spektralanalyse macht es wahrscheinlich, dass das Eisen der
wichtigste mineralische Bestandteil des Zentralkörpers unseres ganzen
Planetensystems ist und steht zu vermuten, dass auch an der Masse
unseres Erdkörpers das Eisen in viel grösserem Verhältnis Teil nimmt,
als aus der Zusammensetzung der Oberfläche, wo die leichte Kiesel-
säure in Verbindung mit den verbrannten Metallen ausgeschieden ist,
erscheint. Denn das spezifische Durchschnittsgewicht des gesamten
Erdkörpers beträgt das 5,44 fache des Wassers, während das der äussern,

Einleitung.
Kohlensäure das Pflanzenleben veranlaſst. Der oxydische Eisenschlamm
ist wiederum meist nur ein Zwischenstadium in dem unaufhörlichen
Stoffaustausch. Durch die Bildung von Kohlenwasserstoff, Kohlen-
und Schwefelsäure infolge der Verwesung abgestorbener Sumpfpflanzen
wird er in lösliche Oxydulsalze zurückgeführt, um von neuem in den
Kreislauf des Stoffwechsels einzutreten.

Eine nicht minder wichtige Rolle als in dem unorganischen spielt
das Eisen in dem organischen Leben. Es ist das einzige schwere Me-
tall, welches einen wesentlichen Bestandteil unseres Blutes ausmacht.
Wir wissen ferner, daſs über die Grenzen unserer irdischen Wohnstätten
hinaus das Eisen verbreitet ist. Gleichsam wie eine Versicherung, daſs
auch auſserhalb unseres Planeten an diesem wichtigsten Metall kein
Mangel sei, fallen aus dem unbekannten Weltraum von Zeit zu Zeit
Blöcke gediegenen Eisens auf unsere Erde herab. Der metallische
Zustand dieser Meteoriten überrascht uns, da wir das Eisen auf der
Erde nicht in gediegenem Zustand finden und das künstlich reduzierte
Metall nicht lange in unserer Sauerstoffatmosphäre bestehen kann.
Wenn schon hieraus gefolgert werden muſs, daſs die Atmosphären,
welche die Meteoriten oder die fremden Sterne, denen sie entstammen, —
denn man pflegt sie als Trümmer von Planeten, Kometen oder Fixsternen
anzusehen, — umgaben, keine Sauerstoffatmosphären gewesen sein kön-
nen, so ist dies durch die interessanten Versuche Grahams neuerdings
zur Gewiſsheit geworden. Graham bemerkte, daſs das meteorische
Eisen, welches 1814 bei Lenarto in Ungarn gefallen war, bei der Erhitzung
das dreifache Volumen von Luft ausgab, die aus 86 Proz. Wasserstoff
und 4½ Proz. Kohlenoxydgas zusammengesetzt war, während unser künst-
lich dargestelltes Eisen nur Kohlenoxydgas enthält und zwar 1 Volum.
Wasserstoff ist demnach der Hauptbestandteil dieser meteorischen
Atmosphäre. Die Resultate dieser Untersuchung werden bestätigt
durch die Ergebnisse der Spektralanalyse, welche nachweist, daſs Eisen
und Wasserstoff in hervorragender Weise an der Zusammensetzung der
Sonnenatmosphäre teilnehmen.

Die Spektralanalyse macht es wahrscheinlich, daſs das Eisen der
wichtigste mineralische Bestandteil des Zentralkörpers unseres ganzen
Planetensystems ist und steht zu vermuten, daſs auch an der Masse
unseres Erdkörpers das Eisen in viel gröſserem Verhältnis Teil nimmt,
als aus der Zusammensetzung der Oberfläche, wo die leichte Kiesel-
säure in Verbindung mit den verbrannten Metallen ausgeschieden ist,
erscheint. Denn das spezifische Durchschnittsgewicht des gesamten
Erdkörpers beträgt das 5,44 fache des Wassers, während das der äuſsern,

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[8/0030] Einleitung. Kohlensäure das Pflanzenleben veranlaſst. Der oxydische Eisenschlamm ist wiederum meist nur ein Zwischenstadium in dem unaufhörlichen Stoffaustausch. Durch die Bildung von Kohlenwasserstoff, Kohlen- und Schwefelsäure infolge der Verwesung abgestorbener Sumpfpflanzen wird er in lösliche Oxydulsalze zurückgeführt, um von neuem in den Kreislauf des Stoffwechsels einzutreten. Eine nicht minder wichtige Rolle als in dem unorganischen spielt das Eisen in dem organischen Leben. Es ist das einzige schwere Me- tall, welches einen wesentlichen Bestandteil unseres Blutes ausmacht. Wir wissen ferner, daſs über die Grenzen unserer irdischen Wohnstätten hinaus das Eisen verbreitet ist. Gleichsam wie eine Versicherung, daſs auch auſserhalb unseres Planeten an diesem wichtigsten Metall kein Mangel sei, fallen aus dem unbekannten Weltraum von Zeit zu Zeit Blöcke gediegenen Eisens auf unsere Erde herab. Der metallische Zustand dieser Meteoriten überrascht uns, da wir das Eisen auf der Erde nicht in gediegenem Zustand finden und das künstlich reduzierte Metall nicht lange in unserer Sauerstoffatmosphäre bestehen kann. Wenn schon hieraus gefolgert werden muſs, daſs die Atmosphären, welche die Meteoriten oder die fremden Sterne, denen sie entstammen, — denn man pflegt sie als Trümmer von Planeten, Kometen oder Fixsternen anzusehen, — umgaben, keine Sauerstoffatmosphären gewesen sein kön- nen, so ist dies durch die interessanten Versuche Grahams neuerdings zur Gewiſsheit geworden. Graham bemerkte, daſs das meteorische Eisen, welches 1814 bei Lenarto in Ungarn gefallen war, bei der Erhitzung das dreifache Volumen von Luft ausgab, die aus 86 Proz. Wasserstoff und 4½ Proz. Kohlenoxydgas zusammengesetzt war, während unser künst- lich dargestelltes Eisen nur Kohlenoxydgas enthält und zwar 1 Volum. Wasserstoff ist demnach der Hauptbestandteil dieser meteorischen Atmosphäre. Die Resultate dieser Untersuchung werden bestätigt durch die Ergebnisse der Spektralanalyse, welche nachweist, daſs Eisen und Wasserstoff in hervorragender Weise an der Zusammensetzung der Sonnenatmosphäre teilnehmen. Die Spektralanalyse macht es wahrscheinlich, daſs das Eisen der wichtigste mineralische Bestandteil des Zentralkörpers unseres ganzen Planetensystems ist und steht zu vermuten, daſs auch an der Masse unseres Erdkörpers das Eisen in viel gröſserem Verhältnis Teil nimmt, als aus der Zusammensetzung der Oberfläche, wo die leichte Kiesel- säure in Verbindung mit den verbrannten Metallen ausgeschieden ist, erscheint. Denn das spezifische Durchschnittsgewicht des gesamten Erdkörpers beträgt das 5,44 fache des Wassers, während das der äuſsern,

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/30>, abgerufen am 23.11.2024.