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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Die Arier in Asien.
bereitung, ist Indien eigentümlich und stammt aus uralter Zeit. Er
liefert den in Asien unter dem persischen Namen bekannten pulat
(russisch bulat), während das Produkt in Indien selbst und in Europa
als Wutzstahl berühmt ist. Dieses war der hochgeschätzte indische
Stahl der Alten. Es giebt wohl kein älteres Verfahren, durch welches
Schmiedeeisen in Stahl übergeführt wird und es vereinigt dasselbe in
nuce bereits Cementation und Gussstahlbereitung.

Wutz (Wootz-Wuz) ist der Name, den das Produkt in der Guzerat-
sprache führt, angeblich von dem Sanskritworte vajra, was den Donner-
keil Indras (Meteoreisen), und Diamant (adamas) bedeutet, wenn er nicht
vielleicht von einer Bezeichnung der Eingeborenen herzuleiten ist.

Der Hauptdistrikt, in dem der Wutzstahl gemacht wird, ist Salem,
nahe der Koromandelküste und das bergige Kutsch an der Westküste,
doch wird er auch noch in anderen Gegenden Indiens, z. B. in Mysore
und Lahore fabriziert.

Gewöhnlich sind Stahlfabrikation und Eisengewinnung aus den
Erzen getrennt, und die Stahlarbeiter kaufen die rohen Luppen von
den Eisenschmieden. Die Rohluppen werden erst ausgeheizt und dann
zu kleinen 1 Fuss langen 11/2 Zoll: 1/2 Zoll starken Stäben ausgeschmie-
det, die viele Kantenrisse zeigen und sehr rotbrüchig sind, so dass man
kaum glauben sollte, dass aus solchem Eisen so guter Stahl zu machen
sei. Die Stäbe werden in kleine Stücke von 1/2 bis 2 Pfund Gewicht
zerschnitten und in Schmelztiegel eingesetzt. Diese Tiegel werden in
folgender Weise hergestellt: Ein Gemenge von gleichen Teilen gutem
Thone und Kohlen aus Reishülsen gebrannt wird sorgfältig durch-
gearbeitet, indem man es von Ochsen durchtreten lässt. Das getrocknete
Gemenge wird zerrieben, angefeuchtet und mit der Hand zu kleinen
Tiegeln und Schalen 1) geformt, die erst im Schatten, dann in
der Sonne getrocknet werden. Hierauf wird der Schmelzofen, der
die Gestalt eines länglichen Viereckes bekommt, hergerichtet, indem
man zwei 12 Zoll lange, 21/2 Zoll hohe Steine parallel nebeneinander
aufstellt und sie auf beiden Seiten durch Thonmauern verbindet,
so dass man einen geschlossenen Raum erhält, der von zwei steiner-
nen und zwei thönernen Wänden umgrenzt ist. Die beiden Thon-
mauern werden bedeutend höher aufgeführt als die Steine. In
eine der Thonmauern wird die Form gelegt, in welche die Düsen der
beiden Lederbälge münden. Die Beschickung der Tiegel, sowie das
Einstellen in den Feuerraum geschieht nicht überall in derselben Weise.
In der Gegend von Bangalore in Mysore besteht die Charge einer der

1) Sogenannten Kapellen, Kuppeln.
Beck, Geschichte des Eisens. 16

Die Arier in Asien.
bereitung, ist Indien eigentümlich und stammt aus uralter Zeit. Er
liefert den in Asien unter dem persischen Namen bekannten pulat
(russisch bulat), während das Produkt in Indien selbst und in Europa
als Wutzstahl berühmt ist. Dieses war der hochgeschätzte indische
Stahl der Alten. Es giebt wohl kein älteres Verfahren, durch welches
Schmiedeeisen in Stahl übergeführt wird und es vereinigt dasſelbe in
nuce bereits Cementation und Guſsstahlbereitung.

Wutz (Wootz-Wuz) ist der Name, den das Produkt in der Guzerat-
sprache führt, angeblich von dem Sanskritworte vájra, was den Donner-
keil Indras (Meteoreisen), und Diamant (ἄδαμας) bedeutet, wenn er nicht
vielleicht von einer Bezeichnung der Eingeborenen herzuleiten ist.

Der Hauptdistrikt, in dem der Wutzstahl gemacht wird, ist Salem,
nahe der Koromandelküste und das bergige Kutsch an der Westküste,
doch wird er auch noch in anderen Gegenden Indiens, z. B. in Mysore
und Lahore fabriziert.

Gewöhnlich sind Stahlfabrikation und Eisengewinnung aus den
Erzen getrennt, und die Stahlarbeiter kaufen die rohen Luppen von
den Eisenschmieden. Die Rohluppen werden erst ausgeheizt und dann
zu kleinen 1 Fuſs langen 1½ Zoll: ½ Zoll starken Stäben ausgeschmie-
det, die viele Kantenrisse zeigen und sehr rotbrüchig sind, so daſs man
kaum glauben sollte, daſs aus solchem Eisen so guter Stahl zu machen
sei. Die Stäbe werden in kleine Stücke von ½ bis 2 Pfund Gewicht
zerschnitten und in Schmelztiegel eingesetzt. Diese Tiegel werden in
folgender Weise hergestellt: Ein Gemenge von gleichen Teilen gutem
Thone und Kohlen aus Reishülsen gebrannt wird sorgfältig durch-
gearbeitet, indem man es von Ochsen durchtreten läſst. Das getrocknete
Gemenge wird zerrieben, angefeuchtet und mit der Hand zu kleinen
Tiegeln und Schalen 1) geformt, die erst im Schatten, dann in
der Sonne getrocknet werden. Hierauf wird der Schmelzofen, der
die Gestalt eines länglichen Viereckes bekommt, hergerichtet, indem
man zwei 12 Zoll lange, 2½ Zoll hohe Steine parallel nebeneinander
aufstellt und sie auf beiden Seiten durch Thonmauern verbindet,
so daſs man einen geschlossenen Raum erhält, der von zwei steiner-
nen und zwei thönernen Wänden umgrenzt ist. Die beiden Thon-
mauern werden bedeutend höher aufgeführt als die Steine. In
eine der Thonmauern wird die Form gelegt, in welche die Düsen der
beiden Lederbälge münden. Die Beschickung der Tiegel, sowie das
Einstellen in den Feuerraum geschieht nicht überall in derselben Weise.
In der Gegend von Bangalore in Mysore besteht die Charge einer der

1) Sogenannten Kapellen, Kuppeln.
Beck, Geschichte des Eisens. 16
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[241/0263] Die Arier in Asien. bereitung, ist Indien eigentümlich und stammt aus uralter Zeit. Er liefert den in Asien unter dem persischen Namen bekannten pulat (russisch bulat), während das Produkt in Indien selbst und in Europa als Wutzstahl berühmt ist. Dieses war der hochgeschätzte indische Stahl der Alten. Es giebt wohl kein älteres Verfahren, durch welches Schmiedeeisen in Stahl übergeführt wird und es vereinigt dasſelbe in nuce bereits Cementation und Guſsstahlbereitung. Wutz (Wootz-Wuz) ist der Name, den das Produkt in der Guzerat- sprache führt, angeblich von dem Sanskritworte vájra, was den Donner- keil Indras (Meteoreisen), und Diamant (ἄδαμας) bedeutet, wenn er nicht vielleicht von einer Bezeichnung der Eingeborenen herzuleiten ist. Der Hauptdistrikt, in dem der Wutzstahl gemacht wird, ist Salem, nahe der Koromandelküste und das bergige Kutsch an der Westküste, doch wird er auch noch in anderen Gegenden Indiens, z. B. in Mysore und Lahore fabriziert. Gewöhnlich sind Stahlfabrikation und Eisengewinnung aus den Erzen getrennt, und die Stahlarbeiter kaufen die rohen Luppen von den Eisenschmieden. Die Rohluppen werden erst ausgeheizt und dann zu kleinen 1 Fuſs langen 1½ Zoll: ½ Zoll starken Stäben ausgeschmie- det, die viele Kantenrisse zeigen und sehr rotbrüchig sind, so daſs man kaum glauben sollte, daſs aus solchem Eisen so guter Stahl zu machen sei. Die Stäbe werden in kleine Stücke von ½ bis 2 Pfund Gewicht zerschnitten und in Schmelztiegel eingesetzt. Diese Tiegel werden in folgender Weise hergestellt: Ein Gemenge von gleichen Teilen gutem Thone und Kohlen aus Reishülsen gebrannt wird sorgfältig durch- gearbeitet, indem man es von Ochsen durchtreten läſst. Das getrocknete Gemenge wird zerrieben, angefeuchtet und mit der Hand zu kleinen Tiegeln und Schalen 1) geformt, die erst im Schatten, dann in der Sonne getrocknet werden. Hierauf wird der Schmelzofen, der die Gestalt eines länglichen Viereckes bekommt, hergerichtet, indem man zwei 12 Zoll lange, 2½ Zoll hohe Steine parallel nebeneinander aufstellt und sie auf beiden Seiten durch Thonmauern verbindet, so daſs man einen geschlossenen Raum erhält, der von zwei steiner- nen und zwei thönernen Wänden umgrenzt ist. Die beiden Thon- mauern werden bedeutend höher aufgeführt als die Steine. In eine der Thonmauern wird die Form gelegt, in welche die Düsen der beiden Lederbälge münden. Die Beschickung der Tiegel, sowie das Einstellen in den Feuerraum geschieht nicht überall in derselben Weise. In der Gegend von Bangalore in Mysore besteht die Charge einer der 1) Sogenannten Kapellen, Kuppeln. Beck, Geschichte des Eisens. 16

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/263>, abgerufen am 22.11.2024.