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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Syrien.
Handelsgewinn. Von kaum geringerer Bedeutung war indessen der
Kupfer- und Erzhandel der Phönizier. Das Kupfer gewannen sie
ebenfalls zum grössten Teile aus eigenen Gruben, von denen nur wenige,
wie Sarepta und Phiron, in Syrien lagen, die meisten dagegen auf den
Kolonieen an den Küsten des Mittelmeeres sich befanden. Vor allen
war es Cypern, das durch seinen Reichtum an Kupfererz von Alters
her berühmt war und das nach der allgemeinen Ansicht von dem Metall
den Namen hat, der als Begriffswort in die germanischen und romani-
schen Sprachen übergegangen ist. Berühmte Kupfergruben hatten ferner-
hin die Phönizier in Cilicien, zu Tartessa, zu Temesa in Unteritalien
und auf Euböa angelegt. Doch bezogen sie auch grosse Mengen von
Kupfer durch den Handel. Ezechiel sagt 1): "Javan, Thubal und
Meschesch handelten mit dir und gaben dir für deine Waren Sklaven
und Kupfergeschirr". Thubal und Meschesch soll das Land der Tiba-
rener und Moscher zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meere
gewesen sein, welches Xenophon bei dem Rückzuge mit seinem Heere
besuchte und der dort über die allgemeine Verwendung des Kupfers
zu Hausgeräten erstaunte.

Das berühmteste Metall der Phönizier und nächst dem Silber ihr
wichtigster Handelsartikel war aber die Bronze oder das Erz. Es ist
möglich, dass die Komposition dieser Legierung ihre eigene Erfindung
war. Wenn aber auch vielleicht die Entdeckung von einem andern
Volke ausging, so waren es doch die Phönizier, die dieser Komposition
die allgemeine Verwendung und Verbreitung in allen Ländern, mit
denen sie in Handelsverbindung standen, verschafft haben. Ihr aus-
gebreiteter Erzhandel basierte zum Teil auf dem Reichtume ihrer
Kolonieen an Kupfer, zumeist aber auch auf der vollständigen Mono-
polisierung des Zinnhandels.

Woher die Phönizier in ältester Zeit das Zinn bezogen, ist eine
wichtige Frage, die noch nicht ganz aufgeklärt ist, denn es steht fest,
dass die Entdeckung des Erzes älter ist, als die Entdeckung des See-
weges nach der britannischen Küste. Wir können nicht umhin, diese
Frage hier nochmals eingehend zu prüfen. In Kanaan wird kein Zinn
gefunden, ebensowenig in den aramäischen und arabischen Nachbar-
ländern. Weder in Ägypten noch in Kleinasien oder Mesopotamien
ist ein Zinnvorkommen bekannt. Das Zinn muss also aus weiter Ent-
fernung nach Phönizien gebracht worden sein, und dies ist allerdings
ein Umstand, der die Erfindung der Zinnbronze durch die Phönizier
zweifelhaft erscheinen lässt.


1) Ezechiel, 27, 13.

Syrien.
Handelsgewinn. Von kaum geringerer Bedeutung war indessen der
Kupfer- und Erzhandel der Phönizier. Das Kupfer gewannen sie
ebenfalls zum gröſsten Teile aus eigenen Gruben, von denen nur wenige,
wie Sarepta und Phiron, in Syrien lagen, die meisten dagegen auf den
Kolonieen an den Küsten des Mittelmeeres sich befanden. Vor allen
war es Cypern, das durch seinen Reichtum an Kupfererz von Alters
her berühmt war und das nach der allgemeinen Ansicht von dem Metall
den Namen hat, der als Begriffswort in die germanischen und romani-
schen Sprachen übergegangen ist. Berühmte Kupfergruben hatten ferner-
hin die Phönizier in Cilicien, zu Tartessa, zu Temesa in Unteritalien
und auf Euböa angelegt. Doch bezogen sie auch groſse Mengen von
Kupfer durch den Handel. Ezechiel sagt 1): „Javan, Thubal und
Meschesch handelten mit dir und gaben dir für deine Waren Sklaven
und Kupfergeschirr“. Thubal und Meschesch soll das Land der Tiba-
rener und Moscher zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meere
gewesen sein, welches Xenophon bei dem Rückzuge mit seinem Heere
besuchte und der dort über die allgemeine Verwendung des Kupfers
zu Hausgeräten erstaunte.

Das berühmteste Metall der Phönizier und nächst dem Silber ihr
wichtigster Handelsartikel war aber die Bronze oder das Erz. Es ist
möglich, daſs die Komposition dieser Legierung ihre eigene Erfindung
war. Wenn aber auch vielleicht die Entdeckung von einem andern
Volke ausging, so waren es doch die Phönizier, die dieser Komposition
die allgemeine Verwendung und Verbreitung in allen Ländern, mit
denen sie in Handelsverbindung standen, verschafft haben. Ihr aus-
gebreiteter Erzhandel basierte zum Teil auf dem Reichtume ihrer
Kolonieen an Kupfer, zumeist aber auch auf der vollständigen Mono-
polisierung des Zinnhandels.

Woher die Phönizier in ältester Zeit das Zinn bezogen, ist eine
wichtige Frage, die noch nicht ganz aufgeklärt ist, denn es steht fest,
daſs die Entdeckung des Erzes älter ist, als die Entdeckung des See-
weges nach der britannischen Küste. Wir können nicht umhin, diese
Frage hier nochmals eingehend zu prüfen. In Kanaan wird kein Zinn
gefunden, ebensowenig in den aramäischen und arabischen Nachbar-
ländern. Weder in Ägypten noch in Kleinasien oder Mesopotamien
ist ein Zinnvorkommen bekannt. Das Zinn muſs also aus weiter Ent-
fernung nach Phönizien gebracht worden sein, und dies ist allerdings
ein Umstand, der die Erfindung der Zinnbronze durch die Phönizier
zweifelhaft erscheinen läſst.


1) Ezechiel, 27, 13.
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[184/0206] Syrien. Handelsgewinn. Von kaum geringerer Bedeutung war indessen der Kupfer- und Erzhandel der Phönizier. Das Kupfer gewannen sie ebenfalls zum gröſsten Teile aus eigenen Gruben, von denen nur wenige, wie Sarepta und Phiron, in Syrien lagen, die meisten dagegen auf den Kolonieen an den Küsten des Mittelmeeres sich befanden. Vor allen war es Cypern, das durch seinen Reichtum an Kupfererz von Alters her berühmt war und das nach der allgemeinen Ansicht von dem Metall den Namen hat, der als Begriffswort in die germanischen und romani- schen Sprachen übergegangen ist. Berühmte Kupfergruben hatten ferner- hin die Phönizier in Cilicien, zu Tartessa, zu Temesa in Unteritalien und auf Euböa angelegt. Doch bezogen sie auch groſse Mengen von Kupfer durch den Handel. Ezechiel sagt 1): „Javan, Thubal und Meschesch handelten mit dir und gaben dir für deine Waren Sklaven und Kupfergeschirr“. Thubal und Meschesch soll das Land der Tiba- rener und Moscher zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meere gewesen sein, welches Xenophon bei dem Rückzuge mit seinem Heere besuchte und der dort über die allgemeine Verwendung des Kupfers zu Hausgeräten erstaunte. Das berühmteste Metall der Phönizier und nächst dem Silber ihr wichtigster Handelsartikel war aber die Bronze oder das Erz. Es ist möglich, daſs die Komposition dieser Legierung ihre eigene Erfindung war. Wenn aber auch vielleicht die Entdeckung von einem andern Volke ausging, so waren es doch die Phönizier, die dieser Komposition die allgemeine Verwendung und Verbreitung in allen Ländern, mit denen sie in Handelsverbindung standen, verschafft haben. Ihr aus- gebreiteter Erzhandel basierte zum Teil auf dem Reichtume ihrer Kolonieen an Kupfer, zumeist aber auch auf der vollständigen Mono- polisierung des Zinnhandels. Woher die Phönizier in ältester Zeit das Zinn bezogen, ist eine wichtige Frage, die noch nicht ganz aufgeklärt ist, denn es steht fest, daſs die Entdeckung des Erzes älter ist, als die Entdeckung des See- weges nach der britannischen Küste. Wir können nicht umhin, diese Frage hier nochmals eingehend zu prüfen. In Kanaan wird kein Zinn gefunden, ebensowenig in den aramäischen und arabischen Nachbar- ländern. Weder in Ägypten noch in Kleinasien oder Mesopotamien ist ein Zinnvorkommen bekannt. Das Zinn muſs also aus weiter Ent- fernung nach Phönizien gebracht worden sein, und dies ist allerdings ein Umstand, der die Erfindung der Zinnbronze durch die Phönizier zweifelhaft erscheinen läſst. 1) Ezechiel, 27, 13.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/206>, abgerufen am 27.11.2024.