sie besassen nur eine Kirche und einen Bischof und durften nur in der Vorstadt wohnen, wo sie vorzüglich das Schmiedehandwerk in Eisen, Kupfer und Erz betrieben. Von Kesselschmieden und Kesselflickern war ein unaufhörliches Gehämmer. Ihr Kupfergeschirr ging durch die ganze Türkei, durch Persien und selbst der Grossmogul von Indien bezog seinen Bedarf von da. Andererseits bildete Erzerum einen wichtigen Stapelplatz für indische Waren. Diese Schilderung entspricht noch den heutigen Verhältnissen, Hamilton 1) bestätigt es, dass die Eisen- und Kupferschmiede in Erzerum besonders zahlreich seien und dass ihre Arbeiten durch die ganze Türkei berühmt seien. Kupfer und Erz verarbeiteten sie insbesondere zu Trinkbechern, Lampen und allerlei Hausgerät, von Eisen fertigen sie vornehmlich Hufeisen, mit denen sie ganz Persien versehen und Waffen, zumal Schwerter von vorzüglicher Güte. Auf eine uralte Schmiedefamilie, die Yedi-Kardasch, d. h. die sieben Brüder genannt wird, ist vor allem der grösste Künstler- ruhm im Waffenschmiedehandwerke vererbt. Unter dem lebendigen Eindrucke dieser alten und bedeutenden Metallindustrie schreibt Carl Ritter: "Man kann nicht umhin in diesem Lande Japhets und Thubal- kains, des ersten Meisters in allerlei Erz und Eisenwerk 2), auch des Silberreichtums von Alybe am Pontus 3), wie der kriegerischen Chalyber neben den Chaldäern bei Xenophon 4) zu gedenken, die eben da wohnen, wo die Eisen und Stahl bereitenden Chalyber bei Strabo an der Nord- grenze von Armenien 5) am Pontus sitzen, von denen die Griechen dem Stahle den Namen (Khalups) gaben und deren eisenreiche Thäler am Pontusgestade, am Kap Jasonium zwischen Kerasun und Samsun bis zum Thermodon, wo das dort bis heute noch fortbestehende ,Volk der Schmiede' durch W. Hamilton 1837 wieder aufgefunden worden ist 6), und von denen aus ihre alt ausgeübte Kunst sich schon sehr früh zu den Nachbarstädten des Hochlandes verbreitet haben muss."
Andere Städte in Armenien und Georgien (dem alten Iberien) nehmen an der Verarbeitung des vorzüglichen Stahles besonders zu Waffen Teil, so z. B. Tiflis, Akhlat am Vansee. Die Waren werden auf die Bazars nach Aleppo, Bagdad, Mosul, Basra und Damaskus gebracht, während sie von Trebisonde aus über das Meer verschifft werden.
Die eisernen Waffen der Kurden und Tscherkessen sind berühmt. Besonders sind es die kunstvollen Schuppenpanzer der vornehmen
1) Asia minor. I, p. 181.
2) 1. Mos. 4, 22 und 10, 2.
3) Ilias II, 856.
4) Anab. VII, 8. 14.
5) Strabo XI, 528; XII, 549.
6) W. Hamilton, Asia minor. I, 271 bis 282.
Die Arier in Asien.
sie besaſsen nur eine Kirche und einen Bischof und durften nur in der Vorstadt wohnen, wo sie vorzüglich das Schmiedehandwerk in Eisen, Kupfer und Erz betrieben. Von Kesselschmieden und Kesselflickern war ein unaufhörliches Gehämmer. Ihr Kupfergeschirr ging durch die ganze Türkei, durch Persien und selbst der Groſsmogul von Indien bezog seinen Bedarf von da. Andererseits bildete Erzerum einen wichtigen Stapelplatz für indische Waren. Diese Schilderung entspricht noch den heutigen Verhältnissen, Hamilton 1) bestätigt es, daſs die Eisen- und Kupferschmiede in Erzerum besonders zahlreich seien und daſs ihre Arbeiten durch die ganze Türkei berühmt seien. Kupfer und Erz verarbeiteten sie insbesondere zu Trinkbechern, Lampen und allerlei Hausgerät, von Eisen fertigen sie vornehmlich Hufeisen, mit denen sie ganz Persien versehen und Waffen, zumal Schwerter von vorzüglicher Güte. Auf eine uralte Schmiedefamilie, die Yedi-Kardasch, d. h. die sieben Brüder genannt wird, ist vor allem der gröſste Künstler- ruhm im Waffenschmiedehandwerke vererbt. Unter dem lebendigen Eindrucke dieser alten und bedeutenden Metallindustrie schreibt Carl Ritter: „Man kann nicht umhin in diesem Lande Japhets und Thubal- kains, des ersten Meisters in allerlei Erz und Eisenwerk 2), auch des Silberreichtums von Alybe am Pontus 3), wie der kriegerischen Chalyber neben den Chaldäern bei Xenophon 4) zu gedenken, die eben da wohnen, wo die Eisen und Stahl bereitenden Chalyber bei Strabo an der Nord- grenze von Armenien 5) am Pontus sitzen, von denen die Griechen dem Stahle den Namen (Χάλυψ) gaben und deren eisenreiche Thäler am Pontusgestade, am Kap Jasonium zwischen Kerasun und Samsun bis zum Thermodon, wo das dort bis heute noch fortbestehende ‚Volk der Schmiede‘ durch W. Hamilton 1837 wieder aufgefunden worden ist 6), und von denen aus ihre alt ausgeübte Kunst sich schon sehr früh zu den Nachbarstädten des Hochlandes verbreitet haben muſs.“
Andere Städte in Armenien und Georgien (dem alten Iberien) nehmen an der Verarbeitung des vorzüglichen Stahles besonders zu Waffen Teil, so z. B. Tiflis, Akhlat am Vansee. Die Waren werden auf die Bazars nach Aleppo, Bagdad, Mosul, Basra und Damaskus gebracht, während sie von Trebisonde aus über das Meer verschifft werden.
Die eisernen Waffen der Kurden und Tscherkessen sind berühmt. Besonders sind es die kunstvollen Schuppenpanzer der vornehmen
1) Asia minor. I, p. 181.
2) 1. Mos. 4, 22 und 10, 2.
3) Ilias II, 856.
4) Anab. VII, 8. 14.
5) Strabo XI, 528; XII, 549.
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Die Arier in Asien.
sie besaſsen nur eine Kirche und einen Bischof und durften nur in der
Vorstadt wohnen, wo sie vorzüglich das Schmiedehandwerk in Eisen,
Kupfer und Erz betrieben. Von Kesselschmieden und Kesselflickern
war ein unaufhörliches Gehämmer. Ihr Kupfergeschirr ging durch die
ganze Türkei, durch Persien und selbst der Groſsmogul von Indien
bezog seinen Bedarf von da. Andererseits bildete Erzerum einen
wichtigen Stapelplatz für indische Waren. Diese Schilderung entspricht
noch den heutigen Verhältnissen, Hamilton 1) bestätigt es, daſs die
Eisen- und Kupferschmiede in Erzerum besonders zahlreich seien und
daſs ihre Arbeiten durch die ganze Türkei berühmt seien. Kupfer und
Erz verarbeiteten sie insbesondere zu Trinkbechern, Lampen und
allerlei Hausgerät, von Eisen fertigen sie vornehmlich Hufeisen, mit
denen sie ganz Persien versehen und Waffen, zumal Schwerter von
vorzüglicher Güte. Auf eine uralte Schmiedefamilie, die Yedi-Kardasch,
d. h. die sieben Brüder genannt wird, ist vor allem der gröſste Künstler-
ruhm im Waffenschmiedehandwerke vererbt. Unter dem lebendigen
Eindrucke dieser alten und bedeutenden Metallindustrie schreibt Carl
Ritter: „Man kann nicht umhin in diesem Lande Japhets und Thubal-
kains, des ersten Meisters in allerlei Erz und Eisenwerk 2), auch des
Silberreichtums von Alybe am Pontus 3), wie der kriegerischen Chalyber
neben den Chaldäern bei Xenophon 4) zu gedenken, die eben da wohnen,
wo die Eisen und Stahl bereitenden Chalyber bei Strabo an der Nord-
grenze von Armenien 5) am Pontus sitzen, von denen die Griechen dem
Stahle den Namen (Χάλυψ) gaben und deren eisenreiche Thäler am
Pontusgestade, am Kap Jasonium zwischen Kerasun und Samsun bis
zum Thermodon, wo das dort bis heute noch fortbestehende ‚Volk der
Schmiede‘ durch W. Hamilton 1837 wieder aufgefunden worden ist 6),
und von denen aus ihre alt ausgeübte Kunst sich schon sehr früh zu
den Nachbarstädten des Hochlandes verbreitet haben muſs.“
Andere Städte in Armenien und Georgien (dem alten Iberien)
nehmen an der Verarbeitung des vorzüglichen Stahles besonders zu
Waffen Teil, so z. B. Tiflis, Akhlat am Vansee. Die Waren werden auf
die Bazars nach Aleppo, Bagdad, Mosul, Basra und Damaskus gebracht,
während sie von Trebisonde aus über das Meer verschifft werden.
Die eisernen Waffen der Kurden und Tscherkessen sind berühmt.
Besonders sind es die kunstvollen Schuppenpanzer der vornehmen
1) Asia minor. I, p. 181.
2) 1. Mos. 4, 22 und 10, 2.
3) Ilias II, 856.
4) Anab. VII, 8. 14.
5) Strabo XI, 528; XII, 549.
6) W. Hamilton, Asia
minor. I, 271 bis 282.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/289>, abgerufen am 16.02.2025.
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