deren Nähe Erz und Holzkohlen in genügender Menge zu haben sind, auf. In den grösseren dieser Ortschaften findet man auch meist schon eine Teilung der Arbeit, indem Bergleute, Köhler, Schmelzer und Schmiede getrennte Berufszweige bilden. Auch werden die Eisenwaren dieser Distrikte durch den Handel oft in bedeutende Entfernung verführt.
Die Beschreibungen der zweiten und dritten Ofenart sind von An- lagen bei Tendukera entnommen, welches wohl die grösste Eisen- industriestadt Indiens ist und in deren Nachbarschaft sich 50 bis 60 Öfen befinden.
Die zweite Art der Schmelzöfen wird so hergestellt, dass man einen erhöhten Boden oder Damm von gehörig durchgearbeitetem Thon aufführt, in dem eine cylindrische Vertiefung von 15 bis 18 Zoll Durchmesser und 2 Fuss 6 Zoll Höhe eingelassen wird. Der erwähnte Damm wird oft sehr breit angelegt, so dass zwei bis drei solcher Vertiefungen in entsprechen- dem Abstande angebracht werden können. Diese Vertiefungen bilden die Schmelzräume, Füllen und Anzünden geschieht wie bei der ersten Art. Nachdem der Schmelzofen mit Kohlen gefüllt und der Wind angelassen ist, wird Erz und Holzkohle lagenweise aufgegeben. Hat sich die Schlacke bis zu gewisser Höhe angesammelt, so wird sie abgestochen. Ist die Schmelzung beendet, so zieht man die Rohluppen mit einer Zange heraus und zwar von oben, nachdem man ihr zuvor mit Hilfe einer Stange eine runde Gestalt gegeben hat. Sobald das Eisen aus- gezogen und die Schlacke abgestochen ist, wird sogleich der Ofen von neuem gefüllt. Dadurch dass man die Luppe im Ofen schon etwas vorformt und sie oben auszieht, hat man im Vergleich zu der früher erwähnten Ofenart den Vorteil, dass nichts zerstört wird und dass ein kontinuierlicher Betrieb ermöglicht ist. So kann man 6 Masseln, jede a 20 Pfund, in einem Tage von 16 Arbeitsstunden erhalten, die ohne Auswärmen zu verkäuflichen Luppenstäben ausgeschmiedet werden können. Diese Ofenart ähnelt den alten deutschen Luppenfeuern.
Die dritte Ofenart ist in denselben Gegenden für besseres Eisen und Rohstahl im Gebrauche. Der Ofen, der ebenfalls von Thon her- gerichtet wird, kommt gewöhnlich an den Abhang eines Hügels zu stehen. Seine Höhe beträgt aussen 8 bis 10 Fuss, innen 6 bis 7 Fuss, so dass der Herdboden 2 bis 3 Fuss über der äusseren Sohle liegt. Das Innere ist quadratisch, von 18 Zoll Seitenlänge und gleichweit von oben bis unten. Der Schacht ist manchmal vertikal, manchmal geschleift, d. h. in seiner Mittellinie geneigt, ähnlich wie dies bei den altdeutschen
Die Arier in Asien.
deren Nähe Erz und Holzkohlen in genügender Menge zu haben sind, auf. In den gröſseren dieser Ortschaften findet man auch meist schon eine Teilung der Arbeit, indem Bergleute, Köhler, Schmelzer und Schmiede getrennte Berufszweige bilden. Auch werden die Eisenwaren dieser Distrikte durch den Handel oft in bedeutende Entfernung verführt.
Die Beschreibungen der zweiten und dritten Ofenart sind von An- lagen bei Tendukera entnommen, welches wohl die gröſste Eisen- industriestadt Indiens ist und in deren Nachbarschaft sich 50 bis 60 Öfen befinden.
Die zweite Art der Schmelzöfen wird so hergestellt, daſs man einen erhöhten Boden oder Damm von gehörig durchgearbeitetem Thon aufführt, in dem eine cylindrische Vertiefung von 15 bis 18 Zoll Durchmesser und 2 Fuſs 6 Zoll Höhe eingelassen wird. Der erwähnte Damm wird oft sehr breit angelegt, so daſs zwei bis drei solcher Vertiefungen in entsprechen- dem Abstande angebracht werden können. Diese Vertiefungen bilden die Schmelzräume, Füllen und Anzünden geschieht wie bei der ersten Art. Nachdem der Schmelzofen mit Kohlen gefüllt und der Wind angelassen ist, wird Erz und Holzkohle lagenweise aufgegeben. Hat sich die Schlacke bis zu gewisser Höhe angesammelt, so wird sie abgestochen. Ist die Schmelzung beendet, so zieht man die Rohluppen mit einer Zange heraus und zwar von oben, nachdem man ihr zuvor mit Hilfe einer Stange eine runde Gestalt gegeben hat. Sobald das Eisen aus- gezogen und die Schlacke abgestochen ist, wird sogleich der Ofen von neuem gefüllt. Dadurch daſs man die Luppe im Ofen schon etwas vorformt und sie oben auszieht, hat man im Vergleich zu der früher erwähnten Ofenart den Vorteil, daſs nichts zerstört wird und daſs ein kontinuierlicher Betrieb ermöglicht ist. So kann man 6 Masseln, jede à 20 Pfund, in einem Tage von 16 Arbeitsstunden erhalten, die ohne Auswärmen zu verkäuflichen Luppenstäben ausgeschmiedet werden können. Diese Ofenart ähnelt den alten deutschen Luppenfeuern.
Die dritte Ofenart ist in denselben Gegenden für besseres Eisen und Rohstahl im Gebrauche. Der Ofen, der ebenfalls von Thon her- gerichtet wird, kommt gewöhnlich an den Abhang eines Hügels zu stehen. Seine Höhe beträgt auſsen 8 bis 10 Fuſs, innen 6 bis 7 Fuſs, so daſs der Herdboden 2 bis 3 Fuſs über der äuſseren Sohle liegt. Das Innere ist quadratisch, von 18 Zoll Seitenlänge und gleichweit von oben bis unten. Der Schacht ist manchmal vertikal, manchmal geschleift, d. h. in seiner Mittellinie geneigt, ähnlich wie dies bei den altdeutschen
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[234/0256]
Die Arier in Asien.
deren Nähe Erz und Holzkohlen in genügender Menge zu haben sind,
auf. In den gröſseren dieser Ortschaften findet man auch meist schon
eine Teilung der Arbeit, indem Bergleute, Köhler, Schmelzer und
Schmiede getrennte Berufszweige bilden. Auch werden die Eisenwaren
dieser Distrikte durch den Handel oft in bedeutende Entfernung
verführt.
Die Beschreibungen der zweiten und dritten Ofenart sind von An-
lagen bei Tendukera entnommen, welches wohl die gröſste Eisen-
industriestadt Indiens ist und in deren Nachbarschaft sich 50 bis
60 Öfen befinden.
Die zweite Art der Schmelzöfen wird so hergestellt, daſs man einen
erhöhten Boden oder Damm von gehörig durchgearbeitetem Thon aufführt,
in dem eine cylindrische Vertiefung von 15 bis 18 Zoll Durchmesser und
2 Fuſs 6 Zoll Höhe eingelassen wird. Der erwähnte Damm wird oft sehr
breit angelegt, so daſs zwei bis drei solcher Vertiefungen in entsprechen-
dem Abstande angebracht werden können. Diese Vertiefungen bilden die
Schmelzräume, Füllen und Anzünden geschieht wie bei der ersten Art.
Nachdem der Schmelzofen mit Kohlen gefüllt und der Wind angelassen
ist, wird Erz und Holzkohle lagenweise aufgegeben. Hat sich die
Schlacke bis zu gewisser Höhe angesammelt, so wird sie abgestochen.
Ist die Schmelzung beendet, so zieht man die Rohluppen mit einer
Zange heraus und zwar von oben, nachdem man ihr zuvor mit Hilfe
einer Stange eine runde Gestalt gegeben hat. Sobald das Eisen aus-
gezogen und die Schlacke abgestochen ist, wird sogleich der Ofen von
neuem gefüllt. Dadurch daſs man die Luppe im Ofen schon etwas
vorformt und sie oben auszieht, hat man im Vergleich zu der früher
erwähnten Ofenart den Vorteil, daſs nichts zerstört wird und daſs ein
kontinuierlicher Betrieb ermöglicht ist. So kann man 6 Masseln, jede
à 20 Pfund, in einem Tage von 16 Arbeitsstunden erhalten, die ohne
Auswärmen zu verkäuflichen Luppenstäben ausgeschmiedet werden
können. Diese Ofenart ähnelt den alten deutschen Luppenfeuern.
Die dritte Ofenart ist in denselben Gegenden für besseres Eisen
und Rohstahl im Gebrauche. Der Ofen, der ebenfalls von Thon her-
gerichtet wird, kommt gewöhnlich an den Abhang eines Hügels zu
stehen. Seine Höhe beträgt auſsen 8 bis 10 Fuſs, innen 6 bis 7 Fuſs,
so daſs der Herdboden 2 bis 3 Fuſs über der äuſseren Sohle liegt.
Das Innere ist quadratisch, von 18 Zoll Seitenlänge und gleichweit von
oben bis unten. Der Schacht ist manchmal vertikal, manchmal geschleift,
d. h. in seiner Mittellinie geneigt, ähnlich wie dies bei den altdeutschen
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/256>, abgerufen am 24.11.2024.
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