Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.Die Arier in Asien. Planeten, denen die sieben Metalle zugehören, spielt eben bei denIndiern dieselbe Rolle wie bei den Chaldäern und wie später bei den Alchimisten. Demungeachtet ist diese eiserne Säule ein so merkwür- [Abbildung]
Fig. 36. diges Denkmal alt indischer Schmiede-kunst, dass sie -- selbst ein Wunder -- der Ausgangspunkt wunderbarer Le- genden wurde. In der Mittellinie und nahe dem Ende der Kolonade von Masjid-i-kutb-ud-Islam bei Dehli steht der berühmte Laht, von dem General Cunningham in dem einen offiziellen Bericht im Jahre 1862 folgende Be- schreibung giebt 1): "Die Säule von Dehli ist eine massive Welle (shaft) aus verschiedenen Metallen von über 16 Zoll Durchmesser und ungefähr 50 Fuss lang. Es ist wahr, dass an vielen Stellen Risse sind, die zeigen, dass der Guss unvollkommen war; aber wenn wir die ausserordentliche Schwierigkeit, eine Säule von so gewaltigen Dimensionen herzustellen, erwägen, so wird unser Erstaunen nicht verringert, wenn wir auch sehen, dass der Guss Mängel zeigt. Die ganze Höhe der Säule über dem Boden beträgt 22 Fuss, der glatte Teil indes nur 15 Fuss, da das Kapital 31/2 Fuss hat und der untere rauhe Teil ebenfalls 31/2 Fuss beträgt (Fig. 36). Aber seine Länge unter dem Boden ist beträchtlich grösser, als die freistehende, da bei der vor kurzem vorgenommenen Nachgrabung 26 Fuss niedergegangen wurde, ohne das Fundament, auf dem der Pfeiler ruht, zu erreichen. Die ganze Länge der Säule ist deshalb höher als 48 Fuss, wieviel ist noch unbekannt, doch muss dies beträchtlich sein, da die Säule durch die Ausgrabung nicht einmal 1) Archaeological Survey Report to the Government of India for 1861/62.
Die Arier in Asien. Planeten, denen die sieben Metalle zugehören, spielt eben bei denIndiern dieselbe Rolle wie bei den Chaldäern und wie später bei den Alchimisten. Demungeachtet ist diese eiserne Säule ein so merkwür- [Abbildung]
Fig. 36. diges Denkmal alt indischer Schmiede-kunst, daſs sie — selbst ein Wunder — der Ausgangspunkt wunderbarer Le- genden wurde. In der Mittellinie und nahe dem Ende der Kolonade von Masjid-i-kutb-ud-Islam bei Dehli steht der berühmte Lâht, von dem General Cunningham in dem einen offiziellen Bericht im Jahre 1862 folgende Be- schreibung giebt 1): „Die Säule von Dehli ist eine massive Welle (shaft) aus verschiedenen Metallen von über 16 Zoll Durchmesser und ungefähr 50 Fuſs lang. Es ist wahr, daſs an vielen Stellen Risse sind, die zeigen, daſs der Guſs unvollkommen war; aber wenn wir die auſserordentliche Schwierigkeit, eine Säule von so gewaltigen Dimensionen herzustellen, erwägen, so wird unser Erstaunen nicht verringert, wenn wir auch sehen, daſs der Guſs Mängel zeigt. Die ganze Höhe der Säule über dem Boden beträgt 22 Fuſs, der glatte Teil indes nur 15 Fuſs, da das Kapital 3½ Fuſs hat und der untere rauhe Teil ebenfalls 3½ Fuſs beträgt (Fig. 36). Aber seine Länge unter dem Boden ist beträchtlich gröſser, als die freistehende, da bei der vor kurzem vorgenommenen Nachgrabung 26 Fuſs niedergegangen wurde, ohne das Fundament, auf dem der Pfeiler ruht, zu erreichen. Die ganze Länge der Säule ist deshalb höher als 48 Fuſs, wieviel ist noch unbekannt, doch muſs dies beträchtlich sein, da die Säule durch die Ausgrabung nicht einmal 1) Archaeological Survey Report to the Government of India for 1861/62.
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Die Arier in Asien.
Planeten, denen die sieben Metalle zugehören, spielt eben bei den
Indiern dieselbe Rolle wie bei den Chaldäern und wie später bei den
Alchimisten. Demungeachtet ist diese eiserne Säule ein so merkwür-
[Abbildung Fig. 36.]
diges Denkmal alt indischer Schmiede-
kunst, daſs sie — selbst ein Wunder —
der Ausgangspunkt wunderbarer Le-
genden wurde. In der Mittellinie und
nahe dem Ende der Kolonade von
Masjid-i-kutb-ud-Islam bei Dehli steht
der berühmte Lâht, von dem General
Cunningham in dem einen offiziellen
Bericht im Jahre 1862 folgende Be-
schreibung giebt 1): „Die Säule von
Dehli ist eine massive Welle (shaft)
aus verschiedenen Metallen von über
16 Zoll Durchmesser und ungefähr
50 Fuſs lang. Es ist wahr, daſs an vielen
Stellen Risse sind, die zeigen, daſs der
Guſs unvollkommen war; aber wenn wir
die auſserordentliche Schwierigkeit, eine
Säule von so gewaltigen Dimensionen
herzustellen, erwägen, so wird unser
Erstaunen nicht verringert, wenn wir
auch sehen, daſs der Guſs Mängel zeigt.
Die ganze Höhe der Säule über dem
Boden beträgt 22 Fuſs, der glatte Teil
indes nur 15 Fuſs, da das Kapital
3½ Fuſs hat und der untere rauhe Teil
ebenfalls 3½ Fuſs beträgt (Fig. 36).
Aber seine Länge unter dem Boden ist
beträchtlich gröſser, als die freistehende,
da bei der vor kurzem vorgenommenen
Nachgrabung 26 Fuſs niedergegangen
wurde, ohne das Fundament, auf dem
der Pfeiler ruht, zu erreichen. Die ganze
Länge der Säule ist deshalb höher als
48 Fuſs, wieviel ist noch unbekannt, doch
muſs dies beträchtlich sein, da die Säule
durch die Ausgrabung nicht einmal
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